01.08.2008

Metallica und Lenny Kravitz in Sofia






Es ist schön, dass trotz des niedrigeren Lohnniveaus auch internationale Showgrößen den Weg nach Bulgarien finden. Dafür kann es auch mal etwas länger dauern. Metallica war das letzte Mal vor neun Jahren in Plovdiv, Lenny Kravitz gar das erste Mal in seiner immerhin 19jährigen Karriere. Sicher, Ticketpreise von 25Euro sind kein hoher Anreiz, dafür lockt ein begeisterungsfähiges und dankbares Publikum. Es macht halt schon einen Unterschied, ob man das x-te Konzert sieht, oder das erste im Land.

Ich hatte das Glück an Karten für beide Shows zu kommen (nochmals besten Dank, Nico).

Die Stimmung war bei beiden Shows großartig, die Leute sind richtig steil gegangen. Lenny kam garnicht mehr aus dem Staunen heraus und ließ sich gar dazu hinreißen zweimal zu den Fans zwecks Handshake abzusteigen. Metallica war dafür das größere Event, 50.000 Zuschauer waren es im Vasil Levski Stadium, das normalerweise nicht für Konzerte offensteht. Dazu jede Menge pyrotechnischer Effekte und Metallica, deren Lieder man auch dann kennt, wenn man kein langhaariger Metal-Fan ist.

Bei Lenny waren definitiv mehr Frauen im Publikum. Insgesamt dauerten beide Shows inkl. Zugabe gute zwei Stunden.

Ein super Wochenende also!

Pozdravi aus Varna!

Ivan

25.07.2008

EU-Kommission vergibt schlechte Noten

Halbjahreszeugnis mies, Versetzung des Kandidaten gefährdet.

Vorerst ohne Abendessen ins Bett, bis Besserung eintritt.

System Zuckerbrot und Peitsche. Bulgarien glaubt halt immer noch als kleines Balkanland an der Peripherie unter dem Radar fliegen zu können. Dabei steht es im vollem Rampenlicht. Eine Rolle, an die es sich erst mühsam gewöhnen muss.

Es war schon immer schwer, liebgewonnen Gewohnheiten zu ändern. Nimm einem Raucher seine Zigarette.

Mir persönlich tut es leid für das Land, das wegen der Gier einiger weniger, die große Mehrheit leiden muss, bzw. nicht in den Genuß der positiven Errungenschaften kommt, die aus der EU-Mitgliedschaft erwachsen. Diese sogenannten bulgarischen Eliten verspielen Bulgariens Zukunft.

Gruß
Ivan

P.S: Der vollständige Report zur Lektüre:
http://ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/cvm/progress_reports_en.htm

Weitere Artikel:
http://www.eubusiness.com/news-eu/1216813621.74

http://www.novinite.com

23.07.2008

The little differences...Autofahren



Über die Unterschiede des Autofahrens in Bulgarien habe ich bereits des öfteren geschrieben. Trotzdem wollte ich hier noch eine kleine Liste über Merkwürdigkeiten und Kuriositäten des Verkehrs erstellen, der Übersicht halber:

- Ampeln an einer Kreuzung stehen einmal direkt an der Haltelinie und dann noch einmal hinter der Kreuzung.
- Manche Ampeln haben eine Restlaufanzeige, die die Sekunden angeben wie lange die Grün- oder Rotphase noch geht.
- Gelbphasen sind extrem kurz, besonders wenn man aus Köln kommt.
- Viele Autos der gehobenen Preisklasse von namhaften deutschen Herstellern tragen auffallend häufig ein deutsches Kennzeichen aus SHA. Anscheinend gibt es eine geheime Connection zwischen bulgarischen Sehr-Gutverdienern und einem Autohändler aus Schwäbisch Hall.
- Aus unerfindlichen Gründen sieht man häufig Autos, die auf Autobahnen auf dem Standstreifen fahren. Das ist auch hier nicht nur verboten, sondern extrem gefährlich. Besonders, auch für die Radfahrer, die dort ebenso verbotenerweise fahren...
- Hinweisschilder für Baustellen werden gerne mal "vergessen" und stehen auch weiterhin neben frischem Asphalt.
- In Sofia gibt es auch animierte Fußgängerampeln. Das grüne Männchen bewegt die Beine.
- Gebühr fürs Abschleppen beträgt in Sofia 29lv oder 15Euro. Dazu kommt noch eine Taxifahrt und eine stündliche Aufbewahrungsgebühr in Höhe von 1,30lv.
- Manche Parksünder erhalten allerdings auch eine Kralle. Oft sind darunter auch Autos, bei denen man auch ohne Kralle nicht sicher sein kann, ob es sich fortbewegt. Der neuere und deutlich teuere Nachbarwagen bleibt jedoch verschont.
- Zu Autos, die so ungeschickt abgestellt werden, dass sie gleich zwei Parkbuchten blockieren, sagt man auch, sie wurden auf rumänische Art geparkt.
- Erst heute habe ich einen Audi TT als Polizeiwagen gesehen.
- Blaulicht bekommt man mit guten Kontakten und einem kleinen Backschisch.

Pozdravi
Ivan

20.07.2008

Beloslava in Kaliakria















Gestern haben wir wieder einen Ausflug gemacht. Diesmal ging es nach Kaliakria, das ist vor einige Kilometer vor dem Kap Kaliakra. Dabei handelt es sich um eine Ferienapartment-Anlage, die sich teilweise noch im Bau befindet und über eine Schotterpiste zu erreichen ist. Sie wurde direkt auf die Steilküste gesetzt und bietet einen grandiosen Ausblick über das Meer. Viele Apartments scheinen noch frei zu sein. Da wir erst um halb vier von zu Hause losgefahren sind, unterwegs noch etwas gegessen haben, kamen wir also gegen 18h an. Es sind immerhin 65km zu fahren. Wir schafften es also gerade noch eine Runde in dem sehr schönen Pool zu drehen, dessen Ende so angelegt ist, das es scheint, als würde er seine Fortsetzung im Meer haben. Der starke Wind ließ uns etwas frösteln. Die Wartezeit bis zum Konzert, das für 21h angesetzt war, vertrieben wir uns mit Chillen, Lesen und Trinken.
Als dann Beloslava so gegen 22h anfingen, waren wir allerdings schon etwas schläfrig geworden in unserem Himmelsbett. Der ruhige Stil ihrer Musik konnte uns auch nicht mehr richtig hochreißen, hinzu kam, dass wir beharrlich vom Bedienungspersonal ignoriert wurden. So traten wir dann um 23h die Heimreise an.

Pozdravi


Ivan


16.07.2008

The little differences...

- Speiseeis wird in Gramm abgerechnet.
- Arbeitszeit heißt nicht, dass dann auch gearbeitet wird. Manchmal steht man vor verschlossenen Ladentüren, obwohl laut Öffnungszeiten jemand darin arbeiten sollte.
- Man darf pro Tag nicht mehr als 400 Leva abheben und auf der Bankkarte steht zwar Visa, ist aber nur eine EC-Karte. Dispokredit gibt es nicht. In Bulgarien gibt es auch eine Allianzbank. In Deutschland heißt sie ja Dresdner.
- Bulgaren kaufen kein Obst und Gemüse, die kommen aus Opas Garten.
- Wenn etwas kaputt geht, dann repariert man es entweder selbst, oder man kennt einen, der sich damit auskennt. Es zum Kundendienst oder Spezialisten zu geben, ist undenkbar. Frauen erwarten, dass man praktisch alles im Alleingang reparieren kann. Das Wort Remont sollte man sich merken.
- Bulgaren sind das am besten ausgebildete und intelligenteste Volk auf der Erde. Zumindest nach eigener Einschätzung.
- Bulgaren sind sehr abergläubisch. Durch offengelassene Klodeckel dringen böse Geister ins Haus, aus auf dem Boden abgestellte Taschen läuft das Geld weg und wenn sie sich erschrecken, spucken sie dreimal ins Hemd, um die bösen Geister zu vertreiben.
- Obwohl wir hier direkt am Meer leben, ist in Fischrestaurants eine Forelle günstiger als ein Salzwasserfisch.
- Bulgaren mögen keine Leute, die mehr verdienen als sie selbst. Aber auch keine die weniger verdienen...
- Letzte Woche war ich das erste Mal in einem digitalen Kino. In Bulgarien. Hankock haben wir uns angesehen, ein seltsamer Film...
- Man kann hier japanisch sprechende Schuhverkäuferinnen (Camper) treffen.
- Es gibt hier in Restaurants und Cafés wie bei Ally McBeal Unisex-Toiletten. Man geht da rein, wo frei ist. Anschließend trifft man sich beim Händewaschen.

Pozdravi
Ivan

Ubi bene ibi patria

Dort wo man sich wohl fühlt, da ist Heimat, wie der alte Lateiner sagt und ich finde da ist auch was dran.

Mittlerweile bin ich ja nun drei Monate in Bulgarien und kann sagen, dass ich mich gut eingelebt habe. Sicher, mein bulgarisch ist noch nicht verhandlungssicher, aber für kleine Gespräche reicht es. Allerdings könnte ich noch mehr Vokabeln lernen. Eine Sprache im Selbststudium zu erlernen erfordert nun mal Disziplin.

Heute ist es etwas kühler geworden und windig, außerdem hat es gestern gut geschüttet. Wir haben also deutsche Verhältnisse. ;-)
Die Tage davor waren sonnig und heiß, mir gefällt die Abkühlung. Das kommt einem entgegen, wenn man arbeiten muss...

Wie es übrigens deutschen Firmen in Bulgarien ergeht, kann man dem kritischen Artikel der Wirtschaftswoche entnehmen:
Deutsche Unternehmen in Bulgarien: Survival in der Schattenwirtschaft

Ach ja, Nico wurde auch zitiert.
;-)

Gruß
Ivan

11.07.2008

in memoriam KNUT LEBUSER

Mir geht es zur Zeit nicht so gut. Wie ich gestern erfahren musste, hat sich ein sehr guter Freund von mir das Leben genommen.

Es kam völlig überraschend und ich bin noch immer völlig fassungslos. Es hängt wohl damit zusammen, dass am letzten Wochenende seine Freundin ihn für einen anderen hat sitzenlassen. Ich hatte noch versucht ihn aufzumuntern, auch wenn so etwas in so einer Situation nur bedingt erfolgreich sein kann.

Ich kann, ich will es einfach nicht glauben. Es ging alles so schnell und jetzt fühle ich mich einfach nur hilf- und kraftlos. Wie vom Laster überrollt.

In gewisser Weise bin ich auch sauer auf ihn, wie er sowas überhaupt machen konnte und die Leute die ihn mögen und schätzen so vor den Kopf zu stoßen. Ich habe mit ihm am letzten Wochenende mehrmals gechattet, so wie ich es bereits seit Jahren mit ihm mache, eigentlich spielte sich unsere Freundschaft hauptsächlich online ab, umso mehr fehlt er jetzt als Person. Ich wusste von den Problemen mit der Frau und das ganze Drumherum. Sicher, so eine Verletzung und die Art und Weise, wie sie das gemacht hat, muss für jeden ein schwerer Schock sein. Dazu so überflüssige wie demütigende Aktionen wie Fotos von den beiden auf StudiVZ zu löschen. Das hatte was von Nachtreten. Was sollte das?! Ich will ihr um Gottes Willen nicht die Schuld geben, aber es muss sich in ihm etwas zusammengebraut haben, das eine solche Wucht entfallten konnte. Ein so heftiger Wunsch, es ihr auf die schlimmste nur denkbare Art heimzuzahlen.

Aber wir alle haben doch auch unsere Erfahrung in der Hinsicht machen müssen. Wir wissen auch, Zeit heilt alle Wunden und mit der Zeit vergeht auch der größte Schmerz, manchmal schwelt er auch unter der Oberfläche weiter, aber man lernt damit zu leben. Hätte man ihm altklug zurufen sollen, warte doch noch ein paar Wochen, Monate und du wirst sehen, das Leben geht weiter?!

Vielleicht, wenn man es gewußt hätte.

Aber auch nach mehrmaligen Lesens der Chatprotokolle vom Sonntag, kann ich keinen Hinweis darauf finden, was er sich antun könnte. Er erzählte mir auch von seinem Plan, ein intimes Video der beiden online zu stellen. Mit Mühe konnte ich es ihm ausreden. Habe ich ihm aber damit ein Ventil genommen?! Wusste er sonst nicht wohin mit dem Schmerz, als ihn gegen sich selbst zu richten?! Was ging in ihm vor???

Ich kann Verschwendung nicht leiden und das was er gemacht hat, war die größte Verschwendung überhaupt, bei allen seinen Talenten, seinem Wesen, seinem ganzen Sein, sein Einsatz für andere, für die Capoeira.

Verzeiht wenn ich das so hart sage, aber da sind ganz andere Leute, bei denen man sich wünschte, sie würden sich das Leben nehmen...

Wenn man sich nur das alles vor Augen führt, gerade sein Studium zu Ende gebracht, das ihm viel Mühe gekostet hat. Ich weiss schon nicht wie oft ich ihn ermutigt habe, nicht aufzugeben, sondern es durchzuziehen, die Freude es geschafft zu haben, mit einer sehr guten Note dazu. Ein guter Job in Aussicht, Sommerzeit. Er wollte mich hier in Bulgarien besuchen kommen, hatte bereits nach Flügen gesucht. Es hätte was werden können. Und jetzt versetzt er uns alle...

Knut, du wirst mir fehlen!

Ivan

03.07.2008

Erdbeben zum Dessert

Als hätten wir uns nicht schon genug über das morgendliche Feuerwerk erschrocken, gab es noch eine Erdbeben nachmittags um 3.

Light Quake Shakes Sofia amid Powerful Military Storehouses Blasts

Bei uns im Büro hat es kurz gewackelt...

Mami, ich will nach Hause!!!

Pozdravi

Ivan

Bombige Stimmung hier






Heute morgen gegen 6:45h wurden wir unsanft aus unseren Träumen gerissen. Eine gigantische Explosion in einem Munitionslager vor der Stadt verursachte einen Knall, der in der ganzen Stadt zu hören war. Türen und Fenster erbebten. Erst hielt ich es für ein sehr starkes Gewitter, doch der Himmel war blau und nach den ersten zwei großen Explosionen folgten viele kleine, die zu einem Grummeln und Donnern führten, die noch eine Stunde lang hörbar waren. Ich schaute in den Himmel, ob irgendwo Rauch aufstieg, konnte aber nichts sehen. Kurze Zeit später berichteten die Morgensendungen bereits darüber. Laut offiziellen Meldungen wurden keine toxischen oder radioaktiven Stoffe freigesetzt. Dennoch wurden die Menschen aus der näheren Umgebung evakuiert. Aus Sicherheitsgründen wurde auch der nahegelegene Flughafen von Sofia gesperrt.

Auch Spiegelonline berichtete bereits:
Explosionen in Munitionslager erschüttern Sofia

Ausführlichere Infos auf Englisch unter:
Novinite.com

Pozdravi
Ivan

26.06.2008

Wegelagerer

Letzten Samstag wurde ich von einem gefährlichen und zeitraubenden Irrglauben befreit: Dem Glauben daran, dass ein deutscher Führerschein eine Art Immunität gewährleistet. Da es kein Abkommen zwischen Bulgarien und Deutschland bezüglich dem Austausch von Verkehrsdelikten gibt und, wie bereits geschrieben, Verkehrsstrafen auf den Führerschein registriert werden. Das geht aber nur bei bulgarischen Führerscheinen. Daher ist das Prozedere bei ausländischen Führerscheinen ungleich höher und so ließen mich Verkehrspolizisten bisher ungestraft weiterfahren.

Bis eben zum letzten Samstag. Dessy und ich waren gerade auf dem Weg nach Albena, als ich statt der erlaubten 60 mit 84 unterwegs war. Dazu muss man sagen, dass sich auf dieser Strecke eine vierspurige, gut ausgebaute und mit Mittelleidplanke versehen Straße befindet. Keiner kriecht da mit 60 entlang...

Da wurde ich dann von den uniformierten Wegelagerern herausgewunken. Die Frage, ob ich bulgarische verstünde, verneinte ich. In der Hoffnung, dass sie keine Fremdsprachen sprechen und sich nicht mit mir lange rumschlagen wollten. Erste Fehleinschätzung.

Ich musste aussteigen, sie zeigten mir das Radar. 84 km/h versteht man halt auch so...

Die beiden hatten wohl ihren guten Tag und fingen gleich an, mir eine "Akte" zu schreiben, ein ausführlicher Strafzettel. Da schwante mir Böses und ich ging zu Dessy zurück und erzählte ihr, was die vorhaben. Also ging sie hin, um mit ihnen zu reden, ob man das denn nicht anders regeln könnte. Dies lehnten sie ab, sie hätten schon mit der Akte angefangen und außerdem könne man die Überschreitung nicht aus dem Speicher löschen. Wenn sich zu diesem Vorgang keine Akte fände, würden sie Probleme kriegen, was ich aber bezweifle.

Der Polizist schrieb und schrieb. Am Ende sollte ich das unterschreiben. Ich lehnte ab und beharrte auf einer Übersetzung. Außerdem sollte er die Toleranz rausrechnen, so wie man das aus Deutschland kennt. Hier nicht. Dessy hat mir den Wisch dann übersetzt. Falls ich nicht unterschriebe, würde ich es nur komplizierter machen, noch komplizierter?

Anschließend mussten wir den Polizisten aufs nächste Revier folgen.

Anscheinend war ich der erste seit langem, der sich nicht vorher per Backschich den Weg frei gekauft hat. Sie mussten erstmal rumtelefonieren und in Büchern blättern, was in solchen Fall zu tun sei. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde dann mein Strafmaß verkündet: 50lv oder 25€. Eigentlich darf man seit neuestem Strafen bis 50lv direkt bezahlen. Wir wurden darüber informiert, dass dies aber nur in Sofia möglich sei. Hilfe!

Ich würde meinen Führerschein allerdings nur gegen Bezahlung wieder bekommen. Aus naheliegenden Gründen, darf man aber nicht direkt bei der Polizei bezahlen, sondern muss eine Bank finden. Der nächste Bankschalter hatten allerdings Samstag zu, natürlich. Die Polizisten empfahlen uns, zu einem der größeren Hotels zu gehen, die über einen offenen Schalter verfügen würden. Fahren durfte ich. Ok, wir fanden Hotel und Bank, aber wie so oft, war wieder mal Poschiwka (Mittagspause). Na klar. Also nutzten wir die Zeit und kühlten unsere Gemüter mit einem Eis. Mittlerweile hatte die Bank ihre Mittagspause beendet. Da der anliegende Parkplatz nochmals 5 lv gekostet hätte, stellte ich mich ins Halteverbot. Falls sich jemand daran stören sollte, könnte ich ja immer noch weiterfahren. In Bulgarien ist ja immer alles solange erlaubt, bis es jemand ausdrücklich verbietet.

Grober Fehler.

Es dauerte nicht lange und ich wurde von einer Streife entdeckt. Auf die obligatorische Frage, ob ich die hiesige Sprache sprechen würde, antwortete ich reflexartig mit Nein. Also übergab ich die Fahrzeugpapiere. Dabei merkte ich, dass mein Führerschein sich noch auf dem Revier befand. Der Uniformierte wurde langsam ungeduldig. Ich schaute ihn nur an und zuckte mit dem Schultern, durfte ja nichts sagen... Irgendwann schlurfte er zum Polizeiwagen zurück, um sich Verstärkung zu holen. Währenddessen rief ich Dessy an und berichtete ihr von meiner erneuten Zwangslage. Sie kamen zurck. Dadurch ließ ich mich aber nicht stören und bedeutete ihnen, dass ich erst mein Gespräch beenden wollte.

Dritter Fehler.

Ich war halt schon angenervt. So langsam änderte sich deren Tonlage. Ich sollte, das Gespräch unverzüglich beenden. Mit Dessy wollte auch keiner reden. Dann platzte es aus mir heraus und ich gab an, dass mein Führerschein bei der Polizei liegt. Der Bulle wurde hellhörig.
Warum??
Wegen ner Akte.
Was!

Ich hörte bereits die Handschellen klicken. Da kam noch ein Dritter Polizeibeamte, der mich vom Revier aus kannte. Als ich ihm erklärte, dass Dessy gerade in der Bank das Ticket bezahlt, beruhigte sich die Situation wieder. Sie ließen von mir ab. Nicht ohne mir eine Standpauke mitzugeben, warum ich gelogen hätte, das ich kein bulgarisch verstünde. Die Frage, ob es denn dafür auch einen Strafzettel gibt, verkniff ich mir.

Ich war bedient.

Währenddessen hatte Dessy auch ihre liebe Not mit der Bank, erst wusste die Schalterbedienstete nicht, wohin sie das buchen sollte. Dann wollte der Computer die Überweisung nicht annehmen. Also musste sie eine Kollegin anrufen, die schließlich die Überweisung vornahm.

Wir konnten meinen Lappen endlich abholen gehen. Das ganze hat uns also 25€, jede Menge Nerven und geschlagene drei Stunden unseres Lebens gekostet.

Endlich konnten wir nach Albena weiterfahren. Bei unserer Ankunft ergoß sich ein Wolkenbruch auf uns hernieder. Was sonst...

Pozdravi

Ivan

25.06.2008

Banküberweisung

Ich mecker ja gerne, das hier manches rückständiger ist und seine Zeit braucht, auf der anderen Seite dauern hier Banküberweisung gerade mal einen Arbeitstag. Habe gestern meine Gebühr für ein Jahresabo von Vagabond, ein sehr lesenswertes englischsprachiges Magazin für X-Pats (so nennt man Ausländer hier und woanders natürlich auch)überwiesen. Heute mittag erhielt ich eine Mail vom Aboservice, in der sich der Abodienst für die Überweisung bedankt hat. In Deutschland braucht ja jede läppische Überweisung fast ne ganze Woche. Die kassieren in der Zeit ja die Zinsen...

Pozdravi
Ivan

Byzantinische Bürokratie

Habe heute meine Selbstständigkeit angemeldet, war wie zu erwarten ne ziemliche Rennerei...
Komme mir bei solchen administrative Sachen oft vor wie ein Pionier, ich scheine meistens der erste zu sein, der sowas machen will, als Ausländer. Erst versuchen sie einen abzuwimmeln, dann schauen sie nach oder telefonieren rum und dann decken sie einen erstmal mit nem Stapel Formulare zu. Außerdem wollen sie immer alles in doppelt und dreifacher Ausführung. Natürlich hat auch dann der einzige Kopieshop weit und breit gerade dann seine einstündige Mittagspause, wenn sie die x-te Passkopie haben wollen. Bei einem Zahlendreher wollten sie tatsächlich, das ich das ganze Formular neu ausfülle, in zweifacher Ausfertigung. Gottseidank hat mir Vali beigestanden, alleine wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Erwäge bereits so eine Agentur hier zu gründen, die solche Dinge abwickelt, kann immerhin auf einige Erfahrung blicken: Aufenthaltsgenehmigung, Autoanmeldung und anderes.

Heute wird erstmal Fussball geschaut, Dessys Chef hat einen Tisch in einem Strandlokal reservieren lassen und den halben E.on BG Vorstand eingeladen, mal sehen wie das wird. Dessy hatte da nicht so Bock drauf, aber alleine zu Hause zu schauen fanden wir beide auch nicht so prickelnd und andere Deutsche kennen wir hier in Varna nicht.

Also hajde!

Pozdravi
Ivan

Nachtrag zu den gefällten Bäumen

Die sind mir hier manchmal schon lustig.
Habe ja vorher über die Baumfällaktion in dem Sevastopol Park berichtet. Die anschließenden Proteste seitens der Bürger hat die Verantwortlichen wohl aufgeschreckt. Also bisher ist aus dem Park noch kein Parkplatz geworden und auch kein neues Buisness center. Stattdessen wurden neue Bänke und große Plakate aufgestellt, die die Aktion als für die Entwicklung und dem Wachstum der Bäume förderliche deklarieren. Aber der beste Satz ist noch, wo davon die Rede ist, das dies dem Prinzip der Schönheit dienen soll.

Was soll man da sagen...

Pozdravi

Ivan

17.06.2008

Mall Mania in Varna

Am Sonntag haben wir den neuen Mall Varna besucht. Nach Eigenwerbung das größte Bulgariens. Neben den obligatorischen Klamottenläden verfügt das Mall nicht nur über den ersten bulgarischen Burger King, Camper Shop und Kinokomplex mit acht Sälen, sondern auch über eine Schlittschuhbahn. Die ist allerdings noch nicht fertig geworden. Wenn ich das richtig gesehen habe, besteht die Lauffläche aus einem Kunststoff und nicht aus Eis, wie man das erwartet würde. Ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz?!

Putzig zu sehen, wie sich die Leute aufbrezeln, bevor sie ins Mall gehen.

Mal sehen, wie gut besucht es in einigen Monaten sein wird, wenn der Reiz des Neuen verflogen ist und man sich die teuren Sachen mit seinem hiesigen Gehalt nicht leisten kann.
Außerdem sind noch drei weitere Malls allein in Varna im Bau.


Hier gehts zur Seite des Malls:

Mall Varna

Pozdrawi
Ivan

Haben Bulgaren bessere Augen?

Oder wollen sie sie nur besser schützen. Ansonsten verstehe ich nicht, warum bei den meisten Optikern Zweidrittel der Vitrinen mit Sonnenbrillen gefüllt sind und der kümmerliche Rest in der Ecke mit Brillen zur Korrektur von Sehschwächen?!

Oder gilt die Devise: Lieber besser aussehen als besser sehen.

Im übrigen sind große Sonnenbrillen im Stubenfliegen Design schwer angesagt.

Pozdrawi
Ivan

16.06.2008

Bulgarisches FBI

Im Januar wurde eine Inlandsgeheimnis in Bulgarien gegründet, die Staatliche Agentur für Nationale Sicherheit (SANS). Deren Chef Petko Sertow wurde von Der Welt interviewed:

Bulgarisches FBI räumt im Korruptionsfilz auf.

Wünschen wir ihm viel Erfolg!

Pozdrawi
Ivan

15.06.2008

Kap Kaliakra






Letzten Sonntag haben wir (Dessy, Ivo und ich) das Kap Kaliakra besucht. Es liegt ca. 60km nördlich von Varna und ist über eine gut ausgebaute Straße erreichbar. Dabei kommt man auch an Kavarna, das vor allem durch seinen rockmusikbegeisterten Bürgermeister und das jährlich stattfindende Rockfestival bekannt ist.
Kap Kaliakra ist das bekannteste Bulgariens. In den 70m hohen und stark zerklüfteten Felsen nisten eine Vielzahl von Vogelarten. Kaliakra war außerdem eine gut gesicherte Festung und beherbergte auch ein Kloster. Von diesem Ort sollen sich der Sage nach 40 Jungfrauen an den Zöpfen festgebunden und in den Tod gesprungen sein, um einer Konvertierung und einem Leben in einem türkischen Harem zu entgehen.
Mehr zu Kaliakra auch bei Wikipedia.
Anschließend sind wir zu einem Muschelrestaurant in der Nähe gefahren und haben den Abend bei Muscheln und Bier ausklingen lassen.

Pozdrawi
Ivan

Schein oder nicht Schein



In Bulgarien macht man häufig die Erfahrung, dass die Dinge in Wirklichkeit nicht so sind wie sie erscheinen. Ein gutes Beispiel zeigt das Video. Da man beim Fahren auf der Landstraße immer Ausschau hält, ob sich hinter der nächsten Kurve oder dem nächsten Busch nicht ein Polizeiwagen versteckt hält und zu einem ungeplanten Zwischenstopp rauswinkt, ist man auf die weißen Polizeiwagen und Uniformierte mit Warnwesten konditioniert. Da kann schon ein Pappkamerad kurz für einen kleinen Schrecken sorgen. Allerdings hält der Effekt nur kurz an und spätestens beim dritten Mal bleibt man auf dem Gaspedal. Das wissen auch die Verantwortlichen und haben im nächsten Schritt auf die Werbeschilder, an denen die Attrapen stehen, Videokameras installiert. Ob die nun echt sind oder auch nur wieder günstige Menté-Kameras, konnte der Autor nicht feststellen.

Menté kommt aus dem türkischen und bedeutet soviel wie Fake, nicht das was es vorgibt zu sein usw. Ein Prinzip, das hier nicht nur im Straßenverkehr verbreitet ist. Aldo und Lidi Märkte habe ich bereits vorgestellt. Die Liste kann man beliebig erweitern. Speisekarten in Restaurants enthalten oft Speisen, die man leider gerade nicht bestellen kann, warum auch immer. Grimmig schauende Männer in dunklen Limosinen und 4x4 sind natürlich "Buisnessman" und keine Mafiosi. Schließlich hat der frisch berufene Innenminister festegestellt: In Bulgarien gibt es keine Mafia. Ne, is klar. Und die Titten von Chalgasängerinnen sind auch echt.

Pozdrawi

Ivan

13.06.2008

Artikel in der Financial Times

In der englischen Ausgabe der Financial Times ist ein sehr gut recherchierter Artikel über die bulgarischen Verhältnisse und wie tief verwurzelt Korruption und organisierte Kriminalität hier ist.
Hier zum Artikel:

At Europe’s wild frontier: How Bulgaria is struggling to combat organised crime

Pozdrawi
Ivan

P.S: In diesem Sin City war ich übrigens auch schon, vor der Tür parkte ein Lamborghini und drinnen das beschriebene Publikum.

11.06.2008

Auf dem Mediamixx Festival in Albena

0baa3f422a4e668a9eb87e78d4d158f3.jpg (JPEG-Grafik, 600x400 Pixel)

EM in BG

Schade, das es die bulgarische Mannschaft nicht zur EM geschafft hat. Es gibt durchaus gute Spieler hier, wie Berbatov und andere, die im Ausland für sehenswerte Tore sorgen. Leider überfällt sie eine Ladehemmung, sobald sie mit Landsleuten in einem Team spielen müssen. Bulgaren sind keine geborenen Teamplayer.

So muss man hier auf Public Viewing (falls sowas überhaupt geplant war) und Fahnenmeere verzichten. Auch eine gesteigertes Interesse ist hier nur bei den Ausländern zu finden, auch wenn alle Spiele hier auf Diema live übertragen werden. Gestern haben wir (Ivo, Mitko Jotov und ich) uns in einer Sportsbar bequem gemacht, die nur zur einen Hälfte mit bulgarischen Gästen und zur anderen Hälfte von mehr als desinteressiertem Personal gefüllt war (sowohl am Sport als auch an den Gästen). Das Spiel Schweden x Griechenland verfolgten wir an einem der zahlreichen Flachbildschirmen. Den antiquierten Rumpelfussball der Griechen straften die Schweden mit einem schönen Tor von Ibrahimovic und einem eher kuriosen Tor. Außerdem amüsierten wir uns noch über griechische Nickligkeiten, die danach mit Unschuldsminen garniert wurden. Anschließend beglückwünschte ich noch Mathias (er ist Schwede) per Handy, der sich sehr über das Ergebnis gefreut hat.
Morgen findet die Vollversammlung der deutsch-bulgarischen Handelskammer im Sheraton statt. Es soll für eine Liveübertragung des Deutschlandsspiels auf Leinwand gesorgt sein.

Vielleicht kommt da ja mehr Stimmung auf.

Pozdrawi
Ivan

07.06.2008

Alles Bul, oder was?

Guten Morgen,

Bulgaren lieben es ihre Ländersilbe überall dran zu hängen:
Die Versicherung heißt Bulstrat, die Bank Bulbank und die Handygesellschaft GloBul.

Wie würde das denn klingen, wenn die Deutschen überall ein Deu dranhängten?!

Pozdrawi
Ivan

04.06.2008

Vessko, der Problemlöser

Manchmal wünschte man sich auch im wirklichen Leben so jemanden, einen, der Probleme löst, ähnlich dem Problemlöser aus Pulp Fiction. Für das Dickicht der bulgarischen KFZ-Zulassungsstelle habe ich mir einen Führer geleistet. Er heißt Vessko und erschien mit seiner lässig ins Haar gesteckten Sonnenbrille, seiner Cargo-Bermuda und seinen leicht angegrauten Haaren und versprach uns eine reibungslose Zulassung. Seine Arbeit ist es vor allem Zeit zu sparen, denn mein erster Versuch die Zulassungsstelle im Alleingang zu erobern, ging gründlich in die Hose. Der sozialistische Umgangston mit dem Volk steckt den Schaltereamten nocht tief in den Knochen. Meine vorgelegten Dokumente (Fahrzeugpapiere, Ausweise) schob die Zulassungsstellenbeschäftigte mit den Worten Graschdanska Odgowornost. Genau, so habe ich auch geguckt. Ihrer wild fuchtelnden Hand folgend sah ich dann die Versicherungsbüros auf der anderen Seite des Parkplatzes. Also rief ich Vali an, die eine Freundin mit eigener Versicherungsagentur hat. Die versprach mir einen günstigen Tarif, 70 Euro für ein Jahr Haftpflicht für den Honda Civic. Das hörte sich vernünftig an, also schnell hingefahren, Vertrag unterschrieben, Vali abgeholt und zurück zur Zulassungsstelle (KAT). Dort wartete wie gesagt Vessko.

Der TÜV wurde vorher auch abgehommen. Im Grunde bestand er aus einer Prüfung der Blinker und ob das Auto über einen Motor verfügt. Nach einer Stunde wurden dann die Kennzeichen angebracht.

Jetzt ist auch das Auto ordentlich registriert.

Pozdrawi
Ivan

P.S: Das Kennzeichen lautet: B 6809 PB.

31.05.2008

Bulgarischer Canyon






Die Bilder sind schon etwas älter, aber ich kam erst jetzt dazu sie abzuloaden. Sie zeigen, wie wir durch einen Canyon in der Nähe von Veliko Tarnovo stiefeln. Spektakulär sind die abenteuerlich anmutenden Holzbrücken über den Fluss, die mit EU-Hilfe sicher gemacht wurden, worauf ein großes Schild am Eingang extra hinwies. Das gab Vertrauen. Sicher, er kann nicht mit einem gewissen Grand Canyon mithalten, aber für einen entspannten Nachmittag in der Natur reicht er allemal. 


28.05.2008

Spritpreise

In Bulgarien sind die Preise durchschnittlich wie folgt:

Super Benzin (95): 1,16€
Diesel: 1,26€

Wobei es hier noch unterschiedliche Dieselsorten gibt, wie Sprintdiesel oder Eurodiesel, im Winter noch Alpindiesel, die sich ihrerseits im Preis unterscheiden.

Daher protestieren hier die LKW-Fahrer.
Ob es was bringt ist fraglich...

Pozdrawi
Ivan

Aldo und Lidi, oder wie viel Sangria geht in einer halben Stunde?


In Bulgarien kann man nicht nur Fake-Guccie-Sonnenbrillen und Adidat-Hosen kaufen, sondern gleich im gefakeden Aldi oder Lidl-Supermarkt einkaufen.

Der Fake von Fake? Aldu! Fake heißt auf bulgarisch übrigens Menté.

Spazieren am Goldstrand.
Sangria ohne Limit, aber bitte nur von 22h bis 22:30h. Wie viel schafft man in dieser Zeit?

Chillige Straßenkatze in Sofia. Wenn man wieder mal in der Hetze ist, einfach mal 2 min auf das Bild schauen und einfach mal hängenlassen...

27.05.2008

Abiturienti

Am letzten Freitag wurden in Bulgarien die letzten Abiprüfungen geschrieben und seitdem sieht man ständig Horden ausgelassener Abiturienten (abiturienti) durch die Städte ziehen. Autos (von Verwandten oder Freunden) werden dazu mit bunten Luftballons geschmückt. Vor Festsälen und Hotels sieht man herausgeputztes Jungvolk auf den Einlass zum Abiball warten. Außerdem zählen sie gerne im Chor bis 12 (ich nehme stark an, diese entspricht den Schuljahren) und schreien dann los. Das ging nun das ganze Wochenende so. Ob sie hier auch den Brauch des Abischerzes kennen, ist mir noch nicht bekannt, werde ich aber recherchieren.

Die Hochschulreife wird hier übrigens wie in Deutschland Abitur genannt. Das Wort leitet sich vom lateinischen Verb abire= davongehen ab.

Pozdrawi
Ivan

26.05.2008

Eurovision Songcontest und die deutsch-bulgarische Connection

Dobro utro,

Eurovision Songcontest ist wieder vorbei und jedes Jahr wiederholt sich das Spektakel. Ein ehemaligs Ostblockland gewinnt und der Westen ist beleidigt. Sicher gibt es ein Ungleichgewicht zugunsten der Ostländer, aber die westlichen Länder machen nicht den Anschein, als wollten sie auch gewinnen. Wenn man sich die Beiträge aus Frankreich oder Spanien anschaut, so ist das vielleicht unterhaltsam, aber gewinnen tut man so nicht. Russland hingegen hat 10 Mio auf den Tisch geknallt, einen Eiskunstweltmeister, einen Stargeiger (wie hieß der noch gleich), einen Starproduzenten (Timbaland) und einen Star namens Dima Bila engagiert. Die wollten es wissen.

Deutschland bringt dagegen eine Castingtruppe auf ihrer Comebacktournee. Die 12 Punkte aus Bulgarien sind natürlich nicht der musikalischen oder performerischen Qualität des Auftritts zu verdanken, sondern letztlich auf Lucy gemünzt. Sie ist hier eine der Juroren bei Musicidol und konnte so einige PR nebst Gastauftritts der No Angels in der Show machen. Hinzukommt, dass der bulgarische Beitrag nicht ins Finale gekommen ist. Sicher eine Ohrwurm, aber zu austauschbar. DJ take me away könnte von überall kommen und wird auch seine Runde in den Open Air Diskos an der Schwarzmeerküste machen. Also wählten die Bulgaren eben ihre Lucy (Dessy übrigens auch).

Pozdrawi
Ivan

22.05.2008

Offline und Geld

Leider war es in letzter Zeit ruhig um den Blog geworden. Seit Samstag bin ich in Varna. Leider ist seitdem auch die Internetleitung tot. BTK, die bulgarische Telekom, hat viel Werbung für ihre 12 Mbit Leitung gemacht und wurde wohl von dem Erfolg der Kampagne überrollt. Seit fast 2 Wochen sind wir nun off und der Plan von Varna aus, Home Office zu machen, hat sich erstmal erledigt, bzw. musste eben die Aufgaben offline machen. Das fördert die Phantasie.

Was gibt es sonst noch? War heute bei Migration Office und habe meinen Aufenthaltstitel und eine Steuernummer beantragt. Die Sachbearbeiterin war entgegen aller Befürchtung nett und hilfsbereit. Trotzdem ging dafür fast ein ganzer Tag drauf. Dann habe ich auch ein Bank Konto eingerichtet. Das geht einfacher als in Deutschland. Hier gibt es auch kein böses Schufa. Allerdings bekommt man auch nicht gleich Kreditkarte oder Dispo.
Kontoführungsgebühr für das Paket mit Online Banking und Bankkarte: 2€.

Ansonsten ist Bulgarien noch Cash-Country. Vieles kann man nur bar bezahlen. Wie zum Beispiel die Gebühr für Kabelfernsehen. Nur langsam setzt sich bargeldloser Zahlungsverkehr durch. Es ist auch eine Mentalitätsfrage. Es ist den Bulgaren unangenehm, wenn jemand einfach Geld von deinem Konto einziehen kann. Lastschriftverfahren wie in Deutschland ist kaum akzeptiert. Verständlich nach der Bankenkrise in den 90er, als plötzlich Millionen von Sparguthaben einfach eingefroren wurden. Da wurde viel Vertrauen zerstört, das erst langsam zurück kommt. Allerdings bieten mittlerweile viele Geschäfte Kreditkarten- oder EC-Kartenbezahlung an.

Mein Lieblingswort der Woche:
Namalenie. Klingt freundlich und ist auch sehr beliebt, bedeutet soviel wie Rabatt, Angebot und Ermäßigung.

Ok, ich muss jetzt der Vali beim Umzug helfen.

Pozdrawi
Ivan

16.05.2008

Bluba Lu



Bulgarischer Trip-Hop?! Ja, warum nicht. Gestern abend war ich mit Ivo, Nico, Gareth und einem Neuseeländer, dessen Namen ich nicht verstanden habe, im Yalta-Club (www.yaltaclub.com/) . Das ist ein recht stylischer Club gegenüber der Sofioter Universität und auch in Berlin-Mitte eine gute Figur machen würde. Dort spielten also Bluba Lu (www.blubalu.net, www.myspace.com/blubalu),
die auch schon mit LTJ Bukem und den Jungs von Ninja Tunes zusammengearbeitet haben. Teilweise spielten sie mit akustischen Instrumenten wie Saxophon, Drums und E-Guitarre, hatten aber auch einige Synthis rumstehen. Die Musik und der Gesang ging in Richtung Portishead, es ware aber nicht ganz so melancholisch, sondern groovte sehr angenehm. Wenn man Lust hatte, konnte man sich auch vor die große Panoramafenster setzen und dem Verkehr zuschauen. Oder den schönen Rücken der Sängerin betrachten.

Wir blieben so bis halb 2h, wir müssen ja alle heute arbeiten. Noch ein Wort zur Gruppe: Ivo kennt ihr ja schon, dann wären da Nico, Berliner, auch nach drei Jahren mit deutlichen berlinerischen Zungenschlag,
Managing Director bei Carre Noir BG. Gareth, Londoner, arbeitet bei der britischen Botschaft und der Neuseeländer ist Flugzeugingenieur bei Lufthansa Technik.

Gruß
Ivan

13.05.2008

Sofioter Nightlife

In der Hinsicht hat Sofia schon mehr zu bieten als Varna. Bulgarien ist auch eher zentralistisch geprägt, also es gibt Sofia und den Rest.

Samstagabend bin ich dann mit meinem Kollegen Ivo erst auf ein paar Bier los und haben ne Kneiptour hingelegt. In einem Laden ist mir ein blonder Kerl aufgefallen, der etwas Ähnlichkeit mit Boris Becker hatte. Da es dort keinen Platz gab, sind wir weitergezogen. Es wurde schon kühler, also beschlossen wir erst zu meinem Apartment zu gehen und später zu Ivos. Taxifahrten quer durch die Stadt kosten so 2-3 Euro. Auf dem Weg zu der Wohnung steht da wieder der Blonde, diesmal spricht er mich an.
"Are you not Ivan?!"
Ich erst etwas perplex, doch dann erkannte ich ihn. Es war Mathias, ein Norweger, der auch mit einer Bulgarin zusammen ist. Vor drei Jahren haben wir zusammen Silvester gefeiert, in einem Hotel, das ihrem Vater gehört und der wiederum gut mit Dessys Vater befreundet ist. Kleines Land, da kennt man sich halt. Oder wie man in Köln sagt: Man kennt sich, man hilft sich. Er wartete da gerade auf 3 Schweden, mit denen er verabredet war. Wir tauschten die Nummern aus und verabredeten uns auf später.
Gesagt, getan. Wir trafen sie also wieder im Zentrum und fuhren gemeinsam zu Sincity, einem neuen Riesenclub. Vor der Tür parkte ein Lamborghini. Nachdem wir die Security hinter uns gelassen und 10leva Eintritt gezahlt haben, waren wir drin. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Chalga Raum, voll mit knapp bekleideten Mädels und muskelbepackten Typen. Auf dem Boden verteilt, Servietten mit Dollaraufdrucken. In der oberen Etage gibt es dann einen Retro-Raum mit Hits der 80er und 90er. Dann geht es weiter in einen großen aber recht leeren Dance-Techno-House Raum mit 4 sehr ansehnlichen Gogo Tänzerinnen. Dort holten wir kurz Luft. Dann gibt es noch einen Stripclub, wo man aber nochmal extra zahlen muss. Insgesamt ist das Preisniveau hoch, für ein Bier gehen schon mal 6 Lv, also 3 Euros weg. Normal kostet ein Bier ungefähr 1 Euro.
Die Schweden waren hinter jedem Rock her, was auf die Dauer etwas nervig war. Irgendwann zogen sie weiter, während Ivo und ich noch etwas blieben. Gegen 4h wurden wir dann auch müde und gingen heim. Unterwegs trafen wir noch auf Ivan, einen unserer Grafik-Freelancer.
Also man trifft auch hier in der Großstadt Leute auf der Straße. Die Sache mit Mathias hat mich schon ziemlich geflashed.

Nächstes Mal gehen wir ins Studenski Grad, dem Studenviertel...

Gruß
Ivan

P.S.: In Varna haben sie nun versprochen neue Bäume zu pflanzen. Und natürlich plant niemand den Park in eine Shopping Center umzubauen...

09.05.2008

Böse Buben und der Aberglaube

Läuft man hier durch Downtown Sofia fallen einem immer wieder dicke schwarze Limosinen (meist aus deutscher Produktion) mit getönten Scheiben auf. Alternativ finden sich auch große Full Size SUV, nicht zuletzt deshalb, weil man einen Firmenwagen erst ab 6 Sitzen anmelden kann. Meist sitzen oder stehen um den Wagen kräftig gebaute Jungs mit großen Sonnenbrillen und schwarzen Lederjacken herum.
Auffallend ist dabei, dass die Kennzeichen (vierstellige Zahlen) oft Schnapszahlen und insbesondere die Zahlen 6 und 8 enthalten. Diese Zahlen gelten bei den Mafiosi (auch Mutra genant) als Glückszahlen, ebenso Schnapszahlen. Bei den Unwägbarkeiten einer Mutra-Karriere ist der Aberglaube sicher nachvollziehbar.

Gruß
Ivan

03.05.2008

Fototour durch Sofia


Vitosha Boulevard mit dem noch schneebedeckten Vitosha im Hintergrund.
Budkis, in Kellerräumen eingerichtete Kioske oder Büdchen. Man muss sich tatsächlich in die Hocke begeben, um einzukaufen.
Dessy und Ivan vor der Alexander Nevski Kathedrale. General Alexander Nevski hat Russland vor den Deutschen verteidigt.

Svetla Sofia, die Schutzpatronin von Sofia.

The little differences...

  • Haustüren sind auch von außen per Klinke zu öffnen. Man kann sich daher nicht aus Versehen aussperren, muss allerdings nachts daran denken, abzuschließen.
  • In Sofia haben Straßenbahnen auch einen Briefkasten. Man kann dort ganz normal seine Briefe einwerfen, die werden dann an der Endhaltestelle geleert und der Post übergeben.
  • In Sofia gibt es gelbe Pflastersteine im Regierungsviertel.
  • Bulgaren trinken Kaffe hauptsächlich als Espresso.
  • Handwerker heißen alle Meistori, was leider keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Qualifikation gibt.
  • Understatement ist hier unbekannt.
  • Az i ti: Der Bulgare ist ein Esel und nennt sich immer zuerst.
  • Der Bulgare frühstückt nicht. Dafür isst er zweimal warm.
  • Das Erdgeschoss wird mitgezählt und bekommt die 1.

Freifahrschein!

Nach 2.500km Transbalkania, mehreren hunderten Km auf bulgarischen Magistralen (bg für Überlandstraßen) wurde ich nun doch mal von der Polizei heraus gewunken. Das andere Mal zwecks Überprüfung der gültigen Versicherung zählt nicht. Auch wenn der Bulgare nicht gerade für Teamwork und kooperatives Verhalten bekannt ist, beim Autofahren sind sie sozial eingestellt. Per Lichthupe wird vor einer drohenden Polizeikontrolle gewarnt und man kann sein Tempo und Fahrverhalten dementsprechend anpassen. Durch Müdigkeit oder Übermut habe ich dann mal eine solche Warnung in den Wind geschlagen und einen LKW in einer Kurve auf einer Abbiegespur überholt. Sagen wir mal so, im Vergleich zu den Vergehen, die man sonst so beobachtet, eher im harmloseren Bereich anzusiedeln. Da wird auch mal gerne rechts über den Standstreifen überholt, wenn es dem schnelleren Fortkommen dienen soll. Aber gut, es gibt eine subjektive Auslegung von Verkehrsregeln. Ich wurde nun raus gewunken. Nach Aushändigung von Fahrzeugpapieren und deutschem Führerschein ist der Verkehrspolizist wohl schon innerlich zusammengezuckt.  Auf die Frage ob ich bulgarisch verstehe, antwortete ich routiniert mit malko (wenig). Wobei ich das nächste Mal besser mit ne antworte. Er bat mich dann ihm zum Streifenwagen zu folgen. Gesagt, getan. Dort wurde mir mit gebrochenem Englisch und mit Hilfe einer Tabelle mein Vergehen erklärt. Ich gab mich reumütig und versuchte nichts abzustreiten, wie sie es wohl von bulgarischen Autofahrern wohl gewohnt sind. Damit fing aber für die Polizisten das Problem an. Sie konnten mir keinen Strafzettel ausstellen, da diese an den Führerschein gekoppelt sind und man die Strafe an seinem Heimatort bezahlen muss. Barzahlungen an Polizisten sind aber aus gutem Grund verboten. Daher fragten sie mich, ob ich einen bg Ausweis besitze, das verneinte ich, dann fragten sie wo ich wohne. Ich gab wahrheitsgemäß Uliza 4 Varna an. Sie dachten aber, dass ich sie nicht verstanden habe und ihnen nur die Hausnr. gab. Also hakten sie nach und fragten nach dem Straßennamen, ich wieder 4. So kamen wir also nicht weiter, also fragten sie, wo ich arbeite, ich in Sofia, Ivan Denkoglu 26. Dann murmelten, ich müsste nach Veliko Tarnovo auf das Amt, aber gestern war ja freier Tag für die Behörden und vor Mittwoch macht nichts auf. Das brachte sie auch nicht weiter. Also kamen sie zur universellen Sprache zurück: Geld. Sie wollten mir weiß machen, dass meine Strafe 40 Leva sei. Ich so ok. Mir war klar, dass dies der Tarif für das  Bakschich war und meine Weiterfahrt beschleunigen sollte, 20 Leva für jeden, es waren ja zwei Polizisten. Ich stellte mich also dumm und wartete einfach. Wenn sie Geld wollen, will ich einen Strafzettel, den sie mir aber nicht ausstellen können. Sie merkten, dass ich sie wohl nicht richtig verstand. Außerdem gibt es einen neuen Innenminister, der gerade einige Umstrukturierungen vornimmt, das ließ die Polizisten daher auch etwas vorsichtiger werden. Ich habe mir außerdem vorgenommen, bei der Korruption nicht mitzumachen. Ich kann nicht auf der einen Seite Mafia und Korruption im Land beklagen und gleichzeitig selbst bestechen. Also ließen sie mich zähneknirschend laufen, nicht ohne sich viel sagend zu beklagen, mit Bulgaren wäre es viel einfacher, mit Ausländern schwieriger. Ich antwortet nur achselzuckend: Not my fault.

Auf jeden Fall eine Story mit der man in BG jede Party beleben kann...

Pozdravi
Ivan

Voyager, Idolite, Chalga und Dieter Bohlen

Bulgarien ist ein Land mit einer reichen und alten musikalischen Tradition. Übrigens hat es ein bulgarisches Volkslied auf die Goldene Schallplatte gebracht, die an der Raumsonde Voyager angebracht wurde und von unserer Zivilisation Kunde verbreiten soll. Es ist , "Izlel je Delyo Hagdutin," gesungen von Valya Balkanska, Dauer 4:59. Eine Hörprobe kann man sich hier anhören: http://re-lab.net/welcome/index.html .
Auch der mythische Sänger Orpheuss war ein thrakischer Königs- und Gottessohn gewesen und in einer Höhle in den Rhodopen in die Unterwelt abgestiegen sein, um seine Euridike zu holen. Wir haben darüber berichtet. Leider hat er sich beim Aufstieg nach ihr umgedreht und somit die Abmachung gebrochen. Also blieb sie im Hades. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Orpheus
Die Nachfolger Orpheus werden gerade auf BTV gesucht, unter anderem durch Lucy von den No Angels, sie ist ja gebürtige Bulgarin und wird wohl beim Eurovision Songcontest gegen ihr Heimatland ansingen. Lustig sie auf bulgarisch reden zu hören. Die Sendung, in Deutschland auch durch seine Abkürzung DSDS bekannt, heißt hier, wie in vielen Ländern, Music Idol und läuft gerade in der zweiten Staffel. Die Interpretin von Ken Lee weiter unten stammt aus der aktuellen Staffel. Mittlerweile hat BTV auch einen Wettbewerb der besten Ken Lee Imitatoren daraus gemacht. Ken Lee hört man allerdings auch in Diskos. Während sich in Deutschland keiner mehr nach den vermeintlichen Superstars umschaut, oder die Gewinner der letzten Staffeln beim Namen kennt, ist das in Bulgarien noch ein großes Ding und abendliches Pflichtprogramm. Man muss allerdings auch sagen, dass einige der Kandidaten durchaus singen können. Da ist z.B. die 15 jährige Chanel (was hat sich die Mutter gedacht), die für ihr Alter sehr reif wirkt. Oder auch ein Rocker. Dann gibt es noch einen, der hat als Sänger in eine Pianobar in Varna gearbeitet. Dessy und die anderen kennen ihn sogar. Benannt werden die Kandidaten Idolites und ihr Handeln und Tun findet auch Eingang in die Nachrichtensendungen und Klatschblätter.

Bulgarien ist musikalisch jedoch zweigeteilt, die Grenze verläuft zwischen Chalga oder Popfolk und den Chalga Hassern, die andere Musik vorziehen. Die Gegner betrachten die Musik als Billig, ungefähr auf dem Niveau von Ballermanhits und befürchten augenblicklichen Ohrkrebs beim Hören. Die Fans schauen Planeta TV, hören Veselina und Veronika im Radio und bevölkern Fussballstadien, um den Shows von Ivana, Gloria, Andrea, Kamila oder auch Sonja Nemska (die deutsche) und wie sie alle heißen, beizuwohnen. Man kennt nur ihre Vornamen und ihre sehr sehr knappe Bühnengarderobe korreliert mit dem recht knappen Themenspektrum der Liedtexte. Meist geht es um Lubov, Liebe oder der Abwesenheit davon. Die Videos würden in einigen Ländern auch als Pornografie durchgehen. Ich muss hier aber zugeben, dass die Musik durchaus ihren exotischen Reiz hat, die Melodien sind einprägsam, die Rhythmen tanzbar und solange man die Texte kaum versteht, kann man sich das auch gut anhören. Leider ist mein Umfeld eher Chalga kritisch eingestellt und man macht sich um meinen Geisteszustand Sorgen. Allerdings scheint sich Vali in meinem Fahrwasser zu trauen, Chalga zu hören...

Von Chalga zu Dieter Bohlen ist es dann auch nicht mehr weit. Ein für Ausländer etwas merkwürdig erscheinendes Phänomen der einheimischen Popkultur ist die Retrowelle. Sicher, in Deutschland hört man auch hin und wieder einen 80er Hit im Radio, aber so oft wie hier höre Cherry Cherry Lady, Pump up the volume und wie sie alle heißen auch wieder nicht. Snap war kürzlich in Varna und hat ein ausverkauftes Konzert gegeben. Big in Bulgaria würde ich dazu sagen.

In diesem Sinne!

Pozdravi
Ivan

Man spricht deutsch...

Zdrasti,

sind nun wieder aus Sofia zurück in Veliko Tarnovo (VT). Die ersten beiden Arbeitstage Trainee im Projectmanagement habe ich auch gut überstanden. Das Büro liegt sehr zentral in einer Seitenstraße des Vitosha Boulevards, die gute Stube in Sofia. Wenn man jetzt von oben kommt, dann einfach die zweite Straße rechts rein. In dem Gebäude mit dem hellen Dach befindet sich das Büro von Kalteswasser Multimedia EOOD (GmbH) gutgesichert im dritten Stock.


Größere Kartenansicht

Arbeitsbeginn war bequem um 12h. Da sich die meisten Kollegen zwei Tage frei genommen haben, um 10 Tage Urlaub am Stück zu bekommen, war das Büro daher nur in minimal Besetzung vertreten. So habe ich erstmal Jörg Stehle, der Geschäftsführer und Gründer von Kalteswasser (KW) kennengelernt. Bisher verlief unser Kontakt nur über Telefon und Email. Dann waren Dimitar Balutchev, der Geschäftsführer von KW Bulgarien, kurz Mitko, Ivaylo Ivanov, kurz Ivo, ein Bulgare, der in Berlin Kreuzberg aufgewachsen ist und Asparuch, der Praktikant, der einzige der nicht des deutschen mächtig ist, anwesend. Nachdem ich allen bekannt gemacht wurde, bekam ich einen Laptop eingerichtet und durfte mich dann an einen der Schreibtische setzen. Dort verbrachte ich die Zeit damit, einige Dokus über die Firma zu lesen und  mir alte Projekte anzuschauen. Mittags hat uns dann Jörg zu einer Pizza in der Nähe eingeladen. Am Nachmittag gab es dann das erste Meeting, angenehmer weise auf deutsch, zu einem neuen Produkt, das KW auf den Markt bringen möchte. Bei der Umsetzung dieses Projekts werde ich auch involviert sein. Danach haben wir dann Schluss gemacht. 
Abends habe ich mir dann das Champions League Spiel ManU gegen Barca angeschaut, nach dem einzigen Tor bin ich dann eingeschlafen.
Am nächsten Tag war ich dann um 10h im Büro und habe erstmal nur Mitko angetroffen. Er ist auch wie ich ein Autofreak und hält zudem große Stücke auf Honda. Da habe ich ihm natürlich Suxilandia nahegelegt. Dann habe ich noch die Dokus zu Ende gelesen. Später kam Jörg und bat mich ein Kurzkonzept des neuen Projektes für die Grafiker und Programmierer auf Englisch zu übersetzen. Mittags gab es dieses Mal McDonalds, da die anderem ein Meeting hatten, wo ich nicht unbedingt dabei sein brauchte und ich die Geheimtipps in der Umgebung noch nicht kenne. 
Nach Feierabend bin ich dann mit Ivo noch auf ein Bier auf Vitosha. Aus einem Bier wurden mehrere und am Ende sind wir dann in einem Karaoke Schuppen gelandet, was aber eine recht unterhaltsame Sache geworden ist. Gegen halb 4 war ich dann wieder zu Hause. 

Bisher lief  alles sehr vielversprechend. 

Pozdravi
Ivan

26.04.2008

Ostern und Reisekalender

Dobro utro,

heute schreibe ich aus Veliko Tarnovo (oder Turnovo, je nach Schreibweise) aus dem Haus von Dessys Eltern. Ein sehr schöner Ort zum Relaxen. Liegt 230km von Varna aus gesehen auf halber Strecke nach Sofia. Es war die Hauptstadt des zweiten bulgarischen Reiches. Mehr zu Geschichte und Ort http://en.wikipedia.org/wiki/Veliko_Tarnovo (mit schönen Panoramafotos).

Dieses Wochenende ist nach orthodoxem Kalender Ostern, auf bg Velikden genannt. Eine andere mathematische Formel zum Errechnen des Ostertermins macht es möglich. Ansonsten wird er ähnlich gefeiert wie bei den Katholiken. Auch werden Osterlämmer und Ostereier verspeist, Ostersträucher gebunden und sich Frohe Ostern gewünscht. Am Ostersonntag wird dann Christus Auferstehung gefeiert, man sagt sich dann Hristos voskrese! und antwortet mit Voistina vozkrese! (Christus ist auferstanden - Wahrhaftig, das ist er!).

Am Montag werde ich dann nach Sofia fahren. Am nächsten Tag werde ich meinen ersten Arbeitstag haben, angenehmer Weise haben wir 12h als Beginn verabredet. Ich werde dann bis Mittwoch arbeiten, dann ist auch schon 1. Mai, wo ja niemand arbeitet. 2. Mai ist ein beweglicher Feiertag. Am 1. Mai werde ich Dessy vom Flughafen abholen, die aus England von einer Dienstreise kommen wird und wir werden dann gemeinsam nach Veliko Tarnovo zurückfahren und dort weitere fünf Tage verbringen. Hier wird nämlich am 6. Mai der Gergyovden (der Tag des St Georges) gefeiert. Dazu wird ein Lamm im Steinofen gebacken. Extrem lecker! Außerdem hat Dessys Mutter an diesem Tag Geburtstag. Also wir werden aus dem Feiern und Essen nicht mehr rauskommen.

Am 7. Mai fängt dann meine Arbeit an. Da hier in Bulgarien Brückentage (also 2. und 5, Mai) frei gegeben werden, diese aber an den darauf folgenden Samstagen (10. und 17. Mai) nach gearbeitet werden, werde ich also nicht vor dem 22. Mai nach Varna zurückkehren...

Dafür werde ich dann weiter hier posten.

Pozdrawi und chestit velikden!

Ivan

24.04.2008

McDonalds

Ich gehe gerne auf Reisen in den McDonalds. Natürlich bevorzuge ich es erstmal die einheimische Kost zu versuchen, aber genau das ist ja auch ein Grund dafür mal den Mäcces zu testen. Gerne versucht sich der Burgerbrater den regionalen Geschmäckern anzupassen und einen landestypischen Burger auf das Menue zu bringen. In Holland gibt es beispielsweise einen McKroket, der, wie der Name schon sagt, mit einer Krokette belegt ist, die ihrerseits mit einer schleimigen Masse gefüllt ist. Nicht empfehlenswert! In Polen gibt es einen Schweinefleichburger. Leider konnte ich hier so einen nicht entdecken, also wählte ich aus Gründen der Vergleichbarkeit einen BigMac. Der schmeckte eigentlich so wie man ihn aus Deutschland gewohnt ist. Was den Unterschied ausmacht ist aber das Tempo mit dem meine Bestellung bearbeitet wurde und der Qualität des Essens. Alles schmeckte knackig und frisch. Die Pommes goldfarben fritiert, außen knusprig innen weich. Auch der BigMac war nicht windschief und der Salat noch frisch. In Deutschland wartet man erstmal ne halbe Stunde, bis man gesagt bekommt, dass der Burger noch nicht fertig ist und an den Tisch geliefert wird. Und das ganze auch noch zu einem günstigeren Preis.

Als nächstes teste ich den KFC...

Pozdrawi
Ivan

23.04.2008

Pimp my Varna

In letzter Zeit sieht man verstärkte Aktivitäten in Varna bezüglich Aussehen und Auftritts der Stadt. Dies äußerte sich in einer Zunahme von Putzkolonnen (in der Regel bestehend aus Sinti und Roma, kurz Zigani) und plötzlich erscheinenden Fahrbahnmarkierungen. Bisher musste man auf vielen Strecken erfühlen, wo eine Spur endet und die nächste beginnt, oder wird mit einem Hupkonzert darauf hingewiesen. Nun leuchten einem die weißen Linien jungfräulich entgegen. Erwin (ihr wisst, der Holländer) meinte jedoch, dass die weiße Pracht nur ein paar Monate halten würde und dass sie dieses Theater immer zu Beginn der Tourismuszeit veranstalten. Neu dazu gekommen sind auch Verkehrsüberwachungskameras an neuralgischen Verkehrsknotenpunkten. Ob sie nun aber scharf geschaltet, Geschwindigkeitsübertretungen oder Ampelvergehen registrieren sollen, ist mir nicht bekannt. Auch Erwin vermochte dies nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen. Allerdings wies er daraufhin, dass in Bulgarien Verkehrsdelikte Fahrer- und nicht Halter-bezogen verfolgt werden. Dies wäre dann bei einem Blitzer schwer festzustellen.

Und was wäre ein Aufhübschen der Stadt ohne sich der zahlreichen Schlaglöcher anzunehmen. Die Arbeiten aber haben die Folge die Löcher in Beulen zu verwandeln und fördern nicht gerade den Fahrkomfort.

Dann habe ich hier noch einen Job gesehen, den es in Deutschland wohl nie gegeben hat und nie geben wird: BaustellenzaunwerbeplakatreinigerIn.

Pozdrawi
Ivan

Erwin, the Dutch

Erwin ist ein Holländer in den 40ern, der seit sechs Jahren in Varna lebt, mit einer Bulgarin verheiratet ist und einen vierjährigen Sohn hat. Er arbeitet hier bei eine bulgarischen IT-Firma und sein Büro ist im selben Gebäude, wo Dessy arbeitet. Und seine Frau arbeitet auch da.

Ich kenne Erwin aus einem Internetforum, www.novinite.com, und seit einiger Zeit haben wir schon versucht einen Termin zu finden. Nun gestern hat es dann endlich geklappt.

Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Er hat bereits die Sicht eines Alteingesessenen und kann einem Neuankömmling wie mir einige Flausen aus dem Kopf jagen. Er ist dabei aber nicht miesepetrig unterwegs sondern sieht die Dinge differenzierter. Am meisten beklagt er sich über die sozialistischer Mentalität vieler Bulgaren, auch der jüngeren. Dann den Fahrstil und die Mafia. Er lebt jedoch sehr gerne hier und im Sommer ist die Stadt auch sehr angenehm. Im Winter allerdings ist sie wie ausgestorben und der Wind vom Meer lässt die gefühlte Temperatur schnell in arktische Regionen sinken. Apropos Wind, gestern auf dem Weg zu dem Treffen bin ich mit dem Auto in eine Art spontan Sturm gekommen. Ich bog um die Kurve und sah mich plötzlich einer Wand aus Sand gegenüber. Plötzlich flog alles durch die Luft, Sand, Tüten, Äste, etc. Es wurde auch schlagartig dunkler. Erwin erzählte mir, dass dies häufiger passieren würde und er bereits mal einen Abfallcontainer durch die Luft hat fliegen sehen...

Nach 2 Stunden haben wir uns dann verabschiedet und uns locker für Freitagabend verabredet.

Poslzdrawi
Ivan

Endlich Internet!!!

Dobro utro zusammen,

leider habe ich es nicht geschafft, letzten Freitag zu bloggen, da wir nun endlich in die neue Wohnung umgezogen sind und das Internet erst gestern aktiviert wurde. Eigentlich sollte das schon letzte Woche passiert sein, aber wie das nun mal mit Telkom Firmen sind, nächste Woche heißt da nicht immer auch DIE nächste Woche. Ein Anruf bei der Hotline ergab, dass unser Auftrag nicht weitergeleitet wurde. Das kennt man ja... Dafür erfreue ich mich nun an einer 12 MBps Leitung.

Da in der letzten Woche viel passiert ist, werde ich mehrere Post schreiben.

Also viel Spaß beim Lesen!

Ivan

12.04.2008

Noch ein paar Gedankensplitter

- Bulgaren schütteln den Kopf, wenn sie ja meinen und nicken wenn sie verneinen. Aber auch mit diesem Wissen ist es noch schwer, das auf Anhieb richtig zu deuten. 

- Der momentane Youtube.com Star in BG ist diese junge, selbstbewusste Dame mit ihrer eigenwilligen Version von Mariah Careys "Without you":



- Die bulgarische Variante des brasilianischen Malandro heißt Bai Ganyo und ist der nationale Antiheld. Die im 19. Jh. von dem Schriftsteller  Aleko Konstantinov erfundene Figur stellt einen recht ungehobelten Charakter dar, der auf seinen Reisen durch Europa mit den dortigen Verhaltensregeln kollidiert, das jedoch mit einer gehörigen Portion Schlitzohrigkeit verbunden. Man könnte auch sagen, Bai Ganyo ist der Vorgänger von Borat. 

- Mit der kyrillischen Schrift komme ich schon zurecht, aber die doppelte Übersetzung, erst die Buchstaben, dann den Sinn, ist auf Dauer schon recht ermüdend.

- Ich liebe bulgarische Weine!

- Leider ist Umweltschutz nicht gerade populär in BG, wenn man 5 Teile einkauft, bekommt man 6 Plastiktüten gereicht, Klimaanlage über Nacht laufen zu lassen, kein Problem. Mal sehen, wie ich damit auf Dauer umgehe...

- Am 29. April fängt mein Job an, schon ulkig, während Dessy gerade zur Abteilungsleiterin aufgestiegen ist, beginne ich meinen ersten "richtigen" Job...

Pozdrawi
Ivan

P.S.: Werde mich bemühen, meine Texte mit mehr Bildmaterial zu dekorieren.

11.04.2008

Mobil sein in BG

Ob man in einem Land heimisch geworden ist oder nicht, lässt auch daran erkennen, ob man den Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen kann. Diese Woche habe ich die Lektion Autowäsche oder wie man hier sagt Aftomifka bewältigt. Ich fuhr also mit dem Toyota, der aussah wie nach einer Saharadurchquerung, zu besagter Autowaschanlage, die hier noch von Hand geht. Auf dem Parkplatz warteten bereits abgefertigte Karossen namhafter deutscher Autohersteller wie Mercedes und BMW, gerne auch die Top of the Line-Modelle im obligatorischen Schwarz und getönten Scheiben. Angesichts der Schlaglochdichte stehen besonders die Allradler mit viel Bodenfreiheit hoch im Kurs. Die Besitzer dieser Autos sehen auch aus, wie man sich die Besitzer solcher Autos hier vorstellt. Die klassische schwarze Lederjacke zu Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille, das Handy am Ohr festgetackert. Unter der Jacke zeichnet sich ein Körper ab, der von einem regelmäßigen Besuch eines Fitness-Studios erzählt. Ärger möchte man mit denen keinen haben.
Dann war ich dran, die Innen- und Außenreinigung kostet 7 Euro und dauert eine halbe Stunde, die man sich im nahegelegenen Café bei einem frischgepressten O-Saft in der Sonne vertreiben kann. Bei angenehmen 20 Grad sicher keine schlechte Entscheidung.

Die zweite Lektion Alltagsbewältigung bestand in Fahrradfahren im laufenden Verkehr. In Ermangelung eines ausgeprägten Fahrradwegenetzes sicher der ultimative Thrill, zumal Radfahren hier noch als eine Art Armeleute-Fortbewegung angesehen wird, gerade eine Stufe über Pferdefuhrwerke. Jemand, der mit seinem Fahrrad zu einem Termin kommt, wird schon mal gerne die Frage gestellt, wann das Auto wieder aus der Werkstatt kommt...
Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich das gerade etwas ändert und die Leute sich auch etwas teurere Fahrräder (die man auch schön herzeigen kann) leisten, zwecks Fortbewegung und Leibesertüchtigung. Außerdem haben wir sogar den Bürgermeister Varnas auf einem Fahrradfahrend angetroffen. So jetzt zurück zu meinem Radfahrerlebnis. Ich bin also die 3 km von der neuen Wohnung in Trakata zur Wohnung, wo wir momentan noch schlafen, gefahren. Leider endet die schöne Strecke am Meer an der alten Wohnung, so dass man auf die Schnellstraße Richtung Goldstrand angewiesen ist. Der Bürgersteig fällt aufgrund Unfahrbarkei weg. Also rauf auf die Straße (natürlich mit Helm). Da es abschüssig geht, konnte ich leicht auf 50km/h beschleunigen und wurde dann noch von Baustellenlastern mit 70km/h überholt. Abstand halten ist auch noch ein fremdes Konzept bg Verkehrsteilnehmer. Nun ja, ich habe es dann doch noch vor Vali an die Wohnung geschafft. Wir sind gleichzeitig abgefahren, aber sie musste einen anderen Weg nehmen, da ihr eine Baustelle den Weg zur Schnellstraße versperrt.

Zur Wohnungssituation noch. Die letzten 2 Tage gab es kein Wasser wegen Wartungsarbeiten am Netz. Gestern sollte es dann wieder fließen, was es auch tat, allerdings gab es dann keinen Strom. Nun ja, so lernt man diese Dinge auch wieder schätzen. Dann war noch der Techniker von BTK da, der bulgarischen Telekom, und hat unseren Telefon- und Internetanschluss (12 MBit für 12,5€ im Monat!) freigeschaltet. Bei Gelegenheit kann ich euch die Nr. geben. Von dem versprochenen Telefon wusste er allerdings nichts, wir sollten in der Zentrale nachfragen. Telekomfirmen scheinen alle gleich zu sein.

Pozdrawi

Ivan

04.04.2008

Erste Woche

Die erste Woche ist fast vorüber und ich kann sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Sicher, ich kenne schon die Stadt von früheren Besuchen und ein paar Wörter auf bulgarisch fallen mir auch noch ein. So blieb der große Kulturschock aus. Allerdings ist mir die Vorstellung noch etwas fremd, das mein Aufenthalt hier von Dauer ist und nicht wie früher nach zwei Wochen vorüber. 

Die letzten Tage habe ich hauptsächlich damit zu gebracht, Valeria, Dessys jüngere Schwester dabei zu begleiten, Sachen für die neue Wohnung zu erledigen. Da sind noch einige Kleinigkeiten zu machen, bevor wir dann einziehen können, so fehlt noch die Matratze, das Waschbecken im Badezimmer, Lampen, etc. Unsere Kisten aus Deutschland sind heil und vollständig angekommen und harren darauf, ausgepackt zu werden. Die Wohnung ist ein Traum, sie ist schön hell und der Blick aufs Meer unbezahlbar. Wir können es schon kaum erwarten, endlich darin zu wohnen.

Das Wochenende werden wir wohl weiter der Wohnung widmen. Das Wetter ist wechselhaft, mal Sonne, mal Regen, Temperatur 12-15 Grad.

Das war es fürs erste, bis nächsten Freitag!

Gruß
Ivan

Transbalkania 2008





Hallo zusammen, 

nach knapp zwei Jahren Vorlaufzeit, lebe ich nun in Bulgarien. Als Anreise haben wir die Autovariante, vor allem auch, weil wir noch einen günstigen Zweitwagen neben dem Rav haben wollten und weil der Honda einfach ein tolles Auto ist. Künftig werde ich hier im Projektmanagement einer deutsch-bulgarischen Multimediaagentur arbeiten. Meine Freundin ist für E.On tätig. Soviel zum Hintergrund, nachfolgend ist ein kleiner Eindruck unserer 2.500km Trips quer durch Osteuropa. Viel Spaß bei der Lektüre! 

Nachdem wir also am 26. März nach nicht enden wollendem Einpackens, Aufräumens und Putzens die Wohnung in Köln endlich verlassen (mit einer Träne im Knopfloch) und in den Honda Civic Sondermodell Transbalkania (hinten tiefergelegt, Gepäck bis an den Dachhimmel und vorne gut verkabelt mit Navigationssystem und Ipod Anschluss) einsteigen konnten, ging es dann auf die große Fahrt. 

Die erste Station ging zu meinen Eltern in Wiesbaden, die schon den halben Tag auf uns gewartet haben. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Linz/Österreich. Den Zwischenstopp in München mussten wir leider canceln, dafür haben wir in Regensburg einen kleinen Stopp eingelegt, uns die schöne Altstadt angesehen, eine WMF Pfanne im Angebot gekauft und zufällig einen Macshop gefunden und Dessys neuem Mac Laptop eine neue Hülle verpasst. Das Internetangebot des Ladens nutzten wir dann noch um das Hotel in Linz zu buchen. 
Winken In Regensburg hat es natürlich geregnet... 

Linz war auch schon Kulturhauptstadt und sie geben sich auch Mühe das nach außen zu zeigen. Überall stehen bunte Statuen herum, bei näherem Hinsehen entpuppen sie sich dann als Werbung für das städtische Schwimmbad und ähnlichem. Linz hat noch ein sehr interessantes Stadtviertel, das sich Solar City nennt. 
Mehr dazu: 
http://www.solarcity-linz.at/ 
http://de.wikipedia.org/wiki/Solar_City 

Dann gibt es noch ein spektakuläres Museum, das Lentos. Nachts wird der rechteckige Klotz am Donau-Ufer blau erleuchtet. 
http://www.lentos.at/de/ 

Gegen Mittag sind wir dann wieder auf die Piste. Nächstes Etappenziel war Szeged, die letzte Oase vor der Wüste habe ich sie genannt. Es ist die letzte ungarische Stadt im Dreiländereck Ungarn, Serbien, Rumänien. Schweren Herzens mussten wir Wien und Budapest links liegen lassen. Lustig: das erste Hotel auf ungarischen Boden nennt sich Hotel Paprika. In Ungarn haben sie uns leider beim Tanken verarscht. Erst wollten wir mit Karte zahlen, natürlich war der Kartenleser defekt, wir hatten aber nur Euros in der Tasche, da drückte der Kassierer die Eurotaste und schwupps wurde der Sprit gleich mal 7 Euro teurer... Wat willste da machen... 
Insgesamt hat sich der Honda aber mit dem Durst gezügelt, trotz voller Beladung sind wir mit 5 Tankstopps hingekommen. Und die Spritpreise waren sonst auch human, um die 1,20€. 

Szeged ist eine interessante Stadt mit viel Jugendstil, der schön renoviert wurde. Abends sind wir im Zentrum noch in eine urige Gaststätte eingekehrt. Dessy hatte einen Szegediner Fischeintopf und ich Szegediner Gulasch als Vorspeise und eine Wiener Schnitzel aus Kalbfleisch, da wir Wien verschmähen mussten... 
Anschließend haben wir noch ne Jazzkneipe im Keller gefunden, wo mit vollem Einsatz gejammed wurde. Sind aber auch bald ins Hotel, am nächsten Tag stand schließlich die Königsetappe durch Rumänien auf dem Plan. 

Serbien wollten wir erst machen, da sie über eine gut ausgebaute Autobahn verfügen, aber angesichts der politisch angespannten Lage, wurde uns mehrmals davon abgeraten. 

Also Rumänien. Die Straßen machten aber einen besseren Eindruck als wir befürchtet haben, die schlimmsten Abschnitte wurden gerade neu asphaltiert. So cruisten wir also an Dörfern vorbei, die aus nem Borat Film stammen könnten inkl. Personal. Hier und da stand eine Drakula Vila am Wegesrand. Irgendwann wird auch das langweilig, da sich die Strecke zieht. Für Wachmacher sorgten u.a. ein LKW der vor uns einen Reifenplatzer hatte, ein Reifenschaden, eine hässliche Beule, den ich beim Zurücksetzen an einem Bordstein geholt hatte und mehrere Dosen Redbull... Der Reifen hinten rechts, hat aber noch 280km gehalten, nachdem ich mich bei Martin, meinem Spezi für alles Automobile rückversichert habe. Da waren wir allerdings schon 100km vor Bukarest und ein Reifenwechsel auf Notrad nicht wirklich verlockend. Ironischerweise begann nun endlich die Autobahn, wo man hätte Gas geben können, mussten wir mit Tempo 80 dahin zuckeln während die Bukarester Haute Volée in ihren schwarzen Limos und Porsche Cayennes an uns vorbei rauschten, nicht ohne ihr Kommen mit Lichthupe von weitem anzukündigen. Man soll wohl bloß auf der rechten Spur bleiben... 

In Bukarest angekommen, mussten wir erstmal knapp 1 St. unser Hotel suchen, da wegen des Nato Gipfels viele Straßen gesperrt waren und uns das Navi immer genau dahin lotsen wollte. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind nur noch ins Bett gefallen. 12 St. Fahrt auf rumänischen Landstraßen hinterlassen Spuren. An dieser Stelle sei noch ein Lob auf den Honda ausgesprochen, der zuverlässig alles mitgemacht hat. Selbst mit dem Gewicht kam er recht gut zurecht, auch wenn so manches Überholmanöver deutlicher zäher ablief als gewohnt. 

Das letzte Stück nach Bulgarien war mit 180km, die kürzeste der ganzen Reise, dementsprechend entspannt konnten wir sie auch angehen. Je näher wir an die bulgarische Grenze kamen, desto sonniger wurde es. Köln hat um uns geweint und mit Regen verabschiedet. Als wir dann in Veliko Tarnovo ankamen, fielen zwei Elternpaaren einige Klötze vom Herzen... 

Das letzte Stück dann nach Varna war dann auch schon Routine, die Strecke sind wir schon häufig gefahren und mit Freuden stellte ich fest, dass die schlimmsten Passagen neu asphaltiert wurden, EU sei dank! 

Das war der Bericht von unserem 2.500km Trip durch Osteuropa, eine interessante Erfahrung, durchaus machbar, man muss halt ausreichend Sitzfleisch mitbringen. Man hätte sich durchaus auch ausführlichere Zwischenstopps gewünscht und die ein oder andere Stadt noch näher angeschaut, aber dann hätte man 2 Wochen einplanen müssen... 

Ich möchte über die Zeit hier in Bulgarien einen Blog schreiben. 
Die Adresse steht schon fest: 
suxi.blogspot.com 
Die Autosache hat sich ja nun erledigt. 

Wer mit uns günstig und direkt in Kontakt bleiben möchte, dem empfehle ich 
unsere ICQ Nr: 

Ivan: 4042351 

oder Skype: 
Ivan: graduado.suxi 

Auf Bald und do skoro! 
Ivan