03.05.2008

Freifahrschein!

Nach 2.500km Transbalkania, mehreren hunderten Km auf bulgarischen Magistralen (bg für Überlandstraßen) wurde ich nun doch mal von der Polizei heraus gewunken. Das andere Mal zwecks Überprüfung der gültigen Versicherung zählt nicht. Auch wenn der Bulgare nicht gerade für Teamwork und kooperatives Verhalten bekannt ist, beim Autofahren sind sie sozial eingestellt. Per Lichthupe wird vor einer drohenden Polizeikontrolle gewarnt und man kann sein Tempo und Fahrverhalten dementsprechend anpassen. Durch Müdigkeit oder Übermut habe ich dann mal eine solche Warnung in den Wind geschlagen und einen LKW in einer Kurve auf einer Abbiegespur überholt. Sagen wir mal so, im Vergleich zu den Vergehen, die man sonst so beobachtet, eher im harmloseren Bereich anzusiedeln. Da wird auch mal gerne rechts über den Standstreifen überholt, wenn es dem schnelleren Fortkommen dienen soll. Aber gut, es gibt eine subjektive Auslegung von Verkehrsregeln. Ich wurde nun raus gewunken. Nach Aushändigung von Fahrzeugpapieren und deutschem Führerschein ist der Verkehrspolizist wohl schon innerlich zusammengezuckt.  Auf die Frage ob ich bulgarisch verstehe, antwortete ich routiniert mit malko (wenig). Wobei ich das nächste Mal besser mit ne antworte. Er bat mich dann ihm zum Streifenwagen zu folgen. Gesagt, getan. Dort wurde mir mit gebrochenem Englisch und mit Hilfe einer Tabelle mein Vergehen erklärt. Ich gab mich reumütig und versuchte nichts abzustreiten, wie sie es wohl von bulgarischen Autofahrern wohl gewohnt sind. Damit fing aber für die Polizisten das Problem an. Sie konnten mir keinen Strafzettel ausstellen, da diese an den Führerschein gekoppelt sind und man die Strafe an seinem Heimatort bezahlen muss. Barzahlungen an Polizisten sind aber aus gutem Grund verboten. Daher fragten sie mich, ob ich einen bg Ausweis besitze, das verneinte ich, dann fragten sie wo ich wohne. Ich gab wahrheitsgemäß Uliza 4 Varna an. Sie dachten aber, dass ich sie nicht verstanden habe und ihnen nur die Hausnr. gab. Also hakten sie nach und fragten nach dem Straßennamen, ich wieder 4. So kamen wir also nicht weiter, also fragten sie, wo ich arbeite, ich in Sofia, Ivan Denkoglu 26. Dann murmelten, ich müsste nach Veliko Tarnovo auf das Amt, aber gestern war ja freier Tag für die Behörden und vor Mittwoch macht nichts auf. Das brachte sie auch nicht weiter. Also kamen sie zur universellen Sprache zurück: Geld. Sie wollten mir weiß machen, dass meine Strafe 40 Leva sei. Ich so ok. Mir war klar, dass dies der Tarif für das  Bakschich war und meine Weiterfahrt beschleunigen sollte, 20 Leva für jeden, es waren ja zwei Polizisten. Ich stellte mich also dumm und wartete einfach. Wenn sie Geld wollen, will ich einen Strafzettel, den sie mir aber nicht ausstellen können. Sie merkten, dass ich sie wohl nicht richtig verstand. Außerdem gibt es einen neuen Innenminister, der gerade einige Umstrukturierungen vornimmt, das ließ die Polizisten daher auch etwas vorsichtiger werden. Ich habe mir außerdem vorgenommen, bei der Korruption nicht mitzumachen. Ich kann nicht auf der einen Seite Mafia und Korruption im Land beklagen und gleichzeitig selbst bestechen. Also ließen sie mich zähneknirschend laufen, nicht ohne sich viel sagend zu beklagen, mit Bulgaren wäre es viel einfacher, mit Ausländern schwieriger. Ich antwortet nur achselzuckend: Not my fault.

Auf jeden Fall eine Story mit der man in BG jede Party beleben kann...

Pozdravi
Ivan

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