Auch der mythische Sänger Orpheuss war ein thrakischer Königs- und Gottessohn gewesen und in einer Höhle in den Rhodopen in die Unterwelt abgestiegen sein, um seine Euridike zu holen. Wir haben darüber berichtet. Leider hat er sich beim Aufstieg nach ihr umgedreht und somit die Abmachung gebrochen. Also blieb sie im Hades. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Orpheus
Die Nachfolger Orpheus werden gerade auf BTV gesucht, unter anderem durch Lucy von den No Angels, sie ist ja gebürtige Bulgarin und wird wohl beim Eurovision Songcontest gegen ihr Heimatland ansingen. Lustig sie auf bulgarisch reden zu hören. Die Sendung, in Deutschland auch durch seine Abkürzung DSDS bekannt, heißt hier, wie in vielen Ländern, Music Idol und läuft gerade in der zweiten Staffel. Die Interpretin von Ken Lee weiter unten stammt aus der aktuellen Staffel. Mittlerweile hat BTV auch einen Wettbewerb der besten Ken Lee Imitatoren daraus gemacht. Ken Lee hört man allerdings auch in Diskos. Während sich in Deutschland keiner mehr nach den vermeintlichen Superstars umschaut, oder die Gewinner der letzten Staffeln beim Namen kennt, ist das in Bulgarien noch ein großes Ding und abendliches Pflichtprogramm. Man muss allerdings auch sagen, dass einige der Kandidaten durchaus singen können. Da ist z.B. die 15 jährige Chanel (was hat sich die Mutter gedacht), die für ihr Alter sehr reif wirkt. Oder auch ein Rocker. Dann gibt es noch einen, der hat als Sänger in eine Pianobar in Varna gearbeitet. Dessy und die anderen kennen ihn sogar. Benannt werden die Kandidaten Idolites und ihr Handeln und Tun findet auch Eingang in die Nachrichtensendungen und Klatschblätter.
Bulgarien ist musikalisch jedoch zweigeteilt, die Grenze verläuft zwischen Chalga oder Popfolk und den Chalga Hassern, die andere Musik vorziehen. Die Gegner betrachten die Musik als Billig, ungefähr auf dem Niveau von Ballermanhits und befürchten augenblicklichen Ohrkrebs beim Hören. Die Fans schauen Planeta TV, hören Veselina und Veronika im Radio und bevölkern Fussballstadien, um den Shows von Ivana, Gloria, Andrea, Kamila oder auch Sonja Nemska (die deutsche) und wie sie alle heißen, beizuwohnen. Man kennt nur ihre Vornamen und ihre sehr sehr knappe Bühnengarderobe korreliert mit dem recht knappen Themenspektrum der Liedtexte. Meist geht es um Lubov, Liebe oder der Abwesenheit davon. Die Videos würden in einigen Ländern auch als Pornografie durchgehen. Ich muss hier aber zugeben, dass die Musik durchaus ihren exotischen Reiz hat, die Melodien sind einprägsam, die Rhythmen tanzbar und solange man die Texte kaum versteht, kann man sich das auch gut anhören. Leider ist mein Umfeld eher Chalga kritisch eingestellt und man macht sich um meinen Geisteszustand Sorgen. Allerdings scheint sich Vali in meinem Fahrwasser zu trauen, Chalga zu hören...
Von Chalga zu Dieter Bohlen ist es dann auch nicht mehr weit. Ein für Ausländer etwas merkwürdig erscheinendes Phänomen der einheimischen Popkultur ist die Retrowelle. Sicher, in Deutschland hört man auch hin und wieder einen 80er Hit im Radio, aber so oft wie hier höre Cherry Cherry Lady, Pump up the volume und wie sie alle heißen auch wieder nicht. Snap war kürzlich in Varna und hat ein ausverkauftes Konzert gegeben. Big in Bulgaria würde ich dazu sagen.
In diesem Sinne!
Pozdravi
Ivan
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