Im Alltag stößt man immer wieder auf deutsche Lehnwörter aus dem Deutschen. Es handelt sich dabei um Begriffe aus dem Handwerklichen, Gastronomischen und anderen Lebensbereichen. Teilweise fand aber auch eine semantische Verschiebung statt, so dass es teilweise zum Auftreten von "false friends" kam. Also Wörtern, die auf den ersten Blick dasselbe bedeuten, aber eigentlich was anderes darstellen. Bekanntes Beispiel aus dem Englisch/Deutschen: become.
"I become a Steak" könnte den englischsprachigen Kellner zum Schmutzeln bringen, aber dem Gast kein Steak.
Die deutschen Entlehnungen sind auf die engen deutsch-bulgarischen Beziehungen zurückzuführen. 1879 ernannte man den deutschen Prinzen Alexander von Battenberg zum ersten Fürsten Bulgariens, acht Jahre später wurde der in Wien geborene Prinz Ferdinand aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha zum Thronfolger gewählt. Sein Nachfahre Simeon Sachscoburggotski wurde im Jahre 2001 zum Ministerpräsident gewählt, nachdem er aus seinem spanischen Exil nach Bulgarien zurückkehrte. Seine Partei ist nach wie vor an der Regierung vertreten.
Die deutschen Lehnwörter lassen sich grob in folgende Sachgebiete einteilen:
Technik und Handwerk:
Bohrmaschine, Dübel, Beize, Lack, Gipskarton, Meister (wobei hier Handwerker grundsätzlich Meistor genannt werden, mit oder ohne Meisterbrief), Schiebedach, Schnur
Natur und Tiere:
Dackel, Spitz, Pudel, Mops, Landschaft
Haushalt und Essen:
Backpulver, Gries, Schnitzel, Strudel, Brezel, Leberkäs
Sonstiges:
Witz, Kurort, Kapellmeister, Edelweiß, Trauer
"False friends:
- Mit Anzug bezeichnet man hier keinen dunklen zwei- oder dreiteiler mit Krawatte und Hemd sondern vielmehr die in Bulgarien sehr beliebten Sport-Anzüge. Kostüm ist hingegen das förmliche Kleidungsstück. In Deutschland jedoch nur für das weibliche Business-Kostüm reserviert.
- Kufer klingt im ersten Moment nach Koffer, damit ist aber der Eimer gemeint (Kufer za bukluk ist der Mülleimer)
- Kilar klingt stark nach Keller, ist im bulgarischen Haushalt aber eher eine Abstellkammer. Der Keller im Untergeschoss wird Meze genannt. Sicher, die Bedeutung ist naheliegend, aber ein Unterschied ist da.
Ich werde weiterhin meine Augen und Ohren nach weiteren deutschen Lehnwörtern offen halten und hier in loser Reihe vorstellen.
Das nächste Mal vielleicht auch in kyrillischer Schreibweise.
Pozdravi
Ivan