30.11.2008

Originelle Übersetzungen

Gerade in den Touristenhochburgen am Schwarzen Meer sind Speisekarten, Reklametafeln und sonstige mehrsprachige Informationsträger eine schier unerschöpfliche Quelle für sprachliche Kuriositäten und eigenwillige Übersetzungen. In loser Reihe werde ich einige Perlen vorstellen.

Beginnen wir heute mit folgendem Beispiel, jedem sollte doch klar sein, was mit Unbeweglichkeiten gemeint ist, oder?!



We spik Inglish:

Bulgarska Rabota


Bulgarska rabota heißt übersetzt "Arbeit auf bulgarische Art" und ist ein beliebter Ausruf, um Arbeiten jeglicher Art zu kommentieren. Interessant dabei ist, dass der Begriff der bulgarska rabota sowohl positiv als auch negativ konnotiert sein kann. Im positiven Sinne kommentiert man dabei eine gelungene Umsetzung, die besonders pfiffig, originell oder unorthodox ausgeführt wurde. Im anderen Fall allerdings bezeichnet man so eine schlampig, lieblos und unfertig durchgeführte Unternehmung. Beinahe entschuldigend wird dann gerne darauf hingewiesen, dass die fähigen Leuten momentan irgendwo im Ausland tätig sind. Oder irgendeine andere originelle Ausrede. Zu den Begleiterscheinungen der negativen bulgarska rabota gehören nämlich phantasievolle Ausflüchte aller Art, die das Scheitern erklären sollen.
Doch dazu mehr ein anderes Mal.

Pozdrawi
Ivan

28.11.2008

Noch ein sogenannter Expat Blog

Zufällig bin ich auf diesen Blog gestoßen:
http://www.bulgarianslivatree.com/

Wobei dieser Blogger auf englisch schreibt.

Interessant ist auch dieser Blog über Kurioses aus Bulgarien, allerdings aus einer einheimischen Perspektive:
http://seir.bg/

Pozdrawi
Ivan

23.11.2008

Metro-Karte und erster Schnee in Varna und Bulgarien

Gestern war es am vormittag noch mit um die 15 Grad recht mild. Nachdem wir Dessys Mutter zum Busbahnhof gebracht haben, sind wir zu Metro gefahren. Dank meines freiberuflichen Status (als Soziologe), bekam ich auch eine heiß begehrte Metro-Karte. Allerdings erfolgte meine Anmeldung auf eine Weise, die mir von früheren Behördengängen sehr vertraut ist. Nach intensiven Studium meiner Dokumente, fragte die Metro-Karten-Sachbearbeiterin erstmal ihre Kollegin, diese verwies auf einen Ordner mit Dienstanweisungen. Wildes Geblätter folgte, bis sich die Miene der Metro-Angestellten erhellte. Anscheinend hat sie einen Code für meinen "Sonderfall" gefunden. Ansonsten hätte jetzt ein Telefonat angestanden oder die Aufforderung ein anderes Dokument/Bescheinigung/Nachweis vorzulegen. Dieses blieb mir in diesem Fall ausnahmsweise erspart. Da ich noch vier "Mitarbeiter" eintragen konnte, bekamen auch Vali und Krassi eine Metro-Karte. Fehlte noch das Foto, dann durften wir eintreten. Bei Metro-Einkäufe sollte man möglichst genaue Vorstellungen von seinen Bedürfnissen haben, sonst kann es am Ende teuer werden. Aber das ist ja in Deutschland nicht anders.

Als wir dann Metro verließen, war das Wetter bereits empfindlich abgekühlt, und es goss in Strömen. Auf dem Weg nach Hause verwandelte sich der Regen bereits in Schnee und die Straßen in reißende Ströme, da die Schneeflocken auf dem noch warmen Boden sofort schmolzen. Der Abfluss auf den Asphaltwegen von Bulgariens Sommerhauptstadt funktioniert anscheinend nur bei gutem Wetter, teilweise bildeten sich regelrechte Seen. Zum Glück war die Watttiefe des Ravs ausreichend und wir waren froh, dass wir uns damals für den Kompakt-SUV entschieden haben.

Dessys Mutter wartete derweil auf die Polizei, da ein junger Fahrer bei winterlichen Verhältnissen die Kontrolle über sein Auto verlor und in den Bus gekracht ist. Es ist nichts weiter passiert und Mama Totti blieb unverletzt. Als der Busfahrer dem Unfallverursacher gegenüber die Polizei erwähnte, ergriff dieser kurzerhand die Flucht. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass der junge Mann keinen Führerschein besaß und auch das Auto nicht korrekt angemeldet war. Fehlte wohl nur noch, dass er sich vor der Fahrt mit Rakiya Mut angetrunken hatte. Aber auch das würde niemanden wundern. Nach einer geschlagenen halben Stunde kam dann die Polizei, um den Unfall aufzunehmen und die Fahrt konnte in Ruhe fortgesetzt werden. Wer eine Reise tut...

Nachtrag: Bulgaren und Ausländer

Im vorherigen Post sprach ich von einer gewissen Wertschätzung der Bulgaren Immigranten aus dem "goldenen Westen" gegenüber. Das ist allerdings auch nur zum Teil richtig. Nicht selten wird man mit einer Mischung aus Erstaunen und Unglauben gefragt, warum man denn Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, von BMW und Mercedes und von Nemskoto Kachestwo (Qualität Made in Germany) ausgerechnet mit Bulgarien getauscht hat. Übrigens auch eine Reaktion, die heimkehrende Auslandsbulgaren hervorrufen. Da hat es jemand geschafft, sich im Ausland ein Existenz aufzubauen und dann lässt er das alles hinter sich, wegen eines sentimentalen Heimwehgefühls. So ähnlich ergeht es mir dann auch. Es ist noch vertretbar als hoch bezahlter Manager eines internationalen Unternehmens nach Bulgarien geschickt zu werden. Jemand aber, der seiner Partnerin zuliebe mitzieht, ist entweder ein Looser (schließlich hätte er in Deutschland seiner Liebsten ja ein viel besseres Leben bieten können. Falls nicht, ist er erst Recht ein Looser, weil schließlich in Deutschland das Geld auf der Straße liegt) oder auf andere Weise nicht ganz zurechnungsfähig.
Ich kann damit gut leben, auf diese Weise hat man auch eine gewissen Narrenfreiheit und bei mir wissen sie ja eh nicht, in welche  Schublade sie mich packen können.

19.11.2008

Bulgaren und Ausländer

Bulgarien ist ein gastfreundliches Land. Das sprichwörtliche Schaf, das extra für den Gast geschlachtet wird, muss auch hier als Maßstab der Gastfreundlichkeit herhalten. Dem Besucher wird dabei mehr an Lebensmitteln und Flüssigkeiten zugemutet, als ein normal gebauter menschlicher Körper aufnehmen kann. Umgekehrt ist es aber auch üblich ein Gastgeschenk bereit zu halten. Dabei wird eine Flasche guten Rotweins für den Herren und Blumen für die Dame des Hauses als angemessen empfunden.

Lebt man dauerhaft im Lande, hängt es nicht unwesentlich davon ab, welche Herkunft man vorweisen kann. Dabei kann ein Pass eines westlichen wohlhabenden Landes von Vorteil sein, mit gewissen Einschränkungen. Ein gewisser Reichtum wird sozusagen qua Geburt vorausgesetzt und animiert besonders Beschäftigte im Dienstleistungssektor wie Taxifahrer oder Servicepersonal dazu, einen Aufschlag zu verlangen. Das ist natürlich keine bulgarische Spezialität. Eine uneinheitliche Preisgestaltung für Ausländer und Einheimische wurde zwar vor Jahren bereits verboten, was einige aber nicht davon abhält, Bulgaren einen "Stammkundenrabatt"  einzuräumen. 
Auf der anderen Seite genießt man als Ausländer auch gewisse Vorteile gegenüber den Eingeborenen. Mangelnde Sprachkenntnisse hemmt spürbar die Diskutier-Neigung des bulgarischen Gegenüber und man bekommt schneller, was man gerade braucht. Auch Verkehrskontrollen können, ich wiederhole können, schneller ablaufen, da davon ausgegangen wird, dass man das hiesige Backschich-System nicht voll durchschaut. Außerdem ist die Festsetzung und Zustellung des Knöllchens mit einigem Aufwand verbunden, den viele Beamte scheuen. Zeit ist schließlich Geld.
Es kommt manchmal auch zu einer Art umgekehrter Diskriminierung. Bulgaren sind von Natur aus ein sehr misstrauischer Menschenschlag. Alles andere wird als Naivität ausgelegt. Da ein Bulgare weiss, wozu seine Landsleute so fähig sind, trauen sie daher eher einem Ausländer.
Auch Russen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Ihre wenn auch nicht ganz selbstlose Beteiligung an der Befreiung vom "osmanischen Joch" wird ihnen noch heute hoch angerechnet. Allerdings häufen sich Klagen über deren bisweilen großkotziges Auftreten als wieder erstarkte Weltmacht. Dies zeigt sich im Missachten von Schlangen zum Anstehen und Sitzplatzreservierungen. 
Rumänen werden, trotz oder gerade wegen der engen Nachbarschaft, argwöhnisch betrachtet. Auch die Sprachbarriere mag eine Rolle spielen. 
Türken werden aus der Tradition heraus nicht sonderlich geschätzt. 
Mit den restlichen Balkanvölkern pflegt man eine mehr oder weniger intensive Freundschaft. 
Dunkelhäutige Personen werden noch aus einer Mischung aus Verwunderung und Faszination betrachtet. Dies ist aber eher der Seltenheit der Zusammentreffen zuschulden als einem wie auch immer gearteten verdeckten Rassismus. Allerdings hat die Wahl Obamas hier eher verhaltenes Interesse geweckt.
Die einzige Volks-Gruppe, die in Bulgarien nichts zu lachen hat, sind die Sinti und Roma hier landläufig Cigani genannt. Auch wenn kaum einer schlechte Erfahrungen aus eigenem Erleben vorweisen kann, so weiss doch jeder gebürtige Bulgare mindestens 100 Geschichten, warum denen nicht über den Weg zu trauen ist. Daran haben auch ca. 500 Jahre Zusammenlebens  und einem Bevölkerungsanteil von fast 10% nichts ändern können. An einer besseren Integration dieser Menschen wird Bulgarien nicht umhin kommen. Immerhin können sie sich auch EU-Bürger nennen.

03.11.2008

Bulgarien-Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten


Das nenne ich beachtlichen Luxus.

Eine S-Klasse im Zentrum Sofias mit deutschen Kennzeichen (Coburg). Im Prinzip nichts ungewöhnliches. Die Connection Sofia-Schwäbisch Hall habe ich bereits angesprochen.

Bei genauem Hinschauen fällt jedoch auf, dass weder ein TÜV-Siegel noch die AU oder das Registrierungssiegel auf dem Blech zu finden sind. Das Auto ist also nirgends korrekt registriert ist, in BG schon garnicht.

Abgesehen davon, dass der Besitzer so Versicherungsprämien und KFZ-Steuer umgeht, hofft er wohl, dass er von der Polizei verschont bleibt, da sie Autos mit ausländischen Kennzeichen seltener anhalten. Erstens gibt das nur viel Papierkram und Ausländer geben sich beim Thema Backschich deutlich zugeknöpfter.

Widiwidiwitt, ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt...

Wenn schon kriminell, dann aber konsequent.

Ein herzlicher Dank geht an Nico für die Zusendung dieses Fotobeweises! Hier der Link zu seinem Blog.

Pozdrawi
Ivan

02.11.2008

Neuer Job

Seit dem 1. November arbeite ich für die Designagentur Carré Noir in Sofia als Consultant Interactive und Projektmanager auf Freelancer Basis. Carré Noir gehört zur französischen Publicis Gruppe. Meine Aufgabe ist es die Online Projekte der Agentur eigenverantwortlich zu leiten und die Arbeit zwischen den Designern, den Entwicklern und den Kunden zu koordinieren. Da wir sehr eng mit den deutschen Carré Noir und Publicis Agenturen arbeiten, kommen mir meine Deutschkenntnisse zugute. Die Kollegen dort sind wiederum ganz glücklich auf deutsch zu kommunizieren. Also für alle eine Win-Win-Situation. Außerdem arbeitet im Sofioter Büro eine portugiesische Designerin, die sich auch freut, einige Takte portugiesisch sprechen zu können. Ich werde weiterhin von meinem Home Office in Varna aus arbeiten und bei Bedarf oder einmal im Monat nach Sofia reisen. Dass geht recht fix und günstig mit Wizzair. Beide Richtung für ungefähr 50Euro und mit einer guten halben Stunde Flugzeit.

Außerdem beginnt Morgen mein Capoeira-Kurs bei Orangefitness. Wie mir die Managerin des Studios versichert hat, besteht bereits reges Interesse an dem Kurs.


Pozdrawi
Ivan

Links:
Carré Noir Deutschland (Ab nächster Woche online)

Dudelsack made in BG

Der Dudelsack wird gemeinhin ja mit Schottland verbunden. Tatsächlich gibt es aber einige Wissenschaftler die den Ursprung auf der Balkanhalbinsel vermuten. Als "Erfinder" gelten  die Thraker, dieses geheimnisvolle Volk, dass in der Antike teilweise auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens lebte. Der Dudelsack wird hier Kaba Gajda oder auch kurz Gajda genannt und hat durchaus den Rang eines nationalen Musikinstrumentes und spielt eine Hauptrolle in der Volksmusik.

Und so klingt sie:

Pozdrawi
Ivan