25.02.2009

Bombe im Zentrum von Sofia

DER ZUFALL VEREITELT EXPLOSION IN SOFIA
Erst letzte Woche ist das Café Nero von einer Bombe schwer beschädigt worden. Nun wurde eine zweite Bombe vor dem Klub Planeta gefunden, dort, wo ich mich immer morgens mit Nico treffe, um gemeinsam zur Arbeit zu fahren.

Nico, wir sind aufgeflogen worden!

Auch gestern erst. Als ich mich dem Lokal genähert habe, war die kleine Straße von der Polizei gesperrt gewesen und ich hatte mich noch darüber gewundert...

Hier noch ein Bericht:

Ein Paket mit Explosiven wurde nur wenige Meter vom
Parlamentsgebäude, neben dem Klub Planeta an der Ecke
Oborischte-Straße / Vassil Levski Straße gefunden.
Experten gehen davon aus, dass in der Nacht ein Versuch gemacht
wurde, die Bombe zu sprengen, es aber wegen einem Defekt nicht zur
Explosion gekommen ist. So hat der Zufall ein blutiges Drama im
Zentrum von Sofia vereitelt. Das verdächtige Paket ist um 7.00
morgens gefunden worden.

Auf dieser Strecke ist auch der kroatische Generalstabschef Josipl
Lucic, der sich auf einer dreitägigen Visite in Bulgarien befindet,
gefahren.

BOMBE IM ZENTRUM VON SOFIA


Die Bombe gilt wahrscheinlich dem Luxus-Lokal Planet Klub, einem bekannten Mutri-Treff. Die Bombe ist vom Klub-Manager in einem Blumentopf direkt vor dem Lokal gefunden
worden.

Konkurrenz in der Branche ist eine der möglichen Versionen.

Nightboarding auf dem Vitosha!

Zu den Top5 To-Dos in Sofia gehört Nightboarding auf dem Vitosha auf die vorderen Plätze (Nico, was waren noch gleich die anderen?!). Gestern haben sind Nico und ich direkt aus dem Büro so gegen 18:30h auf den 2.000m hohen Vitosha gefahren, wo eine beleuchtete Nachtpiste bis 22h für Wintersport-Enthusiasten geöffnet hat. Für umgerechnet 10Euro bekommt man nicht nur eine gut preparierte Piste geboten, sondern auch einen traumhaften Blick auf das nächtliche Sofia. Mit -11 Grad Celsius (der Windschill tat sein Übriges) war es zwar auch empfindlich kalt. Besonders wenn man seinen Fleece-Pulli in Varna vergisst. :-( Aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Gegen 21:30h traten zwei sehr glückliche Boarder den Abstieg an.

17.02.2009

Februar hat in Bulgarien 31 Tage!

Für den nächsten Post musste ich nichtmal mein Zimmer verlassen. Vor meinem Schreibtisch hängt ein Kalender der staatlichen Regulierungsbehörde für Strom und Wasser in Bulgarien. Dieser Kalender zeigt tatsächlich einen 30. und 31. Februar an. Lediglich der 29. Februar fehlt, klar, ist ja kein Schaltjahr.
Aber seht selbst:

14.02.2009

Sveti Valentin und Sveti Trifon

Wer schon immer der Ansicht war, der Valentinstag sei eine Erfindung der Blumenhändler und Pralinenverkäufer und ihn deshalb boykottiert, der hat in Bulgarien die Möglichkeit am 14. Februar auch den Tag des Weines zu begehen. Im Gedenken an Sveti Trifon, der als Schutzheiliger des Weinberges gilt. Eigentlich fällt der Sv. Trifon-Tag nach gregorianischen Kalender auf den 1. Februar, nicht wenige feiern aber noch nach julianischen Kalender. Einige feiern aber auch zweimaÜbrigens geht der Valentinstag auf Bischof Valetin von Terni, der als Märtyrer starb, daher wird der Tag hier auch mit dem Zusatz Sveti (=Heiliger) genannt. Er soll der Sage nach römische Soldaten getraut haben, was verboten war.

Lebensmittelqualität

Sicher, in Deutschland ist man da schon weiter. Nach einigen Gammelfleischskandalen und Pestizidfunden im Salat sind die Deutschen entsprechend sensibilisiert. Hinzu kommen Institutionen wie Stiftung Warentest und andere. Nicht jeder Deutscher glaubt an den lieben Gott, aber alle an Stiftung Warentest. Vielleicht liegt es auch daran, dass die EU-Kommissarin Meglena Kuneva für Verbraucherschutz zuständig ist. Jedenfalls vergeht kein Tag ohne dass in den Nachrichten über Lebensmittelqualität berichtet wird. Ob der Sirene (bei uns auch Feta-Käse), der ein fester Bestandteil der bulgarischen Küche, tatsächlich mit Kuhmilch hergestellt oder aber mit Palmöl gestreckt wurde. Da werden dann Beispielsrechnungen erstellt und gezeigt, dass ein ordentlicher Sirene mind. 8,-BGN kosten müsste. Ein Preis darunter ist dann ein Indiz für mindere Qualität. So geht dass dann durch alle Lebensmittelgruppen (Hranidelni Stoki). 

Bisher glaubten die Bulgaren, dass ihr Gemüse das beste der Welt (zugegeben die Tomaten sind unschlagbar) und einen der bulgarische Joghurt (wegen des speziellen Bakteriums "lactobazillus bulgaricus") einen Menschen 100 Jahre alt werden lässt. Das sollte reichen. 

Bio ist hierzulande noch nicht sehr stark verbreitet, auch wenn man bereits einige einheimische Bioprodukte im Supermarkt findet und in Sofia vereinzelt spezialisierte Geschäfte geöffnet haben. Die meisten Bulgaren kaufen Ihr Gemüse auf täglich geöffneten Wochenmärkten und wer auf dem Land wohnt, baut es sich sowieso selber an. Nicht nur während des Kommunismus die einzige Garantie für zuverlässige Versorgung.

12.02.2009

False Friends

Einige bulgarische Wörter und Floskeln können auf deutsche Ohren durchaus ulkig anhören, wenn man die eigentlich Bedeutung nicht kennt. Oder was stellt Ihr Euch unter folgdendem spontan vor:

1. "Lek den!"
2. "Po"
3. "Kak e?"
4. "Kaka"
5. "Kurva"

Auflösung:

1. "Schönen Tag!"
2. "mehr"
3. "Wie ist es?"
4. "Große Schwester"
5. "Hure"
pozdravi
Ivan

11.02.2009

Gefakter Bericht über Folgen des Gasstreits in Bulgarien auf CNN

Dieser Fall hat in Bulgarien bereits einige Wellen geschlagen. Es ging um einen Bericht auf CNN über die Folgen des Gasstreites in Bulgarien. Ein britisches Journalist hat sich dabei in Pleven umgeschaut und einen Bericht gedreht, der später auf CNN lief. Das politische Establishment in Pleven und Sofia war darüber not amused, weil es kein schmeichelhaftes Bild von Bulgarien zeigt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Bericht gefaked war.

Hier mehr Infos zum dem Fall auf deutsch:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/482/was-nicht-passt-wird-passend-gemacht

Pozdravi
Ivan

05.02.2009

Mutri-Spitznamen

Nicht nur Capoeiristas benutzen Spitznamen um ihre bürgerliche Identität zu verschleiern. Auch bei Mafiosi aka Mutri sind Spitznamen äußerst beliebt. Da Spitznamen häufig ein hervorstechendes Merkmal betonen, sagen sie gleichzeitig einiges über den Träger aus. In loser Folge werde ich hier einige Spitznamen vorstellen, aber auch die Nennung des Klarnamens aus "Sicherheitsgründen" verzichten. Glaube zwar kaum, dass sie des Deutschen mächtig sind, aber sicher ist sicher. Schließlich bin ich nicht scharf auf Besuch von lederbejackten Gorillas und lege wert auf körperliche Unversertheit.
;-)

Hajde!

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Quelle: novinite.com)

"Baretata"= das Barret
"Boksiora"= der Boxer
"Ochite" = die Augen
"Dembi" = ?
"Mamata"= Mutti
"Racho" = ?
"Ludiya" = der Verrückte

und hier noch ein paar Ergänzungen:
"Bobura" = Der Biber
"Klyuna" = Der Zinken
"Temeruta" = Der Unfreundliche

Pozdravi
Ivan

02.02.2009

Andererseits...

...zünden in Berlin militante und selbsternannte "Umweltschützer" (was bei so einem Autobrand alles an Giftstoffen in die Umwelt gelangt...) große Limosinen und SUVs an.

Siehe bei Spiegel-Online TV:
http://www.spiegel.de/video/video-49704.html

Wenn man längere Zeit im Ausland verbringt, gewöhnt man sich schnell ein sowohl...als auch an.

;-)

Pozdravi
Ivan

01.02.2009

Kategorisierung des Autos, oder zeige mir was du fährst und ich sage Dir wer Du bist






Luxuslimosinen und große SUVs deutscher Premiumhersteller
Die G-Klasse und die S-Klasse sind hier schon der Inbegriff eines Mutri-Mobils. Die Fahrer schimpfen sich gerne auch "Biznesmeni". 
In den letzten Jahren war schwarz die vorherrschende Farbe, dazu getönte Scheiben. Zunehmend scheint aber Weiß in Mode geraten zu sein, was angesichts der staubigen Straßen nur mit einer Abokarte einer Autowäsche des Vertrauens sinnvoll erscheint. Die siebensitzige GL-Klasse erfreut sich hier einer gewissen Verbreitung, da man diese auch steuerlich geltend machen kann.
Auf die beliebten Nummernschilder bin ich bereits eingegangen. Um sich ein wenig von seinen Biznesmeni-Freunden zu unterscheiden, werden entweder getunte Modelle vorgezogen oder auch gleich zu Bentley, Maybach oder Lamborghini gegriffen. Damit inbegriffen ist dann auch freies Parken vor dem Chalga-Club, Parken im Halteverbot, Fahren über den Vitosha-Boulevard (normalerweise für Verkehr gesperrt) und auch sonstige automobile Narrenfreiheit.

SUVs von asiatischen Herstellern, Mitteklassewagen (neuwertig)
Wer wohlhabend ist, aber ungern mit Mutris in einen Topf geworfen werden will, der greift zu SUV (hier meist Jeep genannt) asiatischer Produzenten wie Toyota, Honda oder Hyundai. Man zeigt so, dass man sich durchaus hätte mehr leisten können, aber aus Bescheidenheit oder Angst vor Beschädigungen KFZ mäßig abgerüstet hat.  
Limosinen sind hier nach wie vor der Ausdruck eines luxuriösen Wagens, ein Skoda Superb geht hier als ordentliche Oberklassenlimosine durch (als osteuropäisches Auto deutschen Genen) und steht auch dem Firmenvorstand gut zu Gesicht. Kombis haben sich hier nicht durchgesetzt.

Teure Kleinwagen
Die Tochter oder Freundin (Mutresa) eines Mutra wird gerne mit eine teuren Kleinwagen a la Mini, BMW 1er oder SLK ausgestattet. Darin werden dann die Fahrten zum Frisör, Maniküre, Mall und ins Café absolviert. Äußeres Erscheinungsmerkmal dieser Spezies: Eine zur Löwenmähne hochtoupierte Frisur entweder in Schwarz oder blond gefärbt, rote Stiefel, große Sonnebrile, große Taschen und mit mehr Glitzerzeug behangen als ein Weihnachtsbaum.

Gebrauchte Mittelklassewagen aus dem Westen
Auch wenn die teuren Neuwagen die Aufmerksamkeit erregen, so fährt die Mehrheit (wir erinnern uns, die bis 1.000BGN Monatseinkommen) in Gebrauchtwagen aus dem Westen herum. Aber auch solche "Biznesmen", die mal ein schlechtes Investment getätigt haben, oder sich beim Paten in Ungnade gefallen sind, müssen auch Fahrzeugtechnisch kleinere Brötchen backen.
Besonders Modelle aus Deutschland mit noch gültigem TÜV erfreuen sich großer Nachfrage, kosten aber auch etwas mehr. Aber auch der öffentliche Transport bezieht seinen Fuhrpark aus abgehalfterten Bussen aus Deutschland. So sieht man nicht selten neben der Liniennr. die Endhaltestelle "Bahnhofsplatz-Leinenfeld".

Motorräder
Nur die Todesmutigsten steigen hier auf Zweiräder. Mit oder ohne Motor. 

Lada/Moskwitch/Trabi
Good bye, Lenin lässt grüßen. Die Fahrer dieser teilweise museumreifen Vehikel stehen am untersten Ende der Nahrungskette. Da Ersatzteile rar sind, muss viel in Eigenleistung erstellt werden. Das gilt ebenso wie die putzig anmutenden Tuningversuche, mit denen versucht wird, diesen Wagen einen Rest von Anstand und Respekt zu verleihen.

Auto als Statussymbol?!

In meinen bisherigen Posts habe ich mich meist um die Fahrweise und Straßenverhältnisse auf bulgarischen Asphaltwegen ausgelassen. Nun dachte ich, wäre Zeit es auf die Sozio-kulturellen Aspekte des Kraftverkehrs einzugehen. 

Auto als Statussymbol
Vorweg, Bulgaren sind ein Autovernarrtes Land. Individuelle Mobilität ist ein Ausdruck persönlicher Freiheit, Modernität und Prestige. Besser als durch ein hübsch eingerichtetes Zuhause, lässt sich am fahrbaren Untersatz der Umwelt seinen sozialen Status demonstrieren. Wie lässt sich der gesellschaftliche Stellenwert des Autos besser einordnen, als durch die neu gebaute Flanierstraße am Strand von Varna?! Auf mehreren Kilometern wurden direkt am Meer Straßen und endlose Reihen an Parkplätzen angelegt, aber auf Bürgersteige oder gar Promenade gänzlich verzichtet. Um verirrte Spaziergänge vor dem vorbei rasenden Verkehr ein Minimum an Schutz zu gewähren, wurden Bodenschwellen eingebaut, hier auch "liegender Polizist" genannt. Überhaupt steht es um Bürgersteige und Fahrradwegen noch schlimmer als um Straßen. Vieler Orts ziehen es die Leute auf der Straße mit dem Verkehr zu laufen, als auf dem Troittoir, selbst junge Mütter mit Kinderwagen. 

Am Auto spart der Bulgare zuletzt
An allem spart der Bulgare, außer am Auto. So sieht man nicht selten auch vor zerbröckelten Plattenbauten Wagen der gehobenen Preisklasse stehen. Da wird dann auf Omas Häuschen eine Hypothek aufgenommen, um sich ein Auto eines deutschen Premiumherstellers zuzulegen. Da fließt die komplette Wirtschaftskraft einer Familie in das Auto. Aus bulgarischer Sicht keine schlechte Investition. Man kann sich neidischen Blicken der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz gewiß sein. Vor dem In-Chalga-Club werden einem direkt vor dem Eingang Parkplätze freigehalten und auch der Tankwart gibt sich freilich mehr Mühe, um verdreckte Scheiben und Scheinwerfer zu reinigen.  

Gefahren für das Auto
Aus Ausländersicht ist die Sache nicht ganz so klar. Sicher, auch wir Expats fahren gerne schöne und schnelle Autos, aber bulgarische Fernstraßen sind nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, unzählige Schlaglöcher eine Herausforderung an Mensch und Material und die Innenstädte oftmals sehr eng und verwinkelt. Parkplätze sind Mangelware und die Gefahr von Parkremplern, herabfallenden Gebäudeteilen oder rachsüchtigen Zeitgenossen Kratzer und Beulen im Lack davonzutragen sind hoch. 

Kratzer im Lack
Erst kürzlich mussten wir das am eigenen Auto erfahren. Vor einigen Tagen entdeckte Dessy auf Fahrerseite mehrere mit dem Schlüssel eingravierte Strichmuster. Mein Verdacht fiel gleich auf einen BMW-Fahrer, der sich dreister weise auf unseren Parkplatz gestellt hatte. Dessy hat ihn dann, auf Zuraten von Krassi, zugeparkt. Sie wollte die Sache eigentlich nicht weiter eskalieren. Wie auch immer, er ist auch so herausgekommen, es könnte aber sein, dass er sich dadurch provoziert gefühlt haben könnte und seinem Ärger im Lack hinterlassen hat. Zum Glück wird unser Parkplatz Video-überwacht, die Aufnahmen haben wir aber noch nicht einsehen können. Ansonsten gibt es keine konkreteren Verdachtsmomente, außer vor Neid zerfressende Vandalen. Es war aber nicht das erste Mal, bereits in der alten Wohnung hat jemand einen Strich auf den Lack gezogen. Der könnte von dem Lenkrad eines Kinderfahrrades stammen, die in Frage kommende Familie wurde auch zur Rede gestellt, stritt aber jede Schuld ab. Auf Dessys Firmenparkplatz hat jemand mal einen Kaugummi auf die Fahrertür hinterlassen. Kratzer mit dem Schlüssel sind aber eine neue Qualität.

Verdrehte Scheibenwischer
Eine ähnliche Erfahrung musste auch Dessys Vater vor gut einem Monat in der Tiefgarage der Sofioter Wohnung erleben. Da sein Stellplatz durch unseren Rav besetzt war, den wir während unseres Deutschlandaufenthaltes dort abgestellt hatte, suchte er sich einen anderen Platz aus, der nicht explizit als Parkfläche ausgewiesen ist, aber auch keinen behinderte. Solch eigenmächtiges Verhalten hat wohl irgendjemanden wieder mal provoziert und dazu motiviert, den Scheibenwischer des Skoda Oktavias dermaßen zu verbiegen, das er nicht mehr funktionierte.

Beschädigungen gegen Autos haben Tradition
Eine zeitlang war es in Mafia-Kreisen beliebt, Konkurrenten oder säumigen Zahlern, Spitzhacken in das Auto zu rammen, sozusagen als Warnung. Das Auto muss stellvertretend leiden und mit ihm der Halter.

Pozdravi
Ivan