11.04.2008

Mobil sein in BG

Ob man in einem Land heimisch geworden ist oder nicht, lässt auch daran erkennen, ob man den Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen kann. Diese Woche habe ich die Lektion Autowäsche oder wie man hier sagt Aftomifka bewältigt. Ich fuhr also mit dem Toyota, der aussah wie nach einer Saharadurchquerung, zu besagter Autowaschanlage, die hier noch von Hand geht. Auf dem Parkplatz warteten bereits abgefertigte Karossen namhafter deutscher Autohersteller wie Mercedes und BMW, gerne auch die Top of the Line-Modelle im obligatorischen Schwarz und getönten Scheiben. Angesichts der Schlaglochdichte stehen besonders die Allradler mit viel Bodenfreiheit hoch im Kurs. Die Besitzer dieser Autos sehen auch aus, wie man sich die Besitzer solcher Autos hier vorstellt. Die klassische schwarze Lederjacke zu Kurzhaarschnitt und Sonnenbrille, das Handy am Ohr festgetackert. Unter der Jacke zeichnet sich ein Körper ab, der von einem regelmäßigen Besuch eines Fitness-Studios erzählt. Ärger möchte man mit denen keinen haben.
Dann war ich dran, die Innen- und Außenreinigung kostet 7 Euro und dauert eine halbe Stunde, die man sich im nahegelegenen Café bei einem frischgepressten O-Saft in der Sonne vertreiben kann. Bei angenehmen 20 Grad sicher keine schlechte Entscheidung.

Die zweite Lektion Alltagsbewältigung bestand in Fahrradfahren im laufenden Verkehr. In Ermangelung eines ausgeprägten Fahrradwegenetzes sicher der ultimative Thrill, zumal Radfahren hier noch als eine Art Armeleute-Fortbewegung angesehen wird, gerade eine Stufe über Pferdefuhrwerke. Jemand, der mit seinem Fahrrad zu einem Termin kommt, wird schon mal gerne die Frage gestellt, wann das Auto wieder aus der Werkstatt kommt...
Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich das gerade etwas ändert und die Leute sich auch etwas teurere Fahrräder (die man auch schön herzeigen kann) leisten, zwecks Fortbewegung und Leibesertüchtigung. Außerdem haben wir sogar den Bürgermeister Varnas auf einem Fahrradfahrend angetroffen. So jetzt zurück zu meinem Radfahrerlebnis. Ich bin also die 3 km von der neuen Wohnung in Trakata zur Wohnung, wo wir momentan noch schlafen, gefahren. Leider endet die schöne Strecke am Meer an der alten Wohnung, so dass man auf die Schnellstraße Richtung Goldstrand angewiesen ist. Der Bürgersteig fällt aufgrund Unfahrbarkei weg. Also rauf auf die Straße (natürlich mit Helm). Da es abschüssig geht, konnte ich leicht auf 50km/h beschleunigen und wurde dann noch von Baustellenlastern mit 70km/h überholt. Abstand halten ist auch noch ein fremdes Konzept bg Verkehrsteilnehmer. Nun ja, ich habe es dann doch noch vor Vali an die Wohnung geschafft. Wir sind gleichzeitig abgefahren, aber sie musste einen anderen Weg nehmen, da ihr eine Baustelle den Weg zur Schnellstraße versperrt.

Zur Wohnungssituation noch. Die letzten 2 Tage gab es kein Wasser wegen Wartungsarbeiten am Netz. Gestern sollte es dann wieder fließen, was es auch tat, allerdings gab es dann keinen Strom. Nun ja, so lernt man diese Dinge auch wieder schätzen. Dann war noch der Techniker von BTK da, der bulgarischen Telekom, und hat unseren Telefon- und Internetanschluss (12 MBit für 12,5€ im Monat!) freigeschaltet. Bei Gelegenheit kann ich euch die Nr. geben. Von dem versprochenen Telefon wusste er allerdings nichts, wir sollten in der Zentrale nachfragen. Telekomfirmen scheinen alle gleich zu sein.

Pozdrawi

Ivan

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