31.05.2008

Bulgarischer Canyon






Die Bilder sind schon etwas älter, aber ich kam erst jetzt dazu sie abzuloaden. Sie zeigen, wie wir durch einen Canyon in der Nähe von Veliko Tarnovo stiefeln. Spektakulär sind die abenteuerlich anmutenden Holzbrücken über den Fluss, die mit EU-Hilfe sicher gemacht wurden, worauf ein großes Schild am Eingang extra hinwies. Das gab Vertrauen. Sicher, er kann nicht mit einem gewissen Grand Canyon mithalten, aber für einen entspannten Nachmittag in der Natur reicht er allemal. 


28.05.2008

Spritpreise

In Bulgarien sind die Preise durchschnittlich wie folgt:

Super Benzin (95): 1,16€
Diesel: 1,26€

Wobei es hier noch unterschiedliche Dieselsorten gibt, wie Sprintdiesel oder Eurodiesel, im Winter noch Alpindiesel, die sich ihrerseits im Preis unterscheiden.

Daher protestieren hier die LKW-Fahrer.
Ob es was bringt ist fraglich...

Pozdrawi
Ivan

Aldo und Lidi, oder wie viel Sangria geht in einer halben Stunde?


In Bulgarien kann man nicht nur Fake-Guccie-Sonnenbrillen und Adidat-Hosen kaufen, sondern gleich im gefakeden Aldi oder Lidl-Supermarkt einkaufen.

Der Fake von Fake? Aldu! Fake heißt auf bulgarisch übrigens Menté.

Spazieren am Goldstrand.
Sangria ohne Limit, aber bitte nur von 22h bis 22:30h. Wie viel schafft man in dieser Zeit?

Chillige Straßenkatze in Sofia. Wenn man wieder mal in der Hetze ist, einfach mal 2 min auf das Bild schauen und einfach mal hängenlassen...

27.05.2008

Abiturienti

Am letzten Freitag wurden in Bulgarien die letzten Abiprüfungen geschrieben und seitdem sieht man ständig Horden ausgelassener Abiturienten (abiturienti) durch die Städte ziehen. Autos (von Verwandten oder Freunden) werden dazu mit bunten Luftballons geschmückt. Vor Festsälen und Hotels sieht man herausgeputztes Jungvolk auf den Einlass zum Abiball warten. Außerdem zählen sie gerne im Chor bis 12 (ich nehme stark an, diese entspricht den Schuljahren) und schreien dann los. Das ging nun das ganze Wochenende so. Ob sie hier auch den Brauch des Abischerzes kennen, ist mir noch nicht bekannt, werde ich aber recherchieren.

Die Hochschulreife wird hier übrigens wie in Deutschland Abitur genannt. Das Wort leitet sich vom lateinischen Verb abire= davongehen ab.

Pozdrawi
Ivan

26.05.2008

Eurovision Songcontest und die deutsch-bulgarische Connection

Dobro utro,

Eurovision Songcontest ist wieder vorbei und jedes Jahr wiederholt sich das Spektakel. Ein ehemaligs Ostblockland gewinnt und der Westen ist beleidigt. Sicher gibt es ein Ungleichgewicht zugunsten der Ostländer, aber die westlichen Länder machen nicht den Anschein, als wollten sie auch gewinnen. Wenn man sich die Beiträge aus Frankreich oder Spanien anschaut, so ist das vielleicht unterhaltsam, aber gewinnen tut man so nicht. Russland hingegen hat 10 Mio auf den Tisch geknallt, einen Eiskunstweltmeister, einen Stargeiger (wie hieß der noch gleich), einen Starproduzenten (Timbaland) und einen Star namens Dima Bila engagiert. Die wollten es wissen.

Deutschland bringt dagegen eine Castingtruppe auf ihrer Comebacktournee. Die 12 Punkte aus Bulgarien sind natürlich nicht der musikalischen oder performerischen Qualität des Auftritts zu verdanken, sondern letztlich auf Lucy gemünzt. Sie ist hier eine der Juroren bei Musicidol und konnte so einige PR nebst Gastauftritts der No Angels in der Show machen. Hinzukommt, dass der bulgarische Beitrag nicht ins Finale gekommen ist. Sicher eine Ohrwurm, aber zu austauschbar. DJ take me away könnte von überall kommen und wird auch seine Runde in den Open Air Diskos an der Schwarzmeerküste machen. Also wählten die Bulgaren eben ihre Lucy (Dessy übrigens auch).

Pozdrawi
Ivan

22.05.2008

Offline und Geld

Leider war es in letzter Zeit ruhig um den Blog geworden. Seit Samstag bin ich in Varna. Leider ist seitdem auch die Internetleitung tot. BTK, die bulgarische Telekom, hat viel Werbung für ihre 12 Mbit Leitung gemacht und wurde wohl von dem Erfolg der Kampagne überrollt. Seit fast 2 Wochen sind wir nun off und der Plan von Varna aus, Home Office zu machen, hat sich erstmal erledigt, bzw. musste eben die Aufgaben offline machen. Das fördert die Phantasie.

Was gibt es sonst noch? War heute bei Migration Office und habe meinen Aufenthaltstitel und eine Steuernummer beantragt. Die Sachbearbeiterin war entgegen aller Befürchtung nett und hilfsbereit. Trotzdem ging dafür fast ein ganzer Tag drauf. Dann habe ich auch ein Bank Konto eingerichtet. Das geht einfacher als in Deutschland. Hier gibt es auch kein böses Schufa. Allerdings bekommt man auch nicht gleich Kreditkarte oder Dispo.
Kontoführungsgebühr für das Paket mit Online Banking und Bankkarte: 2€.

Ansonsten ist Bulgarien noch Cash-Country. Vieles kann man nur bar bezahlen. Wie zum Beispiel die Gebühr für Kabelfernsehen. Nur langsam setzt sich bargeldloser Zahlungsverkehr durch. Es ist auch eine Mentalitätsfrage. Es ist den Bulgaren unangenehm, wenn jemand einfach Geld von deinem Konto einziehen kann. Lastschriftverfahren wie in Deutschland ist kaum akzeptiert. Verständlich nach der Bankenkrise in den 90er, als plötzlich Millionen von Sparguthaben einfach eingefroren wurden. Da wurde viel Vertrauen zerstört, das erst langsam zurück kommt. Allerdings bieten mittlerweile viele Geschäfte Kreditkarten- oder EC-Kartenbezahlung an.

Mein Lieblingswort der Woche:
Namalenie. Klingt freundlich und ist auch sehr beliebt, bedeutet soviel wie Rabatt, Angebot und Ermäßigung.

Ok, ich muss jetzt der Vali beim Umzug helfen.

Pozdrawi
Ivan

16.05.2008

Bluba Lu



Bulgarischer Trip-Hop?! Ja, warum nicht. Gestern abend war ich mit Ivo, Nico, Gareth und einem Neuseeländer, dessen Namen ich nicht verstanden habe, im Yalta-Club (www.yaltaclub.com/) . Das ist ein recht stylischer Club gegenüber der Sofioter Universität und auch in Berlin-Mitte eine gute Figur machen würde. Dort spielten also Bluba Lu (www.blubalu.net, www.myspace.com/blubalu),
die auch schon mit LTJ Bukem und den Jungs von Ninja Tunes zusammengearbeitet haben. Teilweise spielten sie mit akustischen Instrumenten wie Saxophon, Drums und E-Guitarre, hatten aber auch einige Synthis rumstehen. Die Musik und der Gesang ging in Richtung Portishead, es ware aber nicht ganz so melancholisch, sondern groovte sehr angenehm. Wenn man Lust hatte, konnte man sich auch vor die große Panoramafenster setzen und dem Verkehr zuschauen. Oder den schönen Rücken der Sängerin betrachten.

Wir blieben so bis halb 2h, wir müssen ja alle heute arbeiten. Noch ein Wort zur Gruppe: Ivo kennt ihr ja schon, dann wären da Nico, Berliner, auch nach drei Jahren mit deutlichen berlinerischen Zungenschlag,
Managing Director bei Carre Noir BG. Gareth, Londoner, arbeitet bei der britischen Botschaft und der Neuseeländer ist Flugzeugingenieur bei Lufthansa Technik.

Gruß
Ivan

13.05.2008

Sofioter Nightlife

In der Hinsicht hat Sofia schon mehr zu bieten als Varna. Bulgarien ist auch eher zentralistisch geprägt, also es gibt Sofia und den Rest.

Samstagabend bin ich dann mit meinem Kollegen Ivo erst auf ein paar Bier los und haben ne Kneiptour hingelegt. In einem Laden ist mir ein blonder Kerl aufgefallen, der etwas Ähnlichkeit mit Boris Becker hatte. Da es dort keinen Platz gab, sind wir weitergezogen. Es wurde schon kühler, also beschlossen wir erst zu meinem Apartment zu gehen und später zu Ivos. Taxifahrten quer durch die Stadt kosten so 2-3 Euro. Auf dem Weg zu der Wohnung steht da wieder der Blonde, diesmal spricht er mich an.
"Are you not Ivan?!"
Ich erst etwas perplex, doch dann erkannte ich ihn. Es war Mathias, ein Norweger, der auch mit einer Bulgarin zusammen ist. Vor drei Jahren haben wir zusammen Silvester gefeiert, in einem Hotel, das ihrem Vater gehört und der wiederum gut mit Dessys Vater befreundet ist. Kleines Land, da kennt man sich halt. Oder wie man in Köln sagt: Man kennt sich, man hilft sich. Er wartete da gerade auf 3 Schweden, mit denen er verabredet war. Wir tauschten die Nummern aus und verabredeten uns auf später.
Gesagt, getan. Wir trafen sie also wieder im Zentrum und fuhren gemeinsam zu Sincity, einem neuen Riesenclub. Vor der Tür parkte ein Lamborghini. Nachdem wir die Security hinter uns gelassen und 10leva Eintritt gezahlt haben, waren wir drin. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Chalga Raum, voll mit knapp bekleideten Mädels und muskelbepackten Typen. Auf dem Boden verteilt, Servietten mit Dollaraufdrucken. In der oberen Etage gibt es dann einen Retro-Raum mit Hits der 80er und 90er. Dann geht es weiter in einen großen aber recht leeren Dance-Techno-House Raum mit 4 sehr ansehnlichen Gogo Tänzerinnen. Dort holten wir kurz Luft. Dann gibt es noch einen Stripclub, wo man aber nochmal extra zahlen muss. Insgesamt ist das Preisniveau hoch, für ein Bier gehen schon mal 6 Lv, also 3 Euros weg. Normal kostet ein Bier ungefähr 1 Euro.
Die Schweden waren hinter jedem Rock her, was auf die Dauer etwas nervig war. Irgendwann zogen sie weiter, während Ivo und ich noch etwas blieben. Gegen 4h wurden wir dann auch müde und gingen heim. Unterwegs trafen wir noch auf Ivan, einen unserer Grafik-Freelancer.
Also man trifft auch hier in der Großstadt Leute auf der Straße. Die Sache mit Mathias hat mich schon ziemlich geflashed.

Nächstes Mal gehen wir ins Studenski Grad, dem Studenviertel...

Gruß
Ivan

P.S.: In Varna haben sie nun versprochen neue Bäume zu pflanzen. Und natürlich plant niemand den Park in eine Shopping Center umzubauen...

09.05.2008

Böse Buben und der Aberglaube

Läuft man hier durch Downtown Sofia fallen einem immer wieder dicke schwarze Limosinen (meist aus deutscher Produktion) mit getönten Scheiben auf. Alternativ finden sich auch große Full Size SUV, nicht zuletzt deshalb, weil man einen Firmenwagen erst ab 6 Sitzen anmelden kann. Meist sitzen oder stehen um den Wagen kräftig gebaute Jungs mit großen Sonnenbrillen und schwarzen Lederjacken herum.
Auffallend ist dabei, dass die Kennzeichen (vierstellige Zahlen) oft Schnapszahlen und insbesondere die Zahlen 6 und 8 enthalten. Diese Zahlen gelten bei den Mafiosi (auch Mutra genant) als Glückszahlen, ebenso Schnapszahlen. Bei den Unwägbarkeiten einer Mutra-Karriere ist der Aberglaube sicher nachvollziehbar.

Gruß
Ivan

03.05.2008

Fototour durch Sofia


Vitosha Boulevard mit dem noch schneebedeckten Vitosha im Hintergrund.
Budkis, in Kellerräumen eingerichtete Kioske oder Büdchen. Man muss sich tatsächlich in die Hocke begeben, um einzukaufen.
Dessy und Ivan vor der Alexander Nevski Kathedrale. General Alexander Nevski hat Russland vor den Deutschen verteidigt.

Svetla Sofia, die Schutzpatronin von Sofia.

The little differences...

  • Haustüren sind auch von außen per Klinke zu öffnen. Man kann sich daher nicht aus Versehen aussperren, muss allerdings nachts daran denken, abzuschließen.
  • In Sofia haben Straßenbahnen auch einen Briefkasten. Man kann dort ganz normal seine Briefe einwerfen, die werden dann an der Endhaltestelle geleert und der Post übergeben.
  • In Sofia gibt es gelbe Pflastersteine im Regierungsviertel.
  • Bulgaren trinken Kaffe hauptsächlich als Espresso.
  • Handwerker heißen alle Meistori, was leider keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Qualifikation gibt.
  • Understatement ist hier unbekannt.
  • Az i ti: Der Bulgare ist ein Esel und nennt sich immer zuerst.
  • Der Bulgare frühstückt nicht. Dafür isst er zweimal warm.
  • Das Erdgeschoss wird mitgezählt und bekommt die 1.

Freifahrschein!

Nach 2.500km Transbalkania, mehreren hunderten Km auf bulgarischen Magistralen (bg für Überlandstraßen) wurde ich nun doch mal von der Polizei heraus gewunken. Das andere Mal zwecks Überprüfung der gültigen Versicherung zählt nicht. Auch wenn der Bulgare nicht gerade für Teamwork und kooperatives Verhalten bekannt ist, beim Autofahren sind sie sozial eingestellt. Per Lichthupe wird vor einer drohenden Polizeikontrolle gewarnt und man kann sein Tempo und Fahrverhalten dementsprechend anpassen. Durch Müdigkeit oder Übermut habe ich dann mal eine solche Warnung in den Wind geschlagen und einen LKW in einer Kurve auf einer Abbiegespur überholt. Sagen wir mal so, im Vergleich zu den Vergehen, die man sonst so beobachtet, eher im harmloseren Bereich anzusiedeln. Da wird auch mal gerne rechts über den Standstreifen überholt, wenn es dem schnelleren Fortkommen dienen soll. Aber gut, es gibt eine subjektive Auslegung von Verkehrsregeln. Ich wurde nun raus gewunken. Nach Aushändigung von Fahrzeugpapieren und deutschem Führerschein ist der Verkehrspolizist wohl schon innerlich zusammengezuckt.  Auf die Frage ob ich bulgarisch verstehe, antwortete ich routiniert mit malko (wenig). Wobei ich das nächste Mal besser mit ne antworte. Er bat mich dann ihm zum Streifenwagen zu folgen. Gesagt, getan. Dort wurde mir mit gebrochenem Englisch und mit Hilfe einer Tabelle mein Vergehen erklärt. Ich gab mich reumütig und versuchte nichts abzustreiten, wie sie es wohl von bulgarischen Autofahrern wohl gewohnt sind. Damit fing aber für die Polizisten das Problem an. Sie konnten mir keinen Strafzettel ausstellen, da diese an den Führerschein gekoppelt sind und man die Strafe an seinem Heimatort bezahlen muss. Barzahlungen an Polizisten sind aber aus gutem Grund verboten. Daher fragten sie mich, ob ich einen bg Ausweis besitze, das verneinte ich, dann fragten sie wo ich wohne. Ich gab wahrheitsgemäß Uliza 4 Varna an. Sie dachten aber, dass ich sie nicht verstanden habe und ihnen nur die Hausnr. gab. Also hakten sie nach und fragten nach dem Straßennamen, ich wieder 4. So kamen wir also nicht weiter, also fragten sie, wo ich arbeite, ich in Sofia, Ivan Denkoglu 26. Dann murmelten, ich müsste nach Veliko Tarnovo auf das Amt, aber gestern war ja freier Tag für die Behörden und vor Mittwoch macht nichts auf. Das brachte sie auch nicht weiter. Also kamen sie zur universellen Sprache zurück: Geld. Sie wollten mir weiß machen, dass meine Strafe 40 Leva sei. Ich so ok. Mir war klar, dass dies der Tarif für das  Bakschich war und meine Weiterfahrt beschleunigen sollte, 20 Leva für jeden, es waren ja zwei Polizisten. Ich stellte mich also dumm und wartete einfach. Wenn sie Geld wollen, will ich einen Strafzettel, den sie mir aber nicht ausstellen können. Sie merkten, dass ich sie wohl nicht richtig verstand. Außerdem gibt es einen neuen Innenminister, der gerade einige Umstrukturierungen vornimmt, das ließ die Polizisten daher auch etwas vorsichtiger werden. Ich habe mir außerdem vorgenommen, bei der Korruption nicht mitzumachen. Ich kann nicht auf der einen Seite Mafia und Korruption im Land beklagen und gleichzeitig selbst bestechen. Also ließen sie mich zähneknirschend laufen, nicht ohne sich viel sagend zu beklagen, mit Bulgaren wäre es viel einfacher, mit Ausländern schwieriger. Ich antwortet nur achselzuckend: Not my fault.

Auf jeden Fall eine Story mit der man in BG jede Party beleben kann...

Pozdravi
Ivan

Voyager, Idolite, Chalga und Dieter Bohlen

Bulgarien ist ein Land mit einer reichen und alten musikalischen Tradition. Übrigens hat es ein bulgarisches Volkslied auf die Goldene Schallplatte gebracht, die an der Raumsonde Voyager angebracht wurde und von unserer Zivilisation Kunde verbreiten soll. Es ist , "Izlel je Delyo Hagdutin," gesungen von Valya Balkanska, Dauer 4:59. Eine Hörprobe kann man sich hier anhören: http://re-lab.net/welcome/index.html .
Auch der mythische Sänger Orpheuss war ein thrakischer Königs- und Gottessohn gewesen und in einer Höhle in den Rhodopen in die Unterwelt abgestiegen sein, um seine Euridike zu holen. Wir haben darüber berichtet. Leider hat er sich beim Aufstieg nach ihr umgedreht und somit die Abmachung gebrochen. Also blieb sie im Hades. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Orpheus
Die Nachfolger Orpheus werden gerade auf BTV gesucht, unter anderem durch Lucy von den No Angels, sie ist ja gebürtige Bulgarin und wird wohl beim Eurovision Songcontest gegen ihr Heimatland ansingen. Lustig sie auf bulgarisch reden zu hören. Die Sendung, in Deutschland auch durch seine Abkürzung DSDS bekannt, heißt hier, wie in vielen Ländern, Music Idol und läuft gerade in der zweiten Staffel. Die Interpretin von Ken Lee weiter unten stammt aus der aktuellen Staffel. Mittlerweile hat BTV auch einen Wettbewerb der besten Ken Lee Imitatoren daraus gemacht. Ken Lee hört man allerdings auch in Diskos. Während sich in Deutschland keiner mehr nach den vermeintlichen Superstars umschaut, oder die Gewinner der letzten Staffeln beim Namen kennt, ist das in Bulgarien noch ein großes Ding und abendliches Pflichtprogramm. Man muss allerdings auch sagen, dass einige der Kandidaten durchaus singen können. Da ist z.B. die 15 jährige Chanel (was hat sich die Mutter gedacht), die für ihr Alter sehr reif wirkt. Oder auch ein Rocker. Dann gibt es noch einen, der hat als Sänger in eine Pianobar in Varna gearbeitet. Dessy und die anderen kennen ihn sogar. Benannt werden die Kandidaten Idolites und ihr Handeln und Tun findet auch Eingang in die Nachrichtensendungen und Klatschblätter.

Bulgarien ist musikalisch jedoch zweigeteilt, die Grenze verläuft zwischen Chalga oder Popfolk und den Chalga Hassern, die andere Musik vorziehen. Die Gegner betrachten die Musik als Billig, ungefähr auf dem Niveau von Ballermanhits und befürchten augenblicklichen Ohrkrebs beim Hören. Die Fans schauen Planeta TV, hören Veselina und Veronika im Radio und bevölkern Fussballstadien, um den Shows von Ivana, Gloria, Andrea, Kamila oder auch Sonja Nemska (die deutsche) und wie sie alle heißen, beizuwohnen. Man kennt nur ihre Vornamen und ihre sehr sehr knappe Bühnengarderobe korreliert mit dem recht knappen Themenspektrum der Liedtexte. Meist geht es um Lubov, Liebe oder der Abwesenheit davon. Die Videos würden in einigen Ländern auch als Pornografie durchgehen. Ich muss hier aber zugeben, dass die Musik durchaus ihren exotischen Reiz hat, die Melodien sind einprägsam, die Rhythmen tanzbar und solange man die Texte kaum versteht, kann man sich das auch gut anhören. Leider ist mein Umfeld eher Chalga kritisch eingestellt und man macht sich um meinen Geisteszustand Sorgen. Allerdings scheint sich Vali in meinem Fahrwasser zu trauen, Chalga zu hören...

Von Chalga zu Dieter Bohlen ist es dann auch nicht mehr weit. Ein für Ausländer etwas merkwürdig erscheinendes Phänomen der einheimischen Popkultur ist die Retrowelle. Sicher, in Deutschland hört man auch hin und wieder einen 80er Hit im Radio, aber so oft wie hier höre Cherry Cherry Lady, Pump up the volume und wie sie alle heißen auch wieder nicht. Snap war kürzlich in Varna und hat ein ausverkauftes Konzert gegeben. Big in Bulgaria würde ich dazu sagen.

In diesem Sinne!

Pozdravi
Ivan

Man spricht deutsch...

Zdrasti,

sind nun wieder aus Sofia zurück in Veliko Tarnovo (VT). Die ersten beiden Arbeitstage Trainee im Projectmanagement habe ich auch gut überstanden. Das Büro liegt sehr zentral in einer Seitenstraße des Vitosha Boulevards, die gute Stube in Sofia. Wenn man jetzt von oben kommt, dann einfach die zweite Straße rechts rein. In dem Gebäude mit dem hellen Dach befindet sich das Büro von Kalteswasser Multimedia EOOD (GmbH) gutgesichert im dritten Stock.


Größere Kartenansicht

Arbeitsbeginn war bequem um 12h. Da sich die meisten Kollegen zwei Tage frei genommen haben, um 10 Tage Urlaub am Stück zu bekommen, war das Büro daher nur in minimal Besetzung vertreten. So habe ich erstmal Jörg Stehle, der Geschäftsführer und Gründer von Kalteswasser (KW) kennengelernt. Bisher verlief unser Kontakt nur über Telefon und Email. Dann waren Dimitar Balutchev, der Geschäftsführer von KW Bulgarien, kurz Mitko, Ivaylo Ivanov, kurz Ivo, ein Bulgare, der in Berlin Kreuzberg aufgewachsen ist und Asparuch, der Praktikant, der einzige der nicht des deutschen mächtig ist, anwesend. Nachdem ich allen bekannt gemacht wurde, bekam ich einen Laptop eingerichtet und durfte mich dann an einen der Schreibtische setzen. Dort verbrachte ich die Zeit damit, einige Dokus über die Firma zu lesen und  mir alte Projekte anzuschauen. Mittags hat uns dann Jörg zu einer Pizza in der Nähe eingeladen. Am Nachmittag gab es dann das erste Meeting, angenehmer weise auf deutsch, zu einem neuen Produkt, das KW auf den Markt bringen möchte. Bei der Umsetzung dieses Projekts werde ich auch involviert sein. Danach haben wir dann Schluss gemacht. 
Abends habe ich mir dann das Champions League Spiel ManU gegen Barca angeschaut, nach dem einzigen Tor bin ich dann eingeschlafen.
Am nächsten Tag war ich dann um 10h im Büro und habe erstmal nur Mitko angetroffen. Er ist auch wie ich ein Autofreak und hält zudem große Stücke auf Honda. Da habe ich ihm natürlich Suxilandia nahegelegt. Dann habe ich noch die Dokus zu Ende gelesen. Später kam Jörg und bat mich ein Kurzkonzept des neuen Projektes für die Grafiker und Programmierer auf Englisch zu übersetzen. Mittags gab es dieses Mal McDonalds, da die anderem ein Meeting hatten, wo ich nicht unbedingt dabei sein brauchte und ich die Geheimtipps in der Umgebung noch nicht kenne. 
Nach Feierabend bin ich dann mit Ivo noch auf ein Bier auf Vitosha. Aus einem Bier wurden mehrere und am Ende sind wir dann in einem Karaoke Schuppen gelandet, was aber eine recht unterhaltsame Sache geworden ist. Gegen halb 4 war ich dann wieder zu Hause. 

Bisher lief  alles sehr vielversprechend. 

Pozdravi
Ivan