02.09.2008

Thomas goes Bulgaria, Teil 1






Letzte Woche hatten wir unseren ersten Besuch aus good ol' Germany. Thomas durfte eine Woche lang die Vorzüge Bulgariens aus erster Hand erfahren. Hier sein sehr unterhaltsamer Erfahrungsbericht (Vielen Dank dafür!):

Thomas goes Bulgaria (#1/2): Sofia und Veliko Tarnovo

22.8., Köln, 11 Uhr, 22 Grad, regnerisch. Ich rase, wie ein Bekloppter mit dem Rad durch Köln. Senseo Pads, Nutella, Aronal und Elmex stehen auf dem Einkaufs-Wunschzettel als Mitbringsel nach Bulgarien. Morgens Aronal, Abends Elmex. Wie das wohl auf bulgarisch heißt, frag ich mich. Und warum die dort keine Nutella haben? Später werde ich von Ivan erfahren, dass sie die sehr wohl haben, aber sie schmeckt anders! Das geht natürlich nicht. In der Not hilft man gerne. Gestresst zum Flughafen. Geschafft. Die 2,5 Std. Flug vergehen beim Lesen.

Sofia, 3:33 Uhr, 33 Grad. In der Schlange der Passkontrolle wird mir schnell klar, dass es heiß werden wird in Sofia. Auch von der Temperatur her ;-) Die Non-EU-ler werden ausführlicher kontrolliert. Aber die vor mir stehenden Rumänen machen einen so netten Eindruck, dass ich die Schlange nicht wechsle. Ivan lugt schon von draußen durch die Tür und mein Koffer steht als erster auf dem Band. Das fängt sehr gut an. Auf dem Weg in die Stadt ruft Jan an: "Man ist das ein blödes Wetter". "Stimmt, ", sage ich, "echt heiß". "Wie?". "Naja, hier in Sofia...". Sowas nennt man "Ah, ja stimmt."-Effekt.

Wir kommen in der Tiefgarage der Wohnung von Dessys Eltern an. Hier ist's angenehm kühl. Mit dem Aufzug hoch, die Sachen abgestellt und dann direkt in die Stadt. Moment. Wir sind ja mittendrin. Sehr gute Lage!! Essen bei Happy-Grill, einer bulgarischen Fleischverköstiger-Kette. Essen gut und günstig. Ich lerne gleich Shopska Salata und Rakia kennen. Damit fängt jedes bulgarische Essen an. Sehr gut. Alles scheiße, alles Mist, wenn man nicht besoffen ist ;-) Ivo gesellt sich zu uns. Ein Kreuzberger Halb-Bulgare, Freund und Kollege von Ivan. Sehr cool drauf. Die Vorahnung, mit den Beiden in Sofia eine gute Zeit mit Feierei zu verbringen, wird sich bewahrheiten.

Danach gehts ins Olive, weitere Freunde und Drinks treffen. Unter anderem lerne ich Lazar, einen bulgarischen Jurastudenten aus Bonn, und Ivo, den Berater, kennen. Ein sehr sympatischer, intelligenter Mensch, der in Köln BWL studiert hat. Schwerpunkte Ufü und Winfo. Ich glaube, wir werden uns verstehen. Wir verabreden uns mit ihm für den nächsten Tag.

Später ziehen wir mit Ivo-Kollega in eine weitere Bar (Taba&Co) und von dort in einen Club (Brillantine). Retro ist zur Zeit in Mode in Bulgaria. Wem's gefällt, bitte. Soll ja auch Leute geben, die auf Chalga stehen ;-) Bulgarischer Pop-Schlager. Zum Abschluss Rakia bei Ivan in der Wohnung. Ein sehr guter erster Abend.

Nächster Tag, Sigtseeing light, Shoppen light und dann Ivo-Berater treffen. Alles nur kein Stress. Ganz nach meinem Geschmack. Dann super Pizza mit Ivan im Ugo. Eine Empfehlung. Anschließend treffen wir Mitko und Freunde in der Open-Air-Lounge-House Bar Gradinata, gegenüber dem Hotel Rila. So kann man den Abend starten. Perfekt. Mit Mitko und Jeep ins Liqueur. Dort gibts DreiMalDürftIhrRaten-Retro.

"Das Ding ist, ...", pflegt Ivo-Kollega immer zu sagen. Das Ding ist, das Sofia einfach Spass macht!

Sonntags mit dem Auto übers Land Richtung Veliko Tarnovo. Kurz nach dem wir aus Sofia draußen sind, steht ein Polizist, der mit seinem bohrenden Finger auf Ivan zeigt. Die bulgarische "i want you" Variante. Ivan zeigt auch, allerdings fragend, mit dem Finger auf sich, da wir die vorgeschriebene Geschwindigkeit exakt eingehalten haben (was in BG allerdings nicht vor einer Kontrolle schützt), worauf hin sich der Finger des Polizisten noch bohrender auf Ivan zu bewegt. Ok, verstanden, er meint uns. Wir fahren raus. FahrzeugscheinFührerschein UndMachenSeMaDenKofferraumAuf.... kennen wir ja. Was fehlt ist ein XAoaujxn+?!". Wie bitte? Ein XAoaujxn+?!"... Was? ... Ein pft, pft, pft... Hä!? Achso, ein Feuerlöscher. Wir überlegen kurz, ihm unsere Flasche Wasser zu zeigen oder zu sagen, dass wir ein Feuer auf sehr menschliche Weise löschen würden, beschließen aber, auf WirNixVerstehenWirAussengeländer zu machen, was uns die, für Bulgaren in einem solchen Fall sonst übliche "Bearbeitungsgebühr" von 20 Lewa erspart.

Sonntag, später Nachmittag, Ankunft in Tarnovo im Hause der Eltern Dessys. Ein sehr schönes, neues Haus, super Blick in die Ferne, sehr stilvoll eingerichtet. So lässt es sich aushalten. Sehr praktisch, nahe des Heimatortes von Dessy gelegen, genau in der Mitte zwischen Sofia (Arbeitsort von Plamen, Dessys-Vater, und Ivan) und Varna (Wohnort von Dessy und Ivan am Schwarzen Meer). Ein kurzer Blick auf die Monumente und die kleine Altstadt Tarnovos, ein längerer Blick auf die Bulgaren, während wir in einem Cafe Kaffee trinken. Bei Abendessen und Mittagessen am nächsten Tag mit Dessys Eltern lerne ich zum ersten Mal die Bedeutung des Bulgarischen Satzes "Ne moga powetsche" kennen. Die wörtliche Übesetzung ist: "Ich kann nicht mehr!". Die eigentliche Bedeutung ist aber: "Es ist sehr lecker, ich werde gleich platzen, aber schau doch mal, ob Du noch was auf den Berg auf meinem Teller drauf bekommst, ohne das es herunterfällt."

Und so wurde es Montag Nachmittag und Ivan und ich waren "on the road again" nach Varna...

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