29.08.2009

Die neue Regierung

Die neue Regierung Bulgariens ist nun seit gut 4 Wochen im Amt und gut damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Vorgängerregierung zu aufzuräumen und das Land durch die bereits eingetretene Wirtschaftskrise zu bringen. Größter Trumpf dabei ist wohl der neue Finanzminister Simeon Djankov, ein ehemaliger Weltbanker und Spezialist für Krisenfälle. Er zählt zu den 100 meist zitierten Ökonomen weltweit. Unter den weiteren Ministern ist Bozhidar Dimitrov nicht unumstritten. Er wurde als Minister ohne Portfolio berufen und soll sich insbesondere um Bulgaren im Ausland kümmern. Allerdings hat er eine Vergangenheit als Stasi-Spitzel (u.a. im Vatikan). Zuletzt Direktor des Nationalen Historischen Museums (siehe Wikpedia-Artikel) und hat sich mit teils polemischen Schriften einen Namen gemacht (u.a. Die zehn Irrtümer über Mazedonien). Immerhin konnte er sich in seiner Heimatstadt Burgas gegen den Führer der rechtsnationalistischen Partei Ataka Volen Siderov durchsetzen.
In den letzten Wochen werden fast täglich Rücktritte von Ministerialen und Top-Beamten, die unter der sozialistischen Regierung eingesetzt wurden, gemeldet. Außerdem kommen zahlreiche Fälle von Verschwendung, Amtsmissbrauch und handfester Korruption zu Tage, wie überteuerte Renovierungen von Ministerien. Borisov scheint sein zentrales Wahlkampfversprechen mit der Korruption im Lande aufräumen zu wollen, Taten folgen zu lassen. Gestern veranlassten Borisov die rosa lackierten BMWs des Verteidigungsministerium dazu, die sexuelle Orientierung der Generäle in Frage zu stellen. In den Büchern stehen die Fahrzeuge übrigens mit grauer und schwarzer Lackierung (siehe Novinite.com). Solche medienwirksamen Auftritte sind ganz nach Geschmack des neuen Premiers. Dies schlägt sich auch in den Umfragen nieder, die der bisherigen Arbeit der Regierung durchweg gute Werte vergeben, auch wenn die persönliche Situation vieler Bulgaren als prekär zu bezeichnen ist (siehe wieder novinite.com).
Nach Ansicht vieler Experten soll Bulgarien in diesem Herbst und Winter besonders stark von der Krise getroffen werden. Der Finanzminister sieht die früheste Erholung im Frühjahr 2010 (siehe novinite.com). Alles in Allem kann man der neuen Regierung nur alles erdenklich Gute wünschen!

Hier noch ein Link zum Special über den bulgarischen Regierungswechsel in der Deutschen Welle:

Pozdravi
Ivan

Gesicht der Krise!

 
 
 
 

Nach der Sommerpause meldet sich Suxilandia wieder zurück. Diesmal aus Veliko Tarnovo. Die beigefügten Bilder stammen von der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses, wo meine Schwiegereltern wohnen. Wie man deutlich erkennen kann, ist ein Teil des Gebäudes ausgebaut, die andere Hälfte ist eine Bauruine. Als mit der Planung und des Baus begonnen wurde, war die Welt noch in Ordnung und man hoffte auf gute Gewinne durch den Verkauf von Ladenflächen und Wohnungen. Man muss dazu sagen, dass man von dort einen tollen Blick über Stadt und Land hat. Dann kam die weltweite Finanzkrise und man konnte nicht genug Wohnungen vorverkaufen. Vor der Krise war es in Bulgarien üblich, unfertige Wohnungen zu kaufen. Viele haben sich auf diese Weise ein Vermögen verdient, indem sie sie später teuer weiterverkauften. Dieser Markt ist mittlerweile komplett zusammengebrochen, da keiner weiß, ob der Bauträger nicht plötzlich pleite geht, bevor das Gebäude steht.
In diesem Fall, hat er wohl rechtzeitig die Reißleine gezogen. Was geblieben ist, ist eine hässliche Bauruine. Keiner weiss, ob sie jemals zu Ende gebaut oder abgerissen wird. Und die Leute, die dahiner wohnen, müssen fortan durch Beton in die Berge schauen. Im ganzen Land finden sich solche unansehnlichen Betongerippe von früheren Krisen. Nach der Krise ist vor der Krise.

Pozdravi
Ivan
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