Als kleines Land im Südosten Europas benutzt Bulgarien eine Sprache, die zwar zur großen slawischen Sprachfamilie (genauer: südslawischen) gehört und die für sich die Erfindung des kyrillischen Alphabetes beansprucht, die aber lediglich von schätzungsweise 10-12 Millionen Menschen gesprochen wird. Dies entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Istanbul. Man sollte daher meinen, dass das Erlernen von Fremdsprachen eine Rolle spielt, zumal der Tourismus eine wichtige Säule der bulgarischen Wirtschaft darstellt und nicht wenige Bulgaren davon träumen, ins Ausland zu gehen.
Sicher, es gibt einige weiterführende Schulen über das Land verteilt, die bilingualen Unterricht anbieten. Diese sind aber oftmals in privater Hand und/oder verlangen das Bestehen eines Aufnahmetestes, der nicht einfach ist. Die beliebtesten Sprachen sind dabei Englisch und Deutsch, aber auch französisch und spanisch werden angeboten.
Dennoch muss man nicht selten die Erfahrung machen, besonders, wenn man des Bulgarischen noch nicht mächtig ist, dass man mit Fremdsprachen oft nicht sehr weit kommt. Kürzlich beschwerte sich unsere portugiesische Praktikantin, dass sie in der Hauptpost in Sofia, einer europäischen Hauptstadt immerhin, mit Englisch nicht verstanden wurde. Eine englisch sprechende Kundin konnte schließlich bei der Übersetzung behilflich sein.
Meine Lieblingsanekdote dazu betrifft das Migration-Office in Varna, wo man seine Aufenthaltstitel beantragen kann. Einer Amtsstube wohlgemerkt, wo sich kein Bulgare, es sei denn in Begleitung eines Ausländers verirren würde. Dort versteht aber auch keiner Englisch, bis auf die Vorgesetzte. Umgekehrt verlangen die Beamten, dass man seine Anträge in bulgarisch verfasst. Immerhin sind die Formulare zweisprachig.
Andererseits wird man nicht selten positiv überrascht, wie viele deutsch sprechen. Erst gestern hatte ich wieder ein Aha-Erlebnis. Ich wollte unser Auto zwecks Frühjahrsüberholung bei einer Autowerkstatt abgeben. Uns wurde eine empfohlen, die allerdings außerhalb von Veliko Tarnovo liegt, also praktisch schon in der nächsten Ortschaft. Trotz der sehr aussagekräftigen Anfahrtsskizze, bin ich erstmal glatt vorbeigefahren und fand mich mitten in dem Selo (Dorf) wieder, von vorbeiziehenden Zigeunern gemustert. Ich hielt dann an einem Betrieb, der nach Werkstatt aussah und fragte, ob sie die gesuchte Werkstatt kennen würden. Daraufhin entgegnete der Angesprcohene: "Sprechen Sie Deutsch?"
In Wikipedia findet sich auch eine Liste deutscher Lehnwörter:
Deutsche Wörter, die unverändert in die bulgarische Sprache übernommen wurden
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