Vor kurzem bin ich in einem Artikel eines Weltreisenden auf den Begriff "shittiness chic" gestoßen. Dieser beschreibt die Entwicklung Bulgariens seit 1999 und vergleicht, wie sich Bulgarien seitdem geändert hat. Der Teminus "shittiness chic" soll den gewissen Charm beschreiben, den zerbröselnde Häuserfassaden und Schlagloch übersäte Straßen auf unsere Generation Westeuropäer ausstrahlen. Wenn man sich in Expat-Kreisen umhört, so sagen nicht wenige, dass neben der Natur auch die marode Infrastruktur Bulgariens ihren Reiz hat. Wir, die wir in Ländern aufgewachsen sind, die die soziale Einrichtung der Kehrwoche kennt, wo alles vorhersehbar, sauber und ordentlich (und teuer) ist, genießen den gewissen Laissez-fair, den der bulgarische Alltag bietet.
Sicher, Bulgaren können dem weniger abgewinnen und schwärmen von den sauberen und gut asphaltierten deutschen Straßen, auf denen man sprichwörtlich vom Boden essen kann. Schon häufig musste ich mir einen Rüffel abholen, wenn ich halbverfallene Gebäude fotografieren wollte: "Warum fotografierst Du nicht etwas Schönes?!". Bulgaren träumen gerne von einer Europäisierung Bulgariens, daher auch der Name der Regierungspartei GERB (übersetzt): Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens. Europäisch im Gegensatz zum Orient, der als chaotisch, dreckig und rückständig gilt.
Ob Bulgarien tatsächlich bald europäischen Weststandard erreichen kann, sei dahingestellt. Nicht wenige (auch Bulgaren selbst) sagen, dafür müsste sich erst die Mentalität der Leute ändern. Der Autor fragt gar, ob dadurch Bulgarien nicht seinen Charakter verlöre und für Reisende aus dem Westen weniger attraktiv werde. Ich persönlich glaube, dass die Sorge unberechtigt ist. Erstens, weil es in allem, was Bulgaren machen, immer auch etwas "Bulgarisches" gibt. Und zweitens, weil jedes Land Entwicklung verdient und nicht als Freiluftmuseum fungieren möchte. Genauso wie die Oldtimer auf Kuba für die Touristen pittoreske Gefährte sind, für die Fahrer aber eine Qual.
The trends in recruiting for 2024
vor 7 Monaten
2 Kommentare:
Ich bin ein Freund schlaglochfreier Straßen. Hoffentlich wird bald auch mal die TRAKIA (südbulgarische Autobahn) fertig gestellt, damit man von Sofia schneller ans Meer kommt!
Meiner Meinung nach hat das wirklich 'Flair', ich wuerde manche Gebaeude und die Strassen hier auch vermissen.
Vor allem aber auch die Mentalitaet mancher Leute hier. Fuer mich ist es immer wieder lustig zu sehen, wenn Bedienungen unverschaemt unfreundlich sind :D In Deutschland wuerde sich das eine Bedienung nie leisten!
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