19.12.2009

Entführerbande geschnappt

Kurz vor Weihnachten hat die bulgarische Polizei Boiko Borisov noch ein Geschenk gemacht. Sie haben in einer spektakulären und gut organisierten Aktion (Codename: Naglite, die Unverschämten) eine Entführergruppe gefasst, die sich für ein aufsehenerregende Serie von Entführungen von bulgarischen Geschäftsleuten, Politikern und deren Angehörige verantwortlich zeichnet. Bisherigen Meldungen zur Folge zählte die Bande 25 Mitglieder, wobei 5 als deren Anführer angesehen werden, war der Rest mit logistischen Aufgaben befasst. Insgesamt verfügte die Gruppe über 3 Häuser in abgelegenen Ortschaften, die als Verstecke genutzt wurden. Das Geld aus den Lösegeldern wurde in teure Autos und Geschäften investiert, allerdings nur für die Führungsriege. Den Angeklagten drohen nun Gefängnisstrafen bis zu 15 Jahren.

Weiterführende Links:
http://www.novinite.com/view_news.php?id=111251
http://www.sofiaecho.com/2009/12/19/832921_two-more-arrested-in-police-operation-dubbed-the-insolents

Referendum über türkischsprachige Nachrichten

Nachdem ich bereits die Unterschriftenaktion von Ataka gegen türkischsprachige Nachrichten (nicht mehr als 30 min. pro Tag) erwähnt habe und der augenblicklichen Schwemme an türkischen Soaps, wollen die Rechtsradikalen einen Schritt weitergehen. Sie fordern ein Referendum. Referenden beantworten Fragen, die eigentlich nicht gestellt wurden. Auch in diesem Fall, dürften viele weniger um die Nachrichten wählen gehen, sondern um ihren anti-türkischen und anti-islamischen Gefühlen freien Lauf geben zu können. Außerdem werden nicht wenige ihren Unmut kundtun, der aus Zukunftsangst und der schlechten wirtschaftlichen Lage gespeist wird. Zu welchen Ergebnis das führt, konnte man unlängst bei den Schweizern begutachten. Das Schweizer ansehen, war zuletzt eh schon arg angegriffen, mit dem Referendum haben sie sich keinen Gefallen getan. Auch Bulgarien wird außenpolitischen Schaden damit heraufbeschwören. Es kann nicht gutgehen, wenn eine Mehrheit, eine Minderheit ihrer sowieso nicht so ausgeprägten Rechte beschneiden will. Anstatt, dass man die Beziehung zum aufstrebenden Nachbarland pflegt und eine Jahrhunderte alte Beziehung mit allen Höhen und Tiefen ausbaut, werden Brücken eingerissen. Als ob Bulgarien gerade nicht genug Probleme hätte, sollen 15 Millionen Leva für ein Referendum ausgegeben werden, das am Ende nur Verlierer kennt.
Auch der Instinktpolitiker Boiko Borisov ahnt, dass die Sache nicht gut ausgehen kann.
http://www.novinite.com/view_news.php?id=111253
Die Interessenlage ist relativ klar. Nachdem vor kurzem die Partei RSZ um den selbsternannten Korruptionsbekämpfer Yane Yanev ihren Fraktionsstatus verloren hat, nachdem ein Parteimitglied seinen Austritt bekanntgab, ist Borisov umso mehr auf die Stimmen von Ataka angewiesen, um nicht völlig vom ehemaligen Premier Ivan Kostov abhängig zu sein. Der Plan durch Divida e Impera zu regieren, ging somit nicht ganz auf. Sich kleine Partner zu halten, um je nach Notwendigkeit Mehrheiten zu organisieren, war von Anfang an ein riskantes Unterfangen gewesen. Nun musste Borisov Ataka ihre Referendum gewähren, um sie bei Laune zu halten.
Warten wir also ab, was als nächstes kommt. Schließlich ist Weihnachten.

02.12.2009

Skandalöses Urteil

Während um die 150 Mafiamorde immer noch nicht aufgeklärt wurden, wurde heute in Sofia ein skandalöses Urteil gegen einen jungen Australier ausgesprochen. Jock Palfreeman wollte zwei Romas zur Hilfe kommen, die von einer Gruppe Fussball-Fans angegriffen wurden. Dabei kam einer der Levski Fans ums Leben und einer anderer wurde verletzt. Über den genauen Hergang gibt es unterschiedliche Versionen. Das Prinzip In dubio pro reo wurde dabei leider nicht angewandt.

Nicht unbedeutend für den Verfahrensverlauf dürfte die Tatsache sein, dass das Opfer aus einer angesehenen Familie stammt...

Hier die ganze Geschichte:
http://www.novinite.com/view_news.php?id=110666

Pozdravi
Ivan

29.11.2009

Nemski Magasini

Am 3. Dezember macht der erste DM-Laden in Varna auf. Wäre ich noch in Köln, würde mir diese Nachricht nur ein müdes Achselzucken hervorrufen. Hier in Varna weckt es allerdings Anflüge von Heimatgefühlen. Bisher war Metro der Hort für alle "nemski produkti". Daneben gibt es kleine Geschäfte, die deutsche Waren von TMC vertreiben, der Tchibo Sonderposten Marke. Da hält sich aber die Freude stärker in Grenzen. Anders verhält es sich mit Ikea, dass 2011 in Sofia eine Filiale eröffnet und auch in Varna eine Niederlassung plant. Bisher musste man dafür ins 385km entfernte Bukarest fahren. Dabei geht es sicher nicht darum, noch ein Billy Regal per Imbus-Schlüssel zusammenzuschrauben, sondern eher um eine Art Heimatnähe, die angesichts vertrauter Marken und Ladenwelten hervorgekitzelt wird. Ähnlich verhält es sich mit den Plus Werbeclips, seit kurzem im bulgarischen Fernsehen ausgestrahlt werden. Auch hier wird mit den kleinen Preisen geworben.
Jetzt verstehe ich auch meine Mutter besser, die sich immer über Mitbringsel aus Japan gefreut hat, seien es japanische Zeitschriften oder bestimmte Lebensmittel, die sie als kleines Mädchen mochte.

Tja, was ist das eigentlich, Heimat?!

Lasst uns mal darüber diskutieren!

P.S: Vor kurzem erhielt ich einen Flyer, der für eine "Nemski Avtoservice" (Deutsche Autowerkstatt), die nebenbei auch in Bulgarien sehr geschätzte deutsche Bratwürste vertreibt.

24.11.2009

Türkische Soaps

Habe gerade mit Schrecken gesehen, dass ich diesen Monat noch keinen Post veröffentlicht habe. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach und haltet mir trotzdem die Stange. Mit langen Ausführungen über hohe Arbeitsbelastung und familiären Alltag will ich Euch daher nicht langweilen.

Das heutige Thema handelt von der momentanen Welle an türkischen Soap Operas (Sapunki), sie nennen sich Perla, Listopad oder auch Brak s tchudenetz (Hochzeit mit einem Ausländer). Zwar wurden auch vorher schon brasilianische, mexikanische und nordamerikanische Serien ausgestrahlt, aber an die Popularität ihrer türkischen Pendants reichen sie nicht heran.
Erstaunlich ist das nicht zuletzt auch deswegen, da die Türken allgemein keine besondere Wertschätzung erfahren, Stichwort 500 Jahre türkisches Joch. Im Sommer noch hat die rechtsnationale Partei Ataka eine Kampagne gestartet, um türkischsprachige Nachrichten des staatlichen Fernsehsenders BNT zu bannen.
Der Erfolg der Serien könnte wohl auch damit zusammenhängen, dass durch die Serien eine moderne Türkei vermittelt wird. Frauen tragen keine Kopftücher, die Wohnungen sind geschmackvoll eingerichtet und viele Verhaltensweisen und Themen sind weniger fremd als in den amerikanischen Soaps.
Wenn also die Serien zu Verständigung der beiden Nachbarn Türkei und Bulgarien beiträgt, so ist dagegen nichts zu sagen. BNT hält übrigens an der Ausstrahlung seiner türkischsprachigen Programme fest.

30.10.2009

Mülltrennung

Für meine sehr deutsche Angewohnheit, den Müll zu trennen, wurde ich bereits häufig belächelt und je länger ich hier bin, desto mehr beginne ich an der Sinnhaftigkeit zu zweifeln.
Erstens, weil in den Recycling-Containern selten das drin ist, was da eigentlich reingehört, sondern vielmehr aller möglicher Müll. Entweder sie wollen nicht oder sie können es nicht. Was ich vor allem nicht verstehe, die Recycling-Containter stehen häufig am Straßenrand an Bushaltestellen, weit weg von Wohngebäuden. Man muss also hinwollen. Den Hausmüll kann man an Containern in den Wohngegenden loswerden. Wenn ich dann mit meinem fein säuberlich getrennten Müll ankomme, ist es mir fast zu schade drum, den in den Dreck zu werfen. Nicht zuletzt müssen die Recyclingfirmen diesen gewöhnlichen Müll trennen und dann auf eigene Kosten entsorgen.
Zweitens lief letztens ein Bericht im bulgarischen Morgenfernsehen, wo Journalisten dem Verdacht nachgegangen sind, dass der Recyclingmüll nicht getrennt abgeholt wird, sondern in ein und demselben Müllwagen landen. Die entsprechenden Firmen damit konfrontiert, gaben sie es sogar zu und verteidigten sich damit, dass es günstiger sei, den Recyclingmüll zusammen einzusammeln und anschließend von Hand zu trennen, als getrennte Wagen herumfahren zu lassen. Wenn man die Trennmüdigkeit der Bevölkerung kennt, kann man die Argemuntation sogar nachvollziehen.
Ich für meinen Teil, werde auch weiterhin den Müll trennen. Lieber mache ich eine Sache, von der ich glaube, dass sie richtig ist, nämlich recyclen, die sich im nachhinehin womöglich als sinnlos herausstellt, als garnichts oder etwas falsches zu tun.

Shittiness Chic

Vor kurzem bin ich in einem Artikel eines Weltreisenden auf den Begriff "shittiness chic" gestoßen. Dieser beschreibt die Entwicklung Bulgariens seit 1999 und vergleicht, wie sich Bulgarien seitdem geändert hat. Der Teminus "shittiness chic" soll den gewissen Charm beschreiben, den zerbröselnde Häuserfassaden und Schlagloch übersäte Straßen auf unsere Generation Westeuropäer ausstrahlen. Wenn man sich in Expat-Kreisen umhört, so sagen nicht wenige, dass neben der Natur auch die marode Infrastruktur Bulgariens ihren Reiz hat. Wir, die wir in Ländern aufgewachsen sind, die die soziale Einrichtung der Kehrwoche kennt, wo alles vorhersehbar, sauber und ordentlich (und teuer) ist, genießen den gewissen Laissez-fair, den der bulgarische Alltag bietet.
Sicher, Bulgaren können dem weniger abgewinnen und schwärmen von den sauberen und gut asphaltierten deutschen Straßen, auf denen man sprichwörtlich vom Boden essen kann. Schon häufig musste ich mir einen Rüffel abholen, wenn ich halbverfallene Gebäude fotografieren wollte: "Warum fotografierst Du nicht etwas Schönes?!". Bulgaren träumen gerne von einer Europäisierung Bulgariens, daher auch der Name der Regierungspartei GERB (übersetzt): Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens. Europäisch im Gegensatz zum Orient, der als chaotisch, dreckig und rückständig gilt.
Ob Bulgarien tatsächlich bald europäischen Weststandard erreichen kann, sei dahingestellt. Nicht wenige (auch Bulgaren selbst) sagen, dafür müsste sich erst die Mentalität der Leute ändern. Der Autor fragt gar, ob dadurch Bulgarien nicht seinen Charakter verlöre und für Reisende aus dem Westen weniger attraktiv werde. Ich persönlich glaube, dass die Sorge unberechtigt ist. Erstens, weil es in allem, was Bulgaren machen, immer auch etwas "Bulgarisches" gibt. Und zweitens, weil jedes Land Entwicklung verdient und nicht als Freiluftmuseum fungieren möchte. Genauso wie die Oldtimer auf Kuba für die Touristen pittoreske Gefährte sind, für die Fahrer aber eine Qual.

23.10.2009

Boyko und die organisierte Kriminalität

Einer unter vielen Witzen über Boyko geht folgendermaßen:
"Warum ist die Kriminalität in Bulgarien organisiert? - Weil sie fürchtet Boyko alleine zu begegnen."

Manche behaupten, in Bulgarien ist wenigstens die Kriminalität organisiert...

Pozdravi
Ivan

25.09.2009

TÜV BG

Wieder einmal poste ich zum automobilen Alltag in Bulgarien. Heute komme ich auf das Thema TÜV zu sprechen, oder wie man hier sagt technicheski prekled. Ich muss etwas ausholen, in den letzten zwei Wochen waren meine Eltern zu Besuch, um ihr Enkelkind zu treffen und zu sehen, wie ich mich hier eingelebt habe. Da sie in Sonnenstrand gebucht hatten, gaben wir ihnen den Honda Civic (Bj. 1995), um die 11 km zum Hotel zu überwinden. Ich achtete vorher, dass alle Dokumente in Ordnung sind und wechselte noch das Öl und Bremsen. Gleich am ersten Tag wurde mein Vater dann unweit unseres Hauses herausgewunken. Dabei stellte sich heraus, dass der TÜV abgelaufen war. Neue Autos sind die ersten drei Jahre von der Überprüfung befreit, danach muss man jährlich vorstellig werden. Das war mir nicht bewusst. Meinen Vater ließen sie jedoch ohne Begrüßungsgeld weiter fahren. Um weitere Unanhmelichkeiten zu vermeiden, fuhren wir also gleich am nächsten Tag zum BG TÜV in der Nähe des Hauptbahnhofes. Dabei handelt es sich um einen hölzernen Bau mit zwei Durchfahrten. Irgendwo entdeckte ich sogar einen Aufkleber des TÜV SÜDs, der wohl beratend beim Bau der Anlage zur Seite stand. Da hörten allerdings die Gemeinsamkeiten zum deutschen TÜV auch schon auf. Nachdem ich den Anweisungen des Personals folge leistete und nacheinander alle Beleuchtungssysteme an- und ausknippste (ein Standlicht war allerdings defekt), folgte ein Bremsentest auf der Walze. Aufgrund der neuen Bremsen war dies keine schwere Übung. Anschließend beglich ich die 35,- Leva Prüfungsgebühr und bekam ein Protokoll und Kärtchen ausgehändigt. Ein Plakette am Kennzeichen gibt es nicht. Schließlich fragte mich der Prüfer noch, was ich denn für den Wagen haben wollte. Da ich allerdings keine Verkaufsabsichten hege, gab er mir noch seine Telefonnummer, für den Fall, dass ich mich irgendwann doch von dem Wagen trennen wollte. Erleichtert und belustigt fuhren wir vom Prüfungsgelände.

07.09.2009

busticket.bg

Manchmal wird man positiv überrascht in Bulgarien. Eine dieser Überraschungen war kürzlich die Entdeckung, dass man Tickets für Überlandbusse auch online unter www.busticket.bg buchen kann. Nach der Registrierung sucht sich die gewünschte Verbindung heraus, in einer Grafik kann man seinen Sitzplatz aussuchen und am Ende wird per epay.bg oder Kreditkarte bezahlt. Alles sehr problemlos und benutzerfreundlich. Am Ende druckt man sich eine Bestätigung über die Reservierung aus. Allerdings beginnt hier der Harken. Auf diesem Ausdruck steht eigentlich alles, was man braucht: Reisedaten, Passagiername und eine Codenummer. Mit diesem Zettel muss man nun bis maximal 15min vor Abfahrt bei einer Kasse des Busunternehmens vorstellig werden, damit sie einem dort ein ordentliches Ticket ausstellen können. Also nimmt die Sachbearbeiterin meinen Zettel, checkt im Computer meine Reservierung (und die Bezahlung) und füllt dann handschriftlich das Ticket aus. Geht das nicht einfacher?! Warum kann ich nicht mit einem Ausweis direkt zum Bus gehen und so mitfahren? Irgendwie ist das nocht nicht ganz zu Ende gedacht.

Pozdravi
Ivan

03.09.2009

Auto Bombe oder Auto als Bombe

 

Gestern saß ich am Schreibtisch und dachte mir nichts Böses als ich mehrere kleine Knalls, wie von Explosionen, hörte. Als ich zum Fenster hiansu schaute, sah ich Rauch aufsteigen. Der stammte von einem Auto, das unten am Parkplatz stand, aus dem kleine Flammen schlugen. Ich wollte schon die Feuerwehr rufen, schließlich hatte ich kein Interesse an, dass die Kiste vor meiner Haustür in die Luft geht. Aber da hatte schon jemand einen Feuerlöscher besorgt und das Schlimmste verhindert. Der Alltag in Bulgarien bietet täglich neue Überraschungen!

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Ivan
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29.08.2009

Die neue Regierung

Die neue Regierung Bulgariens ist nun seit gut 4 Wochen im Amt und gut damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Vorgängerregierung zu aufzuräumen und das Land durch die bereits eingetretene Wirtschaftskrise zu bringen. Größter Trumpf dabei ist wohl der neue Finanzminister Simeon Djankov, ein ehemaliger Weltbanker und Spezialist für Krisenfälle. Er zählt zu den 100 meist zitierten Ökonomen weltweit. Unter den weiteren Ministern ist Bozhidar Dimitrov nicht unumstritten. Er wurde als Minister ohne Portfolio berufen und soll sich insbesondere um Bulgaren im Ausland kümmern. Allerdings hat er eine Vergangenheit als Stasi-Spitzel (u.a. im Vatikan). Zuletzt Direktor des Nationalen Historischen Museums (siehe Wikpedia-Artikel) und hat sich mit teils polemischen Schriften einen Namen gemacht (u.a. Die zehn Irrtümer über Mazedonien). Immerhin konnte er sich in seiner Heimatstadt Burgas gegen den Führer der rechtsnationalistischen Partei Ataka Volen Siderov durchsetzen.
In den letzten Wochen werden fast täglich Rücktritte von Ministerialen und Top-Beamten, die unter der sozialistischen Regierung eingesetzt wurden, gemeldet. Außerdem kommen zahlreiche Fälle von Verschwendung, Amtsmissbrauch und handfester Korruption zu Tage, wie überteuerte Renovierungen von Ministerien. Borisov scheint sein zentrales Wahlkampfversprechen mit der Korruption im Lande aufräumen zu wollen, Taten folgen zu lassen. Gestern veranlassten Borisov die rosa lackierten BMWs des Verteidigungsministerium dazu, die sexuelle Orientierung der Generäle in Frage zu stellen. In den Büchern stehen die Fahrzeuge übrigens mit grauer und schwarzer Lackierung (siehe Novinite.com). Solche medienwirksamen Auftritte sind ganz nach Geschmack des neuen Premiers. Dies schlägt sich auch in den Umfragen nieder, die der bisherigen Arbeit der Regierung durchweg gute Werte vergeben, auch wenn die persönliche Situation vieler Bulgaren als prekär zu bezeichnen ist (siehe wieder novinite.com).
Nach Ansicht vieler Experten soll Bulgarien in diesem Herbst und Winter besonders stark von der Krise getroffen werden. Der Finanzminister sieht die früheste Erholung im Frühjahr 2010 (siehe novinite.com). Alles in Allem kann man der neuen Regierung nur alles erdenklich Gute wünschen!

Hier noch ein Link zum Special über den bulgarischen Regierungswechsel in der Deutschen Welle:

Pozdravi
Ivan

Gesicht der Krise!

 
 
 
 

Nach der Sommerpause meldet sich Suxilandia wieder zurück. Diesmal aus Veliko Tarnovo. Die beigefügten Bilder stammen von der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses, wo meine Schwiegereltern wohnen. Wie man deutlich erkennen kann, ist ein Teil des Gebäudes ausgebaut, die andere Hälfte ist eine Bauruine. Als mit der Planung und des Baus begonnen wurde, war die Welt noch in Ordnung und man hoffte auf gute Gewinne durch den Verkauf von Ladenflächen und Wohnungen. Man muss dazu sagen, dass man von dort einen tollen Blick über Stadt und Land hat. Dann kam die weltweite Finanzkrise und man konnte nicht genug Wohnungen vorverkaufen. Vor der Krise war es in Bulgarien üblich, unfertige Wohnungen zu kaufen. Viele haben sich auf diese Weise ein Vermögen verdient, indem sie sie später teuer weiterverkauften. Dieser Markt ist mittlerweile komplett zusammengebrochen, da keiner weiß, ob der Bauträger nicht plötzlich pleite geht, bevor das Gebäude steht.
In diesem Fall, hat er wohl rechtzeitig die Reißleine gezogen. Was geblieben ist, ist eine hässliche Bauruine. Keiner weiss, ob sie jemals zu Ende gebaut oder abgerissen wird. Und die Leute, die dahiner wohnen, müssen fortan durch Beton in die Berge schauen. Im ganzen Land finden sich solche unansehnlichen Betongerippe von früheren Krisen. Nach der Krise ist vor der Krise.

Pozdravi
Ivan
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22.07.2009

Bulgarians Prefer Roma to Some Emigrants - Poll

Bulgarien ist eher ein Auswander- als ein Einwandererland. Nicht zuletzt dank der EU-Mitgliedschaft kommen auch mehr Ausländer ins Land. Manche sind mehr, manche weniger willkommen. Merkwürdigerweise sind Japaner als Nachbarn gern gesehen, aber ranken weit hinten, wenn es darum geht, sie als Teil der Familie zu akzeptieren. Roma werden hingegen manchen Einwanderergruppen als Nachbarn oder Kollegen vorgezogen. Da weiss der Bulgaren wenigstens woran er ist und bulgarisch sprechen sie auch.

Sehr erhellend die Selbsteinschätzung der Bulgaren am Ende.
Hier der Link zum Artikel auf novinite.com:
http://www.novinite.com/view_news.php?id=106024

Zar Ivan-Alexander

Mein Name hat in der bulgarischen Geschichte einen prominenten Platz:
Wikipedia über Ivan Alexander

Pozdravi
Ivan-Alexander

Kurz-Interview auf Balkaninvest.eu-Blog

Gestern habe ich dem Partner-Blog Balkaninvest.eu-Blog ein kleines Interview geben.

Schöne Grüße nach Sofia an Dirk!

Ivan

19.07.2009

Autodiebstahl

Unser Paradies hat in der letzten Woche einen kleinen Dämpfer bekommen. Bevor Ihr etwas falsches denkt, unsere Autos sind noch da. Aber der BMW X5 mit deutschem RG-Kennzeichen wurde vom Parkplatz entwendet. Trotz Videoüberwachung und Wachmann. Der Besitzer ist Deutscher mit einer bulgarischen Freundin, habe aber bisher noch nicht persönlich mit ihm gesprochen.
Die Autodiebe müssen wohl Profis gewesen sein, die auf Bestellung arbeiten. Denn auf dem Gelände sind auch durchaus auch andere attraktive Automobile geparkt (außer unserem Toyota und dem Honda natürlich) und unsere Autos wären sogar noch einfacher zu klauen. Die Diebe haben wohl einen toten Winkel der Kameras ausgenutzt und sich somit Zugang zum Gelände verschafft, anschließend drehten sie die Kameras weg. Was der Wachmann in der Zeit trieb, können wir nur mutmaßen. Dann öffneten sie den SUV (oder SAV wie BMW sie nennt) wohl mit einem Laptop und entsprechender Software. Wie aber haben Sie den Wagen vom Hof gefahren? Vorne ist eine elektrische Schranke, am Hintereingang befinden sich aber zwei Tore, die lediglich mit handelsüblichen Ketten plus Vorhängeschloß gesichert sind. Eine Sache von Sekunden.
Die Wachmänner der bisherigen Sicherheitsfirma (die sofort gekündigt wurde) waren alle im gesetzten Alter (und dementsprechend "günstig"). Da habe ich mich schon von jeher gefragt, was die "Opis" gegen eine Bande von jungen, kräftigen und womöglich bewaffneten Einbrechern ausrichten sollte. Jetzt haben wir eine neue Security-Firma, SOT Varna, deren Personal aus jüngeren Burschen besteht und mit einer feschen Uniforma ausgestattet sind. Als ich gestern den Kinderwagen über den Hof gefahren habe, wurde ich auch gleich angesprochen, ob ich hier wohne und wenn ja, wo. Da fühlt man sich doch gleich viiieeel sicherer.

Pozdravi ot Varna!
Ivan

16.07.2009

Was stimmt nicht an diesem Bild?



Bulgaren würden wahrscheinlich an diesem Bild nichts besonderes finden. In der Tat handelt es sich hierbei ja auch um eine typische Straßenszene, wie man sie täglich beobachten kann.

Wir halten fest:
1. Absolutes Parkverbot
2. Dahinter ein Monster-SUV der US-Marke Cadillac Escalade. Man kann deutlich erkennen, das der Bürgersteig kaum ausreicht, um das Auto aufzunehmen.
3. In der linken Bildhälfte sehen wir eine junge Mutter mit Kinderwagen, die anstandslos auf die Straße ausweicht und sich dem rasenden Verkehr aussetzt, damit geneigte SUV-Fahrer Ihre Gefährte auf dem Gehweg abstellen können.

Sicher, die Parkplatzsituation in den Zentren bulgarischer Städte ist prekär und chaotisch und der öffentliche Verkehr veraltet und unzuverlässig. Parksünder werden zwar verfolgt und auch abgeschleppt (in der Regel leichte und ältere Modelle und nicht die schweren SUVs, wer weiss ob es der Abschleppwagen mit einem 3 Tonnen Brummer aufnehmen könnte), aber eine Gebühr von 30Lv fürs Abschleppen schreckt nicht unbedingt ab.
Vor allem müssten aber endlich auch die Bürdersteige dringend renoviert und ausgebaut werden, sodass es garnicht möglich ist dort zu parken.

Aber jetzt haben wir ja eine neue Regierung...

Pozdravi
Ivan

12.07.2009

Bulgarien hat einen neuen Messias gewählt!

Und er heißt Boyko Metodiev Borisov, geboren am 13. Juni 1959 in Bankya, in der Nähe von Sofia. Seit 2005 ist er Bürgermeister von Bulgariens Hauptstadt Sofia. Diesen Job wird er bald wechseln und auf den Sitz des Premier Ministers Platz nehmen. Er wird somit der 50. Premier Bulgariens. Nicht schlecht für einen ehemaligen Feuerwehrmann und Karatekämpfer. Außerdem war er als Bodyguard des kommunistischen Diktators Todor Shivkov und des letzten "Messias" Zar Simeon Sakscoburgotski. Er ist nicht verheiratet, lebt aber mit Tsvetelina Borislavova zusammen, Vorstandsvorsitzende der SIBank und eine der reichsten Frauen des Landes. Immerhin eint ihn das mit dem Vorgänger Sergei Stanichev, der ebenfalls seine langjährige Lebensgefährtin Elena Yoncheva, eine Journalistin, noch nicht ehelichte. In Bulgarien sind "wilde Ehen" jedenfalls kein Karrierehindernis in der Politik.
Borisovs deutlich geäußerte Abneigung gegen die Sozialisten (BSP) speist sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass sein Großvater bei dem Putsch der Kommunisten 1944 hingerichtet wurde. Dieser Vorfall beeinträchtigte auch sein Lebensweg während des Sozialismus.
Boyko Borisov wird in den Medien immer als Nichtformaler Parteichef seiner Partei GERB (Akronym für "Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens"). Das erklärt sich aus der Verbot, gleichzeitig Bürgermeister und Parteichef in einer Person zu sein. Premier Minister und Parteichef geht allerdings. Die Partei war bisher noch nicht im Parlament vertreten. Was aber nicht zu ihrem Nachteil gereicht hat. Viele Wähler werden sie wohl genau aus diesem Grund gewählt haben. Sind sie doch die Korruptionsfälle, Einfrierung von EU-Fördergeldern und Klientelismus der Vorgängerregierung überdrüssig. So sehr, dass sie eine unbekannte Partei mit 39.71% zur stärksten Kraft wählen. Sie erhält somit 116 der 240 Parlamentsmandate und hat die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Als Koalitionspartner stehen wohl die Mitte-Rechts Parteien von der blauen Koalition und/oder die Partei von Yane Yanev, Ordnung, Gesetz und Gerechtigkeit, die mit einem klaren Anti-Korruptions-Wahlkampf immerhim 4% erreichte, und somit knapp die Hürde ins Parlament geschafft hat.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Galevi-Brüder wurden nicht gewählt, müssen aber vorerst auch nicht zurück ins Gefängnis. Sie haben jeder 50.000Leva Kaution hinterlegt und solange sie nicht gegen die Auflagen verstoßen, dürfen sie frei herumlaufen. Diese Auswüchse zeigen, dass das Wahlgesetz in Bulgarien einer Überarbeitung bedarf.

Pozdravi
Ivan

01.07.2009

Ultimate Guide to vote buying

Neben dem bereits besprochenem Problem von Mafia goes politics (Hier das Wahlplakat von Plamen Galev und noch ein Kollege, dem die Enge einer Gefängniszelle nicht behagt: More releases from prosecution for election campaigning) gibt es noch das zweite des Stimmenkaufs. Arme Leute bekommen 20Leva in die Hand gedrückt und sollen dann eine bestimmten Kandidaten wählen. Dies wird nach dem Urnengang per Handybild aus der Wahlkabine bestätigt.

Wie das ganze System des Stimmenkaufs in der Praxis funktioniert, wird in diesem Artikel sehr eindringlich beschrieben:
The Ultimate Guide to Vote Buying in Bulgarian Elections: 5 Easy Steps

Pozdravi
Ivan

26.06.2009

Anti-Korruptions-Button



Vorneweg, wer mit dem Gedanken spielt auszuwandern, sollte sicher sein, dass er mit der Bürokratie im Allgemeinen nicht auf Kriegsfuß steht.

Nachdem wir die bürokratischen Klippen der Hochzeit erfolgreich umschifft haben, steht jetzt sozusagen der Nachgang an. Die Hochzeit und die Geburt des kleinen Pauls wollen amtlich registriert sein. Damit er auch die doppelte Staatsangehörigkeit bekommen kann, muss man das natürlich auch doppelt anmelden, einmal in Bulgarien und einmal in Deutschland. Da ich dort noch einen Wohnsitz bei meinen Eltern in Wiesbaden habe, ist das dortige Standesamt zuständig. Also gilt es wieder Dokumente zu beantragen, Formulare ausfüllen und das Ganze abschließend übersetzen und apostillieren lassen.

Das nur zur Vorgeschichte, heute war ich also im Obschtinata Varna (Rathaus Varna), um die amtlich beglaubigten Kopien der Heirats- und Geburtsurkunde für Deutschland abzuholen und anschließend zum Übersetzer zu bringen. Dabei fiel mir am Schalter ein kleiner Kasten mit vier Knöpfen auf. Da kann der geneigte Besucher seine Meinung über den Service der staatlichen Bediensteten kundtun. Das Ganze fungiert unter dem Motto: "С личе към хората" ("Mit dem Gesicht zu den Menschen"). Neben den drei Wahlmöglichkeiten "Sehr zufrieden, zufrieden, nicht zufrieden" gibt es noch einen vierten Button: "Корупчиия". Für den Fall, dass der Beamte nur gewillt ist, sich des Anliegen gegen eine kleine Aufwandsentschädigung anzunehmen, kann man diesen Button drücken. So zumindest nach Meinung der Erfinder. Was genau passiert, wenn man diesen Knopf drückt, habe ich dann doch nicht ausprobiert, die Beamtin hat sich durchaus engagiert meiner Sache angenommen.

Посдрави
Иван

17.06.2009

Baby inside

Habe die Installation von Application Baby 1.0, Modell Paul Ivan-Alexander Jung (Version vom 12.6.2009, Gewicht 3.500gr, Größe 50cm) soweit erfolgreich abgeschlossen. Allerdings gibt es noch ein paar kleinere Anlaufschwierigkeiten. Der Sleep Modus läuft noch nicht stabil, und Pflegeapplicationen wie Windel X-Change sind noch zu langsam. Der Ressourcenbedarf ist noch beträchtlich, wird allerdings mit längerer Laufzeit der Application Baby 1.0 eher zunehmen, spätestens bei einem Update zur Version Kleinkind 1.0 ist auch ein Hardware-Update unausweichlich. Auch gelegentliche Konflikte mit dem Controllingsystem Schwiegermutter BG Version stören etwas den laufenden Betrieb, dürften sich aber mit der Zeit einspielen. Allerdings hilft das System Schwiergermutter mit seiner umfangreichen Datenbank auch die Prozesse zu optimieren. Abschließend kann man feststellen, dass die Benefits in den Bereichen Glücksgefühl, Vaterfreuden und Mutterglück die hohen Anfangsinvestitionen rechtfertigen.

15.06.2009

Evksinograd

Vor zwei Wochen hatten wir die Gelegenheit Evksinograd zu besuchen. Die frühere Sommerresidenz der Zaren ist heute das offizielle Gästehaus der Regierung. Auch der bulgarische Präsident verbringt hier gerne seine Sommerferien im Strandbungalow, den der Langzeit Diktator Todor Zhivkov einst bauen ließ. Außerdem wird auf der Anlage auch ein guter Tropfen angebaut, der hauptsächlich ins Ausland exportiert wird. Normalerweise kommt man nicht ohne weiteres herein, aber da meine Schwägerin zufällig dort als Weinexpertin beschäftigt ist, hatten wir die Gelegenheit uns umzuschauen. Wenn man drin ist, hat man fast das Gefühl, dass man garnicht mehr in Bulgarien ist, wären da nicht die bulgarischen Hinweisschilder. Die Wege sind gepflegt und sauber, die Ruhe ist ungewohnt und das Schloß Evksinograd selbst würde auch in Frankreich eine gute Figur machen. Die Gebäude verlieren sich im weitläufigen Park, auch wenn wir einen halben Tag unterwegs waren, so konnten wir nur einen Teil überhaupt besichtigen. Auch die Weinkeller durften wir besichtigen.

Bilder finden sich unter:
http://redir.ec/r6O1

Pozdravi
Ivan

04.06.2009

Zitat des Tages

Zitat des Tages:
"Der EU-Beitritt war ein Ziel, das eine überwältigende Mehrheit der Bulgaren befürwortet hat. Wir haben ein Wunder erwartet, ein Heilmittel, einen Wink mit dem Zauberstab, der all unsere Probleme für immer und ewig lösen würde. Das ist natürlich nicht passiert. Unsere Probleme haben wir selbst verursacht, und niemand außer uns selbst kann sie lösen."
Eine Kooperation von NRC Handelsblad (Niederlande), Politiken (Dänemark) und SPIEGEL ONLINE - lesen Sie das ganze Interview in englischer Sprache hier!
Simon Versano

Teodora Dimova, 49, ist eine bulgarische Dramatikerin und Romanautorin. Sie arbeitet außerdem als Radiojournalistin.

gefunden in: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-42944.html

01.06.2009

Schlechte Zeiten für Europa-Hasser

Schlechte Zeiten für Europa-Hasser

Die Einschätzung, dass sich der Unmut der Bulgaren ob der eingefrorenen EU-Gelder viel eher gegen die eigenen Politiker richtet, kann ich bestätigen und ist so verwunderlich nicht. Vielmehr deckt sich da die weitverbreitete Meinung, dass die eigene Politiker-Kaste ein inkompetenter und korrupter Haufen sind, mit dem Verdikt aus Brüssel. Was man früher schon wusste, erhält nun die Bestätigung aus den EU-Institutionen. Der EU kann insofern kein Groll treffen, da sie ja durchaus bereit war, Geld, viel GEld, für Bulgarien locker zu machen, nur die eigenen Regierung hat es mal wieder verbockt. Anstatt, dass alle Bulgaren von den Geldern profitieren, wollten einige Kasse machen. Nun müssen alle darunter leiden. Wie so oft werden die Verluste sozialisiert.
Insgesamt aber ist eher eine EU-freundliche Stimmung vorherrschend. Sicher, die Abschaltung des Atomkraftwerkes in Kosloduj, treibt noch einige um, aber insgesamt wird der EU-Beitritt mit all seinen Möglichkeiten vor allen von den Jungen begrüßt. Die Bulgaren sind es nur langsam leid das Schwarze Schaf Europas zu sein und bei Rankings meist auf den hinteren Plätzen zu landen.

28.05.2009

Politiker als Gangster oder Gangster als Politiker

Früher hieß es, hast du einen Opa, schick ihn nach Europa. In Bulgarien könnte man auch leicht abgewandelt sagen: Hast du eine Mafia, schick sie nach Europa. Europawahlen erfreuen sich auch in Bulgarien nicht an allzu großem Zuspruch. Letzten Umfragen zu Folge gaben 34% der Wahlberechtigten an, Ihre Stimmte abzugeben, während 14% entschlossen waren, dem Urnengang fern zu bleiben. Nun kann man das bedauern, aber auch in anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus. Eine Personengruppe in Bulgarien interessiert sich hingegen sehr für diese Wahl: Bulgariens Unter- und Halbwelt. In letzter Zeit häufen sich die Meldungen, dass in Untersuchungshaft einsitzende Mafiagrößen ihre Kandidatur für die Europawahl am 7. Juni oder die bulgarischen Parlamentswahlen am 5. Juli beantragt haben und zum Teil bereits zugelassen wurden. Um eine Kandidatur in Bulgarien anzumelden, muss man mindestens 10.000 Unterschriften von Unterstützern zusammenbekommen und 15.000 Leva hinterlegen. Den Anfang machten die notorischen "Galevi"-Brüder aus Dupnitza in der Nähe von Sofia, Bulgarian Alleged Mafia Boss Says No to MP Immunity und Bulgarian businessman under arrest stands for Parliament. Businessmen, oder wie man auch sagt Biznesmeni, ist natürlich in Anführungszeichen zu setzen und ein Synonym für Mafiatypen. Die "Galevis" sitzen seit gut einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Bekannt wurden sie, weil sie praktisch den Ort beherrschen und den früheren Innenminister Rumen Petrov trafen, was später zu seinem Rücktritt führte, Bulgarien: Skandal im Innenministerium bringt ganze Regierung in Bedrängnis. Er konnte nicht glaubhaft den Grund dieses Treffens benennen. Die Abgeordneten-Immunität lockt, auch wenn sie dies bestreiten.
Wenig später erfährt das geneigte Wahlvolk, dass ein gewisser Vesselin Danov, 55, aus Varna und sein Sohn sich um eine Kandidatur bemühen, Alleged Bulgarian Racketeers Allowed to Run for Parliament. Ihnen wird Prostitution, Menschenhandel und Geldwäsche vorgeworfen. Das pikante dabei, sie saßen bereits als Abgeordnete im Stadtrat von Varna. Allerdings haben ihre Hoffnungen, das Gefängnis verlassen zu dürfen, um Wahlkampf betreiben zu können, einen Dämpfer bekommen, http://www.novinite.com/view_news.php?id=104033. Die Kandidatur hingegen wurde zugelassen.
Und dann wäre noch ein gewisser Alexander Tomov, der seit Monaten die Negativ-Schlagzeilen beherrscht. Der frühere Manager des Fussballvereins CSKA Sofia und der maroden Stahlhütte Kremikovtzi wird beschuldigt, Millionenbeträge von seinen früheren Arbeitgebern veruntreut zu haben, Bulgaria Court Postpones Tomov Trial over EP Candidature. Aufgrund seiner Kandidatur wurde der Prozess vorerst aufgeschoben. Aus Sicht von Tomov sicher ein Teilerfolg. Einen Wahlkampf zu führen, klingt ja auch viel eleganter, als fortlaufend Krankenbescheinigung einzureichen, um seine Prozessunfähigkeit zu belegen.
Zyniker würden jetzt einwenden, was soll die Aufregung, Politiker sind eh Verbrecher und das Parlament bereits voll mit Mutri, siehe auch Sportskanone aus Bulgarien. Da machen ein paar mehr oder weniger auch nicht mehr viel aus. Und ich bin mir auch nicht sicher, was mir mehr Angst macht, dass sich solche Figuren als Kandidaten aufstellen lassen können oder dass es Leute gibt, die sie auch noch wählen und unterstützen würden. Mit Sicherheit wird es die Reputation Bulgariens als korrupten Balkanstaat nicht unbedingt verbessern und die wahren Probleme des Landes nicht lösen. Das sollten die Wähler dieser Gestalten bedenken.

23.05.2009

Naschite

Ein putziger Zug der Bulgaren ist es, wenn von Familienangehörigen die Rede ist, sie einfach mit "Naschite" (=die Unsrigen) zu bezeichnen. Die Unsrigen haben dies gemacht, die Unsrigen sind dahin gefahren usw. Allerdings lässt sich der Kreis der Unsrigen auch beliebig erweitern. So ist die Nationalmannschaft (welcher Sportart auch immer) bei internationalen Wettbewerben die "Naschite". Oder besonders stolz sind die Bulgaren ja auch auf "nasche" Dimiter Berbatov bei Manchester United. Da viele Bulgaren angesichts der von Korruption, Mafia und Hooligan durchsetzten nationalen Liga eher von englischen Mannschaften angezogen werden, ist der Stellenwert umso höher. Gestern kam die Nachricht das "nascha" auf den Mount Everest geklettert ist. Damit ist Petya Kolcheva, die als Anwältin arbeitet, gemeint. Sie ist nun die erste Bulgarin, die auf den höchsten Berg der Welt geklettert ist. Wer will nicht einen Gewinner in der Familie haben.

First Bulgarian Woman Climbs Mount Everest

17.05.2009

EGN

EGN (sprich: eh geh neh) ist die Abkürzung für Edinen Grashdanski Nomer und bedeutet Einheitliche Bürger Nummer. Jeder Bulgare erhält diese zehnstellige Nummer automatisch bei der Geburt. Sie setzt sich daher auch aus dem Geburtsdatum und einigen weiteren Nummern zusammen. Da sich mit dieser Nummer jeder bulgarische Bürger eindeutig zuordnen lässt, wird sie auch bei jeder Gelegenheit abgefragt. Ob man nun ein Konto eröffnet, ein Handy kauft, einen Arzt aufsucht oder auch nur bei einem Preisausschreiben teilnehmen möchte, die Nummer verfolgt einen auf Schritt und Tritt. Als Ausländer hat man allerdings keine EGN, sondern bekommt eine eigene Personalnummer für Ausländer, die LNT, Lichen Nomer za Tchudenets. Obwohl diese Nummer auch zehnstellig ist, weicht sie in Ihrer Form von der EGN ab. Die Zahlen sind zufällig ausgwählt. Dies führt dazu, dass man ein Problem bekommt, sobald man nach der EGN gefragt wird. Manchmal hilft es allerdings, wenn man sein Geburtsdatum angibt. So ganz durchdacht ist das System jedoch nicht, bzw. für Ausländer offen. Erst wenn man eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhält, bekommt man auch eine EGN. Bis dahin geht das Verwirrspiel um die Zahlen weiter.

Defekte Klobrillen

Eines des ungelösten Rätsel des Balkans bezieht sich auf defekte Klobrillen. Auf den ersten Blick nichts besonderes. Aber wenn man mehr als einmal eine defekte Klobrille in einem Restaurant oder Hotel findet, das neu eröffnet wurde und zumindest preislich ein gehobeneres Niveau beansprucht, so finde ich das schon etwas verwunderlich. So eine Klobrille kostet schließlich kein Vermögen, im Vergleich zu einem Hotelbau.

Hawaii doch nicht skandinavisch?!






Vor kurzem habe ich das Eingangsschild eines Restaurants gepostet, das auf den Namen New Scandinavian Restaurant Hawaii hinwies. Zufall oder nicht, jedenfalls wurde das New Scandinavian nun entfertnt. Aber vergleicht selbst. Als Bonus noch ein weitere lustige Schilder.

16.05.2009

Der Russe kommt?!


Panzer auf der Tsarigradsko Shose in Sofia auf dem Weg zur 1. Mai Parade, Danke an Mitko für das Foto.

08.05.2009

112 Bentley Autos in Bulgarien

Im Zuge einer Überprüfung von Millionären in Bulgarien sind einige "Unregelmäßigkeiten" aufgetreten. Einkommens-Millionäre lassen sich ja ganz einfach lokalisieren, da es eine Flattax von 10% gibt. Also jeder, der mindestens 100.000 Leva Steuern zahlt, kann als Millionär bezeichnet werden. Zumindest diejenigen, die eine Steuererklärung abgeben. Dabei wurden aber auch Inhaber von teuren Immobilien, Yachten und/oder Luxusautos überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass Inhaber von 112 Bentley Autos (Stückpreis ab 220.000Euro) gar nicht die ausreichenden Mittel besäßen solche ein Auto zu unterhalten.

Die ganze Story unter: SANS investigates 150 millionaires - report und etwas aktueller: Please explain

26.04.2009

Parkverbotszone auf bulgarisch



Man beachte die rote Signalflüssigkeit! Hagebuttentee? Radioaktive Abwässer? Eine spezielle Algenart?

Posdravi
Ivan

Kremikovtzi







Kremikovtzi ist das einzige Stahlwerk Bulgariens. Es steht in der Nähe Sofias und wurde von den Kommunisten erbaut. Die Lage ist denkbar schlecht, es befindet sich nicht an einem Fluss, so dass die Erze und die Stahlprodukte mühsam per Schiene abtransportiert werden mussten. Da die bulgarischen Erzminen schon bald versiegten, musste es teuer aus dem Ausland importiert werden. Von den Seehäfen in Varna und Burgas sind es aber noch gut 450km bis nach Sofia und auch die Donau ist noch ein gutes Stück entfernt. Auch die Qualität der Stahlbleche ließ zu wünschen übrig. So arbeitete die Stahlhütte schon unter den Kommunisten nicht profitabel und selbst als die Stahlpreise noch hoch waren, konnte das damalige Management unter einem der Brüder Lakshmi Mittals das Werk retten. Der zog sich irgendwann zurück. Das hochverschuldete Werk kann seit November letzten Jahre keine Gehälter mehr zahlen und auch die Suche der aktuellen Regierungskoalition nach einem ausländischen Investor blieb erfolglos. Auch die genannten Interessenten aus der Ukraine und Brasilien erkannten, dass das Werk ein Millionengrab ist. Nichtsdestotrotz demonstrieren die 5.000 Stahlarbeiter in unregelmäßigen Abständen im Zentrum Sofias.
Immerhin können die Sofioter etwas aufatmen, denn die Luftverschmutzung der Hauptstadt hat sich spürbar gebessert.

Hawaii ist nun skandinavisch

Erdbeben in Varna

Es war gestern Abend gegen 20:20h Ortszeit, wir saßen gerade auf der Couch und ruhten uns aus, als plötzlich die Couch anfing zu schwingen und sich in und her zu wiegen. Erst dachte ich Dessy würde diese Schaukelei hervorrufen, aber sie lag ganz still da. Dann bemerkte ich, dass sich auch die Deckenlampen bewegten. Da war uns klar, dass es sich nur um ein Erdbeben handeln konnte. Es wirkte nicht beängstigend, eher aufregend. Ich war nur nicht sicher, ob sich die Schwingungen noch verstärken oder nachlassen. Zur unserer Erleichterung blieb es dabei, auch fiel kein Geschirr aus den Schränken oder bildeten sich Risse in den Wänden. Nach ungefähr 30-45 Sekunden war der Spuk vorbei und wir erleichtert.

Auf der Seite http://earthquake.usgs.gov/eqcenter/dyfi/events/us/2009fwba/us/index.html wurde das Beben in Rumänien registriert, und war 295km von uns entfernt. Es hatte eine Stärke von 5,3 auf der Richterskala. Die Uhrzeit stimmt auch.

Tsunamis hatten wir zum Glück auch nicht zu befürchten, da sich das Beben auf Land ereignete, in 96km Tiefe.

Posdravi
Ivan

25.04.2009

Euro in Bulgarien

Der Lev ist nach wie vor die offizielle Währung in Bulgarien. Aber schleichend ist eine Euro-päisierung festzustellen. Insbesondere wo es um größere Summen geht, wie in der Immobilien- oder KFZ-Branche, wird gerne auf die Gemeinschaftswährung Euro, in Bulgarien Evro genannt, zurückgegriffen. Da der Lev über ein Currency Board an den Euro gekoppelt ist und mit dem Fixkurs 1.95583 Leva für 1 Euro umgerechnet wird, erscheinen die Preise nur halb so groß.
Im Zuge der Finanzkrise wurde auch eine beschleunigte Einführung des Euros diskutiert, allerdings ist Bulgarien bisher noch nicht dem WKM II der EU beigetreten, was eine Vorstufe zur Euro-Einführung ist. Dies soll aber alsbald geschehen. Allerdings waren bisher die recht hohe Inflationsrate und das Leistungsbilanzdefizit die größten Hürden. Beide sind aber als Folge der Krise gesunken. Eine Einführung des Euros in Bulgarien vor 2011 erscheint allerdings unwahrscheinlich.

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Иван

Deugarisch

Und wieder ein paar interessante deutsche Vokabeln aus dem Heimwerkerbereich:

- Lüsterklemme
- Glaven Schalter = Hauptschalter

Posdravi
Ivan

15.04.2009

1 Jahr Bulgarien

Ja, beinahe hätte ich das vergessen. Es ist nun schon ein Jahr her, dass ich nach Bulgarien gekommen bin. Am 1. April 2008 sind wir im Honda Civic Transbalkania in Varna angekommen. Kinners, wie die Zeit vergeht!

Und ich kann sagen, es geht mir gut! Sehr gut sogar.

Ich habe einen Job gefunden, der mir Spaß macht, mich erfüllt und auch ein wenig Geld abwirft.

Wir wohnen in einer traumhaften Wohnung mit sagenhaftem Blick auf das Schwarze Meer.

Dessy und ich verstehen uns blendend. Klar, hin und wieder haben auch wir Diskussionsstoff, aber dabei geht es selten an die Substanz.

Bei allem Jubeln gibt es natürlich auch noch einige Baustellen. Mein Bulgarisch reicht zwar um mir das ein oder andere Bier zu bestellen und auch ein wenig Smalltalk zu betreiben, aber verhandlungssicher ist das noch nicht. Aber ich arbeite dran.

Freundschaften konnte ich bisher hauptsächlich in Sofia knüpfen, die meisten über die Arbeit. Aber da bin ich nur recht selten und wenn ich dann da bin, muss ich praktisch jeden Abend dafür verplanen. Das kann auch manchmal etwas anstrengend werden. In Varna ist der Freundeskreis noch sehr überschaubar.

Dann hat sich leider der Plan mit der eigenen Capoeiragruppe noch nicht erfüllt. Zwar habe ich mit Orangefitness einen guten Partner gefunden, allerdings wird das Training nicht in dem Maße angenommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Sicher hat es der Sache nicht geholfen, das ich hin und wieder wegen Reisen nicht unterrichten konnte. Und für junge Leute von außerhalb des Studios sind 50lv doch recht viel Geld. Eigentlich müsste ich noch an einem anderen Ort Training anbieten. Dafür fehlt mir allerdings Zeit und Energie momentan.

Unter dem Strich würde ich sagen, dass ich mich bereits sehr gut eingelebt habe und gerne noch länger im Lande bleiben möchte. Sicher ist der Alltag manchmal eine Herausforderung, aber das macht die Sache auch spannend.

Posdravi
Ivan

12.04.2009

Programmhinweis Goodbye Deutschland

Goodbye Deutschland
Das Team von "Goodbye Deutschland" hat unseren Zahntechnikermeister Herrn Meier und seine Familie bei ihrer Auswanderung nach Bulgarien begleitet.

Austrahlungstermin : 14. April 2009 um 20.15 Uhr auf VOX.

http://dentaprime.blogspot.com/2009/04/goodbye-deutschland.html

Boza


Heute habe endlich mal ein Getränk probiert, von dem immer behauptet wird, das es Ausländern nicht schmecken würde. Es handelt sich nicht um den Rakiya, ohne den kein Bulgare seinen Salat essen kann, sondern um Boza. Ein dickflüssiges, braunes Getränk, das leicht süßlich schmeckt. Es wird aus Weizen hergestellt und ist leicht angegoren. Es ist sehr nahrhaft und wird in Plastikflaschen abgefüllt im Supermarkt verkauft. Laut Wikipedia kommt es ursprünglich aus der Türkei. Bosa in Wikipedia .
Gewöhnlich trinkt man es zum Frühstück und ist dazu ein Stück Banitza.
Der Geschmack ist in der Tat gewöhnungsbedürftig. Auch wenn es süß ist, gibt es da Geschmacksanteile, die doch recht fremdartig schmecken. Ein großer Fan werde ich davon wohl nicht. So wie vom Shkembe Chorba, einer Suppe mit Lamm-Innereien. Doch davon beim nächsten Mal mehr...

10.04.2009

Ivan auf Einslive

Einslive hat heute in der Welt herumtelefoniert und wollte wissen, was die Hörer am Karfreitag so treiben und ob dort, wo man sich befindet auch Ostern ist. Da in Bulgarien erst nächste Woche Ostern (velikden) ist, weil die Orthodoxen den Ostertermin nach julianischem Kalender ausrechnen, dache ich, mail doch mal hin. Tatsächlich hat sich das Einslive-Team gemeldet und mich in die Sendung geschaltet.

Hier das Ergebnis:
Ivan auf Einslive

Frohe Ostern!

Ivan

Public Private Partnership in BG

Die Schlaglochdichte auf bulgarischen Asphaltwegen sind schon sprichwörtlich. Auch wenn einige Löcher - EU sei dank - gestopft wurden, so bleibt die Situation besonders auf Nebenstraßen oder auf dem Land prekär. Nicht zuletzt weil manches Geld auch in anderen Löchern verschwindet.

Engagierte Bulgaren haben jetzt eine Initiative ins Leben gerufen und nehmen die Sache selbst in die Hand: http://dupka.net/news.php

Auf der Seite gibt es eine Karte mit den größten Löchern (allerdings nur im Stadtgebiet Sofia), eine Galerie und ein Spendenaufruf. Dupka heißt übrigens Loch.

Ein gute Sache, wie ich finde!

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Иван

06.04.2009

Beliebtesten Websites in Bulgarien

Die Topsites aus Bulgarien: http://tinyurl.com/dl7ybs, zamunda.net ist übrigens ein Filmdownloadportal...

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Иван

03.04.2009

Neue Deutschwörter

Heute mal aus der Friseurhandwerk:

- Backenbarti = Kotletten (Achtung, das erste Wort ist das bulgarische!)
- spitz = spitz (wenn man oben genanntes spitz getrimmt haben will)

FÜr Männer kostet eine Frisur mit Waschen und Föhnen übrigens 7-8 EUR. Für Frauen wesentlich höher.

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Иван

02.04.2009

Nachtrag zur Miss Bulgaria 2009

Sofia Echo

Wir erklären heute: Marschrutka

Marschrutka sind Sammeltaxis, die von privaten Betreibern neben öffentlichen Verkehrsmittel hauptsächlich auf Sofias Straßen unterwegs sind. Sie sind eine Art Zwitter zwischen Taxi und Bus, in der Regel ausgebaute Ford Transits o.ä. Der Preis mit 1,50BGN nur knapp über Bustarif (1BGN)aber wesentlich unter dem von normalen Taxis. Ziel und Fahrtrichtung werden über ein kleines Täfelchen an der Windschutzscheibe angegeben. Die Angaben sind dabei recht allgmein, in der Regel die Hauptstraßen, die abgefahren werden oder in Himmelsrichtung.
Wie gelange ich in eine Marschrutka? Einfach gut sichtbar am Straßenrand hinstellen und heranwinken. Man steigt vorne ein und zahlt sogleich. Zu Hauptverkehrszeiten sind sie gut gefüllt. Meist sind acht Sitzplätze vorhanden, aber der Fahrer wird versucht sein durch kreatives Fahrgastmanagement bis zu 20 Personen zu befördern. Die Fahrer zeichnen nicht gerade durch rücksichtsvolles Fahrverhalten aus. Führerscheinbesitz ist wünschenswert, aber kein Muss. Will man aussteigen, so muss man dem Fahrer durch lautes Zurufen seinen Haltewunsch mitteilen. Man ist auf jeden Fall etwas schneller an seinem Ziel, als mit einem der abgehalfterten Busimporten aus dem Westen und den umweltfreundlichen, weil mit Strom betrieben, aber urzeitlich wirkenden Trolleybussen, auf deutsch auch O-Bus genannt. Marschrutka fahren übrigens in vielen Ländern des Ostens.

01.04.2009

Bulgarien will aus der EU austreten

Die bulgarische Regierung prüft die Möglichkeiten aus der EU auszutreten. Sie ist es schlicht leid als schwarzes Schaf Europas dargestellt zu werden, alle halbe Jahre peinliche EU-Reports über sich ergehen zu lassen und Gelder gestrichen zu bekommen. Nach 500 Jahren türkischer Herrschaft, 40 Jahre Kommunismus unter Moskaus Order, wollen die Bulgaren endlich mal Herr im eigenen Haus sein.

Posdrawi
Ivan

17.03.2009

Dumm gelaufen!

No comment: Dumm gelaufen!

"Akutes Gefühl der Hilflosigkeit"

Die Finanzkrise wirbelt die Welt durcheinander. Politische Ausschreitungen seien in Osteuropa aber nicht zu erwarten, sagt Katinka Barysch. Im Interview mit manager-magazin.de spricht die Direktorin des Centre for European Reform über wackelige, ineffiziente Regierungen und die Gefahr von Rechtspopulisten.
Hier geht es zum Interview

16.03.2009

Miss Bulgaria 2009






Die sehr blonde Antonia Petrova wurde kürzlich zur Miss Bulgaria 2009 gewählt. Die 24 Jährige besitzt einen Jura- und BWL-Abschluss und kommt aus der Stadt Pernik. Mehr dazu bei Novinite.com.

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Иван

15.03.2009

Bulgaren sind überall

Heute abend war ich mit Freunden in einem arabischen Restaurant in Köln, "Al Shalam", zwischen Barbarossaplatz und Zülpicher Platz. Das Essen war lecker, aber die Portionen hätten gerne etwas größer sein können. Gegen 21h kam jedoch die Bedienung, um uns mitzuteilen, dass das Lokal nun ein Raucherclub sei und wir mit Eintragung unserer Kontaktdaten dem Raucherclub beitreten müssten. Wieder mal eine sehr deutsche Regelung. Ich trug also wahrheitsgemäß unter Wohnort Varna ein und sagte noch zu den anderen: "Sollen die doch selber rauskriegen, wo das liegt!" Die Bedienung holte unsere Zettel ab und kam nach wenigen Augenblicken zurück und fragte: "Wer von Ihnen kommt aus Varna?" Ich gab mich zu erkennen, worauf sie mich auf Bulgarisch ansprach. Ich war etwas überrumpelt und konnte garnicht verstehen, was sie sagte. Als sie später den Tisch abräumte, fragt ich sie woher sie aus Bulgarien kommt und sie erwiderte: "Aus Varna!"

Посдрави от Köln!

Иван

14.03.2009

Wizzair ändert Flugplan

Ich habe mich schon so daran gewöhnt, Montagabends nach dem Capoeiratraining direkt zum Flughafen zu rauschen, die 21:55h Maschine von Wizzair nach Sofia zu nehmen und um 22:50h in Sofia zu sein. Freitags ging es dann abends wieder zurück nach Varna.

Als ich jedoch gestern nach Flügen für Anfang April gesucht hatte, konnte ich meinen Augen nicht trauen: Wizzair fliegt nun 8:35h montags ab Varna ab und freitags um 7:00h zurück. Ich weiss nicht, was Wizzair geritten hat, aber das ist in doppelter Hinsicht ungünstig. Nicht nur kann ich mein Montagabendtraining nicht wahrnehmen, sondern müsste auch schon Freitag früh aus Sofia abreisen. Es sei denn ich fliege erst Sonntag früh ab, denn Samstag geht keine Maschine, ebenso Dienstag nicht. Die einzige Möglichkeit wäre, wenn ich mein Montagabendtraining auf den Freitagabend verschiebe würde. Dann flöge ich Montagfrüh und wäre Freitag früh wieder zurück. Stichtag ist wohl der 27. März, da geht die letzte Spätmaschine...

Pozdravi
Ivan

05.03.2009

Video zur Finanzkrise

Da die Finanzkrise ALLE betrifft, dachte ich, dass das folgende Video auch gut in Suxilandia passt. Ich denke nach der Betrachtung dieses Filmchens hat es auch der LETZTE begriffen, wie es dazu kommen konnte:


The Crisis of Credit Visualized from Jonathan Jarvis on Vimeo.

03.03.2009

Nationalfeiertag in Bulgarien

Am 3. März feiern die Bulgaren die Befreieung vom osmanischen "Joch".
Im Jahre 1876 brach der Aprilaufstand aus. Es war die bis dahin größte und bestorganisierteste bulgarische Rebellion gegen die osmanische Herrschaft. Allerdings wurde der zunächst von den Türken brutal niedergeschlagen. Die besonders an der Zivilbevölkerung verübten Gräueltaten veranlassten die Großmächte die Konferenz von Konstantinopel im Jahr 1876 einzuberufen. Darauhin wurde das ethnisch-bulgarische Territorium festgelegt und die legalen und politischen Voraussetzungen geschaffen, um auf diesem Gebiet zwei autonome bulgarische Provinzen einzurichten.
Die osmanische Regierung stimmte diesem Plan jedoch nicht zu. Dies führte dazu, dass Russland eine militärische Lösung suchte, ohne sich dabei mit den anderen Großmächten anzulegen, wie das noch bei den Krim-Kriegen von 1854 bis 1856 der Fall war. Außerdem konnte Russland so seinen Einfluss in der Region ausweiten und das osmanische Reich von zwei Seiten einhegen.
Dies führte zu dem russisch-türkischen Kriegen von 1877-1878, bei denen neben rumänischen und bulgarischen auch finnische Freiweillige kämpften. Wenn sich auch der substanzielle Beitrag auf Grund schlechter Ausrüstungen in Grenzen hielt und zu viel Blutvergießen führte.
Schließlich konnten die osmanischen Truppen besiegt werden. Im Vertrag von San Stefano (3. März 1878) wurde dann die Unabhängigkeit Bulgariens besiegelt.

Mehr dazu unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarischer_Aprilaufstand_1876


01.03.2009

Честита баба Марта!





Am 1. März feiern die Bulgaren eine sehr sympathische Tradition. Sie begrüßen den März, den sie als Baba Marta (Großmütterchen März) bezeichnen. Außerdem wird der bald einsetzende Frühling gefeiert. Dazu beschenken sich Junge und Alte, Freunde und Verwandte mit rot-weiß gestreiften Armbändchen um oder heften sich ein weißes und ein rotes geflochtenes Figürchen (Pizho i Pienda) an, die Martzenitza. Diese behält man solange um, bis man ein Zeichen für den Frühling entdeckt, das können ein Storch, Blütenknospen oder ein Spatz sein.

Wie bei vielen folkloristischen Traditionen gibt es auch zur Martenitza verschiedene Entstehungsmythen. Eine geht auf den ersten altbulgarischen Khan Asparuch zurück. Um seiner daheimgebliebenen Frau zu Hause ein Zeichen zu geben, dass er einer Schlacht überlebt hat, ließ er ein weißes Bändchen schicken, das mit einigen Blutspritzern befleckt war.

Heute steht die Martenitza daher für Gesundheit, Leben und Fruchtbarkeit.

25.02.2009

Bombe im Zentrum von Sofia

DER ZUFALL VEREITELT EXPLOSION IN SOFIA
Erst letzte Woche ist das Café Nero von einer Bombe schwer beschädigt worden. Nun wurde eine zweite Bombe vor dem Klub Planeta gefunden, dort, wo ich mich immer morgens mit Nico treffe, um gemeinsam zur Arbeit zu fahren.

Nico, wir sind aufgeflogen worden!

Auch gestern erst. Als ich mich dem Lokal genähert habe, war die kleine Straße von der Polizei gesperrt gewesen und ich hatte mich noch darüber gewundert...

Hier noch ein Bericht:

Ein Paket mit Explosiven wurde nur wenige Meter vom
Parlamentsgebäude, neben dem Klub Planeta an der Ecke
Oborischte-Straße / Vassil Levski Straße gefunden.
Experten gehen davon aus, dass in der Nacht ein Versuch gemacht
wurde, die Bombe zu sprengen, es aber wegen einem Defekt nicht zur
Explosion gekommen ist. So hat der Zufall ein blutiges Drama im
Zentrum von Sofia vereitelt. Das verdächtige Paket ist um 7.00
morgens gefunden worden.

Auf dieser Strecke ist auch der kroatische Generalstabschef Josipl
Lucic, der sich auf einer dreitägigen Visite in Bulgarien befindet,
gefahren.

BOMBE IM ZENTRUM VON SOFIA


Die Bombe gilt wahrscheinlich dem Luxus-Lokal Planet Klub, einem bekannten Mutri-Treff. Die Bombe ist vom Klub-Manager in einem Blumentopf direkt vor dem Lokal gefunden
worden.

Konkurrenz in der Branche ist eine der möglichen Versionen.

Nightboarding auf dem Vitosha!

Zu den Top5 To-Dos in Sofia gehört Nightboarding auf dem Vitosha auf die vorderen Plätze (Nico, was waren noch gleich die anderen?!). Gestern haben sind Nico und ich direkt aus dem Büro so gegen 18:30h auf den 2.000m hohen Vitosha gefahren, wo eine beleuchtete Nachtpiste bis 22h für Wintersport-Enthusiasten geöffnet hat. Für umgerechnet 10Euro bekommt man nicht nur eine gut preparierte Piste geboten, sondern auch einen traumhaften Blick auf das nächtliche Sofia. Mit -11 Grad Celsius (der Windschill tat sein Übriges) war es zwar auch empfindlich kalt. Besonders wenn man seinen Fleece-Pulli in Varna vergisst. :-( Aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Gegen 21:30h traten zwei sehr glückliche Boarder den Abstieg an.

17.02.2009

Februar hat in Bulgarien 31 Tage!

Für den nächsten Post musste ich nichtmal mein Zimmer verlassen. Vor meinem Schreibtisch hängt ein Kalender der staatlichen Regulierungsbehörde für Strom und Wasser in Bulgarien. Dieser Kalender zeigt tatsächlich einen 30. und 31. Februar an. Lediglich der 29. Februar fehlt, klar, ist ja kein Schaltjahr.
Aber seht selbst:

14.02.2009

Sveti Valentin und Sveti Trifon

Wer schon immer der Ansicht war, der Valentinstag sei eine Erfindung der Blumenhändler und Pralinenverkäufer und ihn deshalb boykottiert, der hat in Bulgarien die Möglichkeit am 14. Februar auch den Tag des Weines zu begehen. Im Gedenken an Sveti Trifon, der als Schutzheiliger des Weinberges gilt. Eigentlich fällt der Sv. Trifon-Tag nach gregorianischen Kalender auf den 1. Februar, nicht wenige feiern aber noch nach julianischen Kalender. Einige feiern aber auch zweimaÜbrigens geht der Valentinstag auf Bischof Valetin von Terni, der als Märtyrer starb, daher wird der Tag hier auch mit dem Zusatz Sveti (=Heiliger) genannt. Er soll der Sage nach römische Soldaten getraut haben, was verboten war.

Lebensmittelqualität

Sicher, in Deutschland ist man da schon weiter. Nach einigen Gammelfleischskandalen und Pestizidfunden im Salat sind die Deutschen entsprechend sensibilisiert. Hinzu kommen Institutionen wie Stiftung Warentest und andere. Nicht jeder Deutscher glaubt an den lieben Gott, aber alle an Stiftung Warentest. Vielleicht liegt es auch daran, dass die EU-Kommissarin Meglena Kuneva für Verbraucherschutz zuständig ist. Jedenfalls vergeht kein Tag ohne dass in den Nachrichten über Lebensmittelqualität berichtet wird. Ob der Sirene (bei uns auch Feta-Käse), der ein fester Bestandteil der bulgarischen Küche, tatsächlich mit Kuhmilch hergestellt oder aber mit Palmöl gestreckt wurde. Da werden dann Beispielsrechnungen erstellt und gezeigt, dass ein ordentlicher Sirene mind. 8,-BGN kosten müsste. Ein Preis darunter ist dann ein Indiz für mindere Qualität. So geht dass dann durch alle Lebensmittelgruppen (Hranidelni Stoki). 

Bisher glaubten die Bulgaren, dass ihr Gemüse das beste der Welt (zugegeben die Tomaten sind unschlagbar) und einen der bulgarische Joghurt (wegen des speziellen Bakteriums "lactobazillus bulgaricus") einen Menschen 100 Jahre alt werden lässt. Das sollte reichen. 

Bio ist hierzulande noch nicht sehr stark verbreitet, auch wenn man bereits einige einheimische Bioprodukte im Supermarkt findet und in Sofia vereinzelt spezialisierte Geschäfte geöffnet haben. Die meisten Bulgaren kaufen Ihr Gemüse auf täglich geöffneten Wochenmärkten und wer auf dem Land wohnt, baut es sich sowieso selber an. Nicht nur während des Kommunismus die einzige Garantie für zuverlässige Versorgung.

12.02.2009

False Friends

Einige bulgarische Wörter und Floskeln können auf deutsche Ohren durchaus ulkig anhören, wenn man die eigentlich Bedeutung nicht kennt. Oder was stellt Ihr Euch unter folgdendem spontan vor:

1. "Lek den!"
2. "Po"
3. "Kak e?"
4. "Kaka"
5. "Kurva"

Auflösung:

1. "Schönen Tag!"
2. "mehr"
3. "Wie ist es?"
4. "Große Schwester"
5. "Hure"
pozdravi
Ivan

11.02.2009

Gefakter Bericht über Folgen des Gasstreits in Bulgarien auf CNN

Dieser Fall hat in Bulgarien bereits einige Wellen geschlagen. Es ging um einen Bericht auf CNN über die Folgen des Gasstreites in Bulgarien. Ein britisches Journalist hat sich dabei in Pleven umgeschaut und einen Bericht gedreht, der später auf CNN lief. Das politische Establishment in Pleven und Sofia war darüber not amused, weil es kein schmeichelhaftes Bild von Bulgarien zeigt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Bericht gefaked war.

Hier mehr Infos zum dem Fall auf deutsch:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/482/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht

Pozdravi
Ivan

05.02.2009

Mutri-Spitznamen

Nicht nur Capoeiristas benutzen Spitznamen um ihre bürgerliche Identität zu verschleiern. Auch bei Mafiosi aka Mutri sind Spitznamen äußerst beliebt. Da Spitznamen häufig ein hervorstechendes Merkmal betonen, sagen sie gleichzeitig einiges über den Träger aus. In loser Folge werde ich hier einige Spitznamen vorstellen, aber auch die Nennung des Klarnamens aus "Sicherheitsgründen" verzichten. Glaube zwar kaum, dass sie des Deutschen mächtig sind, aber sicher ist sicher. Schließlich bin ich nicht scharf auf Besuch von lederbejackten Gorillas und lege wert auf körperliche Unversertheit.
;-)

Hajde!

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Quelle: novinite.com)

"Baretata"= das Barret
"Boksiora"= der Boxer
"Ochite" = die Augen
"Dembi" = ?
"Mamata"= Mutti
"Racho" = ?
"Ludiya" = der Verrückte

und hier noch ein paar Ergänzungen:
"Bobura" = Der Biber
"Klyuna" = Der Zinken
"Temeruta" = Der Unfreundliche

Pozdravi
Ivan

02.02.2009

Andererseits...

...zünden in Berlin militante und selbsternannte "Umweltschützer" (was bei so einem Autobrand alles an Giftstoffen in die Umwelt gelangt...) große Limosinen und SUVs an.

Siehe bei Spiegel-Online TV:
http://www.spiegel.de/video/video-49704.html

Wenn man längere Zeit im Ausland verbringt, gewöhnt man sich schnell ein sowohl...als auch an.

;-)

Pozdravi
Ivan

01.02.2009

Kategorisierung des Autos, oder zeige mir was du fährst und ich sage Dir wer Du bist






Luxuslimosinen und große SUVs deutscher Premiumhersteller
Die G-Klasse und die S-Klasse sind hier schon der Inbegriff eines Mutri-Mobils. Die Fahrer schimpfen sich gerne auch "Biznesmeni". 
In den letzten Jahren war schwarz die vorherrschende Farbe, dazu getönte Scheiben. Zunehmend scheint aber Weiß in Mode geraten zu sein, was angesichts der staubigen Straßen nur mit einer Abokarte einer Autowäsche des Vertrauens sinnvoll erscheint. Die siebensitzige GL-Klasse erfreut sich hier einer gewissen Verbreitung, da man diese auch steuerlich geltend machen kann.
Auf die beliebten Nummernschilder bin ich bereits eingegangen. Um sich ein wenig von seinen Biznesmeni-Freunden zu unterscheiden, werden entweder getunte Modelle vorgezogen oder auch gleich zu Bentley, Maybach oder Lamborghini gegriffen. Damit inbegriffen ist dann auch freies Parken vor dem Chalga-Club, Parken im Halteverbot, Fahren über den Vitosha-Boulevard (normalerweise für Verkehr gesperrt) und auch sonstige automobile Narrenfreiheit.

SUVs von asiatischen Herstellern, Mitteklassewagen (neuwertig)
Wer wohlhabend ist, aber ungern mit Mutris in einen Topf geworfen werden will, der greift zu SUV (hier meist Jeep genannt) asiatischer Produzenten wie Toyota, Honda oder Hyundai. Man zeigt so, dass man sich durchaus hätte mehr leisten können, aber aus Bescheidenheit oder Angst vor Beschädigungen KFZ mäßig abgerüstet hat.  
Limosinen sind hier nach wie vor der Ausdruck eines luxuriösen Wagens, ein Skoda Superb geht hier als ordentliche Oberklassenlimosine durch (als osteuropäisches Auto deutschen Genen) und steht auch dem Firmenvorstand gut zu Gesicht. Kombis haben sich hier nicht durchgesetzt.

Teure Kleinwagen
Die Tochter oder Freundin (Mutresa) eines Mutra wird gerne mit eine teuren Kleinwagen a la Mini, BMW 1er oder SLK ausgestattet. Darin werden dann die Fahrten zum Frisör, Maniküre, Mall und ins Café absolviert. Äußeres Erscheinungsmerkmal dieser Spezies: Eine zur Löwenmähne hochtoupierte Frisur entweder in Schwarz oder blond gefärbt, rote Stiefel, große Sonnebrile, große Taschen und mit mehr Glitzerzeug behangen als ein Weihnachtsbaum.

Gebrauchte Mittelklassewagen aus dem Westen
Auch wenn die teuren Neuwagen die Aufmerksamkeit erregen, so fährt die Mehrheit (wir erinnern uns, die bis 1.000BGN Monatseinkommen) in Gebrauchtwagen aus dem Westen herum. Aber auch solche "Biznesmen", die mal ein schlechtes Investment getätigt haben, oder sich beim Paten in Ungnade gefallen sind, müssen auch Fahrzeugtechnisch kleinere Brötchen backen.
Besonders Modelle aus Deutschland mit noch gültigem TÜV erfreuen sich großer Nachfrage, kosten aber auch etwas mehr. Aber auch der öffentliche Transport bezieht seinen Fuhrpark aus abgehalfterten Bussen aus Deutschland. So sieht man nicht selten neben der Liniennr. die Endhaltestelle "Bahnhofsplatz-Leinenfeld".

Motorräder
Nur die Todesmutigsten steigen hier auf Zweiräder. Mit oder ohne Motor. 

Lada/Moskwitch/Trabi
Good bye, Lenin lässt grüßen. Die Fahrer dieser teilweise museumreifen Vehikel stehen am untersten Ende der Nahrungskette. Da Ersatzteile rar sind, muss viel in Eigenleistung erstellt werden. Das gilt ebenso wie die putzig anmutenden Tuningversuche, mit denen versucht wird, diesen Wagen einen Rest von Anstand und Respekt zu verleihen.

Auto als Statussymbol?!

In meinen bisherigen Posts habe ich mich meist um die Fahrweise und Straßenverhältnisse auf bulgarischen Asphaltwegen ausgelassen. Nun dachte ich, wäre Zeit es auf die Sozio-kulturellen Aspekte des Kraftverkehrs einzugehen. 

Auto als Statussymbol
Vorweg, Bulgaren sind ein Autovernarrtes Land. Individuelle Mobilität ist ein Ausdruck persönlicher Freiheit, Modernität und Prestige. Besser als durch ein hübsch eingerichtetes Zuhause, lässt sich am fahrbaren Untersatz der Umwelt seinen sozialen Status demonstrieren. Wie lässt sich der gesellschaftliche Stellenwert des Autos besser einordnen, als durch die neu gebaute Flanierstraße am Strand von Varna?! Auf mehreren Kilometern wurden direkt am Meer Straßen und endlose Reihen an Parkplätzen angelegt, aber auf Bürgersteige oder gar Promenade gänzlich verzichtet. Um verirrte Spaziergänge vor dem vorbei rasenden Verkehr ein Minimum an Schutz zu gewähren, wurden Bodenschwellen eingebaut, hier auch "liegender Polizist" genannt. Überhaupt steht es um Bürgersteige und Fahrradwegen noch schlimmer als um Straßen. Vieler Orts ziehen es die Leute auf der Straße mit dem Verkehr zu laufen, als auf dem Troittoir, selbst junge Mütter mit Kinderwagen. 

Am Auto spart der Bulgare zuletzt
An allem spart der Bulgare, außer am Auto. So sieht man nicht selten auch vor zerbröckelten Plattenbauten Wagen der gehobenen Preisklasse stehen. Da wird dann auf Omas Häuschen eine Hypothek aufgenommen, um sich ein Auto eines deutschen Premiumherstellers zuzulegen. Da fließt die komplette Wirtschaftskraft einer Familie in das Auto. Aus bulgarischer Sicht keine schlechte Investition. Man kann sich neidischen Blicken der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz gewiß sein. Vor dem In-Chalga-Club werden einem direkt vor dem Eingang Parkplätze freigehalten und auch der Tankwart gibt sich freilich mehr Mühe, um verdreckte Scheiben und Scheinwerfer zu reinigen.  

Gefahren für das Auto
Aus Ausländersicht ist die Sache nicht ganz so klar. Sicher, auch wir Expats fahren gerne schöne und schnelle Autos, aber bulgarische Fernstraßen sind nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, unzählige Schlaglöcher eine Herausforderung an Mensch und Material und die Innenstädte oftmals sehr eng und verwinkelt. Parkplätze sind Mangelware und die Gefahr von Parkremplern, herabfallenden Gebäudeteilen oder rachsüchtigen Zeitgenossen Kratzer und Beulen im Lack davonzutragen sind hoch. 

Kratzer im Lack
Erst kürzlich mussten wir das am eigenen Auto erfahren. Vor einigen Tagen entdeckte Dessy auf Fahrerseite mehrere mit dem Schlüssel eingravierte Strichmuster. Mein Verdacht fiel gleich auf einen BMW-Fahrer, der sich dreister weise auf unseren Parkplatz gestellt hatte. Dessy hat ihn dann, auf Zuraten von Krassi, zugeparkt. Sie wollte die Sache eigentlich nicht weiter eskalieren. Wie auch immer, er ist auch so herausgekommen, es könnte aber sein, dass er sich dadurch provoziert gefühlt haben könnte und seinem Ärger im Lack hinterlassen hat. Zum Glück wird unser Parkplatz Video-überwacht, die Aufnahmen haben wir aber noch nicht einsehen können. Ansonsten gibt es keine konkreteren Verdachtsmomente, außer vor Neid zerfressende Vandalen. Es war aber nicht das erste Mal, bereits in der alten Wohnung hat jemand einen Strich auf den Lack gezogen. Der könnte von dem Lenkrad eines Kinderfahrrades stammen, die in Frage kommende Familie wurde auch zur Rede gestellt, stritt aber jede Schuld ab. Auf Dessys Firmenparkplatz hat jemand mal einen Kaugummi auf die Fahrertür hinterlassen. Kratzer mit dem Schlüssel sind aber eine neue Qualität.

Verdrehte Scheibenwischer
Eine ähnliche Erfahrung musste auch Dessys Vater vor gut einem Monat in der Tiefgarage der Sofioter Wohnung erleben. Da sein Stellplatz durch unseren Rav besetzt war, den wir während unseres Deutschlandaufenthaltes dort abgestellt hatte, suchte er sich einen anderen Platz aus, der nicht explizit als Parkfläche ausgewiesen ist, aber auch keinen behinderte. Solch eigenmächtiges Verhalten hat wohl irgendjemanden wieder mal provoziert und dazu motiviert, den Scheibenwischer des Skoda Oktavias dermaßen zu verbiegen, das er nicht mehr funktionierte.

Beschädigungen gegen Autos haben Tradition
Eine zeitlang war es in Mafia-Kreisen beliebt, Konkurrenten oder säumigen Zahlern, Spitzhacken in das Auto zu rammen, sozusagen als Warnung. Das Auto muss stellvertretend leiden und mit ihm der Halter.

Pozdravi
Ivan