Und er heißt Boyko Metodiev Borisov, geboren am 13. Juni 1959 in Bankya, in der Nähe von Sofia. Seit 2005 ist er Bürgermeister von Bulgariens Hauptstadt Sofia. Diesen Job wird er bald wechseln und auf den Sitz des Premier Ministers Platz nehmen. Er wird somit der 50. Premier Bulgariens. Nicht schlecht für einen ehemaligen Feuerwehrmann und Karatekämpfer. Außerdem war er als Bodyguard des kommunistischen Diktators Todor Shivkov und des letzten "Messias" Zar Simeon Sakscoburgotski. Er ist nicht verheiratet, lebt aber mit Tsvetelina Borislavova zusammen, Vorstandsvorsitzende der SIBank und eine der reichsten Frauen des Landes. Immerhin eint ihn das mit dem Vorgänger Sergei Stanichev, der ebenfalls seine langjährige Lebensgefährtin Elena Yoncheva, eine Journalistin, noch nicht ehelichte. In Bulgarien sind "wilde Ehen" jedenfalls kein Karrierehindernis in der Politik.
Borisovs deutlich geäußerte Abneigung gegen die Sozialisten (BSP) speist sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass sein Großvater bei dem Putsch der Kommunisten 1944 hingerichtet wurde. Dieser Vorfall beeinträchtigte auch sein Lebensweg während des Sozialismus.
Boyko Borisov wird in den Medien immer als Nichtformaler Parteichef seiner Partei GERB (Akronym für "Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens"). Das erklärt sich aus der Verbot, gleichzeitig Bürgermeister und Parteichef in einer Person zu sein. Premier Minister und Parteichef geht allerdings. Die Partei war bisher noch nicht im Parlament vertreten. Was aber nicht zu ihrem Nachteil gereicht hat. Viele Wähler werden sie wohl genau aus diesem Grund gewählt haben. Sind sie doch die Korruptionsfälle, Einfrierung von EU-Fördergeldern und Klientelismus der Vorgängerregierung überdrüssig. So sehr, dass sie eine unbekannte Partei mit 39.71% zur stärksten Kraft wählen. Sie erhält somit 116 der 240 Parlamentsmandate und hat die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Als Koalitionspartner stehen wohl die Mitte-Rechts Parteien von der blauen Koalition und/oder die Partei von Yane Yanev, Ordnung, Gesetz und Gerechtigkeit, die mit einem klaren Anti-Korruptions-Wahlkampf immerhim 4% erreichte, und somit knapp die Hürde ins Parlament geschafft hat.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Die Galevi-Brüder wurden nicht gewählt, müssen aber vorerst auch nicht zurück ins Gefängnis. Sie haben jeder 50.000Leva Kaution hinterlegt und solange sie nicht gegen die Auflagen verstoßen, dürfen sie frei herumlaufen. Diese Auswüchse zeigen, dass das Wahlgesetz in Bulgarien einer Überarbeitung bedarf.
Pozdravi
Ivan