25.09.2009

TÜV BG

Wieder einmal poste ich zum automobilen Alltag in Bulgarien. Heute komme ich auf das Thema TÜV zu sprechen, oder wie man hier sagt technicheski prekled. Ich muss etwas ausholen, in den letzten zwei Wochen waren meine Eltern zu Besuch, um ihr Enkelkind zu treffen und zu sehen, wie ich mich hier eingelebt habe. Da sie in Sonnenstrand gebucht hatten, gaben wir ihnen den Honda Civic (Bj. 1995), um die 11 km zum Hotel zu überwinden. Ich achtete vorher, dass alle Dokumente in Ordnung sind und wechselte noch das Öl und Bremsen. Gleich am ersten Tag wurde mein Vater dann unweit unseres Hauses herausgewunken. Dabei stellte sich heraus, dass der TÜV abgelaufen war. Neue Autos sind die ersten drei Jahre von der Überprüfung befreit, danach muss man jährlich vorstellig werden. Das war mir nicht bewusst. Meinen Vater ließen sie jedoch ohne Begrüßungsgeld weiter fahren. Um weitere Unanhmelichkeiten zu vermeiden, fuhren wir also gleich am nächsten Tag zum BG TÜV in der Nähe des Hauptbahnhofes. Dabei handelt es sich um einen hölzernen Bau mit zwei Durchfahrten. Irgendwo entdeckte ich sogar einen Aufkleber des TÜV SÜDs, der wohl beratend beim Bau der Anlage zur Seite stand. Da hörten allerdings die Gemeinsamkeiten zum deutschen TÜV auch schon auf. Nachdem ich den Anweisungen des Personals folge leistete und nacheinander alle Beleuchtungssysteme an- und ausknippste (ein Standlicht war allerdings defekt), folgte ein Bremsentest auf der Walze. Aufgrund der neuen Bremsen war dies keine schwere Übung. Anschließend beglich ich die 35,- Leva Prüfungsgebühr und bekam ein Protokoll und Kärtchen ausgehändigt. Ein Plakette am Kennzeichen gibt es nicht. Schließlich fragte mich der Prüfer noch, was ich denn für den Wagen haben wollte. Da ich allerdings keine Verkaufsabsichten hege, gab er mir noch seine Telefonnummer, für den Fall, dass ich mich irgendwann doch von dem Wagen trennen wollte. Erleichtert und belustigt fuhren wir vom Prüfungsgelände.

07.09.2009

busticket.bg

Manchmal wird man positiv überrascht in Bulgarien. Eine dieser Überraschungen war kürzlich die Entdeckung, dass man Tickets für Überlandbusse auch online unter www.busticket.bg buchen kann. Nach der Registrierung sucht sich die gewünschte Verbindung heraus, in einer Grafik kann man seinen Sitzplatz aussuchen und am Ende wird per epay.bg oder Kreditkarte bezahlt. Alles sehr problemlos und benutzerfreundlich. Am Ende druckt man sich eine Bestätigung über die Reservierung aus. Allerdings beginnt hier der Harken. Auf diesem Ausdruck steht eigentlich alles, was man braucht: Reisedaten, Passagiername und eine Codenummer. Mit diesem Zettel muss man nun bis maximal 15min vor Abfahrt bei einer Kasse des Busunternehmens vorstellig werden, damit sie einem dort ein ordentliches Ticket ausstellen können. Also nimmt die Sachbearbeiterin meinen Zettel, checkt im Computer meine Reservierung (und die Bezahlung) und füllt dann handschriftlich das Ticket aus. Geht das nicht einfacher?! Warum kann ich nicht mit einem Ausweis direkt zum Bus gehen und so mitfahren? Irgendwie ist das nocht nicht ganz zu Ende gedacht.

Pozdravi
Ivan

03.09.2009

Auto Bombe oder Auto als Bombe

 

Gestern saß ich am Schreibtisch und dachte mir nichts Böses als ich mehrere kleine Knalls, wie von Explosionen, hörte. Als ich zum Fenster hiansu schaute, sah ich Rauch aufsteigen. Der stammte von einem Auto, das unten am Parkplatz stand, aus dem kleine Flammen schlugen. Ich wollte schon die Feuerwehr rufen, schließlich hatte ich kein Interesse an, dass die Kiste vor meiner Haustür in die Luft geht. Aber da hatte schon jemand einen Feuerlöscher besorgt und das Schlimmste verhindert. Der Alltag in Bulgarien bietet täglich neue Überraschungen!

Посдрави
Ivan
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29.08.2009

Die neue Regierung

Die neue Regierung Bulgariens ist nun seit gut 4 Wochen im Amt und gut damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Vorgängerregierung zu aufzuräumen und das Land durch die bereits eingetretene Wirtschaftskrise zu bringen. Größter Trumpf dabei ist wohl der neue Finanzminister Simeon Djankov, ein ehemaliger Weltbanker und Spezialist für Krisenfälle. Er zählt zu den 100 meist zitierten Ökonomen weltweit. Unter den weiteren Ministern ist Bozhidar Dimitrov nicht unumstritten. Er wurde als Minister ohne Portfolio berufen und soll sich insbesondere um Bulgaren im Ausland kümmern. Allerdings hat er eine Vergangenheit als Stasi-Spitzel (u.a. im Vatikan). Zuletzt Direktor des Nationalen Historischen Museums (siehe Wikpedia-Artikel) und hat sich mit teils polemischen Schriften einen Namen gemacht (u.a. Die zehn Irrtümer über Mazedonien). Immerhin konnte er sich in seiner Heimatstadt Burgas gegen den Führer der rechtsnationalistischen Partei Ataka Volen Siderov durchsetzen.
In den letzten Wochen werden fast täglich Rücktritte von Ministerialen und Top-Beamten, die unter der sozialistischen Regierung eingesetzt wurden, gemeldet. Außerdem kommen zahlreiche Fälle von Verschwendung, Amtsmissbrauch und handfester Korruption zu Tage, wie überteuerte Renovierungen von Ministerien. Borisov scheint sein zentrales Wahlkampfversprechen mit der Korruption im Lande aufräumen zu wollen, Taten folgen zu lassen. Gestern veranlassten Borisov die rosa lackierten BMWs des Verteidigungsministerium dazu, die sexuelle Orientierung der Generäle in Frage zu stellen. In den Büchern stehen die Fahrzeuge übrigens mit grauer und schwarzer Lackierung (siehe Novinite.com). Solche medienwirksamen Auftritte sind ganz nach Geschmack des neuen Premiers. Dies schlägt sich auch in den Umfragen nieder, die der bisherigen Arbeit der Regierung durchweg gute Werte vergeben, auch wenn die persönliche Situation vieler Bulgaren als prekär zu bezeichnen ist (siehe wieder novinite.com).
Nach Ansicht vieler Experten soll Bulgarien in diesem Herbst und Winter besonders stark von der Krise getroffen werden. Der Finanzminister sieht die früheste Erholung im Frühjahr 2010 (siehe novinite.com). Alles in Allem kann man der neuen Regierung nur alles erdenklich Gute wünschen!

Hier noch ein Link zum Special über den bulgarischen Regierungswechsel in der Deutschen Welle:

Pozdravi
Ivan

Gesicht der Krise!

 
 
 
 

Nach der Sommerpause meldet sich Suxilandia wieder zurück. Diesmal aus Veliko Tarnovo. Die beigefügten Bilder stammen von der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses, wo meine Schwiegereltern wohnen. Wie man deutlich erkennen kann, ist ein Teil des Gebäudes ausgebaut, die andere Hälfte ist eine Bauruine. Als mit der Planung und des Baus begonnen wurde, war die Welt noch in Ordnung und man hoffte auf gute Gewinne durch den Verkauf von Ladenflächen und Wohnungen. Man muss dazu sagen, dass man von dort einen tollen Blick über Stadt und Land hat. Dann kam die weltweite Finanzkrise und man konnte nicht genug Wohnungen vorverkaufen. Vor der Krise war es in Bulgarien üblich, unfertige Wohnungen zu kaufen. Viele haben sich auf diese Weise ein Vermögen verdient, indem sie sie später teuer weiterverkauften. Dieser Markt ist mittlerweile komplett zusammengebrochen, da keiner weiß, ob der Bauträger nicht plötzlich pleite geht, bevor das Gebäude steht.
In diesem Fall, hat er wohl rechtzeitig die Reißleine gezogen. Was geblieben ist, ist eine hässliche Bauruine. Keiner weiss, ob sie jemals zu Ende gebaut oder abgerissen wird. Und die Leute, die dahiner wohnen, müssen fortan durch Beton in die Berge schauen. Im ganzen Land finden sich solche unansehnlichen Betongerippe von früheren Krisen. Nach der Krise ist vor der Krise.

Pozdravi
Ivan
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22.07.2009

Bulgarians Prefer Roma to Some Emigrants - Poll

Bulgarien ist eher ein Auswander- als ein Einwandererland. Nicht zuletzt dank der EU-Mitgliedschaft kommen auch mehr Ausländer ins Land. Manche sind mehr, manche weniger willkommen. Merkwürdigerweise sind Japaner als Nachbarn gern gesehen, aber ranken weit hinten, wenn es darum geht, sie als Teil der Familie zu akzeptieren. Roma werden hingegen manchen Einwanderergruppen als Nachbarn oder Kollegen vorgezogen. Da weiss der Bulgaren wenigstens woran er ist und bulgarisch sprechen sie auch.

Sehr erhellend die Selbsteinschätzung der Bulgaren am Ende.
Hier der Link zum Artikel auf novinite.com:
http://www.novinite.com/view_news.php?id=106024

Zar Ivan-Alexander

Mein Name hat in der bulgarischen Geschichte einen prominenten Platz:
Wikipedia über Ivan Alexander

Pozdravi
Ivan-Alexander

Kurz-Interview auf Balkaninvest.eu-Blog

Gestern habe ich dem Partner-Blog Balkaninvest.eu-Blog ein kleines Interview geben.

Schöne Grüße nach Sofia an Dirk!

Ivan

19.07.2009

Autodiebstahl

Unser Paradies hat in der letzten Woche einen kleinen Dämpfer bekommen. Bevor Ihr etwas falsches denkt, unsere Autos sind noch da. Aber der BMW X5 mit deutschem RG-Kennzeichen wurde vom Parkplatz entwendet. Trotz Videoüberwachung und Wachmann. Der Besitzer ist Deutscher mit einer bulgarischen Freundin, habe aber bisher noch nicht persönlich mit ihm gesprochen.
Die Autodiebe müssen wohl Profis gewesen sein, die auf Bestellung arbeiten. Denn auf dem Gelände sind auch durchaus auch andere attraktive Automobile geparkt (außer unserem Toyota und dem Honda natürlich) und unsere Autos wären sogar noch einfacher zu klauen. Die Diebe haben wohl einen toten Winkel der Kameras ausgenutzt und sich somit Zugang zum Gelände verschafft, anschließend drehten sie die Kameras weg. Was der Wachmann in der Zeit trieb, können wir nur mutmaßen. Dann öffneten sie den SUV (oder SAV wie BMW sie nennt) wohl mit einem Laptop und entsprechender Software. Wie aber haben Sie den Wagen vom Hof gefahren? Vorne ist eine elektrische Schranke, am Hintereingang befinden sich aber zwei Tore, die lediglich mit handelsüblichen Ketten plus Vorhängeschloß gesichert sind. Eine Sache von Sekunden.
Die Wachmänner der bisherigen Sicherheitsfirma (die sofort gekündigt wurde) waren alle im gesetzten Alter (und dementsprechend "günstig"). Da habe ich mich schon von jeher gefragt, was die "Opis" gegen eine Bande von jungen, kräftigen und womöglich bewaffneten Einbrechern ausrichten sollte. Jetzt haben wir eine neue Security-Firma, SOT Varna, deren Personal aus jüngeren Burschen besteht und mit einer feschen Uniforma ausgestattet sind. Als ich gestern den Kinderwagen über den Hof gefahren habe, wurde ich auch gleich angesprochen, ob ich hier wohne und wenn ja, wo. Da fühlt man sich doch gleich viiieeel sicherer.

Pozdravi ot Varna!
Ivan

16.07.2009

Was stimmt nicht an diesem Bild?



Bulgaren würden wahrscheinlich an diesem Bild nichts besonderes finden. In der Tat handelt es sich hierbei ja auch um eine typische Straßenszene, wie man sie täglich beobachten kann.

Wir halten fest:
1. Absolutes Parkverbot
2. Dahinter ein Monster-SUV der US-Marke Cadillac Escalade. Man kann deutlich erkennen, das der Bürgersteig kaum ausreicht, um das Auto aufzunehmen.
3. In der linken Bildhälfte sehen wir eine junge Mutter mit Kinderwagen, die anstandslos auf die Straße ausweicht und sich dem rasenden Verkehr aussetzt, damit geneigte SUV-Fahrer Ihre Gefährte auf dem Gehweg abstellen können.

Sicher, die Parkplatzsituation in den Zentren bulgarischer Städte ist prekär und chaotisch und der öffentliche Verkehr veraltet und unzuverlässig. Parksünder werden zwar verfolgt und auch abgeschleppt (in der Regel leichte und ältere Modelle und nicht die schweren SUVs, wer weiss ob es der Abschleppwagen mit einem 3 Tonnen Brummer aufnehmen könnte), aber eine Gebühr von 30Lv fürs Abschleppen schreckt nicht unbedingt ab.
Vor allem müssten aber endlich auch die Bürdersteige dringend renoviert und ausgebaut werden, sodass es garnicht möglich ist dort zu parken.

Aber jetzt haben wir ja eine neue Regierung...

Pozdravi
Ivan

12.07.2009

Bulgarien hat einen neuen Messias gewählt!

Und er heißt Boyko Metodiev Borisov, geboren am 13. Juni 1959 in Bankya, in der Nähe von Sofia. Seit 2005 ist er Bürgermeister von Bulgariens Hauptstadt Sofia. Diesen Job wird er bald wechseln und auf den Sitz des Premier Ministers Platz nehmen. Er wird somit der 50. Premier Bulgariens. Nicht schlecht für einen ehemaligen Feuerwehrmann und Karatekämpfer. Außerdem war er als Bodyguard des kommunistischen Diktators Todor Shivkov und des letzten "Messias" Zar Simeon Sakscoburgotski. Er ist nicht verheiratet, lebt aber mit Tsvetelina Borislavova zusammen, Vorstandsvorsitzende der SIBank und eine der reichsten Frauen des Landes. Immerhin eint ihn das mit dem Vorgänger Sergei Stanichev, der ebenfalls seine langjährige Lebensgefährtin Elena Yoncheva, eine Journalistin, noch nicht ehelichte. In Bulgarien sind "wilde Ehen" jedenfalls kein Karrierehindernis in der Politik.
Borisovs deutlich geäußerte Abneigung gegen die Sozialisten (BSP) speist sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass sein Großvater bei dem Putsch der Kommunisten 1944 hingerichtet wurde. Dieser Vorfall beeinträchtigte auch sein Lebensweg während des Sozialismus.
Boyko Borisov wird in den Medien immer als Nichtformaler Parteichef seiner Partei GERB (Akronym für "Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens"). Das erklärt sich aus der Verbot, gleichzeitig Bürgermeister und Parteichef in einer Person zu sein. Premier Minister und Parteichef geht allerdings. Die Partei war bisher noch nicht im Parlament vertreten. Was aber nicht zu ihrem Nachteil gereicht hat. Viele Wähler werden sie wohl genau aus diesem Grund gewählt haben. Sind sie doch die Korruptionsfälle, Einfrierung von EU-Fördergeldern und Klientelismus der Vorgängerregierung überdrüssig. So sehr, dass sie eine unbekannte Partei mit 39.71% zur stärksten Kraft wählen. Sie erhält somit 116 der 240 Parlamentsmandate und hat die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Als Koalitionspartner stehen wohl die Mitte-Rechts Parteien von der blauen Koalition und/oder die Partei von Yane Yanev, Ordnung, Gesetz und Gerechtigkeit, die mit einem klaren Anti-Korruptions-Wahlkampf immerhim 4% erreichte, und somit knapp die Hürde ins Parlament geschafft hat.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Galevi-Brüder wurden nicht gewählt, müssen aber vorerst auch nicht zurück ins Gefängnis. Sie haben jeder 50.000Leva Kaution hinterlegt und solange sie nicht gegen die Auflagen verstoßen, dürfen sie frei herumlaufen. Diese Auswüchse zeigen, dass das Wahlgesetz in Bulgarien einer Überarbeitung bedarf.

Pozdravi
Ivan

01.07.2009

Ultimate Guide to vote buying

Neben dem bereits besprochenem Problem von Mafia goes politics (Hier das Wahlplakat von Plamen Galev und noch ein Kollege, dem die Enge einer Gefängniszelle nicht behagt: More releases from prosecution for election campaigning) gibt es noch das zweite des Stimmenkaufs. Arme Leute bekommen 20Leva in die Hand gedrückt und sollen dann eine bestimmten Kandidaten wählen. Dies wird nach dem Urnengang per Handybild aus der Wahlkabine bestätigt.

Wie das ganze System des Stimmenkaufs in der Praxis funktioniert, wird in diesem Artikel sehr eindringlich beschrieben:
The Ultimate Guide to Vote Buying in Bulgarian Elections: 5 Easy Steps

Pozdravi
Ivan

26.06.2009

Anti-Korruptions-Button



Vorneweg, wer mit dem Gedanken spielt auszuwandern, sollte sicher sein, dass er mit der Bürokratie im Allgemeinen nicht auf Kriegsfuß steht.

Nachdem wir die bürokratischen Klippen der Hochzeit erfolgreich umschifft haben, steht jetzt sozusagen der Nachgang an. Die Hochzeit und die Geburt des kleinen Pauls wollen amtlich registriert sein. Damit er auch die doppelte Staatsangehörigkeit bekommen kann, muss man das natürlich auch doppelt anmelden, einmal in Bulgarien und einmal in Deutschland. Da ich dort noch einen Wohnsitz bei meinen Eltern in Wiesbaden habe, ist das dortige Standesamt zuständig. Also gilt es wieder Dokumente zu beantragen, Formulare ausfüllen und das Ganze abschließend übersetzen und apostillieren lassen.

Das nur zur Vorgeschichte, heute war ich also im Obschtinata Varna (Rathaus Varna), um die amtlich beglaubigten Kopien der Heirats- und Geburtsurkunde für Deutschland abzuholen und anschließend zum Übersetzer zu bringen. Dabei fiel mir am Schalter ein kleiner Kasten mit vier Knöpfen auf. Da kann der geneigte Besucher seine Meinung über den Service der staatlichen Bediensteten kundtun. Das Ganze fungiert unter dem Motto: "С личе към хората" ("Mit dem Gesicht zu den Menschen"). Neben den drei Wahlmöglichkeiten "Sehr zufrieden, zufrieden, nicht zufrieden" gibt es noch einen vierten Button: "Корупчиия". Für den Fall, dass der Beamte nur gewillt ist, sich des Anliegen gegen eine kleine Aufwandsentschädigung anzunehmen, kann man diesen Button drücken. So zumindest nach Meinung der Erfinder. Was genau passiert, wenn man diesen Knopf drückt, habe ich dann doch nicht ausprobiert, die Beamtin hat sich durchaus engagiert meiner Sache angenommen.

Посдрави
Иван

17.06.2009

Baby inside

Habe die Installation von Application Baby 1.0, Modell Paul Ivan-Alexander Jung (Version vom 12.6.2009, Gewicht 3.500gr, Größe 50cm) soweit erfolgreich abgeschlossen. Allerdings gibt es noch ein paar kleinere Anlaufschwierigkeiten. Der Sleep Modus läuft noch nicht stabil, und Pflegeapplicationen wie Windel X-Change sind noch zu langsam. Der Ressourcenbedarf ist noch beträchtlich, wird allerdings mit längerer Laufzeit der Application Baby 1.0 eher zunehmen, spätestens bei einem Update zur Version Kleinkind 1.0 ist auch ein Hardware-Update unausweichlich. Auch gelegentliche Konflikte mit dem Controllingsystem Schwiegermutter BG Version stören etwas den laufenden Betrieb, dürften sich aber mit der Zeit einspielen. Allerdings hilft das System Schwiergermutter mit seiner umfangreichen Datenbank auch die Prozesse zu optimieren. Abschließend kann man feststellen, dass die Benefits in den Bereichen Glücksgefühl, Vaterfreuden und Mutterglück die hohen Anfangsinvestitionen rechtfertigen.

15.06.2009

Evksinograd

Vor zwei Wochen hatten wir die Gelegenheit Evksinograd zu besuchen. Die frühere Sommerresidenz der Zaren ist heute das offizielle Gästehaus der Regierung. Auch der bulgarische Präsident verbringt hier gerne seine Sommerferien im Strandbungalow, den der Langzeit Diktator Todor Zhivkov einst bauen ließ. Außerdem wird auf der Anlage auch ein guter Tropfen angebaut, der hauptsächlich ins Ausland exportiert wird. Normalerweise kommt man nicht ohne weiteres herein, aber da meine Schwägerin zufällig dort als Weinexpertin beschäftigt ist, hatten wir die Gelegenheit uns umzuschauen. Wenn man drin ist, hat man fast das Gefühl, dass man garnicht mehr in Bulgarien ist, wären da nicht die bulgarischen Hinweisschilder. Die Wege sind gepflegt und sauber, die Ruhe ist ungewohnt und das Schloß Evksinograd selbst würde auch in Frankreich eine gute Figur machen. Die Gebäude verlieren sich im weitläufigen Park, auch wenn wir einen halben Tag unterwegs waren, so konnten wir nur einen Teil überhaupt besichtigen. Auch die Weinkeller durften wir besichtigen.

Bilder finden sich unter:
http://redir.ec/r6O1

Pozdravi
Ivan

04.06.2009

Zitat des Tages

Zitat des Tages:
"Der EU-Beitritt war ein Ziel, das eine überwältigende Mehrheit der Bulgaren befürwortet hat. Wir haben ein Wunder erwartet, ein Heilmittel, einen Wink mit dem Zauberstab, der all unsere Probleme für immer und ewig lösen würde. Das ist natürlich nicht passiert. Unsere Probleme haben wir selbst verursacht, und niemand außer uns selbst kann sie lösen."
Eine Kooperation von NRC Handelsblad (Niederlande), Politiken (Dänemark) und SPIEGEL ONLINE - lesen Sie das ganze Interview in englischer Sprache hier!
Simon Versano

Teodora Dimova, 49, ist eine bulgarische Dramatikerin und Romanautorin. Sie arbeitet außerdem als Radiojournalistin.

gefunden in: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-42944.html

01.06.2009

Schlechte Zeiten für Europa-Hasser

Schlechte Zeiten für Europa-Hasser

Die Einschätzung, dass sich der Unmut der Bulgaren ob der eingefrorenen EU-Gelder viel eher gegen die eigenen Politiker richtet, kann ich bestätigen und ist so verwunderlich nicht. Vielmehr deckt sich da die weitverbreitete Meinung, dass die eigene Politiker-Kaste ein inkompetenter und korrupter Haufen sind, mit dem Verdikt aus Brüssel. Was man früher schon wusste, erhält nun die Bestätigung aus den EU-Institutionen. Der EU kann insofern kein Groll treffen, da sie ja durchaus bereit war, Geld, viel GEld, für Bulgarien locker zu machen, nur die eigenen Regierung hat es mal wieder verbockt. Anstatt, dass alle Bulgaren von den Geldern profitieren, wollten einige Kasse machen. Nun müssen alle darunter leiden. Wie so oft werden die Verluste sozialisiert.
Insgesamt aber ist eher eine EU-freundliche Stimmung vorherrschend. Sicher, die Abschaltung des Atomkraftwerkes in Kosloduj, treibt noch einige um, aber insgesamt wird der EU-Beitritt mit all seinen Möglichkeiten vor allen von den Jungen begrüßt. Die Bulgaren sind es nur langsam leid das Schwarze Schaf Europas zu sein und bei Rankings meist auf den hinteren Plätzen zu landen.

28.05.2009

Politiker als Gangster oder Gangster als Politiker

Früher hieß es, hast du einen Opa, schick ihn nach Europa. In Bulgarien könnte man auch leicht abgewandelt sagen: Hast du eine Mafia, schick sie nach Europa. Europawahlen erfreuen sich auch in Bulgarien nicht an allzu großem Zuspruch. Letzten Umfragen zu Folge gaben 34% der Wahlberechtigten an, Ihre Stimmte abzugeben, während 14% entschlossen waren, dem Urnengang fern zu bleiben. Nun kann man das bedauern, aber auch in anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus. Eine Personengruppe in Bulgarien interessiert sich hingegen sehr für diese Wahl: Bulgariens Unter- und Halbwelt. In letzter Zeit häufen sich die Meldungen, dass in Untersuchungshaft einsitzende Mafiagrößen ihre Kandidatur für die Europawahl am 7. Juni oder die bulgarischen Parlamentswahlen am 5. Juli beantragt haben und zum Teil bereits zugelassen wurden. Um eine Kandidatur in Bulgarien anzumelden, muss man mindestens 10.000 Unterschriften von Unterstützern zusammenbekommen und 15.000 Leva hinterlegen. Den Anfang machten die notorischen "Galevi"-Brüder aus Dupnitza in der Nähe von Sofia, Bulgarian Alleged Mafia Boss Says No to MP Immunity und Bulgarian businessman under arrest stands for Parliament. Businessmen, oder wie man auch sagt Biznesmeni, ist natürlich in Anführungszeichen zu setzen und ein Synonym für Mafiatypen. Die "Galevis" sitzen seit gut einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Bekannt wurden sie, weil sie praktisch den Ort beherrschen und den früheren Innenminister Rumen Petrov trafen, was später zu seinem Rücktritt führte, Bulgarien: Skandal im Innenministerium bringt ganze Regierung in Bedrängnis. Er konnte nicht glaubhaft den Grund dieses Treffens benennen. Die Abgeordneten-Immunität lockt, auch wenn sie dies bestreiten.
Wenig später erfährt das geneigte Wahlvolk, dass ein gewisser Vesselin Danov, 55, aus Varna und sein Sohn sich um eine Kandidatur bemühen, Alleged Bulgarian Racketeers Allowed to Run for Parliament. Ihnen wird Prostitution, Menschenhandel und Geldwäsche vorgeworfen. Das pikante dabei, sie saßen bereits als Abgeordnete im Stadtrat von Varna. Allerdings haben ihre Hoffnungen, das Gefängnis verlassen zu dürfen, um Wahlkampf betreiben zu können, einen Dämpfer bekommen, http://www.novinite.com/view_news.php?id=104033. Die Kandidatur hingegen wurde zugelassen.
Und dann wäre noch ein gewisser Alexander Tomov, der seit Monaten die Negativ-Schlagzeilen beherrscht. Der frühere Manager des Fussballvereins CSKA Sofia und der maroden Stahlhütte Kremikovtzi wird beschuldigt, Millionenbeträge von seinen früheren Arbeitgebern veruntreut zu haben, Bulgaria Court Postpones Tomov Trial over EP Candidature. Aufgrund seiner Kandidatur wurde der Prozess vorerst aufgeschoben. Aus Sicht von Tomov sicher ein Teilerfolg. Einen Wahlkampf zu führen, klingt ja auch viel eleganter, als fortlaufend Krankenbescheinigung einzureichen, um seine Prozessunfähigkeit zu belegen.
Zyniker würden jetzt einwenden, was soll die Aufregung, Politiker sind eh Verbrecher und das Parlament bereits voll mit Mutri, siehe auch Sportskanone aus Bulgarien. Da machen ein paar mehr oder weniger auch nicht mehr viel aus. Und ich bin mir auch nicht sicher, was mir mehr Angst macht, dass sich solche Figuren als Kandidaten aufstellen lassen können oder dass es Leute gibt, die sie auch noch wählen und unterstützen würden. Mit Sicherheit wird es die Reputation Bulgariens als korrupten Balkanstaat nicht unbedingt verbessern und die wahren Probleme des Landes nicht lösen. Das sollten die Wähler dieser Gestalten bedenken.