11.12.2008

Kleinvieh macht auch Mist

Häufig macht man in Bulgarien beim Konsumieren die Erfahrung, dass Wechselgeld (resto genannt) zwischen 1-5 Stotinki (bulgarischer Pfennig) nicht ausgegeben wird. Sicher, man wird keinen Aufstand machen und die Ausgabe des exakten Wechselgeldbetrages einfordern. Aber es dürfte landesweit eine erkleckliche Summe zusammenkommen, die auf diese Weise beim Handel und Gastronomie als Zusatzeinkommen verbleiben. Kleinvieh eben. Auf der anderen Seite belastet man so sein Portemonaie nicht mit zusätzlichem Kleingeld.

Pozdravi
Ivan

03.12.2008

Graffiti Ahoi!

Folgende Bilder habe ich am Sonntag am Hafen von BAPHA (Varna) geschossen. Einige Schätze darunter:

30.11.2008

Originelle Übersetzungen

Gerade in den Touristenhochburgen am Schwarzen Meer sind Speisekarten, Reklametafeln und sonstige mehrsprachige Informationsträger eine schier unerschöpfliche Quelle für sprachliche Kuriositäten und eigenwillige Übersetzungen. In loser Reihe werde ich einige Perlen vorstellen.

Beginnen wir heute mit folgendem Beispiel, jedem sollte doch klar sein, was mit Unbeweglichkeiten gemeint ist, oder?!



We spik Inglish:

Bulgarska Rabota


Bulgarska rabota heißt übersetzt "Arbeit auf bulgarische Art" und ist ein beliebter Ausruf, um Arbeiten jeglicher Art zu kommentieren. Interessant dabei ist, dass der Begriff der bulgarska rabota sowohl positiv als auch negativ konnotiert sein kann. Im positiven Sinne kommentiert man dabei eine gelungene Umsetzung, die besonders pfiffig, originell oder unorthodox ausgeführt wurde. Im anderen Fall allerdings bezeichnet man so eine schlampig, lieblos und unfertig durchgeführte Unternehmung. Beinahe entschuldigend wird dann gerne darauf hingewiesen, dass die fähigen Leuten momentan irgendwo im Ausland tätig sind. Oder irgendeine andere originelle Ausrede. Zu den Begleiterscheinungen der negativen bulgarska rabota gehören nämlich phantasievolle Ausflüchte aller Art, die das Scheitern erklären sollen.
Doch dazu mehr ein anderes Mal.

Pozdrawi
Ivan

28.11.2008

Noch ein sogenannter Expat Blog

Zufällig bin ich auf diesen Blog gestoßen:
http://www.bulgarianslivatree.com/

Wobei dieser Blogger auf englisch schreibt.

Interessant ist auch dieser Blog über Kurioses aus Bulgarien, allerdings aus einer einheimischen Perspektive:
http://seir.bg/

Pozdrawi
Ivan

23.11.2008

Metro-Karte und erster Schnee in Varna und Bulgarien

Gestern war es am vormittag noch mit um die 15 Grad recht mild. Nachdem wir Dessys Mutter zum Busbahnhof gebracht haben, sind wir zu Metro gefahren. Dank meines freiberuflichen Status (als Soziologe), bekam ich auch eine heiß begehrte Metro-Karte. Allerdings erfolgte meine Anmeldung auf eine Weise, die mir von früheren Behördengängen sehr vertraut ist. Nach intensiven Studium meiner Dokumente, fragte die Metro-Karten-Sachbearbeiterin erstmal ihre Kollegin, diese verwies auf einen Ordner mit Dienstanweisungen. Wildes Geblätter folgte, bis sich die Miene der Metro-Angestellten erhellte. Anscheinend hat sie einen Code für meinen "Sonderfall" gefunden. Ansonsten hätte jetzt ein Telefonat angestanden oder die Aufforderung ein anderes Dokument/Bescheinigung/Nachweis vorzulegen. Dieses blieb mir in diesem Fall ausnahmsweise erspart. Da ich noch vier "Mitarbeiter" eintragen konnte, bekamen auch Vali und Krassi eine Metro-Karte. Fehlte noch das Foto, dann durften wir eintreten. Bei Metro-Einkäufe sollte man möglichst genaue Vorstellungen von seinen Bedürfnissen haben, sonst kann es am Ende teuer werden. Aber das ist ja in Deutschland nicht anders.

Als wir dann Metro verließen, war das Wetter bereits empfindlich abgekühlt, und es goss in Strömen. Auf dem Weg nach Hause verwandelte sich der Regen bereits in Schnee und die Straßen in reißende Ströme, da die Schneeflocken auf dem noch warmen Boden sofort schmolzen. Der Abfluss auf den Asphaltwegen von Bulgariens Sommerhauptstadt funktioniert anscheinend nur bei gutem Wetter, teilweise bildeten sich regelrechte Seen. Zum Glück war die Watttiefe des Ravs ausreichend und wir waren froh, dass wir uns damals für den Kompakt-SUV entschieden haben.

Dessys Mutter wartete derweil auf die Polizei, da ein junger Fahrer bei winterlichen Verhältnissen die Kontrolle über sein Auto verlor und in den Bus gekracht ist. Es ist nichts weiter passiert und Mama Totti blieb unverletzt. Als der Busfahrer dem Unfallverursacher gegenüber die Polizei erwähnte, ergriff dieser kurzerhand die Flucht. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass der junge Mann keinen Führerschein besaß und auch das Auto nicht korrekt angemeldet war. Fehlte wohl nur noch, dass er sich vor der Fahrt mit Rakiya Mut angetrunken hatte. Aber auch das würde niemanden wundern. Nach einer geschlagenen halben Stunde kam dann die Polizei, um den Unfall aufzunehmen und die Fahrt konnte in Ruhe fortgesetzt werden. Wer eine Reise tut...

Nachtrag: Bulgaren und Ausländer

Im vorherigen Post sprach ich von einer gewissen Wertschätzung der Bulgaren Immigranten aus dem "goldenen Westen" gegenüber. Das ist allerdings auch nur zum Teil richtig. Nicht selten wird man mit einer Mischung aus Erstaunen und Unglauben gefragt, warum man denn Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, von BMW und Mercedes und von Nemskoto Kachestwo (Qualität Made in Germany) ausgerechnet mit Bulgarien getauscht hat. Übrigens auch eine Reaktion, die heimkehrende Auslandsbulgaren hervorrufen. Da hat es jemand geschafft, sich im Ausland ein Existenz aufzubauen und dann lässt er das alles hinter sich, wegen eines sentimentalen Heimwehgefühls. So ähnlich ergeht es mir dann auch. Es ist noch vertretbar als hoch bezahlter Manager eines internationalen Unternehmens nach Bulgarien geschickt zu werden. Jemand aber, der seiner Partnerin zuliebe mitzieht, ist entweder ein Looser (schließlich hätte er in Deutschland seiner Liebsten ja ein viel besseres Leben bieten können. Falls nicht, ist er erst Recht ein Looser, weil schließlich in Deutschland das Geld auf der Straße liegt) oder auf andere Weise nicht ganz zurechnungsfähig.
Ich kann damit gut leben, auf diese Weise hat man auch eine gewissen Narrenfreiheit und bei mir wissen sie ja eh nicht, in welche  Schublade sie mich packen können.

19.11.2008

Bulgaren und Ausländer

Bulgarien ist ein gastfreundliches Land. Das sprichwörtliche Schaf, das extra für den Gast geschlachtet wird, muss auch hier als Maßstab der Gastfreundlichkeit herhalten. Dem Besucher wird dabei mehr an Lebensmitteln und Flüssigkeiten zugemutet, als ein normal gebauter menschlicher Körper aufnehmen kann. Umgekehrt ist es aber auch üblich ein Gastgeschenk bereit zu halten. Dabei wird eine Flasche guten Rotweins für den Herren und Blumen für die Dame des Hauses als angemessen empfunden.

Lebt man dauerhaft im Lande, hängt es nicht unwesentlich davon ab, welche Herkunft man vorweisen kann. Dabei kann ein Pass eines westlichen wohlhabenden Landes von Vorteil sein, mit gewissen Einschränkungen. Ein gewisser Reichtum wird sozusagen qua Geburt vorausgesetzt und animiert besonders Beschäftigte im Dienstleistungssektor wie Taxifahrer oder Servicepersonal dazu, einen Aufschlag zu verlangen. Das ist natürlich keine bulgarische Spezialität. Eine uneinheitliche Preisgestaltung für Ausländer und Einheimische wurde zwar vor Jahren bereits verboten, was einige aber nicht davon abhält, Bulgaren einen "Stammkundenrabatt"  einzuräumen. 
Auf der anderen Seite genießt man als Ausländer auch gewisse Vorteile gegenüber den Eingeborenen. Mangelnde Sprachkenntnisse hemmt spürbar die Diskutier-Neigung des bulgarischen Gegenüber und man bekommt schneller, was man gerade braucht. Auch Verkehrskontrollen können, ich wiederhole können, schneller ablaufen, da davon ausgegangen wird, dass man das hiesige Backschich-System nicht voll durchschaut. Außerdem ist die Festsetzung und Zustellung des Knöllchens mit einigem Aufwand verbunden, den viele Beamte scheuen. Zeit ist schließlich Geld.
Es kommt manchmal auch zu einer Art umgekehrter Diskriminierung. Bulgaren sind von Natur aus ein sehr misstrauischer Menschenschlag. Alles andere wird als Naivität ausgelegt. Da ein Bulgare weiss, wozu seine Landsleute so fähig sind, trauen sie daher eher einem Ausländer.
Auch Russen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ihre wenn auch nicht ganz selbstlose Beteiligung an der Befreiung vom "osmanischen Joch" wird ihnen noch heute hoch angerechnet. Allerdings häufen sich Klagen über deren bisweilen großkotziges Auftreten als wieder erstarkte Weltmacht. Dies zeigt sich im Missachten von Schlangen zum Anstehen und Sitzplatzreservierungen. 
Rumänen werden, trotz oder gerade wegen der engen Nachbarschaft, argwöhnisch betrachtet. Auch die Sprachbarriere mag eine Rolle spielen. 
Türken werden aus der Tradition heraus nicht sonderlich geschätzt. 
Mit den restlichen Balkanvölkern pflegt man eine mehr oder weniger intensive Freundschaft. 
Dunkelhäutige Personen werden noch aus einer Mischung aus Verwunderung und Faszination betrachtet. Dies ist aber eher der Seltenheit der Zusammentreffen zuschulden als einem wie auch immer gearteten verdeckten Rassismus. Allerdings hat die Wahl Obamas hier eher verhaltenes Interesse geweckt.
Die einzige Volks-Gruppe, die in Bulgarien nichts zu lachen hat, sind die Sinti und Roma hier landläufig Cigani genannt. Auch wenn kaum einer schlechte Erfahrungen aus eigenem Erleben vorweisen kann, so weiss doch jeder gebürtige Bulgare mindestens 100 Geschichten, warum denen nicht über den Weg zu trauen ist. Daran haben auch ca. 500 Jahre Zusammenlebens  und einem Bevölkerungsanteil von fast 10% nichts ändern können. An einer besseren Integration dieser Menschen wird Bulgarien nicht umhin kommen. Immerhin können sie sich auch EU-Bürger nennen.

03.11.2008

Bulgarien-Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten


Das nenne ich beachtlichen Luxus.

Eine S-Klasse im Zentrum Sofias mit deutschen Kennzeichen (Coburg). Im Prinzip nichts ungewöhnliches. Die Connection Sofia-Schwäbisch Hall habe ich bereits angesprochen.

Bei genauem Hinschauen fällt jedoch auf, dass weder ein TÜV-Siegel noch die AU oder das Registrierungssiegel auf dem Blech zu finden sind. Das Auto ist also nirgends korrekt registriert ist, in BG schon garnicht.

Abgesehen davon, dass der Besitzer so Versicherungsprämien und KFZ-Steuer umgeht, hofft er wohl, dass er von der Polizei verschont bleibt, da sie Autos mit ausländischen Kennzeichen seltener anhalten. Erstens gibt das nur viel Papierkram und Ausländer geben sich beim Thema Backschich deutlich zugeknöpfter.

Widiwidiwitt, ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt...

Wenn schon kriminell, dann aber konsequent.

Ein herzlicher Dank geht an Nico für die Zusendung dieses Fotobeweises! Hier der Link zu seinem Blog.

Pozdrawi
Ivan

02.11.2008

Neuer Job

Seit dem 1. November arbeite ich für die Designagentur Carré Noir in Sofia als Consultant Interactive und Projektmanager auf Freelancer Basis. Carré Noir gehört zur französischen Publicis Gruppe. Meine Aufgabe ist es die Online Projekte der Agentur eigenverantwortlich zu leiten und die Arbeit zwischen den Designern, den Entwicklern und den Kunden zu koordinieren. Da wir sehr eng mit den deutschen Carré Noir und Publicis Agenturen arbeiten, kommen mir meine Deutschkenntnisse zugute. Die Kollegen dort sind wiederum ganz glücklich auf deutsch zu kommunizieren. Also für alle eine Win-Win-Situation. Außerdem arbeitet im Sofioter Büro eine portugiesische Designerin, die sich auch freut, einige Takte portugiesisch sprechen zu können. Ich werde weiterhin von meinem Home Office in Varna aus arbeiten und bei Bedarf oder einmal im Monat nach Sofia reisen. Dass geht recht fix und günstig mit Wizzair. Beide Richtung für ungefähr 50Euro und mit einer guten halben Stunde Flugzeit.

Außerdem beginnt Morgen mein Capoeira-Kurs bei Orangefitness. Wie mir die Managerin des Studios versichert hat, besteht bereits reges Interesse an dem Kurs.


Pozdrawi
Ivan

Links:
Carré Noir Deutschland (Ab nächster Woche online)

Dudelsack made in BG

Der Dudelsack wird gemeinhin ja mit Schottland verbunden. Tatsächlich gibt es aber einige Wissenschaftler die den Ursprung auf der Balkanhalbinsel vermuten. Als "Erfinder" gelten  die Thraker, dieses geheimnisvolle Volk, dass in der Antike teilweise auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens lebte. Der Dudelsack wird hier Kaba Gajda oder auch kurz Gajda genannt und hat durchaus den Rang eines nationalen Musikinstrumentes und spielt eine Hauptrolle in der Volksmusik.

Und so klingt sie:

Pozdrawi
Ivan

21.10.2008

Capoeira in Varna, Bulgaria

Hi Friends,

I am very glad to inform you about the start of the first official Capoeira-Training in Varna, Bulgaria.

Time:
The first lesson will be Monday, 3th november, at 19h. I start once a week.

Location:
Orangefitness (www.orangefitness.bg)
ул.Никола Вапцаров 3 В (ul. Nikola Waptzarov 3B)
Varna 9000

Kontakt:
Теlеfоn: +359 52 712 700 (Orangefitness)
Suxi Fon: +359 878 529729
suxi@capoeira.de

Special prices for capoeirista!

Greetings from Varna!

Graduado Suxi (aka Ivan)

16.10.2008

S-Klasse Werbung


Folgende Anzeige ist in der letzten Ausgabe des Wirtschaftsblattes veröffentlicht worden. Wirtschaftsblatt ist eine deutschsprachige Wirtschaftszeitung, die einmal im Monat in Bulgarien herausgegeben wird und von der deutschen Buisness Community gelesen wird.
Die Anzeige strotzt vor Rechtschreibungs- und Stilfehlern. Wenn das mal keiner in Stuttgart-Möhringen zu sehen bekommt...

15.10.2008

The little differences...Shopping

Einkaufen funktioniert auch in Bulgarien nach internationalen Standards, allerdings gibt es einige lokale Besonderheiten:

1. Der Zugang zu den Geschäften wird nicht selten durch das Verkaufspersonal (prodawatchka) versperrt, dass sich gerne am Eingang versammelt um zu telefonieren, mit den Kolleginnen zu unterhalten, zu rauchen, Kaffee zu trinken, meistens jedoch alles gleichzeitig.

2. Ein Hersteller von Raumbedufter muss einen sehr fähigen Vertriebler beschäftigen. Er oder sie hat es geschafft sämtliche Geschäftslokale zwischen Balkan und Schwarzmeerküste mit einem weißen Kasten auszustatten, der in regelmäßigen Abständen ein Raumperfum in die Umgebung versprüht. Wenn man es irgendwie in das Geschäft geschafft hat, wird man erstmal von einer Duftwolke erschlagen.

3. Kleidungsstücke sind oft nicht in der gewünschten Größe verfügbar. Die Aufforderung "Schauen Sie doch mal im Lager nach!" ist sinnlos, Kleidungsstücke sind häufig nur in einer Größe pro Exemplar vorhanden.

4. Ladenschluss gibt es nicht, man kann auch bequem Sonntags bis in den Abend hinein einkaufen.

5. Manche Dinge sind durchaus teurer als in Westeuropa.

6. Man vermisst Drogeriemärkte, Bäckereien, Fahrradgeschäfte und H&M.

7. Es wird teilweise mit Preisnachlässen von 70% geworben. Warum nicht gleich verschenken?!

8. Das Produktportfolio ist manchmal recht heterogen. Bei Varchev in Varna kann man Geld tauschen und Finanzprodukte erwerben. Wer sein Geld allerdings noch hochprozentiger anlegen möchte, kann aber auch Alkoholika und Zigarren im selben Landen kaufen.

9. Egal wo und was man einkauft, man bekommt pro Einkaufsgut eine Plastiktüte.

10. Bei Ladenlokalen, die mit Opening Soon beschriftet sind, kann Zeit ein sehr dehnbarer Begriff sein und in Echt Monate oder Jahre bedeuten.

Pozdrawi
Ivan

11.10.2008

Regenbogen über Trakata





Hier einige schöne Aufnahmen von einem Regenbogen über Trakata. Die Gebäude sind die noch unbewohnten Neubauten von nebenan. Enjoy!

Bilkova Apteka



Eine interessante Einrichtung in Bulgarien sind sogenannte Bilkovi Apteki, oder auch Kräuter-Apotheken. Dort kommen die Anhänger der Naturmedizin voll auf ihre Kosten. Die etwas streng riechenden Apotheken bieten säckeweise getrocknete Kräuter, die man gegen alle möglichen Zipperlein einsetzen kann, wenn man sich damit auskennt. Aber auch homöopathische Medizin wird angeboten. Eine interessante Alternative zu herkömmlichen Apotheken.

10.10.2008

Bulgarien ist auf den Stier gekommen

Bulgaren rechnen sich gerne den mediterranen Südländern zu, sei es wegen der Neigung zu einer gewissen Manana-Mentalität, in Fachkreisen auch Prokrastination genannt, sei es wegen des Klimas und der Vorliebe für Fiesta. Also im direkten Vergleich von Spaniern und Bulgaren jedoch gibt es dennoch einige Unterschiede. So sind Spanier kommunikativer und legen eine größere Lebensfreude an den Tag. Außerdem haben sie einen größeren Sinn für Schöne und Feine, wohingegen die Bulgaren manchmal etwas grummeliger und mißtrauischer erscheinen. Dennoch gibt es durchaus Parallelen, eine davon ist der Machismo. Das Sinnbild für den Macho ist wohl der Torero, auch wenn es mittlerweile auch Frauen gibt. Jemand, der sich einen schnaubenden 500Kg Stier entgegenstellt, muss wohl über eine gehörige Portion Cojones verfügen. Interessant dabei ist, dass aktuelle gleich mehrere Firmen Werbeclips im Fernsehen schalten, in dem der Stierkampf oder auch der Stierlauf in Pamplona als Hintergrund der Werbebotschaft dienen. Auf diese Weise propagiert beispielsweise der Mobilfunker Globul seine Auslandstarife.
Ole´!

Pozdrawi
Ivan

02.10.2008

The little differences... Gastronomie

- Kaffee gibt es nur als Espresso in zwei verschiedenen Varianten: Normal und Delgo (lang), im Sinne von doppelt. Varianten wie Latte Macchiato oder Capucchino werden oftmals angeboten, aber nicht selten falsch serviert. Kaffeehausketten a la Starbucks schießen auch hier aus dem Boden. Oft kann man aber auch im Büdchen um die Ecke für 30 Stotinki einen kleinen Becher des schwarzen Heißgetränkes erwerben. Kaffeesahne wird extra berechnet.

- Die bulgarische Küchenorganisation vermag es nicht, alle Speisen zeitgleich an alle Gäste zu servieren. Außerdem kommt die Beilage manchmal vor der Hauptspeise. Daher wird es hier nicht als unhöflich angesehen, wenn man bereits mit dem Essen beginnt, wenn man das Glück zuerst bedient zu werden.

- Betritt man ein Lokal, wartet man in der Regel an der Türe und lässt sich einen Tisch zuweisen.

- Ein Lokal sollte nach dem Gesetz die Hälfte der Plätze für Nichtraucher reservieren. In der Regel werden diese Tische an wenig attraktiven Orten aufgestellt. Oder per Aschenbecher aus einem Nichtrauchertisch einen Rauchertisch gemacht. Im Übrigen habe Bulgaren die schlechte Angewohnheit auch während des Essens zu rauchen. Ich pflege dann darauf hinzuweisen, dass das Fleisch bereits gegrillt wurde und nicht mehr geräuchert werden muss.

- Die Servicequalität ist stark schwankend, von lustlos desinteressiert bis überaus zuvorkommend. Aber die Tendenz geht nach oben.

- Restaurants sind auch unter der Woche gut besucht. Noch sind die Preise relativ günstig, wenn man es mit Selbstkochen vergleicht. Für 20€ inkl. Getränke können zwei Personen gut satt werden.

Pozdrawi
Ivan

01.10.2008

Was so manchmal vor unserer Haustür parkt...



Hoffentlich drück da nicht einer aus Versehen auf den roten Knopf.

Good Bye Lenin auf bulgarisch



In dem Film Good Bye Lenin ging es darum einer glühenden Anhängerin des DDR-Regimes, die die Wende im Koma nicht mitbekam, das Leben im untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat vorzugaukeln. Ausländer, die sich längere Zeit in Bulgarien aufhalten, beschweren sich häufig, dass der Sozialismus bei vielen Leuten noch in den Gliedern steckt. Insbesondere wenn man es mit staatlich Beschäftigten, aber auch mit solchen die bei Banken, Post oder der BTC (bulgarische Telekom), zu tun hat. Aber nicht nur eine kommunistische Arbeitsmoral erinnert an 40 Jahre kommunistischer Herrschaft, man muss nur mit offenen Augen durch die Gegend laufen, um Überbleibsel an vergangene Zeiten zu entdecken:

1. Kommunistische Monumente:
Die kommunistische Ästethik setzte eher auf Bombastik, errichtet unter Zuhilfenahme von größeren Mengen an Stahl und Beton. Überall kann man solche Monumente entdecken. Besonders auffällig das Monument zum 1300 Jubiläum der Staatsgründung Bulgariens in Shumen. Aber auch sonst trifft man im ganzen Land auf Statuen, Flugzeuge oder Uboote in der Landschaft. Der Langzeit-Herrsche Todor Shivkov hat in seinem Geburtsort Pravetz ein Denkmal erhalten. Und das im Jahre 2001! Als hätte man Erich Honecke 12 Jahre nach der Wende in Stein verewigt...

2. Toponyme:
Oder auch Ortsnamen. Viele Viertel tragen immer noch kommunistische Propagandanamen wie Druzhba (Freundschaft) oder Mladost (Jugend). Im Nordosten heißt ein Ort immer noch Partizani. Eine ganze Stadt (Dimitrovgrad) wird immer noch nach dem ersten stalinistischen Führer Georgi Dimitrov genannt. Es ist übrigens auch als bulgarische Chalga-Hauptstadt bekannt.

3. Plattenbauten, oder auch Kompleksi:
Trotz Immobilienbooms und reger Bautätigkeit lebt die überwiegende Mehrheit der Bulgaren noch in Plattenbauten. Gerade an den äußeren Rändern der größeren Städte ziehen sich die Blocks kilometerlang. Die Mehrzahl der Wohnungen sind jedoch Eigentum der Bewohner. So kommt es, dass die Wohnungen oftmals sehr aufwändig renoviert und gut in Schuss sind, während das Treppenhaus und die Umgebung einen eher traurigen Eindruck macht. So kommt auch der Patchworkeffekt vieler Bauten zustande und die Außenfassaden sind mitunter sehr farbenfroh bemalt. Schaut man sich die Fenster genauer an, so findet man selten zwei von derselben Art.

4. Autos:
Man darf sich nicht von der S-Klassen und SUV-Schwemme blenden lassen. Nicht wenige Bulgaren fahren nach wie vor im Trabi, Moskwitch oder Lada durch die Straßen. Wer sich sogar das nicht leisten kann, bewegt sich mit Pferdefuhrwerken fort. Immerhin ein sehr ökologisches Fortbewegungsmittel.

5. Politik:
Besonders die Alten wählen noch in Scharen die BSP, die Nachfolgepartei der kommunistischen Partei. Nicht zuletzt deshalb versucht die Partei ihre Stammklientel mit Geschenken bei Laune zu halten. Im Sommer kam der Vorschlag alle Rentner auf Staatskosten Urlaub an der Schwarzmeeküste zu spendieren. Doch wie nicht selten in Bulgarien blieb es meines Wissens nach bei der Ankündigung.

P.S: Dies war der 100. Post in diesem Blog.

24.09.2008

Benimmschule auf Bulgarisch

Nachdem ich bereits vor einigen Posts auf die unterschiedlichen sprachlichen Höflichkeitsformen des Bulgarischen eingegangen bin, habe ich noch ein aktuelles Beispiel. Auf dem Flug von Valencia nach Sofia sind wir gut gelandet, wenn auch etwas hart. Was nicht wenige Mitflieger zu Klatschorgien animierte. Das Flugzeug rollte noch zu seiner endgültigen Parkposition, als bereits einige Fluggäste Anstalten machten, auf zu stehen. Der Stewart (Bulgare) ermahnte die Reisenden mit folgenden Worten:
"Please remain seated!", unmittelbar folgte die bulgarische Übersetzung "Wednaga sednite!". Was ungefähr so viel heißt wie: "Sofort hinsetzen!"

Pozdrawi
Ivan

23.09.2008

Thomas goes Bulgaria, Teil 2 - Varna Edition

Hier nun der langersehnte zweite Teil des Erfahrungsberichtes:

Auf dem Weg in die Stadt hängt ein Allianz Plakat quer über der Autobahn. Auf die trifft man auch überall (auch in China ;-)
Die erste Fahrt durch Varna offenbart einen leichten Ostcharme, zeigt aber viel stärker, dass die Bulgaren, zumindest was das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten angeht, auf West-Niveau sind.

Die Wohnung von Dessy und Ivan überzeugt mich gleich. Insbesondere auf dem vorderen Balkon mit Blick aufs blaue, weite Meer, werde ich in den nächsten Tagen öfter zu Gast sein. Daran kann man sich nicht satt sehen. Da Ivan ein Frühaufsteher ist und ich meinen deutschen Schlafrhythmus nicht so schnell verschieben kann, treffen wir uns das ein ums andere Mal morgens auf dem Balkon, schauen in die Ferne und philosophieren über das Leben in Bulgarien und anderswo. Mensch, das habe ich mit Ivan nicht mehr gemacht, seit wir zusammen wohnten. Sehr schön.

Die Wohnung befindet sich im 3. Stock, ist fast komplett, sehr schön und modern eingerichtet. Ich habe das Arbeits- und Gästezimmer für mich alleine. Direkt daneben die Gästetoilette, ebenfalls für mich alleine. Fürstlich. Die Wohnung ist Teil einer kleinen Anlage mit insgesamt etwa 20 Wohneinheiten, eigenem Einkaufsladen und Restaurant. Was braucht man mehr? Achja, den Pool und den kombinierten Fussball-Tennis-Basketballplatz direkt vorm Haus. Sagte ich fürstlich? Ich meinte königlich! Theoretisch, muss man die Anlage in diesem Leben also nicht mehr verlassen ;-)

Als wir bei Dessys Eltern waren, sagte Ivan mal, dass die Bulgaren als erstes, wenn sie nach Hause kommen, den Fernseher einschalten und im Hintergrund laufen lassen. Er hätte mal getestet, wie lange das TV ausbleibt, wenn er es ausschaltet. Keine 5 Minuten! Den Test habe ich bei Dessy und Ivan wiederholt und kann sagen: diesbezüglich ist Ivan ein Bulgare ;-) Da er in 95% der Fälle auf einen Chalga-Sender schaltet, muss ich mich korrigieren: er ist ein echter Bulgare! Wenn ich seine 6-monatigen Bulgarisch-Kenntnisse höre, kann ich das ebenfalls bestätigen. Dobre!

Ansonsten laufen unsere Tagesprogramme nach folgendem Muster:
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Basketball, Pool, Ausruhen, Essen, Shoppen, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Fussball-Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Ausruhen, Strand, Strandbar, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Massage, Ausruhen, Abendessen

Mittags haben wir zweimal in Kantinen von Büro- und Einkaufsgebäuden gegessen. Gutes Essen zu sehr guten Preisen. Daneben waren wir auch in Restaurants, z.B. auch in dem zur Anlage der Wohnung gehörendem Casa Bonita. Zu empfehlen.

Abends waren wir in diversen Restaurants. Beispielsweise im Rappongi. Sehr guter Fisch, zu, für unsere Verhältnisse, guten Preisen. Sehr offene Atmosphäre, direkt am Strand, ein Wind vom Meer. Auch die unter künstlich angelegten Palmen stehenden Liegen vor dem Restaurant waren einen Strandtag wert. Als wir da waren, gab es einen actionreichen Wellengang.

Sehr gut hat mir auch das Staro Selo gefallen. Spezialität Fleisch, insbesondere Lamm. Große Fleischplatte, Salat, Rakia. Dazu Live-Musik und eine Folklore Darbietung. Da möchte ich beim nächsten Besuch auch wieder vorbeischauen.

An einem Abend machten wir einen Spaziergang durch die Stadt. Sommerliche Stimmung. Sehr viele glücklich wirkende Menschen. Sehr viele dachte ich, bis Dessy und Ivan mir versicherten, dass wenig los sei, da Ende der Saison ist. Entschuldigung, aber davon muss ich mich dann nächstes Jahr persönlich überzeugen. Das kann ja jeder behaupten ;-)

Den Abschluss des Urlaubs bildete ein sehr schöner und ein wenig wehmütiger Grillabend zu Hause mit Dessy und Ivan. Ein würdiger Abschluss. Sehr gelungen, wie der gesamte Urlaub. Danke Euch beiden!!! - Njama za schto!

02.09.2008

Thomas goes Bulgaria, Teil 1






Letzte Woche hatten wir unseren ersten Besuch aus good ol' Germany. Thomas durfte eine Woche lang die Vorzüge Bulgariens aus erster Hand erfahren. Hier sein sehr unterhaltsamer Erfahrungsbericht (Vielen Dank dafür!):

Thomas goes Bulgaria (#1/2): Sofia und Veliko Tarnovo

22.8., Köln, 11 Uhr, 22 Grad, regnerisch. Ich rase, wie ein Bekloppter mit dem Rad durch Köln. Senseo Pads, Nutella, Aronal und Elmex stehen auf dem Einkaufs-Wunschzettel als Mitbringsel nach Bulgarien. Morgens Aronal, Abends Elmex. Wie das wohl auf bulgarisch heißt, frag ich mich. Und warum die dort keine Nutella haben? Später werde ich von Ivan erfahren, dass sie die sehr wohl haben, aber sie schmeckt anders! Das geht natürlich nicht. In der Not hilft man gerne. Gestresst zum Flughafen. Geschafft. Die 2,5 Std. Flug vergehen beim Lesen.

Sofia, 3:33 Uhr, 33 Grad. In der Schlange der Passkontrolle wird mir schnell klar, dass es heiß werden wird in Sofia. Auch von der Temperatur her ;-) Die Non-EU-ler werden ausführlicher kontrolliert. Aber die vor mir stehenden Rumänen machen einen so netten Eindruck, dass ich die Schlange nicht wechsle. Ivan lugt schon von draußen durch die Tür und mein Koffer steht als erster auf dem Band. Das fängt sehr gut an. Auf dem Weg in die Stadt ruft Jan an: "Man ist das ein blödes Wetter". "Stimmt, ", sage ich, "echt heiß". "Wie?". "Naja, hier in Sofia...". Sowas nennt man "Ah, ja stimmt."-Effekt.

Wir kommen in der Tiefgarage der Wohnung von Dessys Eltern an. Hier ist's angenehm kühl. Mit dem Aufzug hoch, die Sachen abgestellt und dann direkt in die Stadt. Moment. Wir sind ja mittendrin. Sehr gute Lage!! Essen bei Happy-Grill, einer bulgarischen Fleischverköstiger-Kette. Essen gut und günstig. Ich lerne gleich Shopska Salata und Rakia kennen. Damit fängt jedes bulgarische Essen an. Sehr gut. Alles scheiße, alles Mist, wenn man nicht besoffen ist ;-) Ivo gesellt sich zu uns. Ein Kreuzberger Halb-Bulgare, Freund und Kollege von Ivan. Sehr cool drauf. Die Vorahnung, mit den Beiden in Sofia eine gute Zeit mit Feierei zu verbringen, wird sich bewahrheiten.

Danach gehts ins Olive, weitere Freunde und Drinks treffen. Unter anderem lerne ich Lazar, einen bulgarischen Jurastudenten aus Bonn, und Ivo, den Berater, kennen. Ein sehr sympatischer, intelligenter Mensch, der in Köln BWL studiert hat. Schwerpunkte Ufü und Winfo. Ich glaube, wir werden uns verstehen. Wir verabreden uns mit ihm für den nächsten Tag.

Später ziehen wir mit Ivo-Kollega in eine weitere Bar (Taba&Co) und von dort in einen Club (Brillantine). Retro ist zur Zeit in Mode in Bulgaria. Wem's gefällt, bitte. Soll ja auch Leute geben, die auf Chalga stehen ;-) Bulgarischer Pop-Schlager. Zum Abschluss Rakia bei Ivan in der Wohnung. Ein sehr guter erster Abend.

Nächster Tag, Sigtseeing light, Shoppen light und dann Ivo-Berater treffen. Alles nur kein Stress. Ganz nach meinem Geschmack. Dann super Pizza mit Ivan im Ugo. Eine Empfehlung. Anschließend treffen wir Mitko und Freunde in der Open-Air-Lounge-House Bar Gradinata, gegenüber dem Hotel Rila. So kann man den Abend starten. Perfekt. Mit Mitko und Jeep ins Liqueur. Dort gibts DreiMalDürftIhrRaten-Retro.

"Das Ding ist, ...", pflegt Ivo-Kollega immer zu sagen. Das Ding ist, das Sofia einfach Spass macht!

Sonntags mit dem Auto übers Land Richtung Veliko Tarnovo. Kurz nach dem wir aus Sofia draußen sind, steht ein Polizist, der mit seinem bohrenden Finger auf Ivan zeigt. Die bulgarische "i want you" Variante. Ivan zeigt auch, allerdings fragend, mit dem Finger auf sich, da wir die vorgeschriebene Geschwindigkeit exakt eingehalten haben (was in BG allerdings nicht vor einer Kontrolle schützt), worauf hin sich der Finger des Polizisten noch bohrender auf Ivan zu bewegt. Ok, verstanden, er meint uns. Wir fahren raus. FahrzeugscheinFührerschein UndMachenSeMaDenKofferraumAuf.... kennen wir ja. Was fehlt ist ein XAoaujxn+?!". Wie bitte? Ein XAoaujxn+?!"... Was? ... Ein pft, pft, pft... Hä!? Achso, ein Feuerlöscher. Wir überlegen kurz, ihm unsere Flasche Wasser zu zeigen oder zu sagen, dass wir ein Feuer auf sehr menschliche Weise löschen würden, beschließen aber, auf WirNixVerstehenWirAussengeländer zu machen, was uns die, für Bulgaren in einem solchen Fall sonst übliche "Bearbeitungsgebühr" von 20 Lewa erspart.

Sonntag, später Nachmittag, Ankunft in Tarnovo im Hause der Eltern Dessys. Ein sehr schönes, neues Haus, super Blick in die Ferne, sehr stilvoll eingerichtet. So lässt es sich aushalten. Sehr praktisch, nahe des Heimatortes von Dessy gelegen, genau in der Mitte zwischen Sofia (Arbeitsort von Plamen, Dessys-Vater, und Ivan) und Varna (Wohnort von Dessy und Ivan am Schwarzen Meer). Ein kurzer Blick auf die Monumente und die kleine Altstadt Tarnovos, ein längerer Blick auf die Bulgaren, während wir in einem Cafe Kaffee trinken. Bei Abendessen und Mittagessen am nächsten Tag mit Dessys Eltern lerne ich zum ersten Mal die Bedeutung des Bulgarischen Satzes "Ne moga powetsche" kennen. Die wörtliche Übesetzung ist: "Ich kann nicht mehr!". Die eigentliche Bedeutung ist aber: "Es ist sehr lecker, ich werde gleich platzen, aber schau doch mal, ob Du noch was auf den Berg auf meinem Teller drauf bekommst, ohne das es herunterfällt."

Und so wurde es Montag Nachmittag und Ivan und ich waren "on the road again" nach Varna...

21.08.2008

Rusalka






Am Sonntag haben wir einen Ausflug nach Rusalka unternommen. Das ist ein Ferienressort, 70km nördlich von Varna gelegen. Vor ungefähr 40 Jahren wurde es als Club Med eröffnet befindet sich aber nun in bulgarischer Hand. Nichtsdestotrotz wird es weiterhin als "französische" Anlage bezeichnet, im Gegensatz zur "bulgarischen". Der Unterschied liegt im Preis. Während man für die bulgarische Seite nur 4 Leva Parkgebühr entrichtet, sind es bei der französischen 50 Leva. Dafür darf man auch das All-inklusive-Angebot der Anlage benutzen. Dazu zählen auch die Restaurants und Bars. Nur für importierte Getränke muss ein Aufschlag entrichtet werden. Auf dem bulgarischen Strand gibt es eigentlich nur eine kleine Budka neben dem sehr kleinen und gut belegten Strand. Bei den Franzosen stehen zwei Strände zur Verfügung, der eine ist durch einen Aquapark belegt (10Leva Aufpreis) und ein größerer zwischen malerischen Steinfelsen gelegenen. Kostenlose Liegen und Schirme stehen zur Verfügung, allerdings muss man etwas suchen bis man freie und funktionierende Liegen gefunden hat. Das Wasser allerdings war durch Plastik und toten Quallen verunreinigt. Dieser Umstand veranlasste allerdings die deutschen Touristen erstmal für Ordnung zu sorgen. Sie sammelten den Plastikmüll und entsorgten ihn in den Mülleimern. Tja, so sind sie die Deutschen. Es muss sauber und ordentlich zugehen, damit sie sich wohl fühlen können. Und sie warten nicht erst bis sich jemand darum kümmert. 

Wir haben zweimal gegessen, einmal zu Mittag und einmal zu Abend. Das Buffet war reichhaltig, es gab bulgarische Küche. Alles im Allen haben sich die 50 Leva ausgezahlt, allerdings ist Rusalka für regelmäßige Besuche zu weit weg. 

Später sind wir noch zur Muschelfarm gefahren und haben noch einige Muscheln gegessen. Nicht das wir hungrig gewesen wären, aber sie sind halt lecker...

Pozdrawi
Ivan

19.08.2008

Sevastopol Park

Vor einigen Monaten habe ich hier über den Kahlschlag in einem zentralen Park, dem Sevastopol Park geschrieben. Meine Befürchtung von damals, das an die Stelle ein protziges Biznes Center entstehen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Stattdessen haben die Stadtväter tatsächlich den Park auf gehübscht: neue Blumenbeete wurden angelegt, die Bänke renoviert und auch die Bäumen scheinen sich erholt zu haben. 

Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob die Verantwortlichen angesichts des öffentlichen Protestes eingeknickt sind, oder ob die Erneuerung von Anfang an geplant und nur schlecht kommuniziert wurde. Bleibt zu hoffen, dass man im Rathaus das nächste Mal etwas umsichtiger agiert. 


15.08.2008

Da be da

was sich anhört wie Babysprache heißt nichts anderes als "ja, man, ja" oder besser "aber ja doch". Dieses "be" wird gerne am Ende von Sätzen oder Ausrufen  gesetzt. Sehr beliebt ist auch "stiga be" und heißt "hör auf, man!" Be ist so was wie ein Verstärker, hat aber keine eigene Bedeutung, oder semantischen Gehalt, wie der Linguist sagen würde. Ich übersetze es daher mit "man", wobei das man sehr wohl was bedeutet. Ähnlich gilt für "a mi" was am Satzanfang gesetzt wird. Es hat die Funktion vom englischen "well" und gibt dem Sprecher eine Denksekunde, bevor man den Satz ausführt.  

Ich sage immer, eine neue Sprache lernen, ist wie eine neue Welt entdecken. Zum Sprachenerwerb gehört selbstverständlich das Erlernen der Grammatik und des Vokabulars. Aber zur Verständigung gehört das gesamte Repertoire an non-verbalen und, wie soll man sagen, neben-Vokabular, wie "be" und "ami". 
Über das vom Rest der Welt abweichende Kopfschütteln für Zustimmung und Ablehnung habe ich bereits geschrieben Mittlerweile habe ich die bulgarische Variante übernommen, allerdings nicht konsequent, was manchmal Verwirrung stiftet. Eine weitere bulgarische Spezialität ist das Runterziehen der Mundwinkel beim Reden. Was woanders vielleicht als eine missmutiger oder skeptischer Gesichtsausdruck gelten würde, ist hier auch normalen und heiteren Kontexten anzutreffen. Aber auch das habe ich bereits übernommen. Angie Merkel würde sich jeden Falls hier wohl fühlen.  Genauso wie einige Handbewegungen wie mit der hoch gestreckten Hand mehrmals vor und zurück wedeln. Dies drückt aus, wenn etwas schwierig erscheint oder man skeptisch einer Sache gegenüber steht. 
Wenn Ausländer das erste Mal nach Bulgarien kommen, sagen Sie gerne: "Ja, schon nett die Leute hier, aber ein wenig unhöflich..." Das muss nicht nur an mangelnder Kinderstube liegen (aber auch), sondern kann auch einfach mit dem slavischen Sprachgebrauch zusammenhängen. Ein Beispiel aus eigenem Erleben. Als wir das Auto zur Versicherung gebracht haben, wollte die Angestellte der Versicherung Fotos des Wagens inkl. der Schlüssel auf der Motorhaube machen. Sie kam dann Richtung Fahrertür und bellte mir ein "dai mi glutsch", wortwörtlich "gib mir Schlüssel" entgegen. Kein Bitte, kein Konjunktiv, ich musste erstmal lachen. Mittlerweile habe ich aber gelernt damit umzugehen, dass hier der Sprachgebrauch auf solche Förmlichkeiten verzichtet. Gespräche am Telefon werden gerne kurz und bündig mit einem "okhajdechao" beendet, Brot mit "dai mi chleb" geordert und auch sonst Worte nur sparsam eingesetzt. Muss aber daran denken, mich wieder umzustellen, wenn ich in Deutschland bin. 

Pozdravi
Ivan

Gesegnetes Heim

Die Frage, ob die Bulgaren religiös sind, ist nicht einfach zu beantworten. 50 Jahre Kommunismus haben sicher keinen fördernden Einfluss gehabt und auch die osmanische Herrschaft machten die Religionsausübung schwierig, wenn auch die Türken eine eingeschränkte Religionsausübung duldeten. Wie sonst sind die vielen erhalten gebliebenen Klöster und Kirchen zu erklären. In den Nach-Wende Jahre waren eher andere weltliche Probleme vordringlicher. Ich habe den Eindruck, dass es jetzt wieder eine stärkere Hinwendung zur Religion gibt. Ein Gefühl, dass es auch andere Werte im Leben gibt, als nur $$$. Das Problem aber ist, das gerade bei den jüngeren Menschen auch das Wissen und die Übung zur Liturgie fehlt. So recht konnte mir noch keiner erklären, wie ein Gottesdienst nach orthodoxem Ritus verläuft. Wenn wir Kirchen und Klöster besuchen, sind sie in der Regel menschenleer. Wir zünden einige Kerzen an und gehen dann nach einigen Minuten. Die Kirchen hier sind meist dunkel und schummrig, die Wände rußgeschwärzt. An einer Seite steht ein reich verzierter Altar mir zahlreichen Ikonen. Ich mag die Stimmung in diesen Kultstätten, auch wenn sie mir fremd vorkommt. Auf der anderen Seite stehen Menschen die halbe Nacht vor der Alexander Nevski Kathedrale in Sofia, um die drei wichtigsten Ikonen des Landes zu sehen, die für drei Tage zusammengetragen wurden. Meine Schwiegereltern kamen erst nach dreistündiger Wartezeit um 3h morgens in die Kirche. Ich bin zu Hause geblieben.
Ich habe das Gefühl, dass Religion in Bulgairen vor allem auch eine identitätsstiftende Funktion ausfüllt. Man ist Bulgare und Orthodox. Nicht zuletzt den Klöstern fällt eine wichtige Rolle zur Bewahrung der bulgarischen Kultur während den langen Besatzungszeiten zu. Vor kurzem habe ich gelesen, dass das Rila Kloster sogar die Bibliothek der amerikanischen Schule in Sofia während des Kommunismus versteckt hat. Insofern würden 90% der Bulgaren behaupten, dass sie gläubig sind, aber vielleicht nicht regelmäßig zum Gottesdienst gehen.

Warum auch, man kann sich schließlich auch einen Priester nach Hause bestellen, der einem die neue Wohnung segnet. So wie wir gestern. Ein Service, der uns Westeuropäern etwas fremd erscheint. 
Dafür wird eine Tisch gedeckt mit Brot, einer Flasche Wein (für das Abendmahl), Früchten, vielen Kerzen und einem kleinen Blumenstrauß. Es werden Gebete gesprochen und aus der Bibel rezitiert. Dann müssen die Bewohner die rechte Hand übereinander legen, darauf wird ein Kreuz gelegt und der Segen gesprochen. Ich dachte einen kurzen Moment, ob er uns nicht auch gleich noch verheiratet. Aber die Ringe fehlten. Danach geht der Priester zu jedem einzelnen hin, besprenkelt den Kopf mit Weihwasser und man küsst das Kreuz. Übrigens bekreuzigt man sich mit recht ausladender Bewegung und von rechts nach links (Stirn, Brust, rechte Schulter, linke Schulter), also umgekehrt als in der katholischen Kirche. Dann wird das Abendmahl zelebriert, mit Wein und Brot. Anschließend geht man durch die Wohnräume, der Priester verteilt mit dem Blumenstrauß Weihwasser und spricht die Trinität (Gott- Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist). Mit einem Öl pinselt er Kreuze an die Türrahmen jedes Raumes. Sind alle Räume (und Balkon) durch, so geht man ins Wohnzimmer zurück und der Priester wünscht einem noch alles Gute für das weitere Leben.

Pozdravi
Ivan

11.08.2008

Erster Geburtstag in Bulgarien






Und wieder ein Jahr älter geworden. Aber 33 ist auch ne schöne Zahl. 
Die Poolparty war ein voller Erfolg, auch wenn leider keiner ins Wasser gesprungen ist. So gegen 20h sind die ersten Gäste gekommen und haben sich auf der Wiese neben dem Tennisplatz niedergelassen, wo wir Tische und Stühle unter einem Zelt verteilt haben. Zwei Grills und Salate aus unserem hauseigenen Restaurant sorgten für das leibliche Wohl. Das Fleisch stammte übrigens aus der Wurstfabrik von Tocho, dem Cousin von Dessys Mutter und war super lecker. Neben einigen Nachbarn und meiner bulgarischen Familie waren noch Ivo, mit Schwester und deren Freund, Svetla und Desislava, Erwin, the Dutch, Hristina, eine Studienfreundin von Dessy, alles in allem so 25 Leute. Die letzten gingen erst um 6h...

Hier einige Impressionen:


05.08.2008

Foto Ausstellung 360° Bulgaria

In Varna läuft gerade eine Open Air Fotoausstellung mit Fotos, die aus einem Ultralightflieger geschossen wurden. Sie zeigen Bulgarien von oben. Aber nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die zunehmende Umweltverschmutzung. Hoffe die Ausstellung kann dazu beitragen, dass die Bulgaren mehr auf ihre Umwelt achten.

Fotos finden sich hier:
360° Bulgaria (weiter nach unten scrollen, um die Diashow zu sehen.)
Und hier:

Edno.bg


Pozdravi
Ivan

01.08.2008

Metallica und Lenny Kravitz in Sofia






Es ist schön, dass trotz des niedrigeren Lohnniveaus auch internationale Showgrößen den Weg nach Bulgarien finden. Dafür kann es auch mal etwas länger dauern. Metallica war das letzte Mal vor neun Jahren in Plovdiv, Lenny Kravitz gar das erste Mal in seiner immerhin 19jährigen Karriere. Sicher, Ticketpreise von 25Euro sind kein hoher Anreiz, dafür lockt ein begeisterungsfähiges und dankbares Publikum. Es macht halt schon einen Unterschied, ob man das x-te Konzert sieht, oder das erste im Land.

Ich hatte das Glück an Karten für beide Shows zu kommen (nochmals besten Dank, Nico).

Die Stimmung war bei beiden Shows großartig, die Leute sind richtig steil gegangen. Lenny kam garnicht mehr aus dem Staunen heraus und ließ sich gar dazu hinreißen zweimal zu den Fans zwecks Handshake abzusteigen. Metallica war dafür das größere Event, 50.000 Zuschauer waren es im Vasil Levski Stadium, das normalerweise nicht für Konzerte offensteht. Dazu jede Menge pyrotechnischer Effekte und Metallica, deren Lieder man auch dann kennt, wenn man kein langhaariger Metal-Fan ist.

Bei Lenny waren definitiv mehr Frauen im Publikum. Insgesamt dauerten beide Shows inkl. Zugabe gute zwei Stunden.

Ein super Wochenende also!

Pozdravi aus Varna!

Ivan

25.07.2008

EU-Kommission vergibt schlechte Noten

Halbjahreszeugnis mies, Versetzung des Kandidaten gefährdet.

Vorerst ohne Abendessen ins Bett, bis Besserung eintritt.

System Zuckerbrot und Peitsche. Bulgarien glaubt halt immer noch als kleines Balkanland an der Peripherie unter dem Radar fliegen zu können. Dabei steht es im vollem Rampenlicht. Eine Rolle, an die es sich erst mühsam gewöhnen muss.

Es war schon immer schwer, liebgewonnen Gewohnheiten zu ändern. Nimm einem Raucher seine Zigarette.

Mir persönlich tut es leid für das Land, das wegen der Gier einiger weniger, die große Mehrheit leiden muss, bzw. nicht in den Genuß der positiven Errungenschaften kommt, die aus der EU-Mitgliedschaft erwachsen. Diese sogenannten bulgarischen Eliten verspielen Bulgariens Zukunft.

Gruß
Ivan

P.S: Der vollständige Report zur Lektüre:
http://ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/cvm/progress_reports_en.htm

Weitere Artikel:
http://www.eubusiness.com/news-eu/1216813621.74

http://www.novinite.com

23.07.2008

The little differences...Autofahren



Über die Unterschiede des Autofahrens in Bulgarien habe ich bereits des öfteren geschrieben. Trotzdem wollte ich hier noch eine kleine Liste über Merkwürdigkeiten und Kuriositäten des Verkehrs erstellen, der Übersicht halber:

- Ampeln an einer Kreuzung stehen einmal direkt an der Haltelinie und dann noch einmal hinter der Kreuzung.
- Manche Ampeln haben eine Restlaufanzeige, die die Sekunden angeben wie lange die Grün- oder Rotphase noch geht.
- Gelbphasen sind extrem kurz, besonders wenn man aus Köln kommt.
- Viele Autos der gehobenen Preisklasse von namhaften deutschen Herstellern tragen auffallend häufig ein deutsches Kennzeichen aus SHA. Anscheinend gibt es eine geheime Connection zwischen bulgarischen Sehr-Gutverdienern und einem Autohändler aus Schwäbisch Hall.
- Aus unerfindlichen Gründen sieht man häufig Autos, die auf Autobahnen auf dem Standstreifen fahren. Das ist auch hier nicht nur verboten, sondern extrem gefährlich. Besonders, auch für die Radfahrer, die dort ebenso verbotenerweise fahren...
- Hinweisschilder für Baustellen werden gerne mal "vergessen" und stehen auch weiterhin neben frischem Asphalt.
- In Sofia gibt es auch animierte Fußgängerampeln. Das grüne Männchen bewegt die Beine.
- Gebühr fürs Abschleppen beträgt in Sofia 29lv oder 15Euro. Dazu kommt noch eine Taxifahrt und eine stündliche Aufbewahrungsgebühr in Höhe von 1,30lv.
- Manche Parksünder erhalten allerdings auch eine Kralle. Oft sind darunter auch Autos, bei denen man auch ohne Kralle nicht sicher sein kann, ob es sich fortbewegt. Der neuere und deutlich teuere Nachbarwagen bleibt jedoch verschont.
- Zu Autos, die so ungeschickt abgestellt werden, dass sie gleich zwei Parkbuchten blockieren, sagt man auch, sie wurden auf rumänische Art geparkt.
- Erst heute habe ich einen Audi TT als Polizeiwagen gesehen.
- Blaulicht bekommt man mit guten Kontakten und einem kleinen Backschisch.

Pozdravi
Ivan

20.07.2008

Beloslava in Kaliakria















Gestern haben wir wieder einen Ausflug gemacht. Diesmal ging es nach Kaliakria, das ist vor einige Kilometer vor dem Kap Kaliakra. Dabei handelt es sich um eine Ferienapartment-Anlage, die sich teilweise noch im Bau befindet und über eine Schotterpiste zu erreichen ist. Sie wurde direkt auf die Steilküste gesetzt und bietet einen grandiosen Ausblick über das Meer. Viele Apartments scheinen noch frei zu sein. Da wir erst um halb vier von zu Hause losgefahren sind, unterwegs noch etwas gegessen haben, kamen wir also gegen 18h an. Es sind immerhin 65km zu fahren. Wir schafften es also gerade noch eine Runde in dem sehr schönen Pool zu drehen, dessen Ende so angelegt ist, das es scheint, als würde er seine Fortsetzung im Meer haben. Der starke Wind ließ uns etwas frösteln. Die Wartezeit bis zum Konzert, das für 21h angesetzt war, vertrieben wir uns mit Chillen, Lesen und Trinken.
Als dann Beloslava so gegen 22h anfingen, waren wir allerdings schon etwas schläfrig geworden in unserem Himmelsbett. Der ruhige Stil ihrer Musik konnte uns auch nicht mehr richtig hochreißen, hinzu kam, dass wir beharrlich vom Bedienungspersonal ignoriert wurden. So traten wir dann um 23h die Heimreise an.

Pozdravi


Ivan


16.07.2008

The little differences...

- Speiseeis wird in Gramm abgerechnet.
- Arbeitszeit heißt nicht, dass dann auch gearbeitet wird. Manchmal steht man vor verschlossenen Ladentüren, obwohl laut Öffnungszeiten jemand darin arbeiten sollte.
- Man darf pro Tag nicht mehr als 400 Leva abheben und auf der Bankkarte steht zwar Visa, ist aber nur eine EC-Karte. Dispokredit gibt es nicht. In Bulgarien gibt es auch eine Allianzbank. In Deutschland heißt sie ja Dresdner.
- Bulgaren kaufen kein Obst und Gemüse, die kommen aus Opas Garten.
- Wenn etwas kaputt geht, dann repariert man es entweder selbst, oder man kennt einen, der sich damit auskennt. Es zum Kundendienst oder Spezialisten zu geben, ist undenkbar. Frauen erwarten, dass man praktisch alles im Alleingang reparieren kann. Das Wort Remont sollte man sich merken.
- Bulgaren sind das am besten ausgebildete und intelligenteste Volk auf der Erde. Zumindest nach eigener Einschätzung.
- Bulgaren sind sehr abergläubisch. Durch offengelassene Klodeckel dringen böse Geister ins Haus, aus auf dem Boden abgestellte Taschen läuft das Geld weg und wenn sie sich erschrecken, spucken sie dreimal ins Hemd, um die bösen Geister zu vertreiben.
- Obwohl wir hier direkt am Meer leben, ist in Fischrestaurants eine Forelle günstiger als ein Salzwasserfisch.
- Bulgaren mögen keine Leute, die mehr verdienen als sie selbst. Aber auch keine die weniger verdienen...
- Letzte Woche war ich das erste Mal in einem digitalen Kino. In Bulgarien. Hankock haben wir uns angesehen, ein seltsamer Film...
- Man kann hier japanisch sprechende Schuhverkäuferinnen (Camper) treffen.
- Es gibt hier in Restaurants und Cafés wie bei Ally McBeal Unisex-Toiletten. Man geht da rein, wo frei ist. Anschließend trifft man sich beim Händewaschen.

Pozdravi
Ivan

Ubi bene ibi patria

Dort wo man sich wohl fühlt, da ist Heimat, wie der alte Lateiner sagt und ich finde da ist auch was dran.

Mittlerweile bin ich ja nun drei Monate in Bulgarien und kann sagen, dass ich mich gut eingelebt habe. Sicher, mein bulgarisch ist noch nicht verhandlungssicher, aber für kleine Gespräche reicht es. Allerdings könnte ich noch mehr Vokabeln lernen. Eine Sprache im Selbststudium zu erlernen erfordert nun mal Disziplin.

Heute ist es etwas kühler geworden und windig, außerdem hat es gestern gut geschüttet. Wir haben also deutsche Verhältnisse. ;-)
Die Tage davor waren sonnig und heiß, mir gefällt die Abkühlung. Das kommt einem entgegen, wenn man arbeiten muss...

Wie es übrigens deutschen Firmen in Bulgarien ergeht, kann man dem kritischen Artikel der Wirtschaftswoche entnehmen:
Deutsche Unternehmen in Bulgarien: Survival in der Schattenwirtschaft

Ach ja, Nico wurde auch zitiert.
;-)

Gruß
Ivan

11.07.2008

in memoriam KNUT LEBUSER

Mir geht es zur Zeit nicht so gut. Wie ich gestern erfahren musste, hat sich ein sehr guter Freund von mir das Leben genommen.

Es kam völlig überraschend und ich bin noch immer völlig fassungslos. Es hängt wohl damit zusammen, dass am letzten Wochenende seine Freundin ihn für einen anderen hat sitzenlassen. Ich hatte noch versucht ihn aufzumuntern, auch wenn so etwas in so einer Situation nur bedingt erfolgreich sein kann.

Ich kann, ich will es einfach nicht glauben. Es ging alles so schnell und jetzt fühle ich mich einfach nur hilf- und kraftlos. Wie vom Laster überrollt.

In gewisser Weise bin ich auch sauer auf ihn, wie er sowas überhaupt machen konnte und die Leute die ihn mögen und schätzen so vor den Kopf zu stoßen. Ich habe mit ihm am letzten Wochenende mehrmals gechattet, so wie ich es bereits seit Jahren mit ihm mache, eigentlich spielte sich unsere Freundschaft hauptsächlich online ab, umso mehr fehlt er jetzt als Person. Ich wusste von den Problemen mit der Frau und das ganze Drumherum. Sicher, so eine Verletzung und die Art und Weise, wie sie das gemacht hat, muss für jeden ein schwerer Schock sein. Dazu so überflüssige wie demütigende Aktionen wie Fotos von den beiden auf StudiVZ zu löschen. Das hatte was von Nachtreten. Was sollte das?! Ich will ihr um Gottes Willen nicht die Schuld geben, aber es muss sich in ihm etwas zusammengebraut haben, das eine solche Wucht entfallten konnte. Ein so heftiger Wunsch, es ihr auf die schlimmste nur denkbare Art heimzuzahlen.

Aber wir alle haben doch auch unsere Erfahrung in der Hinsicht machen müssen. Wir wissen auch, Zeit heilt alle Wunden und mit der Zeit vergeht auch der größte Schmerz, manchmal schwelt er auch unter der Oberfläche weiter, aber man lernt damit zu leben. Hätte man ihm altklug zurufen sollen, warte doch noch ein paar Wochen, Monate und du wirst sehen, das Leben geht weiter?!

Vielleicht, wenn man es gewußt hätte.

Aber auch nach mehrmaligen Lesens der Chatprotokolle vom Sonntag, kann ich keinen Hinweis darauf finden, was er sich antun könnte. Er erzählte mir auch von seinem Plan, ein intimes Video der beiden online zu stellen. Mit Mühe konnte ich es ihm ausreden. Habe ich ihm aber damit ein Ventil genommen?! Wusste er sonst nicht wohin mit dem Schmerz, als ihn gegen sich selbst zu richten?! Was ging in ihm vor???

Ich kann Verschwendung nicht leiden und das was er gemacht hat, war die größte Verschwendung überhaupt, bei allen seinen Talenten, seinem Wesen, seinem ganzen Sein, sein Einsatz für andere, für die Capoeira.

Verzeiht wenn ich das so hart sage, aber da sind ganz andere Leute, bei denen man sich wünschte, sie würden sich das Leben nehmen...

Wenn man sich nur das alles vor Augen führt, gerade sein Studium zu Ende gebracht, das ihm viel Mühe gekostet hat. Ich weiss schon nicht wie oft ich ihn ermutigt habe, nicht aufzugeben, sondern es durchzuziehen, die Freude es geschafft zu haben, mit einer sehr guten Note dazu. Ein guter Job in Aussicht, Sommerzeit. Er wollte mich hier in Bulgarien besuchen kommen, hatte bereits nach Flügen gesucht. Es hätte was werden können. Und jetzt versetzt er uns alle...

Knut, du wirst mir fehlen!

Ivan

03.07.2008

Erdbeben zum Dessert

Als hätten wir uns nicht schon genug über das morgendliche Feuerwerk erschrocken, gab es noch eine Erdbeben nachmittags um 3.

Light Quake Shakes Sofia amid Powerful Military Storehouses Blasts

Bei uns im Büro hat es kurz gewackelt...

Mami, ich will nach Hause!!!

Pozdravi

Ivan

Bombige Stimmung hier






Heute morgen gegen 6:45h wurden wir unsanft aus unseren Träumen gerissen. Eine gigantische Explosion in einem Munitionslager vor der Stadt verursachte einen Knall, der in der ganzen Stadt zu hören war. Türen und Fenster erbebten. Erst hielt ich es für ein sehr starkes Gewitter, doch der Himmel war blau und nach den ersten zwei großen Explosionen folgten viele kleine, die zu einem Grummeln und Donnern führten, die noch eine Stunde lang hörbar waren. Ich schaute in den Himmel, ob irgendwo Rauch aufstieg, konnte aber nichts sehen. Kurze Zeit später berichteten die Morgensendungen bereits darüber. Laut offiziellen Meldungen wurden keine toxischen oder radioaktiven Stoffe freigesetzt. Dennoch wurden die Menschen aus der näheren Umgebung evakuiert. Aus Sicherheitsgründen wurde auch der nahegelegene Flughafen von Sofia gesperrt.

Auch Spiegelonline berichtete bereits:
Explosionen in Munitionslager erschüttern Sofia

Ausführlichere Infos auf Englisch unter:
Novinite.com

Pozdravi
Ivan