25.02.2009
Nightboarding auf dem Vitosha!
Zu den Top5 To-Dos in Sofia gehört Nightboarding auf dem Vitosha auf die vorderen Plätze (Nico, was waren noch gleich die anderen?!). Gestern haben sind Nico und ich direkt aus dem Büro so gegen 18:30h auf den 2.000m hohen Vitosha gefahren, wo eine beleuchtete Nachtpiste bis 22h für Wintersport-Enthusiasten geöffnet hat. Für umgerechnet 10Euro bekommt man nicht nur eine gut preparierte Piste geboten, sondern auch einen traumhaften Blick auf das nächtliche Sofia. Mit -11 Grad Celsius (der Windschill tat sein Übriges) war es zwar auch empfindlich kalt. Besonders wenn man seinen
Fleece-Pulli in Varna vergisst. :-( Aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Gegen 21:30h traten zwei sehr glückliche Boarder den Abstieg an.

17.02.2009
Februar hat in Bulgarien 31 Tage!
Für den nächsten Post musste ich nichtmal mein Zimmer verlassen. Vor meinem Schreibtisch hängt ein Kalender der staatlichen Regulierungsbehörde für Strom und Wasser in Bulgarien. Dieser Kalender zeigt tatsächlich einen 30. und 31. Februar an. Lediglich der 29. Februar fehlt, klar, ist ja kein Schaltjahr.
Aber seht selbst:

Aber seht selbst:
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Februar Kalender
14.02.2009
Sveti Valentin und Sveti Trifon
Wer schon immer der Ansicht war, der Valentinstag sei eine Erfindung der Blumenhändler und Pralinenverkäufer und ihn deshalb boykottiert, der hat in Bulgarien die Möglichkeit am 14. Februar auch den Tag des Weines zu begehen. Im Gedenken an Sveti Trifon, der als Schutzheiliger des Weinberges gilt. Eigentlich fällt der Sv. Trifon-Tag nach gregorianischen Kalender auf den 1. Februar, nicht wenige feiern aber noch nach julianischen Kalender. Einige feiern aber auch zweimaÜbrigens geht der Valentinstag auf Bischof Valetin von Terni, der als Märtyrer starb, daher wird der Tag hier auch mit dem Zusatz Sveti (=Heiliger) genannt. Er soll der Sage nach römische Soldaten getraut haben, was verboten war.
Lebensmittelqualität
Sicher, in Deutschland ist man da schon weiter. Nach einigen Gammelfleischskandalen und Pestizidfunden im Salat sind die Deutschen entsprechend sensibilisiert. Hinzu kommen Institutionen wie Stiftung Warentest und andere. Nicht jeder Deutscher glaubt an den lieben Gott, aber alle an Stiftung Warentest. Vielleicht liegt es auch daran, dass die EU-Kommissarin Meglena Kuneva für Verbraucherschutz zuständig ist. Jedenfalls vergeht kein Tag ohne dass in den Nachrichten über Lebensmittelqualität berichtet wird. Ob der Sirene (bei uns auch Feta-Käse), der ein fester Bestandteil der bulgarischen Küche, tatsächlich mit Kuhmilch hergestellt oder aber mit Palmöl gestreckt wurde. Da werden dann Beispielsrechnungen erstellt und gezeigt, dass ein ordentlicher Sirene mind. 8,-BGN kosten müsste. Ein Preis darunter ist dann ein Indiz für mindere Qualität. So geht dass dann durch alle Lebensmittelgruppen (Hranidelni Stoki).
Bisher glaubten die Bulgaren, dass ihr Gemüse das beste der Welt (zugegeben die Tomaten sind unschlagbar) und einen der bulgarische Joghurt (wegen des speziellen Bakteriums "lactobazillus bulgaricus") einen Menschen 100 Jahre alt werden lässt. Das sollte reichen.
Bio ist hierzulande noch nicht sehr stark verbreitet, auch wenn man bereits einige einheimische Bioprodukte im Supermarkt findet und in Sofia vereinzelt spezialisierte Geschäfte geöffnet haben. Die meisten Bulgaren kaufen Ihr Gemüse auf täglich geöffneten Wochenmärkten und wer auf dem Land wohnt, baut es sich sowieso selber an. Nicht nur während des Kommunismus die einzige Garantie für zuverlässige Versorgung.
12.02.2009
False Friends
Einige bulgarische Wörter und Floskeln können auf deutsche Ohren durchaus ulkig anhören, wenn man die eigentlich Bedeutung nicht kennt. Oder was stellt Ihr Euch unter folgdendem spontan vor:
1. "Lek den!"
2. "Po"
3. "Kak e?"
4. "Kaka"
5. "Kurva"
Auflösung:
1. "Schönen Tag!"
2. "mehr"
3. "Wie ist es?"
4. "Große Schwester"
5. "Hure"
pozdravi
Ivan
1. "Lek den!"
2. "Po"
3. "Kak e?"
4. "Kaka"
5. "Kurva"
Auflösung:
1. "Schönen Tag!"
2. "mehr"
3. "Wie ist es?"
4. "Große Schwester"
5. "Hure"
pozdravi
Ivan
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False Friends
11.02.2009
Gefakter Bericht über Folgen des Gasstreits in Bulgarien auf CNN
Dieser Fall hat in Bulgarien bereits einige Wellen geschlagen. Es ging um einen Bericht auf CNN über die Folgen des Gasstreites in Bulgarien. Ein britisches Journalist hat sich dabei in Pleven umgeschaut und einen Bericht gedreht, der später auf CNN lief. Das politische Establishment in Pleven und Sofia war darüber not amused, weil es kein schmeichelhaftes Bild von Bulgarien zeigt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Bericht gefaked war.
Hier mehr Infos zum dem Fall auf deutsch:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/482/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht
Pozdravi
Ivan
Hier mehr Infos zum dem Fall auf deutsch:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/482/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht
Pozdravi
Ivan
05.02.2009
Mutri-Spitznamen
Nicht nur Capoeiristas benutzen Spitznamen um ihre bürgerliche Identität zu verschleiern. Auch bei Mafiosi aka Mutri sind Spitznamen äußerst beliebt. Da Spitznamen häufig ein hervorstechendes Merkmal betonen, sagen sie gleichzeitig einiges über den Träger aus. In loser Folge werde ich hier einige Spitznamen vorstellen, aber auch die Nennung des Klarnamens aus "Sicherheitsgründen" verzichten. Glaube zwar kaum, dass sie des Deutschen mächtig sind, aber sicher ist sicher. Schließlich bin ich nicht scharf auf Besuch von lederbejackten Gorillas und lege wert auf körperliche Unversertheit.
;-)
Hajde!
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Quelle: novinite.com)
"Baretata"= das Barret
"Boksiora"= der Boxer
"Ochite" = die Augen
"Dembi" = ?
"Mamata"= Mutti
"Racho" = ?
"Ludiya" = der Verrückte
und hier noch ein paar Ergänzungen:
"Bobura" = Der Biber
"Klyuna" = Der Zinken
"Temeruta" = Der Unfreundliche
Pozdravi
Ivan
;-)
Hajde!
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Quelle: novinite.com)
"Baretata"= das Barret
"Boksiora"= der Boxer
"Ochite" = die Augen
"Dembi" = ?
"Mamata"= Mutti
"Racho" = ?
"Ludiya" = der Verrückte
und hier noch ein paar Ergänzungen:
"Bobura" = Der Biber
"Klyuna" = Der Zinken
"Temeruta" = Der Unfreundliche
Pozdravi
Ivan
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Mutri Spitznamen
02.02.2009
Andererseits...
...zünden in Berlin militante und selbsternannte "Umweltschützer" (was bei so einem Autobrand alles an Giftstoffen in die Umwelt gelangt...) große Limosinen und SUVs an.
Siehe bei Spiegel-Online TV:
http://www.spiegel.de/video/video-49704.html
Wenn man längere Zeit im Ausland verbringt, gewöhnt man sich schnell ein sowohl...als auch an.
;-)
Pozdravi
Ivan
Siehe bei Spiegel-Online TV:
http://www.spiegel.de/video/video-49704.html
Wenn man längere Zeit im Ausland verbringt, gewöhnt man sich schnell ein sowohl...als auch an.
;-)
Pozdravi
Ivan
01.02.2009
Kategorisierung des Autos, oder zeige mir was du fährst und ich sage Dir wer Du bist





Luxuslimosinen und große SUVs deutscher Premiumhersteller
Die G-Klasse und die S-Klasse sind hier schon der Inbegriff eines Mutri-Mobils. Die Fahrer schimpfen sich gerne auch "Biznesmeni".
In den letzten Jahren war schwarz die vorherrschende Farbe, dazu getönte Scheiben. Zunehmend scheint aber Weiß in Mode geraten zu sein, was angesichts der staubigen Straßen nur mit einer Abokarte einer Autowäsche des Vertrauens sinnvoll erscheint. Die siebensitzige GL-Klasse erfreut sich hier einer gewissen Verbreitung, da man diese auch steuerlich geltend machen kann.
Auf die beliebten Nummernschilder bin ich bereits eingegangen. Um sich ein wenig von seinen Biznesmeni-Freunden zu unterscheiden, werden entweder getunte Modelle vorgezogen oder auch gleich zu Bentley, Maybach oder Lamborghini gegriffen. Damit inbegriffen ist dann auch freies Parken vor dem Chalga-Club, Parken im Halteverbot, Fahren über den Vitosha-Boulevard (normalerweise für Verkehr gesperrt) und auch sonstige automobile Narrenfreiheit.
SUVs von asiatischen Herstellern, Mitteklassewagen (neuwertig)
Wer wohlhabend ist, aber ungern mit Mutris in einen Topf geworfen werden will, der greift zu SUV (hier meist Jeep genannt) asiatischer Produzenten wie Toyota, Honda oder Hyundai. Man zeigt so, dass man sich durchaus hätte mehr leisten können, aber aus Bescheidenheit oder Angst vor Beschädigungen KFZ mäßig abgerüstet hat.
Limosinen sind hier nach wie vor der Ausdruck eines luxuriösen Wagens, ein Skoda Superb geht hier als ordentliche Oberklassenlimosine durch (als osteuropäisches Auto deutschen Genen) und steht auch dem Firmenvorstand gut zu Gesicht. Kombis haben sich hier nicht durchgesetzt.
Teure Kleinwagen
Die Tochter oder Freundin (Mutresa) eines Mutra wird gerne mit eine teuren Kleinwagen a la Mini, BMW 1er oder SLK ausgestattet. Darin werden dann die Fahrten zum Frisör, Maniküre, Mall und ins Café absolviert. Äußeres Erscheinungsmerkmal dieser Spezies: Eine zur Löwenmähne hochtoupierte Frisur entweder in Schwarz oder blond gefärbt, rote Stiefel, große Sonnebrile, große Taschen und mit mehr Glitzerzeug behangen als ein Weihnachtsbaum.
Gebrauchte Mittelklassewagen aus dem Westen
Auch wenn die teuren Neuwagen die Aufmerksamkeit erregen, so fährt die Mehrheit (wir erinnern uns, die bis 1.000BGN Monatseinkommen) in Gebrauchtwagen aus dem Westen herum. Aber auch solche "Biznesmen", die mal ein schlechtes Investment getätigt haben, oder sich beim Paten in Ungnade gefallen sind, müssen auch Fahrzeugtechnisch kleinere Brötchen backen.
Besonders Modelle aus Deutschland mit noch gültigem TÜV erfreuen sich großer Nachfrage, kosten aber auch etwas mehr. Aber auch der öffentliche Transport bezieht seinen Fuhrpark aus abgehalfterten Bussen aus Deutschland. So sieht man nicht selten neben der Liniennr. die Endhaltestelle "Bahnhofsplatz-Leinenfeld".
Motorräder
Nur die Todesmutigsten steigen hier auf Zweiräder. Mit oder ohne Motor.
Lada/Moskwitch/Trabi
Good bye, Lenin lässt grüßen. Die Fahrer dieser teilweise museumreifen Vehikel stehen am untersten Ende der Nahrungskette. Da Ersatzteile rar sind, muss viel in Eigenleistung erstellt werden. Das gilt ebenso wie die putzig anmutenden Tuningversuche, mit denen versucht wird, diesen Wagen einen Rest von Anstand und Respekt zu verleihen.
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Auto Kategorien Mutra
Auto als Statussymbol?!
In meinen bisherigen Posts habe ich mich meist um die Fahrweise und Straßenverhältnisse auf bulgarischen Asphaltwegen ausgelassen. Nun dachte ich, wäre Zeit es auf die Sozio-kulturellen Aspekte des Kraftverkehrs einzugehen.
Auto als Statussymbol
Vorweg, Bulgaren sind ein Autovernarrtes Land. Individuelle Mobilität ist ein Ausdruck persönlicher Freiheit, Modernität und Prestige. Besser als durch ein hübsch eingerichtetes Zuhause, lässt sich am fahrbaren Untersatz der Umwelt seinen sozialen Status demonstrieren. Wie lässt sich der gesellschaftliche Stellenwert des Autos besser einordnen, als durch die neu gebaute Flanierstraße am Strand von Varna?! Auf mehreren Kilometern wurden direkt am Meer Straßen und endlose Reihen an Parkplätzen angelegt, aber auf Bürgersteige oder gar Promenade gänzlich verzichtet. Um verirrte Spaziergänge vor dem vorbei rasenden Verkehr ein Minimum an Schutz zu gewähren, wurden Bodenschwellen eingebaut, hier auch "liegender Polizist" genannt. Überhaupt steht es um Bürgersteige und Fahrradwegen noch schlimmer als um Straßen. Vieler Orts ziehen es die Leute auf der Straße mit dem Verkehr zu laufen, als auf dem Troittoir, selbst junge Mütter mit Kinderwagen.
Am Auto spart der Bulgare zuletzt
An allem spart der Bulgare, außer am Auto. So sieht man nicht selten auch vor zerbröckelten Plattenbauten Wagen der gehobenen Preisklasse stehen. Da wird dann auf Omas Häuschen eine Hypothek aufgenommen, um sich ein Auto eines deutschen Premiumherstellers zuzulegen. Da fließt die komplette Wirtschaftskraft einer Familie in das Auto. Aus bulgarischer Sicht keine schlechte Investition. Man kann sich neidischen Blicken der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz gewiß sein. Vor dem In-Chalga-Club werden einem direkt vor dem Eingang Parkplätze freigehalten und auch der Tankwart gibt sich freilich mehr Mühe, um verdreckte Scheiben und Scheinwerfer zu reinigen.
Gefahren für das Auto
Aus Ausländersicht ist die Sache nicht ganz so klar. Sicher, auch wir Expats fahren gerne schöne und schnelle Autos, aber bulgarische Fernstraßen sind nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, unzählige Schlaglöcher eine Herausforderung an Mensch und Material und die Innenstädte oftmals sehr eng und verwinkelt. Parkplätze sind Mangelware und die Gefahr von Parkremplern, herabfallenden Gebäudeteilen oder rachsüchtigen Zeitgenossen Kratzer und Beulen im Lack davonzutragen sind hoch.
Kratzer im Lack
Erst kürzlich mussten wir das am eigenen Auto erfahren. Vor einigen Tagen entdeckte Dessy auf Fahrerseite mehrere mit dem Schlüssel eingravierte Strichmuster. Mein Verdacht fiel gleich auf einen BMW-Fahrer, der sich dreister weise auf unseren Parkplatz gestellt hatte. Dessy hat ihn dann, auf Zuraten von Krassi, zugeparkt. Sie wollte die Sache eigentlich nicht weiter eskalieren. Wie auch immer, er ist auch so herausgekommen, es könnte aber sein, dass er sich dadurch provoziert gefühlt haben könnte und seinem Ärger im Lack hinterlassen hat. Zum Glück wird unser Parkplatz Video-überwacht, die Aufnahmen haben wir aber noch nicht einsehen können. Ansonsten gibt es keine konkreteren Verdachtsmomente, außer vor Neid zerfressende Vandalen. Es war aber nicht das erste Mal, bereits in der alten Wohnung hat jemand einen Strich auf den Lack gezogen. Der könnte von dem Lenkrad eines Kinderfahrrades stammen, die in Frage kommende Familie wurde auch zur Rede gestellt, stritt aber jede Schuld ab. Auf Dessys Firmenparkplatz hat jemand mal einen Kaugummi auf die Fahrertür hinterlassen. Kratzer mit dem Schlüssel sind aber eine neue Qualität.
Verdrehte Scheibenwischer
Eine ähnliche Erfahrung musste auch Dessys Vater vor gut einem Monat in der Tiefgarage der Sofioter Wohnung erleben. Da sein Stellplatz durch unseren Rav besetzt war, den wir während unseres Deutschlandaufenthaltes dort abgestellt hatte, suchte er sich einen anderen Platz aus, der nicht explizit als Parkfläche ausgewiesen ist, aber auch keinen behinderte. Solch eigenmächtiges Verhalten hat wohl irgendjemanden wieder mal provoziert und dazu motiviert, den Scheibenwischer des Skoda Oktavias dermaßen zu verbiegen, das er nicht mehr funktionierte.
Beschädigungen gegen Autos haben Tradition
Eine zeitlang war es in Mafia-Kreisen beliebt, Konkurrenten oder säumigen Zahlern, Spitzhacken in das Auto zu rammen, sozusagen als Warnung. Das Auto muss stellvertretend leiden und mit ihm der Halter.
Pozdravi
Ivan
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Autos Kratzer Straßen
29.01.2009
27.01.2009
Bulgarska Rabota
"Sie tun so als würden sie mich bezahlen, also tue ich so als würde ich arbeiten."
"Wenn dringende Arbeit ansteht, mache ich erstmal ein Nickerchen - ist es wirklich wichtig, dann wird es jemand anders schon erledigen. Falls nicht, dann war es wohl nicht so dringend."
Sprüche wie diese gehören durchaus zum Allgemeingut und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass nicht wenige Arbeitnehmer sie tatsächlich befolgen. Nicht umsonst reiht sich Bulgarien bei internationalen Rankings der Arbeitsproduktivität auf den hinteren Plätzen ein. Im Schnitt liegt sie so bei 30% des EU-Durchschnitts. Man trifft nicht selten auf Leute, die zwar einen Job haben, aber nicht unbedingt Arbeit. Leute, die an irgendwelchen Ecken stehen, in irgendwelchen Glaskästen sitzen oder kaffeetrinkend und Zigarettenrauchend mit ihrem Handy während der Arbeitszeit telefonieren.
Dementsprechend ist auch das Lohnniveau. Sogar Serbien liegt höher. Erst gestern las ich, dass gut die Hälfte der Bulgaren von 600 Leva oder ungefähr 300 Euro im Monat lebt. Weitere 30% kommt immerhin auf ein Einkommen von über 1000 Leva, was ungefähr 500 Euro entspricht. So nimmt es nicht Wunder, dass sich die Bulgaren am liebsten über ihr geringes Einkommen auslassen. Dies schmälert allerdings nicht ihr Selbstbewusstsein bei Jobinterviews nach einem Firmenwagen zu fragen, auch wenn es sich nur um einen Sekretärinnen-Job handelt. Bei einer Arbeitslosenquote von 8% und Fachkräftemangel auf Grund der jahrelangen Auswandererwellen, finden sich häufig Leute auf Positionen, für die sie eigentlich nicht qualifiziert wären.
Auf der anderen Seiten soll es 10.000 Millionäre und eine Handvoll Milliardäre geben. So gehören in Städten wie Varna und Sofia Rolls Royce, Maybach, Ferrari und Lamborghinis durchaus zum Stadtbild dazu. Die schwarze S-Klasse ist fast schon sowas wie eine Mindestanforderung um einigermaßen dazu zu gehören.
Es ist diese Art von Ungleichheit, an die man sich nur schwer gewöhnen kann und die wohl für keine Gesellschaft auf Dauer gesund ist. Zumal viele der heutigen Eliten schon zu kommunistischen Zeiten zur Nomenklatura gehörten. Eine wirkliche Aufarbeitung dieser Epoche in Form einer deutschen Vergangenheitsbewältigung steht noch aus.
Pozdrawi
Ivan
24.01.2009
Deutsche Begriffe im Bulgarischen
Im Alltag stößt man immer wieder auf deutsche Lehnwörter aus dem Deutschen. Es handelt sich dabei um Begriffe aus dem Handwerklichen, Gastronomischen und anderen Lebensbereichen. Teilweise fand aber auch eine semantische Verschiebung statt, so dass es teilweise zum Auftreten von "false friends" kam. Also Wörtern, die auf den ersten Blick dasselbe bedeuten, aber eigentlich was anderes darstellen. Bekanntes Beispiel aus dem Englisch/Deutschen: become.
"I become a Steak" könnte den englischsprachigen Kellner zum Schmutzeln bringen, aber dem Gast kein Steak.
Die deutschen Entlehnungen sind auf die engen deutsch-bulgarischen Beziehungen zurückzuführen. 1879 ernannte man den deutschen Prinzen Alexander von Battenberg zum ersten Fürsten Bulgariens, acht Jahre später wurde der in Wien geborene Prinz Ferdinand aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha zum Thronfolger gewählt. Sein Nachfahre Simeon Sachscoburggotski wurde im Jahre 2001 zum Ministerpräsident gewählt, nachdem er aus seinem spanischen Exil nach Bulgarien zurückkehrte. Seine Partei ist nach wie vor an der Regierung vertreten.
Die deutschen Lehnwörter lassen sich grob in folgende Sachgebiete einteilen:
Technik und Handwerk:
Bohrmaschine, Dübel, Beize, Lack, Gipskarton, Meister (wobei hier Handwerker grundsätzlich Meistor genannt werden, mit oder ohne Meisterbrief), Schiebedach, Schnur
Natur und Tiere:
Dackel, Spitz, Pudel, Mops, Landschaft
Haushalt und Essen:
Backpulver, Gries, Schnitzel, Strudel, Brezel, Leberkäs
Sonstiges:
Witz, Kurort, Kapellmeister, Edelweiß, Trauer
"False friends:
- Mit Anzug bezeichnet man hier keinen dunklen zwei- oder dreiteiler mit Krawatte und Hemd sondern vielmehr die in Bulgarien sehr beliebten Sport-Anzüge. Kostüm ist hingegen das förmliche Kleidungsstück. In Deutschland jedoch nur für das weibliche Business-Kostüm reserviert.
- Kufer klingt im ersten Moment nach Koffer, damit ist aber der Eimer gemeint (Kufer za bukluk ist der Mülleimer)
- Kilar klingt stark nach Keller, ist im bulgarischen Haushalt aber eher eine Abstellkammer. Der Keller im Untergeschoss wird Meze genannt. Sicher, die Bedeutung ist naheliegend, aber ein Unterschied ist da.
Ich werde weiterhin meine Augen und Ohren nach weiteren deutschen Lehnwörtern offen halten und hier in loser Reihe vorstellen.
Das nächste Mal vielleicht auch in kyrillischer Schreibweise.
Pozdravi
Ivan
"I become a Steak" könnte den englischsprachigen Kellner zum Schmutzeln bringen, aber dem Gast kein Steak.
Die deutschen Entlehnungen sind auf die engen deutsch-bulgarischen Beziehungen zurückzuführen. 1879 ernannte man den deutschen Prinzen Alexander von Battenberg zum ersten Fürsten Bulgariens, acht Jahre später wurde der in Wien geborene Prinz Ferdinand aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha zum Thronfolger gewählt. Sein Nachfahre Simeon Sachscoburggotski wurde im Jahre 2001 zum Ministerpräsident gewählt, nachdem er aus seinem spanischen Exil nach Bulgarien zurückkehrte. Seine Partei ist nach wie vor an der Regierung vertreten.
Die deutschen Lehnwörter lassen sich grob in folgende Sachgebiete einteilen:
Technik und Handwerk:
Bohrmaschine, Dübel, Beize, Lack, Gipskarton, Meister (wobei hier Handwerker grundsätzlich Meistor genannt werden, mit oder ohne Meisterbrief), Schiebedach, Schnur
Natur und Tiere:
Dackel, Spitz, Pudel, Mops, Landschaft
Haushalt und Essen:
Backpulver, Gries, Schnitzel, Strudel, Brezel, Leberkäs
Sonstiges:
Witz, Kurort, Kapellmeister, Edelweiß, Trauer
"False friends:
- Mit Anzug bezeichnet man hier keinen dunklen zwei- oder dreiteiler mit Krawatte und Hemd sondern vielmehr die in Bulgarien sehr beliebten Sport-Anzüge. Kostüm ist hingegen das förmliche Kleidungsstück. In Deutschland jedoch nur für das weibliche Business-Kostüm reserviert.
- Kufer klingt im ersten Moment nach Koffer, damit ist aber der Eimer gemeint (Kufer za bukluk ist der Mülleimer)
- Kilar klingt stark nach Keller, ist im bulgarischen Haushalt aber eher eine Abstellkammer. Der Keller im Untergeschoss wird Meze genannt. Sicher, die Bedeutung ist naheliegend, aber ein Unterschied ist da.
Ich werde weiterhin meine Augen und Ohren nach weiteren deutschen Lehnwörtern offen halten und hier in loser Reihe vorstellen.
Das nächste Mal vielleicht auch in kyrillischer Schreibweise.
Pozdravi
Ivan
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deutsche Lehnwörter
14.01.2009
Proteste in Sofia

Ein breites Oppositionsbündnis aus unzufriedenen Studenten, Bauern, Rentnern, Öko-Aktivisten, Oppositionsparteien und gar Polizisten hat sich heute vor dem Parlamentsgebäude verstammelt um gegen die regierende Drei-Parteien-Koalitionen zu demonstrieren. Dabei sind die Forderungen ebenso vielfältig wie die Zusammensetzung der Demonstranten. Die Bauern verlangen die Auszahlung von Subventionen, die Studenten mehr Sicherheit in den Studentenheimen und bessere Studienbedinungen allgemein, die Rentner und Polizisten mehr Geld, die Ökos mehr Schutz der Umwelt. Nico und ich haben uns das auch mal kurz angesehen, da Nico sein Auto unweit geparkt hatte. Als wir am Ort des Geschehens eintrafen haben sich bereits die Polizisten (interessanterweise mit Helmen des bayrischen Staatsschutzes ausgestattet, unschwer an dem blau-weißen Wappen zu erkennen) vor dem Parlament postiert, ihnen gegenüber die Protestierer. Diese hatten bereits damit begonnen mit Schneebällen und sonstigem in Richtung Polizisten werfen. Diese ließen sich nicht lange bitten und wurden schließlich handgreiflicher. Als es dann noch hieß eine selbstgebaute Bombe sollte vor dem Parlament platziert worden sein, erhielten die Einsatzkräfte den Befehl die Demo aufzulösen. Aber da waren wir längst im Büro angekommen.
Hier das ganze noch in Bildern:
Video von Darik News
News auf englisch:
novinite.com
Sofia Echo
Pozdravi
Ivan
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Protest Sofia
24.12.2008
Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches 2009!
Allen meinen treuen Lesern wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest und glückliches 2009!
Veseli prasni4i na wsichki!
Hier ein paar schöne Weihnachtskarten:
http://www.zeddigitalcybermark.com/Publicis_marc_card.html
http://www.kres.com/christmas_card/
http://kalteswasser.com/Weihnachtskarte/card09/xmas_card2009_bg.php
Have fun!
Pozdravi
Ivan
Veseli prasni4i na wsichki!
Hier ein paar schöne Weihnachtskarten:
http://www.zeddigitalcybermark.com/Publicis_marc_card.html
http://www.kres.com/christmas_card/
http://kalteswasser.com/Weihnachtskarte/card09/xmas_card2009_bg.php
Have fun!
Pozdravi
Ivan
11.12.2008
Kleinvieh macht auch Mist
Häufig macht man in Bulgarien beim Konsumieren die Erfahrung, dass Wechselgeld (resto genannt) zwischen 1-5 Stotinki (bulgarischer Pfennig) nicht ausgegeben wird. Sicher, man wird keinen Aufstand machen und die Ausgabe des exakten Wechselgeldbetrages einfordern. Aber es dürfte landesweit eine erkleckliche Summe zusammenkommen, die auf diese Weise beim Handel und Gastronomie als Zusatzeinkommen verbleiben. Kleinvieh eben. Auf der anderen Seite belastet man so sein Portemonaie nicht mit zusätzlichem Kleingeld.
Pozdravi
Ivan
03.12.2008
Graffiti Ahoi!
Folgende Bilder habe ich am Sonntag am Hafen von BAPHA (Varna) geschossen. Einige Schätze darunter:




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Graffiti Varna Hafen
02.12.2008
30.11.2008
Originelle Übersetzungen
Gerade in den Touristenhochburgen am Schwarzen Meer sind Speisekarten, Reklametafeln und sonstige mehrsprachige Informationsträger eine schier unerschöpfliche Quelle für sprachliche Kuriositäten und eigenwillige Übersetzungen. In loser Reihe werde ich einige Perlen vorstellen.
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Übersetzungen
Bulgarska Rabota

Bulgarska rabota heißt übersetzt "Arbeit auf bulgarische Art" und ist ein beliebter Ausruf, um Arbeiten jeglicher Art zu kommentieren. Interessant dabei ist, dass der Begriff der bulgarska rabota sowohl positiv als auch negativ konnotiert sein kann. Im positiven Sinne kommentiert man dabei eine gelungene Umsetzung, die besonders pfiffig, originell oder unorthodox ausgeführt wurde. Im anderen Fall allerdings bezeichnet man so eine schlampig, lieblos und unfertig durchgeführte Unternehmung. Beinahe entschuldigend wird dann gerne darauf hingewiesen, dass die fähigen Leuten momentan irgendwo im Ausland tätig sind. Oder irgendeine andere originelle Ausrede. Zu den Begleiterscheinungen der negativen bulgarska rabota gehören nämlich phantasievolle Ausflüchte aller Art, die das Scheitern erklären sollen.
Doch dazu mehr ein anderes Mal.
Pozdrawi
Ivan
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Bulgarska Rabota
28.11.2008
Noch ein sogenannter Expat Blog
Zufällig bin ich auf diesen Blog gestoßen:
http://www.bulgarianslivatree.com/
Wobei dieser Blogger auf englisch schreibt.
Interessant ist auch dieser Blog über Kurioses aus Bulgarien, allerdings aus einer einheimischen Perspektive:
http://seir.bg/
Pozdrawi
Ivan
http://www.bulgarianslivatree.com/
Wobei dieser Blogger auf englisch schreibt.
Interessant ist auch dieser Blog über Kurioses aus Bulgarien, allerdings aus einer einheimischen Perspektive:
http://seir.bg/
Pozdrawi
Ivan
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Blog Kollegen
23.11.2008
Metro-Karte und erster Schnee in Varna und Bulgarien
Gestern war es am vormittag noch mit um die 15 Grad recht mild. Nachdem wir Dessys Mutter zum Busbahnhof gebracht haben, sind wir zu Metro gefahren. Dank meines freiberuflichen Status (als Soziologe), bekam ich auch eine heiß begehrte Metro-Karte. Allerdings erfolgte meine Anmeldung auf eine Weise, die mir von früheren Behördengängen sehr vertraut ist. Nach intensiven Studium meiner Dokumente, fragte die Metro-Karten-Sachbearbeiterin erstmal ihre Kollegin, diese verwies auf einen Ordner mit Dienstanweisungen. Wildes Geblätter folgte, bis sich die Miene der Metro-Angestellten erhellte. Anscheinend hat sie einen Code für meinen "Sonderfall" gefunden. Ansonsten hätte jetzt ein Telefonat angestanden oder die Aufforderung ein anderes Dokument/Bescheinigung/Nachweis vorzulegen. Dieses blieb mir in diesem Fall ausnahmsweise erspart. Da ich noch vier "Mitarbeiter" eintragen konnte, bekamen auch Vali und Krassi eine Metro-Karte. Fehlte noch das Foto, dann durften wir eintreten. Bei Metro-Einkäufe sollte man möglichst genaue Vorstellungen von seinen Bedürfnissen haben, sonst kann es am Ende teuer werden. Aber das ist ja in Deutschland nicht anders.
Als wir dann Metro verließen, war das Wetter bereits empfindlich abgekühlt, und es goss in Strömen. Auf dem Weg nach Hause verwandelte sich der Regen bereits in Schnee und die Straßen in reißende Ströme, da die Schneeflocken auf dem noch warmen Boden sofort schmolzen. Der Abfluss auf den Asphaltwegen von Bulgariens Sommerhauptstadt funktioniert anscheinend nur bei gutem Wetter, teilweise bildeten sich regelrechte Seen. Zum Glück war die Watttiefe des Ravs ausreichend und wir waren froh, dass wir uns damals für den Kompakt-SUV entschieden haben.
Dessys Mutter wartete derweil auf die Polizei, da ein junger Fahrer bei winterlichen Verhältnissen die Kontrolle über sein Auto verlor und in den Bus gekracht ist. Es ist nichts weiter passiert und Mama Totti blieb unverletzt. Als der Busfahrer dem Unfallverursacher gegenüber die Polizei erwähnte, ergriff dieser kurzerhand die Flucht. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass der junge Mann keinen Führerschein besaß und auch das Auto nicht korrekt angemeldet war. Fehlte wohl nur noch, dass er sich vor der Fahrt mit Rakiya Mut angetrunken hatte. Aber auch das würde niemanden wundern. Nach einer geschlagenen halben Stunde kam dann die Polizei, um den Unfall aufzunehmen und die Fahrt konnte in Ruhe fortgesetzt werden. Wer eine Reise tut...
Nachtrag: Bulgaren und Ausländer
Im vorherigen Post sprach ich von einer gewissen Wertschätzung der Bulgaren Immigranten aus dem "goldenen Westen" gegenüber. Das ist allerdings auch nur zum Teil richtig. Nicht selten wird man mit einer Mischung aus Erstaunen und Unglauben gefragt, warum man denn Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, von BMW und Mercedes und von Nemskoto Kachestwo (Qualität Made in Germany) ausgerechnet mit Bulgarien getauscht hat. Übrigens auch eine Reaktion, die heimkehrende Auslandsbulgaren hervorrufen. Da hat es jemand geschafft, sich im Ausland ein Existenz aufzubauen und dann lässt er das alles hinter sich, wegen eines sentimentalen Heimwehgefühls. So ähnlich ergeht es mir dann auch. Es ist noch vertretbar als hoch bezahlter Manager eines internationalen Unternehmens nach Bulgarien geschickt zu werden. Jemand aber, der seiner Partnerin zuliebe mitzieht, ist entweder ein Looser (schließlich hätte er in Deutschland seiner Liebsten ja ein viel besseres Leben bieten können. Falls nicht, ist er erst Recht ein Looser, weil schließlich in Deutschland das Geld auf der Straße liegt) oder auf andere Weise nicht ganz zurechnungsfähig.
Ich kann damit gut leben, auf diese Weise hat man auch eine gewissen Narrenfreiheit und bei mir wissen sie ja eh nicht, in welche Schublade sie mich packen können.
19.11.2008
Bulgaren und Ausländer
Bulgarien ist ein gastfreundliches Land. Das sprichwörtliche Schaf, das extra für den Gast geschlachtet wird, muss auch hier als Maßstab der Gastfreundlichkeit herhalten. Dem Besucher wird dabei mehr an Lebensmitteln und Flüssigkeiten zugemutet, als ein normal gebauter menschlicher Körper aufnehmen kann. Umgekehrt ist es aber auch üblich ein Gastgeschenk bereit zu halten. Dabei wird eine Flasche guten Rotweins für den Herren und Blumen für die Dame des Hauses als angemessen empfunden.
Lebt man dauerhaft im Lande, hängt es nicht unwesentlich davon ab, welche Herkunft man vorweisen kann. Dabei kann ein Pass eines westlichen wohlhabenden Landes von Vorteil sein, mit gewissen Einschränkungen. Ein gewisser Reichtum wird sozusagen qua Geburt vorausgesetzt und animiert besonders Beschäftigte im Dienstleistungssektor wie Taxifahrer oder Servicepersonal dazu, einen Aufschlag zu verlangen. Das ist natürlich keine bulgarische Spezialität. Eine uneinheitliche Preisgestaltung für Ausländer und Einheimische wurde zwar vor Jahren bereits verboten, was einige aber nicht davon abhält, Bulgaren einen "Stammkundenrabatt" einzuräumen.
Auf der anderen Seite genießt man als Ausländer auch gewisse Vorteile gegenüber den Eingeborenen. Mangelnde Sprachkenntnisse hemmt spürbar die Diskutier-Neigung des bulgarischen Gegenüber und man bekommt schneller, was man gerade braucht. Auch Verkehrskontrollen können, ich wiederhole können, schneller ablaufen, da davon ausgegangen wird, dass man das hiesige Backschich-System nicht voll durchschaut. Außerdem ist die Festsetzung und Zustellung des Knöllchens mit einigem Aufwand verbunden, den viele Beamte scheuen. Zeit ist schließlich Geld.
Es kommt manchmal auch zu einer Art umgekehrter Diskriminierung. Bulgaren sind von Natur aus ein sehr misstrauischer Menschenschlag. Alles andere wird als Naivität ausgelegt. Da ein Bulgare weiss, wozu seine Landsleute so fähig sind, trauen sie daher eher einem Ausländer.
Auch Russen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ihre wenn auch nicht ganz selbstlose Beteiligung an der Befreiung vom "osmanischen Joch" wird ihnen noch heute hoch angerechnet. Allerdings häufen sich Klagen über deren bisweilen großkotziges Auftreten als wieder erstarkte Weltmacht. Dies zeigt sich im Missachten von Schlangen zum Anstehen und Sitzplatzreservierungen.
Rumänen werden, trotz oder gerade wegen der engen Nachbarschaft, argwöhnisch betrachtet. Auch die Sprachbarriere mag eine Rolle spielen.
Türken werden aus der Tradition heraus nicht sonderlich geschätzt.
Mit den restlichen Balkanvölkern pflegt man eine mehr oder weniger intensive Freundschaft.
Dunkelhäutige Personen werden noch aus einer Mischung aus Verwunderung und Faszination betrachtet. Dies ist aber eher der Seltenheit der Zusammentreffen zuschulden als einem wie auch immer gearteten verdeckten Rassismus. Allerdings hat die Wahl Obamas hier eher verhaltenes Interesse geweckt.
Die einzige Volks-Gruppe, die in Bulgarien nichts zu lachen hat, sind die Sinti und Roma hier landläufig Cigani genannt. Auch wenn kaum einer schlechte Erfahrungen aus eigenem Erleben vorweisen kann, so weiss doch jeder gebürtige Bulgare mindestens 100 Geschichten, warum denen nicht über den Weg zu trauen ist. Daran haben auch ca. 500 Jahre Zusammenlebens und einem Bevölkerungsanteil von fast 10% nichts ändern können. An einer besseren Integration dieser Menschen wird Bulgarien nicht umhin kommen. Immerhin können sie sich auch EU-Bürger nennen.
03.11.2008
Bulgarien-Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten

Das nenne ich beachtlichen Luxus.
Eine S-Klasse im Zentrum Sofias mit deutschen Kennzeichen (Coburg). Im Prinzip nichts ungewöhnliches. Die Connection Sofia-Schwäbisch Hall habe ich bereits angesprochen.
Bei genauem Hinschauen fällt jedoch auf, dass weder ein TÜV-Siegel noch die AU oder das Registrierungssiegel auf dem Blech zu finden sind. Das Auto ist also nirgends korrekt registriert ist, in BG schon garnicht.
Abgesehen davon, dass der Besitzer so Versicherungsprämien und KFZ-Steuer umgeht, hofft er wohl, dass er von der Polizei verschont bleibt, da sie Autos mit ausländischen Kennzeichen seltener anhalten. Erstens gibt das nur viel Papierkram und Ausländer geben sich beim Thema Backschich deutlich zugeknöpfter.
Widiwidiwitt, ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt...
Wenn schon kriminell, dann aber konsequent.
Ein herzlicher Dank geht an Nico für die Zusendung dieses Fotobeweises! Hier der Link zu seinem Blog.
Pozdrawi
Ivan
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S-klasse falsches Kennzeichen
02.11.2008
Neuer Job
Seit dem 1. November arbeite ich für die Designagentur Carré Noir in Sofia als Consultant Interactive und Projektmanager auf Freelancer Basis. Carré Noir gehört zur französischen Publicis Gruppe. Meine Aufgabe ist es die Online Projekte der Agentur eigenverantwortlich zu leiten und die Arbeit zwischen den Designern, den Entwicklern und den Kunden zu koordinieren. Da wir sehr eng mit den deutschen Carré Noir und Publicis Agenturen arbeiten, kommen mir meine Deutschkenntnisse zugute. Die Kollegen dort sind wiederum ganz glücklich auf deutsch zu kommunizieren. Also für alle eine Win-Win-Situation. Außerdem arbeitet im Sofioter Büro eine portugiesische Designerin, die sich auch freut, einige Takte portugiesisch sprechen zu können. Ich werde weiterhin von meinem Home Office in Varna aus arbeiten und bei Bedarf oder einmal im Monat nach Sofia reisen. Dass geht recht fix und günstig mit Wizzair. Beide Richtung für ungefähr 50Euro und mit einer guten halben Stunde Flugzeit.
Außerdem beginnt Morgen mein Capoeira-Kurs bei Orangefitness. Wie mir die Managerin des Studios versichert hat, besteht bereits reges Interesse an dem Kurs.
Pozdrawi
Ivan
Links:
Carré Noir Deutschland (Ab nächster Woche online)
Dudelsack made in BG
Der Dudelsack wird gemeinhin ja mit Schottland verbunden. Tatsächlich gibt es aber einige Wissenschaftler die den Ursprung auf der Balkanhalbinsel vermuten. Als "Erfinder" gelten die Thraker, dieses geheimnisvolle Volk, dass in der Antike teilweise auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens lebte. Der Dudelsack wird hier Kaba Gajda oder auch kurz Gajda genannt und hat durchaus den Rang eines nationalen Musikinstrumentes und spielt eine Hauptrolle in der Volksmusik.
Und so klingt sie:
Pozdrawi
Ivan
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Kaba Gajda Thraker
21.10.2008
Capoeira in Varna, Bulgaria
Hi Friends,
I am very glad to inform you about the start of the first official Capoeira-Training in Varna, Bulgaria.
Time:
The first lesson will be Monday, 3th november, at 19h. I start once a week.
Location:
Orangefitness (www.orangefitness.bg)
ул.Никола Вапцаров 3 В (ul. Nikola Waptzarov 3B)
Varna 9000
Kontakt:
Теlеfоn: +359 52 712 700 (Orangefitness)
Suxi Fon: +359 878 529729
suxi@capoeira.de
Special prices for capoeirista!
Greetings from Varna!
Graduado Suxi (aka Ivan)
I am very glad to inform you about the start of the first official Capoeira-Training in Varna, Bulgaria.
Time:
The first lesson will be Monday, 3th november, at 19h. I start once a week.
Location:
Orangefitness (www.orangefitness.bg)
ул.Никола Вапцаров 3 В (ul. Nikola Waptzarov 3B)
Varna 9000
Kontakt:
Теlеfоn: +359 52 712 700 (Orangefitness)
Suxi Fon: +359 878 529729
suxi@capoeira.de
Special prices for capoeirista!
Greetings from Varna!
Graduado Suxi (aka Ivan)
16.10.2008
S-Klasse Werbung

Folgende Anzeige ist in der letzten Ausgabe des Wirtschaftsblattes veröffentlicht worden. Wirtschaftsblatt ist eine deutschsprachige Wirtschaftszeitung, die einmal im Monat in Bulgarien herausgegeben wird und von der deutschen Buisness Community gelesen wird.
Die Anzeige strotzt vor Rechtschreibungs- und Stilfehlern. Wenn das mal keiner in Stuttgart-Möhringen zu sehen bekommt...
15.10.2008
The little differences...Shopping
Einkaufen funktioniert auch in Bulgarien nach internationalen Standards, allerdings gibt es einige lokale Besonderheiten:
1. Der Zugang zu den Geschäften wird nicht selten durch das Verkaufspersonal (prodawatchka) versperrt, dass sich gerne am Eingang versammelt um zu telefonieren, mit den Kolleginnen zu unterhalten, zu rauchen, Kaffee zu trinken, meistens jedoch alles gleichzeitig.
2. Ein Hersteller von Raumbedufter muss einen sehr fähigen Vertriebler beschäftigen. Er oder sie hat es geschafft sämtliche Geschäftslokale zwischen Balkan und Schwarzmeerküste mit einem weißen Kasten auszustatten, der in regelmäßigen Abständen ein Raumperfum in die Umgebung versprüht. Wenn man es irgendwie in das Geschäft geschafft hat, wird man erstmal von einer Duftwolke erschlagen.
3. Kleidungsstücke sind oft nicht in der gewünschten Größe verfügbar. Die Aufforderung "Schauen Sie doch mal im Lager nach!" ist sinnlos, Kleidungsstücke sind häufig nur in einer Größe pro Exemplar vorhanden.
4. Ladenschluss gibt es nicht, man kann auch bequem Sonntags bis in den Abend hinein einkaufen.
5. Manche Dinge sind durchaus teurer als in Westeuropa.
6. Man vermisst Drogeriemärkte, Bäckereien, Fahrradgeschäfte und H&M.
7. Es wird teilweise mit Preisnachlässen von 70% geworben. Warum nicht gleich verschenken?!
8. Das Produktportfolio ist manchmal recht heterogen. Bei Varchev in Varna kann man Geld tauschen und Finanzprodukte erwerben. Wer sein Geld allerdings noch hochprozentiger anlegen möchte, kann aber auch Alkoholika und Zigarren im selben Landen kaufen.
9. Egal wo und was man einkauft, man bekommt pro Einkaufsgut eine Plastiktüte.
10. Bei Ladenlokalen, die mit Opening Soon beschriftet sind, kann Zeit ein sehr dehnbarer Begriff sein und in Echt Monate oder Jahre bedeuten.
Pozdrawi
Ivan
1. Der Zugang zu den Geschäften wird nicht selten durch das Verkaufspersonal (prodawatchka) versperrt, dass sich gerne am Eingang versammelt um zu telefonieren, mit den Kolleginnen zu unterhalten, zu rauchen, Kaffee zu trinken, meistens jedoch alles gleichzeitig.
2. Ein Hersteller von Raumbedufter muss einen sehr fähigen Vertriebler beschäftigen. Er oder sie hat es geschafft sämtliche Geschäftslokale zwischen Balkan und Schwarzmeerküste mit einem weißen Kasten auszustatten, der in regelmäßigen Abständen ein Raumperfum in die Umgebung versprüht. Wenn man es irgendwie in das Geschäft geschafft hat, wird man erstmal von einer Duftwolke erschlagen.
3. Kleidungsstücke sind oft nicht in der gewünschten Größe verfügbar. Die Aufforderung "Schauen Sie doch mal im Lager nach!" ist sinnlos, Kleidungsstücke sind häufig nur in einer Größe pro Exemplar vorhanden.
4. Ladenschluss gibt es nicht, man kann auch bequem Sonntags bis in den Abend hinein einkaufen.
5. Manche Dinge sind durchaus teurer als in Westeuropa.
6. Man vermisst Drogeriemärkte, Bäckereien, Fahrradgeschäfte und H&M.
7. Es wird teilweise mit Preisnachlässen von 70% geworben. Warum nicht gleich verschenken?!
8. Das Produktportfolio ist manchmal recht heterogen. Bei Varchev in Varna kann man Geld tauschen und Finanzprodukte erwerben. Wer sein Geld allerdings noch hochprozentiger anlegen möchte, kann aber auch Alkoholika und Zigarren im selben Landen kaufen.
9. Egal wo und was man einkauft, man bekommt pro Einkaufsgut eine Plastiktüte.
10. Bei Ladenlokalen, die mit Opening Soon beschriftet sind, kann Zeit ein sehr dehnbarer Begriff sein und in Echt Monate oder Jahre bedeuten.
Pozdrawi
Ivan
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Geschäfte
11.10.2008
Regenbogen über Trakata
Hier einige schöne Aufnahmen von einem Regenbogen über Trakata. Die Gebäude sind die noch unbewohnten Neubauten von nebenan. Enjoy!
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Trakata Regenbogen
Bilkova Apteka


Eine interessante Einrichtung in Bulgarien sind sogenannte Bilkovi Apteki, oder auch Kräuter-Apotheken. Dort kommen die Anhänger der Naturmedizin voll auf ihre Kosten. Die etwas streng riechenden Apotheken bieten säckeweise getrocknete Kräuter, die man gegen alle möglichen Zipperlein einsetzen kann, wenn man sich damit auskennt. Aber auch homöopathische Medizin wird angeboten. Eine interessante Alternative zu herkömmlichen Apotheken.
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Bilkova Apteka
10.10.2008
Bulgarien ist auf den Stier gekommen
Bulgaren rechnen sich gerne den mediterranen Südländern zu, sei es wegen der Neigung zu einer gewissen Manana-Mentalität, in Fachkreisen auch Prokrastination genannt, sei es wegen des Klimas und der Vorliebe für Fiesta. Also im direkten Vergleich von Spaniern und Bulgaren jedoch gibt es dennoch einige Unterschiede. So sind Spanier kommunikativer und legen eine größere Lebensfreude an den Tag. Außerdem haben sie einen größeren Sinn für Schöne und Feine, wohingegen die Bulgaren manchmal etwas grummeliger und mißtrauischer erscheinen. Dennoch gibt es durchaus Parallelen, eine davon ist der Machismo. Das Sinnbild für den Macho ist wohl der Torero, auch wenn es mittlerweile auch Frauen gibt. Jemand, der sich einen schnaubenden 500Kg Stier entgegenstellt, muss wohl über eine gehörige Portion Cojones verfügen. Interessant dabei ist, dass aktuelle gleich mehrere Firmen Werbeclips im Fernsehen schalten, in dem der Stierkampf oder auch der Stierlauf in Pamplona als Hintergrund der Werbebotschaft dienen. Auf diese Weise propagiert beispielsweise der Mobilfunker Globul seine Auslandstarife.
Ole´!
Pozdrawi
Ivan
Ole´!
Pozdrawi
Ivan
02.10.2008
The little differences... Gastronomie
- Kaffee gibt es nur als Espresso in zwei verschiedenen Varianten: Normal und Delgo (lang), im Sinne von doppelt. Varianten wie Latte Macchiato oder Capucchino werden oftmals angeboten, aber nicht selten falsch serviert. Kaffeehausketten a la Starbucks schießen auch hier aus dem Boden. Oft kann man aber auch im Büdchen um die Ecke für 30 Stotinki einen kleinen Becher des schwarzen Heißgetränkes erwerben. Kaffeesahne wird extra berechnet.
- Die bulgarische Küchenorganisation vermag es nicht, alle Speisen zeitgleich an alle Gäste zu servieren. Außerdem kommt die Beilage manchmal vor der Hauptspeise. Daher wird es hier nicht als unhöflich angesehen, wenn man bereits mit dem Essen beginnt, wenn man das Glück zuerst bedient zu werden.
- Betritt man ein Lokal, wartet man in der Regel an der Türe und lässt sich einen Tisch zuweisen.
- Ein Lokal sollte nach dem Gesetz die Hälfte der Plätze für Nichtraucher reservieren. In der Regel werden diese Tische an wenig attraktiven Orten aufgestellt. Oder per Aschenbecher aus einem Nichtrauchertisch einen Rauchertisch gemacht. Im Übrigen habe Bulgaren die schlechte Angewohnheit auch während des Essens zu rauchen. Ich pflege dann darauf hinzuweisen, dass das Fleisch bereits gegrillt wurde und nicht mehr geräuchert werden muss.
- Die Servicequalität ist stark schwankend, von lustlos desinteressiert bis überaus zuvorkommend. Aber die Tendenz geht nach oben.
- Restaurants sind auch unter der Woche gut besucht. Noch sind die Preise relativ günstig, wenn man es mit Selbstkochen vergleicht. Für 20€ inkl. Getränke können zwei Personen gut satt werden.
Pozdrawi
Ivan
- Die bulgarische Küchenorganisation vermag es nicht, alle Speisen zeitgleich an alle Gäste zu servieren. Außerdem kommt die Beilage manchmal vor der Hauptspeise. Daher wird es hier nicht als unhöflich angesehen, wenn man bereits mit dem Essen beginnt, wenn man das Glück zuerst bedient zu werden.
- Betritt man ein Lokal, wartet man in der Regel an der Türe und lässt sich einen Tisch zuweisen.
- Ein Lokal sollte nach dem Gesetz die Hälfte der Plätze für Nichtraucher reservieren. In der Regel werden diese Tische an wenig attraktiven Orten aufgestellt. Oder per Aschenbecher aus einem Nichtrauchertisch einen Rauchertisch gemacht. Im Übrigen habe Bulgaren die schlechte Angewohnheit auch während des Essens zu rauchen. Ich pflege dann darauf hinzuweisen, dass das Fleisch bereits gegrillt wurde und nicht mehr geräuchert werden muss.
- Die Servicequalität ist stark schwankend, von lustlos desinteressiert bis überaus zuvorkommend. Aber die Tendenz geht nach oben.
- Restaurants sind auch unter der Woche gut besucht. Noch sind die Preise relativ günstig, wenn man es mit Selbstkochen vergleicht. Für 20€ inkl. Getränke können zwei Personen gut satt werden.
Pozdrawi
Ivan
01.10.2008
Good Bye Lenin auf bulgarisch
In dem Film Good Bye Lenin ging es darum einer glühenden Anhängerin des DDR-Regimes, die die Wende im Koma nicht mitbekam, das Leben im untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaat vorzugaukeln. Ausländer, die sich längere Zeit in Bulgarien aufhalten, beschweren sich häufig, dass der Sozialismus bei vielen Leuten noch in den Gliedern steckt. Insbesondere wenn man es mit staatlich Beschäftigten, aber auch mit solchen die bei Banken, Post oder der BTC (bulgarische Telekom), zu tun hat. Aber nicht nur eine kommunistische Arbeitsmoral erinnert an 40 Jahre kommunistischer Herrschaft, man muss nur mit offenen Augen durch die Gegend laufen, um Überbleibsel an vergangene Zeiten zu entdecken:
1. Kommunistische Monumente:
Die kommunistische Ästethik setzte eher auf Bombastik, errichtet unter Zuhilfenahme von größeren Mengen an Stahl und Beton. Überall kann man solche Monumente entdecken. Besonders auffällig das Monument zum 1300 Jubiläum der Staatsgründung Bulgariens in Shumen. Aber auch sonst trifft man im ganzen Land auf Statuen, Flugzeuge oder Uboote in der Landschaft. Der Langzeit-Herrsche Todor Shivkov hat in seinem Geburtsort Pravetz ein Denkmal erhalten. Und das im Jahre 2001! Als hätte man Erich Honecke 12 Jahre nach der Wende in Stein verewigt...
2. Toponyme:
Oder auch Ortsnamen. Viele Viertel tragen immer noch kommunistische Propagandanamen wie Druzhba (Freundschaft) oder Mladost (Jugend). Im Nordosten heißt ein Ort immer noch Partizani. Eine ganze Stadt (Dimitrovgrad) wird immer noch nach dem ersten stalinistischen Führer Georgi Dimitrov genannt. Es ist übrigens auch als bulgarische Chalga-Hauptstadt bekannt.
3. Plattenbauten, oder auch Kompleksi:
Trotz Immobilienbooms und reger Bautätigkeit lebt die überwiegende Mehrheit der Bulgaren noch in Plattenbauten. Gerade an den äußeren Rändern der größeren Städte ziehen sich die Blocks kilometerlang. Die Mehrzahl der Wohnungen sind jedoch Eigentum der Bewohner. So kommt es, dass die Wohnungen oftmals sehr aufwändig renoviert und gut in Schuss sind, während das Treppenhaus und die Umgebung einen eher traurigen Eindruck macht. So kommt auch der Patchworkeffekt vieler Bauten zustande und die Außenfassaden sind mitunter sehr farbenfroh bemalt. Schaut man sich die Fenster genauer an, so findet man selten zwei von derselben Art.
4. Autos:
Man darf sich nicht von der S-Klassen und SUV-Schwemme blenden lassen. Nicht wenige Bulgaren fahren nach wie vor im Trabi, Moskwitch oder Lada durch die Straßen. Wer sich sogar das nicht leisten kann, bewegt sich mit Pferdefuhrwerken fort. Immerhin ein sehr ökologisches Fortbewegungsmittel.
5. Politik:
Besonders die Alten wählen noch in Scharen die BSP, die Nachfolgepartei der kommunistischen Partei. Nicht zuletzt deshalb versucht die Partei ihre Stammklientel mit Geschenken bei Laune zu halten. Im Sommer kam der Vorschlag alle Rentner auf Staatskosten Urlaub an der Schwarzmeeküste zu spendieren. Doch wie nicht selten in Bulgarien blieb es meines Wissens nach bei der Ankündigung.
P.S: Dies war der 100. Post in diesem Blog.
24.09.2008
Benimmschule auf Bulgarisch
Nachdem ich bereits vor einigen Posts auf die unterschiedlichen sprachlichen Höflichkeitsformen des Bulgarischen eingegangen bin, habe ich noch ein aktuelles Beispiel. Auf dem Flug von Valencia nach Sofia sind wir gut gelandet, wenn auch etwas hart. Was nicht wenige Mitflieger zu Klatschorgien animierte. Das Flugzeug rollte noch zu seiner endgültigen Parkposition, als bereits einige Fluggäste Anstalten machten, auf zu stehen. Der Stewart (Bulgare) ermahnte die Reisenden mit folgenden Worten:
"Please remain seated!", unmittelbar folgte die bulgarische Übersetzung "Wednaga sednite!". Was ungefähr so viel heißt wie: "Sofort hinsetzen!"
Pozdrawi
Ivan
"Please remain seated!", unmittelbar folgte die bulgarische Übersetzung "Wednaga sednite!". Was ungefähr so viel heißt wie: "Sofort hinsetzen!"
Pozdrawi
Ivan
23.09.2008
Thomas goes Bulgaria, Teil 2 - Varna Edition
Hier nun der langersehnte zweite Teil des Erfahrungsberichtes:
Auf dem Weg in die Stadt hängt ein Allianz Plakat quer über der Autobahn. Auf die trifft man auch überall (auch in China ;-)
Die erste Fahrt durch Varna offenbart einen leichten Ostcharme, zeigt aber viel stärker, dass die Bulgaren, zumindest was das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten angeht, auf West-Niveau sind.
Die Wohnung von Dessy und Ivan überzeugt mich gleich. Insbesondere auf dem vorderen Balkon mit Blick aufs blaue, weite Meer, werde ich in den nächsten Tagen öfter zu Gast sein. Daran kann man sich nicht satt sehen. Da Ivan ein Frühaufsteher ist und ich meinen deutschen Schlafrhythmus nicht so schnell verschieben kann, treffen wir uns das ein ums andere Mal morgens auf dem Balkon, schauen in die Ferne und philosophieren über das Leben in Bulgarien und anderswo. Mensch, das habe ich mit Ivan nicht mehr gemacht, seit wir zusammen wohnten. Sehr schön.
Die Wohnung befindet sich im 3. Stock, ist fast komplett, sehr schön und modern eingerichtet. Ich habe das Arbeits- und Gästezimmer für mich alleine. Direkt daneben die Gästetoilette, ebenfalls für mich alleine. Fürstlich. Die Wohnung ist Teil einer kleinen Anlage mit insgesamt etwa 20 Wohneinheiten, eigenem Einkaufsladen und Restaurant. Was braucht man mehr? Achja, den Pool und den kombinierten Fussball-Tennis-Basketballplatz direkt vorm Haus. Sagte ich fürstlich? Ich meinte königlich! Theoretisch, muss man die Anlage in diesem Leben also nicht mehr verlassen ;-)
Als wir bei Dessys Eltern waren, sagte Ivan mal, dass die Bulgaren als erstes, wenn sie nach Hause kommen, den Fernseher einschalten und im Hintergrund laufen lassen. Er hätte mal getestet, wie lange das TV ausbleibt, wenn er es ausschaltet. Keine 5 Minuten! Den Test habe ich bei Dessy und Ivan wiederholt und kann sagen: diesbezüglich ist Ivan ein Bulgare ;-) Da er in 95% der Fälle auf einen Chalga-Sender schaltet, muss ich mich korrigieren: er ist ein echter Bulgare! Wenn ich seine 6-monatigen Bulgarisch-Kenntnisse höre, kann ich das ebenfalls bestätigen. Dobre!
Ansonsten laufen unsere Tagesprogramme nach folgendem Muster:
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Basketball, Pool, Ausruhen, Essen, Shoppen, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Fussball-Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Ausruhen, Strand, Strandbar, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Massage, Ausruhen, Abendessen
Mittags haben wir zweimal in Kantinen von Büro- und Einkaufsgebäuden gegessen. Gutes Essen zu sehr guten Preisen. Daneben waren wir auch in Restaurants, z.B. auch in dem zur Anlage der Wohnung gehörendem Casa Bonita. Zu empfehlen.
Abends waren wir in diversen Restaurants. Beispielsweise im Rappongi. Sehr guter Fisch, zu, für unsere Verhältnisse, guten Preisen. Sehr offene Atmosphäre, direkt am Strand, ein Wind vom Meer. Auch die unter künstlich angelegten Palmen stehenden Liegen vor dem Restaurant waren einen Strandtag wert. Als wir da waren, gab es einen actionreichen Wellengang.
Sehr gut hat mir auch das Staro Selo gefallen. Spezialität Fleisch, insbesondere Lamm. Große Fleischplatte, Salat, Rakia. Dazu Live-Musik und eine Folklore Darbietung. Da möchte ich beim nächsten Besuch auch wieder vorbeischauen.
An einem Abend machten wir einen Spaziergang durch die Stadt. Sommerliche Stimmung. Sehr viele glücklich wirkende Menschen. Sehr viele dachte ich, bis Dessy und Ivan mir versicherten, dass wenig los sei, da Ende der Saison ist. Entschuldigung, aber davon muss ich mich dann nächstes Jahr persönlich überzeugen. Das kann ja jeder behaupten ;-)
Den Abschluss des Urlaubs bildete ein sehr schöner und ein wenig wehmütiger Grillabend zu Hause mit Dessy und Ivan. Ein würdiger Abschluss. Sehr gelungen, wie der gesamte Urlaub. Danke Euch beiden!!! - Njama za schto!
Auf dem Weg in die Stadt hängt ein Allianz Plakat quer über der Autobahn. Auf die trifft man auch überall (auch in China ;-)
Die erste Fahrt durch Varna offenbart einen leichten Ostcharme, zeigt aber viel stärker, dass die Bulgaren, zumindest was das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten angeht, auf West-Niveau sind.
Die Wohnung von Dessy und Ivan überzeugt mich gleich. Insbesondere auf dem vorderen Balkon mit Blick aufs blaue, weite Meer, werde ich in den nächsten Tagen öfter zu Gast sein. Daran kann man sich nicht satt sehen. Da Ivan ein Frühaufsteher ist und ich meinen deutschen Schlafrhythmus nicht so schnell verschieben kann, treffen wir uns das ein ums andere Mal morgens auf dem Balkon, schauen in die Ferne und philosophieren über das Leben in Bulgarien und anderswo. Mensch, das habe ich mit Ivan nicht mehr gemacht, seit wir zusammen wohnten. Sehr schön.
Die Wohnung befindet sich im 3. Stock, ist fast komplett, sehr schön und modern eingerichtet. Ich habe das Arbeits- und Gästezimmer für mich alleine. Direkt daneben die Gästetoilette, ebenfalls für mich alleine. Fürstlich. Die Wohnung ist Teil einer kleinen Anlage mit insgesamt etwa 20 Wohneinheiten, eigenem Einkaufsladen und Restaurant. Was braucht man mehr? Achja, den Pool und den kombinierten Fussball-Tennis-Basketballplatz direkt vorm Haus. Sagte ich fürstlich? Ich meinte königlich! Theoretisch, muss man die Anlage in diesem Leben also nicht mehr verlassen ;-)
Als wir bei Dessys Eltern waren, sagte Ivan mal, dass die Bulgaren als erstes, wenn sie nach Hause kommen, den Fernseher einschalten und im Hintergrund laufen lassen. Er hätte mal getestet, wie lange das TV ausbleibt, wenn er es ausschaltet. Keine 5 Minuten! Den Test habe ich bei Dessy und Ivan wiederholt und kann sagen: diesbezüglich ist Ivan ein Bulgare ;-) Da er in 95% der Fälle auf einen Chalga-Sender schaltet, muss ich mich korrigieren: er ist ein echter Bulgare! Wenn ich seine 6-monatigen Bulgarisch-Kenntnisse höre, kann ich das ebenfalls bestätigen. Dobre!
Ansonsten laufen unsere Tagesprogramme nach folgendem Muster:
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Basketball, Pool, Ausruhen, Essen, Shoppen, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Fussball-Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Ausruhen, Strand, Strandbar, Ausruhen, Abendessen
- Aufstehen, Frühstücken, aufs Meer schauen, Tennis, Pool, Ausruhen, Essen, Massage, Ausruhen, Abendessen
Mittags haben wir zweimal in Kantinen von Büro- und Einkaufsgebäuden gegessen. Gutes Essen zu sehr guten Preisen. Daneben waren wir auch in Restaurants, z.B. auch in dem zur Anlage der Wohnung gehörendem Casa Bonita. Zu empfehlen.
Abends waren wir in diversen Restaurants. Beispielsweise im Rappongi. Sehr guter Fisch, zu, für unsere Verhältnisse, guten Preisen. Sehr offene Atmosphäre, direkt am Strand, ein Wind vom Meer. Auch die unter künstlich angelegten Palmen stehenden Liegen vor dem Restaurant waren einen Strandtag wert. Als wir da waren, gab es einen actionreichen Wellengang.
Sehr gut hat mir auch das Staro Selo gefallen. Spezialität Fleisch, insbesondere Lamm. Große Fleischplatte, Salat, Rakia. Dazu Live-Musik und eine Folklore Darbietung. Da möchte ich beim nächsten Besuch auch wieder vorbeischauen.
An einem Abend machten wir einen Spaziergang durch die Stadt. Sommerliche Stimmung. Sehr viele glücklich wirkende Menschen. Sehr viele dachte ich, bis Dessy und Ivan mir versicherten, dass wenig los sei, da Ende der Saison ist. Entschuldigung, aber davon muss ich mich dann nächstes Jahr persönlich überzeugen. Das kann ja jeder behaupten ;-)
Den Abschluss des Urlaubs bildete ein sehr schöner und ein wenig wehmütiger Grillabend zu Hause mit Dessy und Ivan. Ein würdiger Abschluss. Sehr gelungen, wie der gesamte Urlaub. Danke Euch beiden!!! - Njama za schto!
02.09.2008
Thomas goes Bulgaria, Teil 1
Letzte Woche hatten wir unseren ersten Besuch aus good ol' Germany. Thomas durfte eine Woche lang die Vorzüge Bulgariens aus erster Hand erfahren. Hier sein sehr unterhaltsamer Erfahrungsbericht (Vielen Dank dafür!):
Thomas goes Bulgaria (#1/2): Sofia und Veliko Tarnovo
22.8., Köln, 11 Uhr, 22 Grad, regnerisch. Ich rase, wie ein Bekloppter mit dem Rad durch Köln. Senseo Pads, Nutella, Aronal und Elmex stehen auf dem Einkaufs-Wunschzettel als Mitbringsel nach Bulgarien. Morgens Aronal, Abends Elmex. Wie das wohl auf bulgarisch heißt, frag ich mich. Und warum die dort keine Nutella haben? Später werde ich von Ivan erfahren, dass sie die sehr wohl haben, aber sie schmeckt anders! Das geht natürlich nicht. In der Not hilft man gerne. Gestresst zum Flughafen. Geschafft. Die 2,5 Std. Flug vergehen beim Lesen.
Sofia, 3:33 Uhr, 33 Grad. In der Schlange der Passkontrolle wird mir schnell klar, dass es heiß werden wird in Sofia. Auch von der Temperatur her ;-) Die Non-EU-ler werden ausführlicher kontrolliert. Aber die vor mir stehenden Rumänen machen einen so netten Eindruck, dass ich die Schlange nicht wechsle. Ivan lugt schon von draußen durch die Tür und mein Koffer steht als erster auf dem Band. Das fängt sehr gut an. Auf dem Weg in die Stadt ruft Jan an: "Man ist das ein blödes Wetter". "Stimmt, ", sage ich, "echt heiß". "Wie?". "Naja, hier in Sofia...". Sowas nennt man "Ah, ja stimmt."-Effekt.
Wir kommen in der Tiefgarage der Wohnung von Dessys Eltern an. Hier ist's angenehm kühl. Mit dem Aufzug hoch, die Sachen abgestellt und dann direkt in die Stadt. Moment. Wir sind ja mittendrin. Sehr gute Lage!! Essen bei Happy-Grill, einer bulgarischen Fleischverköstiger-Kette. Essen gut und günstig. Ich lerne gleich Shopska Salata und Rakia kennen. Damit fängt jedes bulgarische Essen an. Sehr gut. Alles scheiße, alles Mist, wenn man nicht besoffen ist ;-) Ivo gesellt sich zu uns. Ein Kreuzberger Halb-Bulgare, Freund und Kollege von Ivan. Sehr cool drauf. Die Vorahnung, mit den Beiden in Sofia eine gute Zeit mit Feierei zu verbringen, wird sich bewahrheiten.
Danach gehts ins Olive, weitere Freunde und Drinks treffen. Unter anderem lerne ich Lazar, einen bulgarischen Jurastudenten aus Bonn, und Ivo, den Berater, kennen. Ein sehr sympatischer, intelligenter Mensch, der in Köln BWL studiert hat. Schwerpunkte Ufü und Winfo. Ich glaube, wir werden uns verstehen. Wir verabreden uns mit ihm für den nächsten Tag.
Später ziehen wir mit Ivo-Kollega in eine weitere Bar (Taba&Co) und von dort in einen Club (Brillantine). Retro ist zur Zeit in Mode in Bulgaria. Wem's gefällt, bitte. Soll ja auch Leute geben, die auf Chalga stehen ;-) Bulgarischer Pop-Schlager. Zum Abschluss Rakia bei Ivan in der Wohnung. Ein sehr guter erster Abend.
Nächster Tag, Sigtseeing light, Shoppen light und dann Ivo-Berater treffen. Alles nur kein Stress. Ganz nach meinem Geschmack. Dann super Pizza mit Ivan im Ugo. Eine Empfehlung. Anschließend treffen wir Mitko und Freunde in der Open-Air-Lounge-House Bar Gradinata, gegenüber dem Hotel Rila. So kann man den Abend starten. Perfekt. Mit Mitko und Jeep ins Liqueur. Dort gibts DreiMalDürftIhrRaten-Retro.
"Das Ding ist, ...", pflegt Ivo-Kollega immer zu sagen. Das Ding ist, das Sofia einfach Spass macht!
Sonntags mit dem Auto übers Land Richtung Veliko Tarnovo. Kurz nach dem wir aus Sofia draußen sind, steht ein Polizist, der mit seinem bohrenden Finger auf Ivan zeigt. Die bulgarische "i want you" Variante. Ivan zeigt auch, allerdings fragend, mit dem Finger auf sich, da wir die vorgeschriebene Geschwindigkeit exakt eingehalten haben (was in BG allerdings nicht vor einer Kontrolle schützt), worauf hin sich der Finger des Polizisten noch bohrender auf Ivan zu bewegt. Ok, verstanden, er meint uns. Wir fahren raus. FahrzeugscheinFührerschein UndMachenSeMaDenKofferraumAuf.... kennen wir ja. Was fehlt ist ein XAoaujxn+?!". Wie bitte? Ein XAoaujxn+?!"... Was? ... Ein pft, pft, pft... Hä!? Achso, ein Feuerlöscher. Wir überlegen kurz, ihm unsere Flasche Wasser zu zeigen oder zu sagen, dass wir ein Feuer auf sehr menschliche Weise löschen würden, beschließen aber, auf WirNixVerstehenWirAussengeländer zu machen, was uns die, für Bulgaren in einem solchen Fall sonst übliche "Bearbeitungsgebühr" von 20 Lewa erspart.
Sonntag, später Nachmittag, Ankunft in Tarnovo im Hause der Eltern Dessys. Ein sehr schönes, neues Haus, super Blick in die Ferne, sehr stilvoll eingerichtet. So lässt es sich aushalten. Sehr praktisch, nahe des Heimatortes von Dessy gelegen, genau in der Mitte zwischen Sofia (Arbeitsort von Plamen, Dessys-Vater, und Ivan) und Varna (Wohnort von Dessy und Ivan am Schwarzen Meer). Ein kurzer Blick auf die Monumente und die kleine Altstadt Tarnovos, ein längerer Blick auf die Bulgaren, während wir in einem Cafe Kaffee trinken. Bei Abendessen und Mittagessen am nächsten Tag mit Dessys Eltern lerne ich zum ersten Mal die Bedeutung des Bulgarischen Satzes "Ne moga powetsche" kennen. Die wörtliche Übesetzung ist: "Ich kann nicht mehr!". Die eigentliche Bedeutung ist aber: "Es ist sehr lecker, ich werde gleich platzen, aber schau doch mal, ob Du noch was auf den Berg auf meinem Teller drauf bekommst, ohne das es herunterfällt."
Und so wurde es Montag Nachmittag und Ivan und ich waren "on the road again" nach Varna...
21.08.2008
Rusalka
Am Sonntag haben wir einen Ausflug nach Rusalka unternommen. Das ist ein Ferienressort, 70km nördlich von Varna gelegen. Vor ungefähr 40 Jahren wurde es als Club Med eröffnet befindet sich aber nun in bulgarischer Hand. Nichtsdestotrotz wird es weiterhin als "französische" Anlage bezeichnet, im Gegensatz zur "bulgarischen". Der Unterschied liegt im Preis. Während man für die bulgarische Seite nur 4 Leva Parkgebühr entrichtet, sind es bei der französischen 50 Leva. Dafür darf man auch das All-inklusive-Angebot der Anlage benutzen. Dazu zählen auch die Restaurants und Bars. Nur für importierte Getränke muss ein Aufschlag entrichtet werden. Auf dem bulgarischen Strand gibt es eigentlich nur eine kleine Budka neben dem sehr kleinen und gut belegten Strand. Bei den Franzosen stehen zwei Strände zur Verfügung, der eine ist durch einen Aquapark belegt (10Leva Aufpreis) und ein größerer zwischen malerischen Steinfelsen gelegenen. Kostenlose Liegen und Schirme stehen zur Verfügung, allerdings muss man etwas suchen bis man freie und funktionierende Liegen gefunden hat. Das Wasser allerdings war durch Plastik und toten Quallen verunreinigt. Dieser Umstand veranlasste allerdings die deutschen Touristen erstmal für Ordnung zu sorgen. Sie sammelten den Plastikmüll und entsorgten ihn in den Mülleimern. Tja, so sind sie die Deutschen. Es muss sauber und ordentlich zugehen, damit sie sich wohl fühlen können. Und sie warten nicht erst bis sich jemand darum kümmert.
Wir haben zweimal gegessen, einmal zu Mittag und einmal zu Abend. Das Buffet war reichhaltig, es gab bulgarische Küche. Alles im Allen haben sich die 50 Leva ausgezahlt, allerdings ist Rusalka für regelmäßige Besuche zu weit weg.
Später sind wir noch zur Muschelfarm gefahren und haben noch einige Muscheln gegessen. Nicht das wir hungrig gewesen wären, aber sie sind halt lecker...
Pozdrawi
Ivan
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Rusalka
19.08.2008
Sevastopol Park
Vor einigen Monaten habe ich hier über den Kahlschlag in einem zentralen Park, dem Sevastopol Park geschrieben. Meine Befürchtung von damals, das an die Stelle ein protziges Biznes Center entstehen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Stattdessen haben die Stadtväter tatsächlich den Park auf gehübscht: neue Blumenbeete wurden angelegt, die Bänke renoviert und auch die Bäumen scheinen sich erholt zu haben.
Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob die Verantwortlichen angesichts des öffentlichen Protestes eingeknickt sind, oder ob die Erneuerung von Anfang an geplant und nur schlecht kommuniziert wurde. Bleibt zu hoffen, dass man im Rathaus das nächste Mal etwas umsichtiger agiert.
15.08.2008
Da be da
was sich anhört wie Babysprache heißt nichts anderes als "ja, man, ja" oder besser "aber ja doch". Dieses "be" wird gerne am Ende von Sätzen oder Ausrufen gesetzt. Sehr beliebt ist auch "stiga be" und heißt "hör auf, man!" Be ist so was wie ein Verstärker, hat aber keine eigene Bedeutung, oder semantischen Gehalt, wie der Linguist sagen würde. Ich übersetze es daher mit "man", wobei das man sehr wohl was bedeutet. Ähnlich gilt für "a mi" was am Satzanfang gesetzt wird. Es hat die Funktion vom englischen "well" und gibt dem Sprecher eine Denksekunde, bevor man den Satz ausführt.
Ich sage immer, eine neue Sprache lernen, ist wie eine neue Welt entdecken. Zum Sprachenerwerb gehört selbstverständlich das Erlernen der Grammatik und des Vokabulars. Aber zur Verständigung gehört das gesamte Repertoire an non-verbalen und, wie soll man sagen, neben-Vokabular, wie "be" und "ami".
Über das vom Rest der Welt abweichende Kopfschütteln für Zustimmung und Ablehnung habe ich bereits geschrieben Mittlerweile habe ich die bulgarische Variante übernommen, allerdings nicht konsequent, was manchmal Verwirrung stiftet. Eine weitere bulgarische Spezialität ist das Runterziehen der Mundwinkel beim Reden. Was woanders vielleicht als eine missmutiger oder skeptischer Gesichtsausdruck gelten würde, ist hier auch normalen und heiteren Kontexten anzutreffen. Aber auch das habe ich bereits übernommen. Angie Merkel würde sich jeden Falls hier wohl fühlen. Genauso wie einige Handbewegungen wie mit der hoch gestreckten Hand mehrmals vor und zurück wedeln. Dies drückt aus, wenn etwas schwierig erscheint oder man skeptisch einer Sache gegenüber steht.
Wenn Ausländer das erste Mal nach Bulgarien kommen, sagen Sie gerne: "Ja, schon nett die Leute hier, aber ein wenig unhöflich..." Das muss nicht nur an mangelnder Kinderstube liegen (aber auch), sondern kann auch einfach mit dem slavischen Sprachgebrauch zusammenhängen. Ein Beispiel aus eigenem Erleben. Als wir das Auto zur Versicherung gebracht haben, wollte die Angestellte der Versicherung Fotos des Wagens inkl. der Schlüssel auf der Motorhaube machen. Sie kam dann Richtung Fahrertür und bellte mir ein "dai mi glutsch", wortwörtlich "gib mir Schlüssel" entgegen. Kein Bitte, kein Konjunktiv, ich musste erstmal lachen. Mittlerweile habe ich aber gelernt damit umzugehen, dass hier der Sprachgebrauch auf solche Förmlichkeiten verzichtet. Gespräche am Telefon werden gerne kurz und bündig mit einem "okhajdechao" beendet, Brot mit "dai mi chleb" geordert und auch sonst Worte nur sparsam eingesetzt. Muss aber daran denken, mich wieder umzustellen, wenn ich in Deutschland bin.
Pozdravi
Ivan
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Sprache
Gesegnetes Heim
Die Frage, ob die Bulgaren religiös sind, ist nicht einfach zu beantworten. 50 Jahre Kommunismus haben sicher keinen fördernden Einfluss gehabt und auch die osmanische Herrschaft machten die Religionsausübung schwierig, wenn auch die Türken eine eingeschränkte Religionsausübung duldeten. Wie sonst sind die vielen erhalten gebliebenen Klöster und Kirchen zu erklären. In den Nach-Wende Jahre waren eher andere weltliche Probleme vordringlicher. Ich habe den Eindruck, dass es jetzt wieder eine stärkere Hinwendung zur Religion gibt. Ein Gefühl, dass es auch andere Werte im Leben gibt, als nur $$$. Das Problem aber ist, das gerade bei den jüngeren Menschen auch das Wissen und die Übung zur Liturgie fehlt. So recht konnte mir noch keiner erklären, wie ein Gottesdienst nach orthodoxem Ritus verläuft. Wenn wir Kirchen und Klöster besuchen, sind sie in der Regel menschenleer. Wir zünden einige Kerzen an und gehen dann nach einigen Minuten. Die Kirchen hier sind meist dunkel und schummrig, die Wände rußgeschwärzt. An einer Seite steht ein reich verzierter Altar mir zahlreichen Ikonen. Ich mag die Stimmung in diesen Kultstätten, auch wenn sie mir fremd vorkommt. Auf der anderen Seite stehen Menschen die halbe Nacht vor der Alexander Nevski Kathedrale in Sofia, um die drei wichtigsten Ikonen des Landes zu sehen, die für drei Tage zusammengetragen wurden. Meine Schwiegereltern kamen erst nach dreistündiger Wartezeit um 3h morgens in die Kirche. Ich bin zu Hause geblieben.
Ich habe das Gefühl, dass Religion in Bulgairen vor allem auch eine identitätsstiftende Funktion ausfüllt. Man ist Bulgare und Orthodox. Nicht zuletzt den Klöstern fällt eine wichtige Rolle zur Bewahrung der bulgarischen Kultur während den langen Besatzungszeiten zu. Vor kurzem habe ich gelesen, dass das Rila Kloster sogar die Bibliothek der amerikanischen Schule in Sofia während des Kommunismus versteckt hat. Insofern würden 90% der Bulgaren behaupten, dass sie gläubig sind, aber vielleicht nicht regelmäßig zum Gottesdienst gehen.
Warum auch, man kann sich schließlich auch einen Priester nach Hause bestellen, der einem die neue Wohnung segnet. So wie wir gestern. Ein Service, der uns Westeuropäern etwas fremd erscheint.
Dafür wird eine Tisch gedeckt mit Brot, einer Flasche Wein (für das Abendmahl), Früchten, vielen Kerzen und einem kleinen Blumenstrauß. Es werden Gebete gesprochen und aus der Bibel rezitiert. Dann müssen die Bewohner die rechte Hand übereinander legen, darauf wird ein Kreuz gelegt und der Segen gesprochen. Ich dachte einen kurzen Moment, ob er uns nicht auch gleich noch verheiratet. Aber die Ringe fehlten. Danach geht der Priester zu jedem einzelnen hin, besprenkelt den Kopf mit Weihwasser und man küsst das Kreuz. Übrigens bekreuzigt man sich mit recht ausladender Bewegung und von rechts nach links (Stirn, Brust, rechte Schulter, linke Schulter), also umgekehrt als in der katholischen Kirche. Dann wird das Abendmahl zelebriert, mit Wein und Brot. Anschließend geht man durch die Wohnräume, der Priester verteilt mit dem Blumenstrauß Weihwasser und spricht die Trinität (Gott- Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist). Mit einem Öl pinselt er Kreuze an die Türrahmen jedes Raumes. Sind alle Räume (und Balkon) durch, so geht man ins Wohnzimmer zurück und der Priester wünscht einem noch alles Gute für das weitere Leben.
Pozdravi
Ivan
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Religion Segen Wohnung
11.08.2008
Erster Geburtstag in Bulgarien
Und wieder ein Jahr älter geworden. Aber 33 ist auch ne schöne Zahl.
Die Poolparty war ein voller Erfolg, auch wenn leider keiner ins Wasser gesprungen ist. So gegen 20h sind die ersten Gäste gekommen und haben sich auf der Wiese neben dem Tennisplatz niedergelassen, wo wir Tische und Stühle unter einem Zelt verteilt haben. Zwei Grills und Salate aus unserem hauseigenen Restaurant sorgten für das leibliche Wohl. Das Fleisch stammte übrigens aus der Wurstfabrik von Tocho, dem Cousin von Dessys Mutter und war super lecker. Neben einigen Nachbarn und meiner bulgarischen Familie waren noch Ivo, mit Schwester und deren Freund, Svetla und Desislava, Erwin, the Dutch, Hristina, eine Studienfreundin von Dessy, alles in allem so 25 Leute. Die letzten gingen erst um 6h...
Hier einige Impressionen:
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Geburtstagsparty
05.08.2008
Foto Ausstellung 360° Bulgaria
In Varna läuft gerade eine Open Air Fotoausstellung mit Fotos, die aus einem Ultralightflieger geschossen wurden. Sie zeigen Bulgarien von oben. Aber nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die zunehmende Umweltverschmutzung. Hoffe die Ausstellung kann dazu beitragen, dass die Bulgaren mehr auf ihre Umwelt achten.
Fotos finden sich hier:
360° Bulgaria (weiter nach unten scrollen, um die Diashow zu sehen.)
Und hier:
Edno.bg
Pozdravi
Ivan
Fotos finden sich hier:
360° Bulgaria (weiter nach unten scrollen, um die Diashow zu sehen.)
Und hier:
Edno.bg
Pozdravi
Ivan
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360 Bulgaria Photographs
01.08.2008
Metallica und Lenny Kravitz in Sofia





Es ist schön, dass trotz des niedrigeren Lohnniveaus auch internationale Showgrößen den Weg nach Bulgarien finden. Dafür kann es auch mal etwas länger dauern. Metallica war das letzte Mal vor neun Jahren in Plovdiv, Lenny Kravitz gar das erste Mal in seiner immerhin 19jährigen Karriere. Sicher, Ticketpreise von 25Euro sind kein hoher Anreiz, dafür lockt ein begeisterungsfähiges und dankbares Publikum. Es macht halt schon einen Unterschied, ob man das x-te Konzert sieht, oder das erste im Land.
Ich hatte das Glück an Karten für beide Shows zu kommen (nochmals besten Dank, Nico).
Die Stimmung war bei beiden Shows großartig, die Leute sind richtig steil gegangen. Lenny kam garnicht mehr aus dem Staunen heraus und ließ sich gar dazu hinreißen zweimal zu den Fans zwecks Handshake abzusteigen. Metallica war dafür das größere Event, 50.000 Zuschauer waren es im Vasil Levski Stadium, das normalerweise nicht für Konzerte offensteht. Dazu jede Menge pyrotechnischer Effekte und Metallica, deren Lieder man auch dann kennt, wenn man kein langhaariger Metal-Fan ist.
Bei Lenny waren definitiv mehr Frauen im Publikum. Insgesamt dauerten beide Shows inkl. Zugabe gute zwei Stunden.
Ein super Wochenende also!
Pozdravi aus Varna!
Ivan
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