25.07.2008

EU-Kommission vergibt schlechte Noten

Halbjahreszeugnis mies, Versetzung des Kandidaten gefährdet.

Vorerst ohne Abendessen ins Bett, bis Besserung eintritt.

System Zuckerbrot und Peitsche. Bulgarien glaubt halt immer noch als kleines Balkanland an der Peripherie unter dem Radar fliegen zu können. Dabei steht es im vollem Rampenlicht. Eine Rolle, an die es sich erst mühsam gewöhnen muss.

Es war schon immer schwer, liebgewonnen Gewohnheiten zu ändern. Nimm einem Raucher seine Zigarette.

Mir persönlich tut es leid für das Land, das wegen der Gier einiger weniger, die große Mehrheit leiden muss, bzw. nicht in den Genuß der positiven Errungenschaften kommt, die aus der EU-Mitgliedschaft erwachsen. Diese sogenannten bulgarischen Eliten verspielen Bulgariens Zukunft.

Gruß
Ivan

P.S: Der vollständige Report zur Lektüre:
http://ec.europa.eu/dgs/secretariat_general/cvm/progress_reports_en.htm

Weitere Artikel:
http://www.eubusiness.com/news-eu/1216813621.74

http://www.novinite.com

23.07.2008

The little differences...Autofahren



Über die Unterschiede des Autofahrens in Bulgarien habe ich bereits des öfteren geschrieben. Trotzdem wollte ich hier noch eine kleine Liste über Merkwürdigkeiten und Kuriositäten des Verkehrs erstellen, der Übersicht halber:

- Ampeln an einer Kreuzung stehen einmal direkt an der Haltelinie und dann noch einmal hinter der Kreuzung.
- Manche Ampeln haben eine Restlaufanzeige, die die Sekunden angeben wie lange die Grün- oder Rotphase noch geht.
- Gelbphasen sind extrem kurz, besonders wenn man aus Köln kommt.
- Viele Autos der gehobenen Preisklasse von namhaften deutschen Herstellern tragen auffallend häufig ein deutsches Kennzeichen aus SHA. Anscheinend gibt es eine geheime Connection zwischen bulgarischen Sehr-Gutverdienern und einem Autohändler aus Schwäbisch Hall.
- Aus unerfindlichen Gründen sieht man häufig Autos, die auf Autobahnen auf dem Standstreifen fahren. Das ist auch hier nicht nur verboten, sondern extrem gefährlich. Besonders, auch für die Radfahrer, die dort ebenso verbotenerweise fahren...
- Hinweisschilder für Baustellen werden gerne mal "vergessen" und stehen auch weiterhin neben frischem Asphalt.
- In Sofia gibt es auch animierte Fußgängerampeln. Das grüne Männchen bewegt die Beine.
- Gebühr fürs Abschleppen beträgt in Sofia 29lv oder 15Euro. Dazu kommt noch eine Taxifahrt und eine stündliche Aufbewahrungsgebühr in Höhe von 1,30lv.
- Manche Parksünder erhalten allerdings auch eine Kralle. Oft sind darunter auch Autos, bei denen man auch ohne Kralle nicht sicher sein kann, ob es sich fortbewegt. Der neuere und deutlich teuere Nachbarwagen bleibt jedoch verschont.
- Zu Autos, die so ungeschickt abgestellt werden, dass sie gleich zwei Parkbuchten blockieren, sagt man auch, sie wurden auf rumänische Art geparkt.
- Erst heute habe ich einen Audi TT als Polizeiwagen gesehen.
- Blaulicht bekommt man mit guten Kontakten und einem kleinen Backschisch.

Pozdravi
Ivan

20.07.2008

Beloslava in Kaliakria















Gestern haben wir wieder einen Ausflug gemacht. Diesmal ging es nach Kaliakria, das ist vor einige Kilometer vor dem Kap Kaliakra. Dabei handelt es sich um eine Ferienapartment-Anlage, die sich teilweise noch im Bau befindet und über eine Schotterpiste zu erreichen ist. Sie wurde direkt auf die Steilküste gesetzt und bietet einen grandiosen Ausblick über das Meer. Viele Apartments scheinen noch frei zu sein. Da wir erst um halb vier von zu Hause losgefahren sind, unterwegs noch etwas gegessen haben, kamen wir also gegen 18h an. Es sind immerhin 65km zu fahren. Wir schafften es also gerade noch eine Runde in dem sehr schönen Pool zu drehen, dessen Ende so angelegt ist, das es scheint, als würde er seine Fortsetzung im Meer haben. Der starke Wind ließ uns etwas frösteln. Die Wartezeit bis zum Konzert, das für 21h angesetzt war, vertrieben wir uns mit Chillen, Lesen und Trinken.
Als dann Beloslava so gegen 22h anfingen, waren wir allerdings schon etwas schläfrig geworden in unserem Himmelsbett. Der ruhige Stil ihrer Musik konnte uns auch nicht mehr richtig hochreißen, hinzu kam, dass wir beharrlich vom Bedienungspersonal ignoriert wurden. So traten wir dann um 23h die Heimreise an.

Pozdravi


Ivan


16.07.2008

The little differences...

- Speiseeis wird in Gramm abgerechnet.
- Arbeitszeit heißt nicht, dass dann auch gearbeitet wird. Manchmal steht man vor verschlossenen Ladentüren, obwohl laut Öffnungszeiten jemand darin arbeiten sollte.
- Man darf pro Tag nicht mehr als 400 Leva abheben und auf der Bankkarte steht zwar Visa, ist aber nur eine EC-Karte. Dispokredit gibt es nicht. In Bulgarien gibt es auch eine Allianzbank. In Deutschland heißt sie ja Dresdner.
- Bulgaren kaufen kein Obst und Gemüse, die kommen aus Opas Garten.
- Wenn etwas kaputt geht, dann repariert man es entweder selbst, oder man kennt einen, der sich damit auskennt. Es zum Kundendienst oder Spezialisten zu geben, ist undenkbar. Frauen erwarten, dass man praktisch alles im Alleingang reparieren kann. Das Wort Remont sollte man sich merken.
- Bulgaren sind das am besten ausgebildete und intelligenteste Volk auf der Erde. Zumindest nach eigener Einschätzung.
- Bulgaren sind sehr abergläubisch. Durch offengelassene Klodeckel dringen böse Geister ins Haus, aus auf dem Boden abgestellte Taschen läuft das Geld weg und wenn sie sich erschrecken, spucken sie dreimal ins Hemd, um die bösen Geister zu vertreiben.
- Obwohl wir hier direkt am Meer leben, ist in Fischrestaurants eine Forelle günstiger als ein Salzwasserfisch.
- Bulgaren mögen keine Leute, die mehr verdienen als sie selbst. Aber auch keine die weniger verdienen...
- Letzte Woche war ich das erste Mal in einem digitalen Kino. In Bulgarien. Hankock haben wir uns angesehen, ein seltsamer Film...
- Man kann hier japanisch sprechende Schuhverkäuferinnen (Camper) treffen.
- Es gibt hier in Restaurants und Cafés wie bei Ally McBeal Unisex-Toiletten. Man geht da rein, wo frei ist. Anschließend trifft man sich beim Händewaschen.

Pozdravi
Ivan

Ubi bene ibi patria

Dort wo man sich wohl fühlt, da ist Heimat, wie der alte Lateiner sagt und ich finde da ist auch was dran.

Mittlerweile bin ich ja nun drei Monate in Bulgarien und kann sagen, dass ich mich gut eingelebt habe. Sicher, mein bulgarisch ist noch nicht verhandlungssicher, aber für kleine Gespräche reicht es. Allerdings könnte ich noch mehr Vokabeln lernen. Eine Sprache im Selbststudium zu erlernen erfordert nun mal Disziplin.

Heute ist es etwas kühler geworden und windig, außerdem hat es gestern gut geschüttet. Wir haben also deutsche Verhältnisse. ;-)
Die Tage davor waren sonnig und heiß, mir gefällt die Abkühlung. Das kommt einem entgegen, wenn man arbeiten muss...

Wie es übrigens deutschen Firmen in Bulgarien ergeht, kann man dem kritischen Artikel der Wirtschaftswoche entnehmen:
Deutsche Unternehmen in Bulgarien: Survival in der Schattenwirtschaft

Ach ja, Nico wurde auch zitiert.
;-)

Gruß
Ivan

11.07.2008

in memoriam KNUT LEBUSER

Mir geht es zur Zeit nicht so gut. Wie ich gestern erfahren musste, hat sich ein sehr guter Freund von mir das Leben genommen.

Es kam völlig überraschend und ich bin noch immer völlig fassungslos. Es hängt wohl damit zusammen, dass am letzten Wochenende seine Freundin ihn für einen anderen hat sitzenlassen. Ich hatte noch versucht ihn aufzumuntern, auch wenn so etwas in so einer Situation nur bedingt erfolgreich sein kann.

Ich kann, ich will es einfach nicht glauben. Es ging alles so schnell und jetzt fühle ich mich einfach nur hilf- und kraftlos. Wie vom Laster überrollt.

In gewisser Weise bin ich auch sauer auf ihn, wie er sowas überhaupt machen konnte und die Leute die ihn mögen und schätzen so vor den Kopf zu stoßen. Ich habe mit ihm am letzten Wochenende mehrmals gechattet, so wie ich es bereits seit Jahren mit ihm mache, eigentlich spielte sich unsere Freundschaft hauptsächlich online ab, umso mehr fehlt er jetzt als Person. Ich wusste von den Problemen mit der Frau und das ganze Drumherum. Sicher, so eine Verletzung und die Art und Weise, wie sie das gemacht hat, muss für jeden ein schwerer Schock sein. Dazu so überflüssige wie demütigende Aktionen wie Fotos von den beiden auf StudiVZ zu löschen. Das hatte was von Nachtreten. Was sollte das?! Ich will ihr um Gottes Willen nicht die Schuld geben, aber es muss sich in ihm etwas zusammengebraut haben, das eine solche Wucht entfallten konnte. Ein so heftiger Wunsch, es ihr auf die schlimmste nur denkbare Art heimzuzahlen.

Aber wir alle haben doch auch unsere Erfahrung in der Hinsicht machen müssen. Wir wissen auch, Zeit heilt alle Wunden und mit der Zeit vergeht auch der größte Schmerz, manchmal schwelt er auch unter der Oberfläche weiter, aber man lernt damit zu leben. Hätte man ihm altklug zurufen sollen, warte doch noch ein paar Wochen, Monate und du wirst sehen, das Leben geht weiter?!

Vielleicht, wenn man es gewußt hätte.

Aber auch nach mehrmaligen Lesens der Chatprotokolle vom Sonntag, kann ich keinen Hinweis darauf finden, was er sich antun könnte. Er erzählte mir auch von seinem Plan, ein intimes Video der beiden online zu stellen. Mit Mühe konnte ich es ihm ausreden. Habe ich ihm aber damit ein Ventil genommen?! Wusste er sonst nicht wohin mit dem Schmerz, als ihn gegen sich selbst zu richten?! Was ging in ihm vor???

Ich kann Verschwendung nicht leiden und das was er gemacht hat, war die größte Verschwendung überhaupt, bei allen seinen Talenten, seinem Wesen, seinem ganzen Sein, sein Einsatz für andere, für die Capoeira.

Verzeiht wenn ich das so hart sage, aber da sind ganz andere Leute, bei denen man sich wünschte, sie würden sich das Leben nehmen...

Wenn man sich nur das alles vor Augen führt, gerade sein Studium zu Ende gebracht, das ihm viel Mühe gekostet hat. Ich weiss schon nicht wie oft ich ihn ermutigt habe, nicht aufzugeben, sondern es durchzuziehen, die Freude es geschafft zu haben, mit einer sehr guten Note dazu. Ein guter Job in Aussicht, Sommerzeit. Er wollte mich hier in Bulgarien besuchen kommen, hatte bereits nach Flügen gesucht. Es hätte was werden können. Und jetzt versetzt er uns alle...

Knut, du wirst mir fehlen!

Ivan

03.07.2008

Erdbeben zum Dessert

Als hätten wir uns nicht schon genug über das morgendliche Feuerwerk erschrocken, gab es noch eine Erdbeben nachmittags um 3.

Light Quake Shakes Sofia amid Powerful Military Storehouses Blasts

Bei uns im Büro hat es kurz gewackelt...

Mami, ich will nach Hause!!!

Pozdravi

Ivan

Bombige Stimmung hier






Heute morgen gegen 6:45h wurden wir unsanft aus unseren Träumen gerissen. Eine gigantische Explosion in einem Munitionslager vor der Stadt verursachte einen Knall, der in der ganzen Stadt zu hören war. Türen und Fenster erbebten. Erst hielt ich es für ein sehr starkes Gewitter, doch der Himmel war blau und nach den ersten zwei großen Explosionen folgten viele kleine, die zu einem Grummeln und Donnern führten, die noch eine Stunde lang hörbar waren. Ich schaute in den Himmel, ob irgendwo Rauch aufstieg, konnte aber nichts sehen. Kurze Zeit später berichteten die Morgensendungen bereits darüber. Laut offiziellen Meldungen wurden keine toxischen oder radioaktiven Stoffe freigesetzt. Dennoch wurden die Menschen aus der näheren Umgebung evakuiert. Aus Sicherheitsgründen wurde auch der nahegelegene Flughafen von Sofia gesperrt.

Auch Spiegelonline berichtete bereits:
Explosionen in Munitionslager erschüttern Sofia

Ausführlichere Infos auf Englisch unter:
Novinite.com

Pozdravi
Ivan