Die neue Regierung Bulgariens ist nun seit gut 4 Wochen im Amt und gut damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Vorgängerregierung zu aufzuräumen und das Land durch die bereits eingetretene Wirtschaftskrise zu bringen. Größter Trumpf dabei ist wohl der neue Finanzminister Simeon Djankov, ein ehemaliger Weltbanker und Spezialist für Krisenfälle. Er zählt zu den 100 meist zitierten Ökonomen weltweit. Unter den weiteren Ministern ist Bozhidar Dimitrov nicht unumstritten. Er wurde als Minister ohne Portfolio berufen und soll sich insbesondere um Bulgaren im Ausland kümmern. Allerdings hat er eine Vergangenheit als Stasi-Spitzel (u.a. im Vatikan). Zuletzt Direktor des Nationalen Historischen Museums (siehe
Wikpedia-Artikel) und hat sich mit teils polemischen Schriften einen Namen gemacht (u.a. Die zehn Irrtümer über Mazedonien). Immerhin konnte er sich in seiner Heimatstadt Burgas gegen den Führer der rechtsnationalistischen Partei Ataka Volen Siderov durchsetzen.
In den letzten Wochen werden fast täglich Rücktritte von Ministerialen und Top-Beamten, die unter der sozialistischen Regierung eingesetzt wurden, gemeldet. Außerdem kommen zahlreiche Fälle von Verschwendung, Amtsmissbrauch und handfester Korruption zu Tage, wie überteuerte Renovierungen von Ministerien. Borisov scheint sein zentrales Wahlkampfversprechen mit der Korruption im Lande aufräumen zu wollen, Taten folgen zu lassen. Gestern veranlassten Borisov die rosa lackierten BMWs des Verteidigungsministerium dazu, die sexuelle Orientierung der Generäle in Frage zu stellen. In den Büchern stehen die Fahrzeuge übrigens mit grauer und schwarzer Lackierung (siehe
Novinite.com). Solche medienwirksamen Auftritte sind ganz nach Geschmack des neuen Premiers. Dies schlägt sich auch in den Umfragen nieder, die der bisherigen Arbeit der Regierung durchweg gute Werte vergeben, auch wenn die persönliche Situation vieler Bulgaren als prekär zu bezeichnen ist (siehe wieder
novinite.com).
Nach Ansicht vieler Experten soll Bulgarien in diesem Herbst und Winter besonders stark von der Krise getroffen werden. Der Finanzminister sieht die früheste Erholung im Frühjahr 2010 (siehe
novinite.com). Alles in Allem kann man der neuen Regierung nur alles erdenklich Gute wünschen!
Hier noch ein Link zum Special über den bulgarischen Regierungswechsel in der
Deutschen Welle:
Pozdravi
Ivan